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  • Dag 97

    Saint-Jean-Pied-de-Port

    5. juni 2023, Frankrike ⋅ ☁️ 23 °C

    Ich könnte nie die richtigen Worte finden, um die Stimmung in dieser Stadt zu beschreiben. Menschen aus aller Welt kommen hierher, um auf eine Reise aufzubrechen, die für viele die Reise ihres Lebens ist. Die Luft ist voller Aufregung und Erwartung und die Altstadt vibriert vor Aufbruchsstimmung.
    Zu Fuß hier anzukommen ist ein surreales Gefühl. Ich erreiche alleine die Jakobspforte, die in die Altstadt führt. Am Straßenrand sitzt eine Pilgerin mit dunklen, kurzen Locken, die ich in der letzten Woche mehrmals gesehen habe, aber mit der ich nie wirklich geredet habe, und die trotzdem aus irgendeinem Grund meinen Namen weiß. Ich hab nie gefragt, woher. Jedenfalls sagt sie herzlich "Welcome", als ich vor der Pforte erscheine.

    Ich erledige Besorgungen in dem selben Shop, in dem ich meiner Erinnerung nach 2015 meinen berühmten Stock gekauft habe, und warte dann ewig, im Pilgerbüro dran zu kommen. Dort bekomme ich zu meiner Freude aber ausgezeichnete Infos über den Weg, der mich in 75km bzw. 3 Tagen an die Küste führen wird. Das bedeutet, dass ich meinen 100. Tag in Irún feiern kann!
    Anschließend checke ich in der Gîte Beilari ein, wo ich 2021 schon übernachtet habe, am Beginn meines letzten Caminos. Damals war außer mir nur eine einzige Pilgerin da. Heute füllt sich die Herberge ausgezeichnet und wir haben einen richtig tollen Abend. Joseph, der Gastgeber, und Joseph, der Volontär, geben sich wahnsinnige Mühe und nach einer interessanten Vorstellungsrunde werden wir köstlich vegetarisch verköstigt. Hanneke, die schon seit zwei Monaten unterwegs ist und auch hier übernachtet, und ich sind Gesprächsthema Nummer eins unter den Pilgerneulingen am Tisch und sie verpassen nicht die Chance, uns nach Ratschlägen für den Weg zu fragen. Ich erzähle Geschichten von meinem Weg und zeige dem Paar aus Texas Fotos vom Arlbergpass im März, wobei ich mir selbst immer wahnsinniger vorkomme.

    Nach dem Essen sitzen ein paar von uns noch auf der Terrasse, als Yen, die Dänin, nach draußen kommt, um sich vor dem Schlafengehen von mir zu verabschieden. Zu meiner Überraschung gibt sie mir einen Kuss auf die Stirn.
    "Du wirst das großartig machen, an der Küste", sagt sie. "Hab eine wundervolle Zeit."
    Ich bin gerührt, weil ich die ganze Zeit schon etwas traurig bin, dass von hier aus alle einen anderen Weg einschlagen werden als ich. Aber wenn ich an die spanische Nordküste denke, überkommt mich wieder die Vorfreude. In nur drei Tagen ist es soweit!
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