• Tag 275, 0 Km/39518 Km

    31 mai, Namibie ⋅ ☀️ 27 °C

    Swakopmund besteht nicht ausschließlich aus pikfeiner Strandpromenade und herausgeputzten Boulevards, es gibt einen großen Township - einen Slum - unweit vom Stadtzentrum. Um diese Ecke von Swakopmund zu besichtigen, ist es ratsam, einen der örtlichen Anwohner als Führer zu zahlen. Genauso geschieht es also, Treffpunkt: 09:00 Uhr vor der Campsite. Wir stehen bereit doch niemand erscheint. Um 20 Minuten nach 9 Uhr rufe ich den Tourguide an, wir haben erst am Vorabend miteinander gesprochen und eigentlich war alles soweit klar. "Es ist ein Fahrer auf dem Weg um euch abzuholen." Heißt es. Um halb 10 klingelt erneut das Telefon, eine Frau ruft an die uns nun durch das Township führen möchte. "Ach 09:00 Uhr? Ich dachte um 10?!?!" Heißt es. Gut, also warten wir bis 10:00 Uhr. Um 5 Minuten nach 10 klingelt erneut das Telefon. "Es dauert noch 5 Minuten, der Verkehr ist heute sehr dicht..." Wie soll es auch anders sein, in einer Stadt mit 75.000 Einwohnern. Aus den 5 Minuten werden dann 25, auch wenn es schon lange nicht mehr zu spüren war bin ich noch immer in Afrika.
    Die folgende Tour durch das Township ist entgegen der Wartezeit schließlich sehr spannend und voll von Informationen, zwei Drittel der Einwohner von Swakopmund wohnen hier, oft in einfachen Behausungen. Die Apartheid ist angeblich seit Jahrzehnten nicht mehr existent, der Anteil der Farbigen im Township jedoch auch heute noch 100%.
    Für Afrika typisch gibt es hier statt Boutiquen wie im Stadtzentrum Freiluftmärkte, statt Häuser aus Stein Wellblechhütten. Viele Einwohner schuften in den Uraniumminen rund um Swakopmund für einen Hungerlohn, können sich nicht mehr leisten als eine der kleinen Hütten. Die unzähligen Wettbüros im Township sorgen dann für den Rest, man könnte meinen es sollen möglichst wenige den Sprung ins hauptsächlich 'weiße' Stadtzentrum schaffen. Wir dürfen in eines der wenigen gemauerten Wohnhäuser, hier lebt eine der lokalen Herero-Frauen. Sie glaubt an Gott, was schon die Einrichtung beweist. Neben dem kleinen Fernseher gibt es kaum etwas von Wert in der kleinen Wohnung, im Hof wohnen zwei weitere Personen in hölzernen Bretterverschlägen, untervermietet für wenige Dollar pro Monat. Der Genozid der deutschen Kolonialherren an der lokalen Bevölkerung wird thematisiert, um die Schuld etwas geringer ausfallen zu lassen hat die deutsche Regierung hier zwei Schulen errichtet.
    Wir essen in einem der einfachen Restaurants zu Mittag, genauso wie es die lokale Bevölkerung tut. Es gibt Pap, eine Mischung aus Hirse und Wasser, dazu drei Toppings...: Bohnen, Spinat und geröstete Würmer. Bohnen und Spinat schmecken wie Bohnen und Spinat so schmecken, die Würmer sind trocken und schmecken nach Knoblauch und Gewürzen. Wir lassen etwas Geld für die Community in Form einer Spende da und fahren ins Stadtzentrum zurück.
    Am Nachmittag probieren wir eine der vier (!) Brauereien der Stadt aus, der Beigeschmack, den es nach dem Vormittag bei Bier und Burger an der Strandpromenade gibt, ist dabei kostenfrei.
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