Skopjie
September 4, 2022 in North Macedonia ⋅ ☁️ 29 °C
Die Stadt der tausend Statuen. Das kleine Las Vegas oder auch Paris. Die Stadt hat viele Namen und wird ihnen allen gerecht.
Nach einer umständlichen Busfahrt, wobei vor allem der Zoll wieder einmal den umständlichen Teil ausmachte, kamen wir spät am Abend in Skopje an und checkten ins Shanti Hostel ein. Dieses sollte sich noch als kleine Oase für eine super Zeit herausstellen.
Als erstes gingen wir am nächsten Tag auf eine Free Walking Tour mit dem coolsten Tourguide Zoran, was mehr Glück als Verstand war, da wir aus Versehen zur falschen Walkingtour gestossen sind. Zoran zeigte uns während 3,5 Stunden (wohl die längste Walkingtour meines Lebens) die ganze Stadt und erzählte uns die ganze Geschichte seines gebeutelten kleinen Landes, das einst unter der Führung von Alexander dem Grossen oder eben Alexander von Mazedonien ein Weltreich war. Heute zählt das kleine Land noch 1,8 Millionen Einwohner, die seit 1991 nach hunderten Jahren der Unterdrückung durch verschiedene Mächte endlich seine Freiheit erlangte. Interessanterweise sogar als einziges Land von Ex-Jugoslawien, das dafür keine einzige Kugel verschoss. Sie stimmten einfach ab und 94 % stimmte für den Austritt aus Jugoslawien.
Bis dahin durften sie nur Ganzkörperstatuen des Kommunistenführer aufstellen. Das änderte sich mit der Freiheit und das nutzten sie auch aus. Hunderte, wenn nicht tausende zum Teil lächerlich riesige Statuen von Führern und Kämpfern aus den letzten 2 Jahrtausenden zieren die gesamte Stadt.
Seit 1991 versuchen sie auch der EU beizutreten. 1997 mussten sie dafür den Griechen zuliebe ihre Flagge ändern, vor einem Jahr ihren Namen und nun beanspruchen die Bulgaren auch noch die Mazedonische Sprache als ihre. Und da Bulgarien stets das Veto einreicht in der EU, stimmte die Regierung von Mazedonien Gesprächen zu, um die Sache zu regeln. Nur, wenn sie anerkennen würden, dass Mazedonisch tatsächlich nur ein Dialekt des Bulgarischen wäre, würden sie dadurch ihre gesamte Literatur und Kulturschätze an die Bulgaren verlieren.
Deshalb gab es auch erst vor kurzem wieder grosse Proteste in Skopje. Und die Mazedonier wissen, wie man protestiert. Friedlich aber gründlich. Das Parlamentsgebäude ist noch immer von den Eierflecken und den Schäden durch die fliegenden Backsteine gezeichnet. Vor einigen Jahren war zudem die ganze Stadt in Farbe getaucht, sämtliche Gebäude, Statuen und Sicherheitskräfte bekamen einen neuen Anstrich durch Farbballone. Es kam aber nie zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Demonstranten.
Nach der Walkingtour probierten wir einige traditionell mazedonsiche Speisen. 😍 Ich liebe es. Wir assen zusammen mit einem Usbekistaner, mit dem wir dann danach auch das Riesen-Kreuz besichtigten, das den Hausberg von Skopje ziert und von überall ersichtlich ist. Bus war gratis, da Sonntag. Die Gondel kostete etwa 1,40 CHF.
Zurück im Hostel lernten wir unsere Mit-Residenten kennen und gründeten unsere kleine „Familie“, wir Siah aus Wales sie später zu nennen pflegte. Da gerade ein Bier-Festival in Skopje stattfindet, wurde nicht lange diskutiert, wo wir den Abend verbringen. Live-Musik, Bier und - Regen. 270 Sonnentage im Jahr und genau jetzt regnet es. Naja, das Bier war gut.
Am nächsten Tag gingen wir mit unserer kleinen Familie (Dylan Irländer, Siah Wales, Gonxo Spanier ein Israeli und eine Litauen, die Namen weiss ich nicht mehr 😁) zum berühmten Matka Canyon. Mit dem Bus bis zum Canyon, zu Fuss bis zum Fluss, mit dem Kanu bis zur Höhle, die angeblich eine der Tiefsten Höhlenseen der Welt haben soll. Ich hab’s nicht nachgeprüft, schien aber tief zu sein. Bis 200 Meter ist jemand getaucht, es soll aber noch viel tiefer sein. Angeblich soll man da unten Fische gefunden haben, die der Menschheit bis dahin völlig unbekannt gewesen sein sollen. Auch das habe ich nicht nachgeprüft. Ich war schon mit der Umgebung über dem Wasser vollends zufrieden.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass wir das Land garnicht auf der Karte hatten. Wir wollte nur nach Albanien und mussten halt da durch, wurden dann aber sehr positiv überrascht. Die Natur ist atemberaubend, die Leute herzlich, das Essen phänomenal. Und das alles zu mehr als nur erschwinglichen Preisen. Es gefällt uns so sehr, dass wir eine Nacht länger als geplant in Skopje blieben und nun auf dem Weg zu dem kleinen See-Städtchen Ohrid sind.Read more





