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  • Day 54–56

    La Paz

    April 22 in Bolivia ⋅ ☀️ 21 °C

    La Paz ist eine verrückte Stadt, die uns in den letzten 3 Tagen ans Herz gewachsen ist. Sie ist laut, chaotisch, vielerorts ärmlich und weder charmant noch schön. Und trotzdem hat diese Stadt viel zu bieten.

    Da ist einerseits das weltweit längste Seilbahnnetz, Mi Teleférico. Es erstreckt sich momentan über 30km mit 10 Linien und 26 Stationen und ist ein alltägliches Transportmittel wie bei uns Bahn und Bus. Wir verbringen einen ganzen Nachmittag damit über verschiedene Stadtteile zu gleiten, während unten das hektische Leben stattfindet. Jede Gondel verfügt über Solarpanels und anscheinend kann das Netzwerk so günstig betrieben werden, dass eine Fahrt pro Linie gerade mal 2 Bolivianos kostet, also etwa 20 Rappen. Wir sind begeistert davon, wie schnell und komfortabel man damit in dieser riesigen Stadt rumkommt, und verstehen nicht, wieso nicht viel mehr Städte das ausprobieren.

    Natürlich nehmen wir auch in La Paz an einer Free Walking Tour teil, die es in sich hat. Wir erfahren viel über die tragikomischen Ereignisse der noch relativ jungen Geschichte der bolivianischen Demokratie, die wir hier unmöglich gebührend wiedergeben können. Wir empfehlen allen wärmsten eine kurze Internetrecherche, denn ein fiktiver Krimi könnte nicht spannender sein. Da plündern Präsidenten die Nationalbank bevor sie sich in die USA absetzen, nur um einige Jahre später zurückzukommen und wiedergewählt zu werden. Da will ein wütender Mob das Gebäude des Präsidenten stürmen, der daraufhin die Armee aufbietet um mit Scharfschützen in die Menge zu schiessen, was wiederum die Polizei dazu bewegt zum Schutz der Bevölkerung eigene Scharfschützen gegen die Armee einzusetzen. Gemäss unserem Guide ist die Bevölkerung heute politisch so gespalten wie nie und er prophezeit kriegsähnliche Zustände für die kommende Wahl 2025. Wir schlucken nur leer als wir das hören.

    La Paz ist die drittgrösste Stadt Boliviens. Die Zweitgrösste heisst El Alto und grenzt direkt an La Paz auf einem Hochplateau auf 4000m. Entstanden ist El Alto, weil sich arme Menschen zunehmends kein Leben in La Paz leisten konnten und daher gehört El Alto zu den Gebieten mit der grössten Armut. Hier erkunden wir auf unserer Walking Tour die bekannten Hexenmärkte, wo allerlei Opfergaben von speziellen Schamanen dem Geist der Natur, Pachamama, geopfert werden. Einzige Berufsqualifikation für Schamanen ist übrigens mindestens einmal vom Blitz getroffen worden zu sein. Wir erfahren, dass unter praktisch jedem Haus ein Lamababy einbetoniert ist. Diese werden geopfert, damit deren Geist Pachamama täuscht und glauben lässt, das Gebäude sei Teil ihrer Natur und müsse darum beschützt werden. Bei grösseren Gebäuden müsse auch mal ein Mensch dafür herhalten, was aber bei all den Obdachlosen kein Problem sei, erklärt unser Guide und erfreut sich an unseren entsetzten Gesichtern. Ob das nun ein Scherz war oder nicht, lässt er offen.

    Es gäbe von den 3 Tagen in La Paz noch viele weitere Geschichten zu erzählen, die ein halbes Buch füllen, und den Rahmen hier sprengen würden. Nur soviel: Uns geht es gut und wir freuen uns auf die kommende Woche im Dschungel. Danach werden wir nochmals einige Tage in La Paz verbringen. Wir freuen uns schon.
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