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  • Day 2

    Der grausame Flug

    December 15, 2023 in Mauritius ⋅ ☀️ 29 °C

    Eine endlos lange Schlange erstreckte sich vor dem Gate, und ich fragte mich, ob wirklich alle Passagiere in das Flugzeug passen würden. Als ich schließlich meinen Platz fand, 23E in der Mitte, stellte ich ernüchternd fest, dass alle Sitze um mich herum bereits besetzt waren. Ich dachte bei mir: "Oh Gott, das kann was werden", aber immer noch besser als der Flug nach Wien. Neben mir saß ein etwa 16-jähriges Mädchen, das auf eine unangenehme Weise stark roch. Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie ich in dem Alter wohl gerochen hatte.

    Ich schrieb eine Nachricht an Zusi: "Puh, das Mädchen neben mir riecht stark unangenehm." Dabei konnte ich Zusi nicht einmal sehen, denn sie saß weit entfernt von mir. Sekunden später erhielt ich eine Nachricht von Zusi: "Komm nach hinten, ich habe eine ganze Reihe für uns."

    Ich konnte es kaum glauben, packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg nach hinten. Dabei schwirrte mir die Sorge, das falsche Essen zu bekommen, im Kopf herum. Zum Glück konnte Zusi eine komplette Reihe für uns organisieren. Als ich bei ihr ankam, empfing sie mich mit einem breiten Grinsen, und ich lächelte zurück.
    Schon bald bauten wir uns unser "Shelter" in der Reihe 39 auf. Ich am Fenster, Zusi am Gang - unsere Wünsche waren in Erfüllung gegangen. Trotzdem konnte ich den Gedanken an mein bestelltes Essen nicht loswerden, und auch Zusi machte sich Sorgen.

    Glücklicherweise waren die Stewardessen sehr freundlich. Eine liebenswerte junge Frau Mitte 20 kam auf uns zu und fragte: "Kann ich noch etwas für Sie tun?" Mit zitternder Stimme fragte Zusi, ob es die Möglichkeit gäbe, dass ich trotzdem das richtige Essen bekäme. Die Stewardess lächelte nur und sagte: "Das ist gar kein Problem."

    Puh, das war gerade nochmal gut gegangen. Der Flug konnte doch nur perfekt werden. Während wir uns die Sicherheitseinweisung anhörten, waren unsere Gedanken natürlich beim Essen. Ich schaute aus dem Fenster, das Flugzeug hob ab. Draußen regnete es, aber mein Herz schlug fest in meiner Brust. Ich war bereit für das Abenteuer "Mauritius".

    Das Flugzeug hob ab, und sehr schnell bekam ich mein veganes Gericht geliefert. Es war wohl die richtige Wahl, denn ich erhielt mein Essen viel früher als alle anderen und genoss es in vollen Zügen. Währenddessen lief "Arielle" auf dem kleinen TV-Display, und die Geschichte berührte mich tief. Es ging um Liebe und das Finden des Seelenverwandten.

    Ich schaute aus der kleinen Flugzeugluke und dachte an meinen Seelenverwandten Sim und unsere Kinder, Freg und Cindy. Wie würde es ihnen wohl ergehen, wenn ich, die liebe und warmherzige Seele, nicht zu Hause wäre und ihnen nicht zeigen könnte, wie schön das Leben sein kann? Die Stewardessen waren alle in der Farbe der Liebe gekleidet. War das ein Zeichen?

    Langsam erhielten auch die letzten Passagiere ihr Essen und beendeten es. Die Stewardessen liefen zum dritten Mal an uns vorbei, und zum dritten Mal gönnte ich mir ein Getränk. Das Leben konnte so schön sein.

    Ich putzte noch schnell meine Zähne, obwohl die Ansage kam, es würde noch einen Snack geben. Doch irgendwann gab ich die Hoffnung auf, nachdem ich eine halbe Stunde gewartet und geschaut hatte. Schon sehr müde, aber satt und glücklich, sah ich das Ende des Films "Arielle", und mein Herz ging auf.

    Es wurde mir warm ums Herz, denn Arielle hatte es doch noch geschafft. Vielleicht würde auch Zusi ihr Happy End auf Mauritius erleben. Egal, was passieren würde, ihr würdet es erfahren.

    Wir versetzten uns noch schnell durch Zusis illegal geschmuggeltes Melatonin-Spray in einen hoffentlich deliranten Zustand. Trotz der 4 Sprühstöße (eigentlich waren nur 2 erlaubt) war die Nacht hart, kurz und ungemütlich, und zur Ruhe kam ich kaum.

    Immer wieder versuchte ich, eine neue Schlafposition zu finden, aber es war schwer und eigentlich kaum möglich, trotz der luxuriösen Lage einer ganzen Reihe für uns. Und dann wurde ich ruckartig wach. Ich konnte meinen Fuß nicht mehr spüren und ihn nicht bewegen. Panik machte sich breit. Ich hatte mich auf den Tisch vor mir gelegt, ohne zu bemerken, dass ich die Blutversorgung meines Beins unterbrochen hatte.

    Ich griff nach meinem Fuß, fühlte nach, es fühlte sich an wie der Fuß einer Puppe oder einer Toten. Panik machte sich breit, aber Gott sei Dank konnte ich meinen Fuß retten, indem ich ihn massierte und das Blut zurückfloss. Es schmerzte wie tausend Nadeln, aber ich war erleichtert.

    Auf der Suche nach einer neuen Schlafposition passierte dasselbe mit dem anderen Fuß. Ich konnte nicht schreien, aber innerlich schrie ich vor Schmerz. Zusi sah für mich friedlich schlafend aus, aber auch das war nur eine Täuschung. Um 3:30 Uhr waren wir beide hellwach. Wir sahen, wie die ersten Frühstücke verteilt wurden, und das Glück lag uns in den Gesichtern.

    Die letzten Stunden unserer Tortur waren vergessen. Und ach, ganz vergessen, aber wichtig zu erwähnen: Gegen 1 Uhr wurden Käsebrote verteilt. Nach einem kurzen Austausch mit Zusi verschwand das Brot in nur Sekunden.

    Die ersten Passagiere öffneten die kleinen Gucklöcher des Flugzeuges, Licht strömte ins dunkle Flugzeug. Noch 1 Stunde und 31 Minuten sollte der Flug dauern. Meine Uhr zeigte 3:40 Uhr, die Ankunftszeit war 6:40 Uhr.

    Jetzt hieß es schnell frühstücken und dann die Landung vorbereiten. Die Stewardessen begannen von vorne nach hinten zu gehen und verteilten das Frühstück. Leider saßen wir ganz hinten, und ich hoffte, dass die anderen Mitreisenden uns nicht alles wegfuttern würden.

    Genau vor unserer Reihe musste die Stewardess noch etwas erledigen, und die 20 Sekunden, die wir warten mussten, kamen uns wie eine Ewigkeit vor. Endlich erreichten sie unsere Reihe, und wir sahen erleichtert, dass es genug Essen für uns gab.

    Es gab warmes Omlette, ein kleines Brötchen und einen kleinen Erdbeerjoghurt. Lecker war es nicht, aber Hauptsache, es füllte unsere zwar noch nicht leeren, aber immer hungrigen Mägen. Gott sei Dank hatte ich mir das Käsebrot aus der Nacht aufbewahrt, so hatte ich mehr zum Essen.

    Wir spielten noch ein wenig "2049" und bevor wir uns versahen, waren wir schon gelandet. Die Insel Mauritius begrüßte uns mit Sonnenschein und trotz der Strapazen lachten wir bei unserer Ankunft auf der Insel.

    Allerdings war die Stimmung zwischen mir und Zusi angespannt. Die Tatsache, dass sie die ganze Nacht gefurzt hatte und ohne Schuhe neben mir im Flugzeug saß, hatte den ohnehin schon unbequemen Flug nur noch unangenehmer gemacht. Ich stieg aus dem Flugzeug aus und fühlte mich zunächst geschwächt. Der ewige Gestank, der durch das Flugzeug zog, löste bei mir und den anderen Mitreisenden starke Kopfschmerzen und Übelkeit aus. Aber so kannten wir Zusi. Die Sonne begrüßte uns trotz allem strahlend auf der Insel Mauritius, und das Abenteuer konnte beginnen.
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