• Da ist unser kleines Naturparadies mit Zauberwald und viel Privatsphäre
    Da macht sogar Kochen SpaßMit Blick auf den verschneiten Hekla einschlafen hat auch was...Oder Ausschau halten im und nach nichtsGeht doch!Im

    Sandartunga Camping

    9 Haziran 2024, İzlanda ⋅ ☀️ 11 °C

    Weiter in Richtung unseres zweiten Campingplatzes, den ich in im WOMO-Reiseführer als besonderen Ort gefunden hatte und mich von der Beschreibung her sofort verliebt hatte. Unterwegs erleben wir eine so vielfältige und unglaublich schöne Landschaft, die ständig wechselt und immer wieder neue neue Überraschungen zu bieten hat. Ab Selfoss verläuft die Straße entlang des Flusses Pjórsá, dem längsten und größten Fluss Islands, vorbei an vielen Pferdehöfen mit weitläufigen Koppeln auf denen Islandpferde gemütlich vor sich hingrasen oder miteinander spielen. Außerdem gibt es sehr großzügige Schafweiden und an zwei Wiesen mit ganz vielen Enten kommen wir auch vorbei.
    Echte Ortschaften (im Sinne von eben von Orten mit mehreren Häusern und Lokalen) gibt es so gut wie keine. Es gibt nur einzelen Häuser, die so etwas wie Einödhöfe sind und zu denen der ganze Grund und die Tiere gehören. Und ansonsten ist wirklich weit und breit einfach nichts.

    Stefan: Ja - von dem Nichts haben sie eine ganze Menge hier in Island, so viel ist jetzt schon klar. Gott sei Dank steht auf dem Weg ins Nichts noch die wie Agnes meint meistfotografierte Kirche der Insel. Spätestens als wir nach unserem Abstecher dorthin wieder weiterfahren, ist sie wirklich die am häufigsten fotografierte geworden, dank Agnes.

    Noch ein ganzes Stück weiter in diesem Nichts ist dann der Campingplatz Sandártunga, der ganz anders als die meisten andere Campingplätze ist: Vor der Ausstattung sehr viel einfacher (keine Duschen, kein Warmwasser, keine Gemeinschaftsräume), dafür die Natur um so großartiger und überwältigender. Die einzelnen Plätze liegen weit verstreut auf einer riesigen Fläche von sicherlich 500-600 Meter x 2 – 2,5km mit vielen Bäumen (für Island auch sehr untypisch und selten) und viel Abstand zwischen den einzelnen Stellflächen, so dass hier Privatsphäre garantiert ist.
    Den Platz, den wir uns aussuchen liegt auf einer Lichtung an einem kleinen Waldstück wo dahinter eine Böschung zu einem Fluss runtergeht. Auf der Lichtung steht ein großer Holztisch mit Holzbänken, sowie eine eigene Feuerstelle. Und das schöne ist, dass es hier absolut ruhig ist. Außer dem leisen Rascheln der Blätter im Wind, dem Zwitschern der Vögel, dem Zirpen der Grillen und dem fernen Rauschen des Flusses ist es absolut still. Der Ort strahlt eine ganz besondere Ruhe und Frieden aus.... da verzeichten wir doch wirklich sehr gerne auf irgendwelche Gemeinschaftsräume und damit auch auf andere Menschen. Außer uns sind nur noch wenige andere Wohnmobile auf dem Platz und dadurch, dass der so groß ist, sieht und hört man davon absolut nichts und hat das Gefühl komplett allein inmitten dieser wahnsinnig schönen Natur zu sein. Herrlich! Die absolut richtige Wahl!

    Stefan: Geschätzt eine Stunde von der Ringstraße weg, trotzdem noch in Tagesausflugdistanz zur Hauptstadt, aber wirklich eine vollkommen verlassene Welt - und leider auch zunächst noch eine ziemlich kalte - das ändert sich am zweiten Tag wohltuend dramatisch. Immerhin gibt es hier einen ersten Drohnentestflug, nachdem wir (Agnes) bei den Wasserfällen schon gesehen haben, dass Drohnen bei den großen Attraktionen wohl verboten sind (aber trotzdem zum Einsatz kommen).

    Am Abend wird der Gaskocher getestet und wir kochen draußen an dem großen Holztisch in der Abendsonne. Es ist zwar etwas kühl und gegen Abend sinkt die Temperatur noch mal deutlich auch wenn die Sonne ja nicht untergeht, aber mit der richtigen Kleidung (viel Merino!) und warmen Jacken ist es durchaus nicht unangenehm. Außerdem entschädigt dieses Gefühl hier inmitten der Natur, bei Vogelgezwitscher, dem Rauschen des Flusses und abendlich orange-rosa schmimmernden Licht zum ersten Mal auf einem Camping-Gaskocher eine Mahlzeit vorzubereiten, einen doch sehr. Trotz aller Romantik und Verklärung ist es aber – ganz pragmatisch gesehen – doch etwas anstrengend, wenn der Wind weht und alle ein oder zwei Minuten die Gasflamme erlischt. Da ist kreative Problemlösung gefragt... außerdem haben wir ja alle Zeit der Welt, so dass Essenkochen dann doch auch mal länger dauern darf... und da es hier nie dunkel wird, hat man auch nicht das Gefühl., dass es spät ist - somit entfällt auch die "früh Abendessen"-Frage (;-)).

    Und irgendwann, viele Stunden später als der schneebedeckte Hekla-Gipfel sich schon in ein zartrosa-lila-farbenes Licht der nächtlichen Stunde und in eine hauchzarte Wolkendecke gehüllt hat, wäre es theoretisch an der Zeit sich von diesem Tag zu verabschieden. Doch qua ausbleibender Müdigkeit und Erschöpfung spüre, genieße und inhaliere ich noch in aller Stille der Nacht diese unbeschreibliche Stimmung und Energie an diesem Ort, spüre all die Wesen, die da draußen sind und lausche den Zikaden, die eigentlich Elfenziegen sind (Erklärung: sie machen eher Meckergeräusche als dass sie zirpen und man sieht sie nicht, weil sie offensichtlich nur in einer anderen Dimension, vielleicht der des verborgenen Hulduvolkes existieren). Ich lasse mich von dem Zauber dieser Nacht mit all ihrer Schönheit berauschen und kann gar nicht genug davon kriegen...

    So sagen wir dann: Danke lieber (wievielter?) Urlaubstag und gleichzeitig heißen wir den morgigen Tag, der schon angebrochen ist, gleichzeitig willkommen!

    MONTAG
    Ein neuer Tag, der sehr vielversprechend anfängt: strahlend blauer Himmel, keine Spur einer Wolke weit und breit zu sehen und strahlender Sonnenschein bei nahezu Windstille. So kann Island also auch sein... Ich (Agnes) war morgens schon sehr früh wach und habe mich leise aus dem Bett rausgeschlichen um einen Spaziergang über den immer noch nahezu leeren Campingplatz zu machen, die Natur und Umgebung weiter erkunden. Allein das Areal des Campingplatzes zu umrunden dauert ca 40 Minuten. Unterwegs hat mich ein zauberhaft schöne Sonnenplatz auf einer Lichtung zum Verweilen eingeladen und ich bin seinem Ruf gefolgt und mich einfach mal für eine halbe Stunde (oder länger?... Zeit spielt keine Rolle hier) niedergelassen und war einfach nur da. Habe die Wärme der Sonne auf meiner Haut gespürt, das Rauschen des Flusses und das sanfte Rascheln der Blätter hat mich in eine Traumwelt jenseits des Hier und Jetzt getragen.... Am liebsten wäre ich für den Rest des Tages hier einfach liegengeblieben und hätte einfach nur mir selbst, der Stimme meiner Seele und der der Natur gelauscht in dem Gefühl an diesem ort von einem tiefen Frieden getragen zu sein.

    Als ich zurückgekehrt bin, ist Stefan auch schon aus seinen Träumen erwacht und hat schon den Frühstückstisch gedeckt – ja, so kann das durchaus bleiben...
    Wir lassen uns durch den Vormittag tragen ohne irgendwelche Pläne oder Ziele, außer zu genießen und sogar (man kann es ja kaum glauben!!!) nahezu komplett entkleidet ein Sonnenbad zu nehmen, Kaffee zu trinken und einfach nur zu immer wieder aufs Neue staunen... nicht zuletzt auch über das Mysterium eines "Geschenkes" das heute Morgen plötzlich da lag und keiner von uns die leiseste Erklärung hat, wo es herkommen könnte. Willkommen im Land der Elfen und Naturgeister, willkommen in diesem Fleckchen Erde mit seinem besonderen Zauber.

    Stefan: Um es für die Nach- und Mitlesenden weniger kryptisch zu machen - dieses Mysterium ist ein Tannenzapfen, der aus dem Nichts plötzlich auf unserer Küchenzeile aufgetaucht war. Von mir kam er nicht, von Agnes auch nicht, gewachsen ist er da auch nicht - also rätselhaft.

    Um die Mittagszeit machen wir uns dann doch auf und wollen die Umgebung ein wenig erkunden (siehe Footprint Haifoss).

    Auf der Rückfahrt haben wir uns noch ganz spontan für Grillen an unserem persönlichen Grillplatz entschieden und dafür unterwegs eingekauft. Und nicht zuletzt um Stefans Defizit "wir haben keinen Grill im Camper dabei" Genüge zu tun 😀.

    Zurück an unserem Platz waren wir doch etwas überrascht, dass die Glut in dem Feuerplatz an war... da kann unmöglich jemand anders zwischendurch dagewesen sein, außer den Elfen und Geistern, die das für uns vorbereitet haben. Da haben wir noch etwas Totholz gesammelt (so ganz archaisch und naturnah) und erst ein Lagerfeuer gemacht und später gegrillt (Lachs und Maiskolben).
    Und dann musste ich noch ausschwärmen und durch den nächtlichen (immer noch hellen) Zauberwald streifen...

    Ich weiß nicht wie spät es war als wir den Tag verabschiedet oder den neuen schon begrüßt haben... es ist eine Zeit außerhalb der Zeit und ein magischer Ort, an dem Schlafen sich sehr relativiert, weil all die Erlebnisse und Eindrücken einen so sehr nähren und be-leben, dass Schlafen bedeutungslos erscheint...

    Stefan: Und unromantischer: Spannend zu beobachten, wie die 24-stündige Helligkeit den Biorhythmus beeinflusst/durcheinanderbringt. Wir sind beide jeden Abend total überrascht, wenn einer auf die Uhr schaut, wie spät es ist. Die Schlafmasken haben wir jetzt zwar nicht mehr an, aber nur in der ziemlichen Abdunklung des Campers kommt sowas wie ein Nachtgefühl auf. An Mittagsschlaf ist durchgehend trotz aller Vorsätze nicht zu denken - das bleibt auch noch eine Weile so...
    Okumaya devam et