• Tag 214, 204 Km/28310 Km

    31. maaliskuuta, Angola ⋅ ☀️ 23 °C

    Als ich am Morgen wach werde ist es vollkommen windstill. Ich weiß, die Überfahrt nach Tigres wird klappen. Wir lassen das Schlauchboot zu Wasser und fahren durch die Meerenge, erreichen die Insel nach einer guten halben Stunde, halten mit dem Boot direkt am Ufer der Geisterstadt. Als ich die ersten Schritte über die Insel laufe denke ich noch, in der Ferne Personen zu sehen, doch so ist es nicht. Die Insel ist vollkommen verlassen. Es gibt eine Kirche und einen Kinosaal, Wohnhäuser zieren die einstigen Straßen. Die Sanddünen sind aktuell dabei, die Gebäude zu verschlucken, alles verfällt nach und nach. Durch die vollkommen menschenleeren Straßen zu laufen fühlt sich fast schon angsteinflößend an, als hätte es einen Atomkrieg gegeben und ich bin der letzte Überlebende der nun durch eine der zerstörten Städte läuft. Auf der ganzen Insel riecht es stark nach Verwesung durch die hier verendeten Tiere. Ein Stück außerhalb vom ehemaligen Stadtkern liegt die verlassene Fischfabrik, rote Schornsteine aus Backstein stehen zwischen den Fabrikgebäuden, drohen durch Wind und Erosion bald einzustürzen. Ich traue mich eines der Fabrikgebäude zu betreten, die Maschinen stehen noch genauso da wie zu dem Zeitpunkt, wo man hier alles aufgegeben hat. Es macht den Eindruck, als hätte vor einigen Jahren jemand verkündet: "Wir verlassen heute die Insel, das letzte Boot legt in 30 Minuten ab!".
    Ich besteige den Kirchturm, der Boden der schmalen Wendeltreppe hat Brüche, trägt mein Gewicht aber. Ich muss gestehen, ich hab abgewartet bis der Dickste der 5 Personen der kleinen Reisegruppe oben war ohne einzubrechen.
    Schließlich verlassen wir Tigres und da Dünen, Meerenge und Geisterstadt wohl noch nicht reichen, begegnen wir auf dem Rückweg einer großen Kolonie Seehunde auf einer der Sandbänke. Dass beim Verlassen der Dünen Delfine und Wale nah an der Küste schwimmen und immer wieder zu sehen sind, ist schon fast zu viel für einen Ort.
    Die Rückfahrt ist schwieriger als die Hinfahrt, wir waren zu lange auf der Insel und die Flut kommt, zum Teil schwappen die Wellen des Meeres schon bis unter das Fahrzeug, der befahrbare Streifen ist stellenweise nicht viel Breiter als Heiner selbst. Eines der Fahrzeuge dreht sich bei der hohen Geschwindigkeit im Sand, niemandem ist etwas passiert, das Fahrzeug hat sich auch glücklicherweise nicht überschlagen. Wir buddeln und ziehen das Fahrzeug mit einem der anderen PKW heraus, alles muss schnell gehen. Wenn der verantwortliche Guide anfängt zu rennen um die Schaufeln zu holen oder das Seil anzubringen weiß man, dass man sich beeilen muss. Die Dünen werden schließlich flacher, irgendwann gäbe es auch einen Weg weg vom Strand, wir fahren noch einen kurzen Umweg um eines der Schiffswracks zu besichtigen, welches hier vor Jahren auf Grund gelaufen ist und mittlerweile vom Sand zur Hälfte verschluckt wurde.
    Dann geht es raus aus dem Nationalpark, ich verlasse die kleine Reisegruppe und fahre zurück zu Patrick, der mich am Nachmittag mit selbstgemachter Pizza zurück in seinen Hof lockt. Was für ein unglaublicher, einmaliger Ort dieser Nationalpark doch ist. Dabei habe ich die beiden eigentlichen Highlights des Parks noch gar nicht gesehen. Wie gut, dass ich bei Patrick so lange übernachten kann, wie ich möchte.
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