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  • Day 6

    Dogenpalast XI

    June 8, 2015 in Italy ⋅ ⛅ 30 °C

    Von der Seufzerbrücke gelangte man in den Gefängnistrakt.

    in prominenter Bauteil des Dogenpalastes von literarischer Bedeutung ist das Gefängnis, das auf zwei Gebäude verteilt ist – beide Teile sind durch die Seufzerbrücke verbunden. Im Dogenpalast selbst befanden sich einige ausgesprochen feuchte Gefängniszellen im Erdgeschoss, die berüchtigten 19 „Pozzi“, und weiter oben die sechs oder sieben Piombi, die sogenannten Bleikammern direkt unter dem bleigedeckten Dach – daher der Name.

    Die im Dogenpalast befindlichen Zellen waren ausschließlich für Staatsgefangene und Hochverräter bestimmt. Für den üblichen Justizvollzug gab es eigene Gefängnisse im Stadtgebiet.

    Die Bleikammern

    Unter dem mit Blei gedeckten Dach, oberhalb der Sala dei Inquisitori, lagen die berüchtigten Piombi. Sie waren nur für die Gefangenen des Rates der Zehn und der Staatsinquisitoren bestimmt. Die insgesamt nur sechs oder sieben Zellen sind durch ihren bekanntesten Insassen Giacomo Casanova (1725−1798), der die Lebensbedingungen in seiner engen und niedrigen Zelle in der Erzählung Geschichte meiner Flucht anschaulich beschrieben hat, weltberühmt geworden.[12] Belüftet nur durch ein kleines Gitterfenster in der Tür, wurde die Hitze unter dem Bleidach schnell unerträglich. Für Möblierung und Verpflegung hatten die Häftlinge jeweils selbst aufzukommen.

    Die Pozzi

    1531 hatte der Große Rat eine Restaurierung des zum Rio del Palazzo gelegenen Flügels beschlossen. In diesem Zusammenhang wurde im Erdgeschoss ein neues Gefängnis für die Häftlinge gebaut, die in die Zuständigkeit des Rates der Zehn fielen. Der Trakt war durch eine Treppe direkt mit dem Amtszimmer der drei Capi dei Dieci verbunden.

    Der I Pozzi (ital.: die Brunnen) genannte Kerker ist aus istrischen Steinblöcken erstellt, enthält 19 Zellen, die entlang eines Korridors längs der Außenwände sowie in einem doppelten mittleren Zellenblock angeordnet sind. Türen und Luftschächte öffnen sich nur auf die Korridore. Die Zellen sind jeweils am Architrav über den Türen mit einer spiegelverkehrt eingemeißelten römischen Ziffer gekennzeichnet. Die Zellen waren vollständig mit Holz verkleidet und mit einer Pritsche aus Steinblöcken und Holzbohlen ausgestattet. Wegen der Lage im Untergeschoss standen die Zellen, vor allem bei Acqua alta, mit Ausnahme der Steinpritschen häufig unter Wasser.

    Die neuen Gefängnisse

    Wegen der immer zu knappen Zahl von Haftzellen im Dogenpalast selbst wurde ab 1563 ein neues Staatsgefängnis, die prigioni nuove geplant. Entworfen und ausgeführt von Antonio da Ponte und Antonio Contin, mit dem Palast durch den 1603 fertiggestellten Ponte dei sospiri (die sogenannte „Seufzerbrücke“) verbunden, war der Bau 1610 fertiggestellt und voll funktionsfähig. In den Räumen zum Rio waren die Amtsräume der Signori di notte al criminal untergebracht. Die „Herren der Nacht“ waren eine Sicherheitspolizei, die für die öffentliche Sicherheit der Stadt zuständig war, die ersten Verhöre bei Verhaftungen durchführte, die Folter überwachte oder vornahm. Die Gefängniszellen selbst waren in einem Innenhof in drei Stockwerken angeordnet, um die ein Gang für die Wachen lief. Die Haftbedingungen waren im Vergleich zu den alten Gefängnissen und zu den üblichen Gefängnisräumen der Zeit ein deutlicher Fortschritt. Die einzelnen Zellen waren höher und größer als in den pozzi und piombi, sie waren trocken und wegen größerer Luken zum Gang auch besser mit Tageslicht beleuchtet.

    Die um 1600 erbaute Seufzerbrücke, wie die Brücke seit dem 19. Jahrhundert genannt wurde, verdankt ihren Namen angeblich den letzten Seufzern, die die Delinquenten für lange Zeit, wenn nicht für immer, dem Tageslicht hinterher weinten. Sie ist über ihre gesamte Länge durch eine Mauer in zwei separate Gänge geteilt. Dadurch konnten die zu den Verhören geführten Gefangenen keinen Blickkontakt miteinander aufnehmen.
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