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  • Day 76

    Gastfreundschaft, Kino und Sushi

    November 25, 2018 in Albania ⋅ ⛅ 14 °C

    Wir machten uns an diesem Morgen auf um eine Dusche zu suchen und entschieden uns bei einem Campingplatz anzufragen, der ziemlich gut bewertet war. Also fuhren wir Richtung Tirana, bogen aber vorher ab um über eine holprige Straße den Campingplatz zu erreichen. Außer ein paar Hühnern war aber erstmal niemand zu entdecken, den wir hätten fragen können. Also stiefelten wir quer übers Grundstück und riefen, bis eine ziemliche alte Frau aus dem ersten Haus kam und uns auf Albanisch zu verstehen gab, dass ihr Sohn gerade nicht zu Hause sei. Die Frage ob wir duschen könnten ohne zu campen, konnten wir erst nach einiger Zeit klären und verstanden die Dame so, dass wir nichts zu bezahlen hätten. Wunderbar dachten wir und stiegen direkt in die Dusche. Zuerst dachten wir, dass das eine extrem flotte Angelegenheit würde, aber nach ein paar Litern aus dem Hahn wurde es dann doch noch richtig schön warm.

    Schon während wir duschten bemerkten wir, dass jemand draußen umherlief und tatsächlich kam uns Eduart direkt entgegen, der uns ein Handy ans Ohr hielt. In der Leitung war seine Schwester, die uns auf Englisch erklärte, dass der Campingplatz von November bis April kostenfrei sei, lediglich Strom würde extra kosten. Nachdem wir alles geklärt hatten forderte Eduart uns auf, ihm zu folgen und wir nahmen an nun einen Raki bei ihm zu bekommen. Wir liefen also erneut übers Grundstück bis in den Hinterhof wo wir plötzlich in einem Wohnzimmer standen, dass mit drei Sofas, einer Schrankwand mit Fernseher, einem Kühlschrank, einem Tisch und einem Ofen in der Mitte ausgestattet war auf dem gerade gekocht wurde. Uns empfingen dort seine Eltern und seine beiden Töchter. Wir wurden auf die beiden besten Plätze direkt am Ofen mit Blick auf den Fernseher positioniert und da saßen wir dann und sahen dem bunten Treiben zu. Auf Albanisch wurden uns die Familienkonstellation und die die aktuellen Nachrichten erklärt bis uns dann allmählich klar wurde, dass hier gerade für uns gekocht wurde. Immer wieder wurden neue Zutaten aus dem Kühlschrank und von draußen rangekarrt und wir fragten uns wie das Menü wohl aussehen würde. Als dann sowohl die Leber, die Kartoffelspalten und der Tomatensalat fertig waren, wurde der Küchentisch, der eben noch mit einer Plastiktischdecke belegt war mit einem richtigen Tischdecke belegt, wir wurden auf dem Sofa neu positioniert und der Tisch wurde direkt vor uns beide gestellt. Es kamen noch Käse, Brot, Paprika, Gurken, Oliven und Raki dazu und wir wurden gebeten zu essen.

    Zunächst waren wir total stutzig, da wir alleine am Tisch saßen. Irgendwie versuchten wir zu fragen was mit den anderen sei und vor allem mit den Kindern aber sie taten das nur ab. Mit komischem Gefühl im Bauch fingen wir also an zu essen. Während dessen erhielten die Kinder und Eduart zumindest eine kleine Portion des Essens. Mit der Kultur überfordert, ob wir das nun alles essen sollten oder ob die Großeltern die Reste essen würden, aßen wir zunächst nur ein bisschen. Als wir sagten wir hätten genug, wurden wir nur verständnislos beäugt und entschieden uns zumindest die frisch zubereiteten Speisen zu essen was die Großmutter nach einem großen Lob unsererseits zufrieden stellte. Anschließend gab es noch einen türkischen Kaffee und ein paar Trauben aus dem Garten.

    Als alle nur noch auf den Fernseher sahen hofften wir der Höflichkeit genüge getan zu haben und entschieden und nach einem Familienfoto aufzubrechen. Mit einem großen Dankeschön verabschiedeten wir uns von der unglaublich gastfreundlichen Familie, die obwohl sie direkt neben den Kühen im Hinterhof haust uns alles geben wollte was sie hat.

    Noch in Montenegro hatten wir es erst davon, dass uns die Unterschiede in den Ländern bislang noch gar nicht so sehr aufgefallen sind, da es sich schleichend entwickelt hatte. Doch in Albanien wurde zum ersten Mal direkt ein großer Unterschied ersichtlich, sowohl in der Kultur, als auch den Straßen etc.

    Anschließend fuhren wir weiter. Wir fühlten uns ganz komisch als wir in Tirana ankamen, total wirr mit der Situation, mit ein bisschen Raki im Blut, total müde und angestrengt, aber dennoch wollten wir den Rest des Tages nicht im Bus verbringen, so dass wir uns nochmal aufrafften um die Stadt noch ein bisschen zu erkunden.

    Schon nach wenigen Metern entdeckten wir einen Stadtplan, überlegten wo wir hinwollten und gerieten in die nächste seltsame Situation. Denn Klaus kam auf uns zu und bot uns an uns die Stadt zu zeigen. Wir dachten na klar warum nicht und stiefelten gemeinsam los, schon nach den ersten Sehenswürdigkeiten begann es zu regnen und wurde immer stärker, so dass wir uns bei Klaus bedankten und ihm mitteilten wir wollen während des Regens lieber in ein Café.
    Er brachte uns zu einem und bat direkt im Anschluss um eine Bezahlung. Da waren uns die Leichtgläubigkeit und die zuvor erlebte Gastfreundlichkeit doch direkt auf die Füße gefallen.

    Während des Cappuccinos und Käsekuchens nahmen wir Kontakt zu Karl und Elina auf dessen Auto wir bereits beim Parken entdeckt hatten und entschieden uns, unsere bereits lang gehegten Pläne in die Realität umzusetzen und abends gemeinsam ins Kino zu gehen um zu erfahren wie es mit Grindelwald weiter geht. Da die Filme nicht ins albanische übersetzte werden, konnten wir ohne Probleme ein Kino mit der englischen Version finden. Uns wurde gesagt, dass die nächste Vorstellung um 19 Uhr beginne und wir hatten noch etwas Zeit um zu Abend zu essen. Bereits viertel vor 7 saßen wir im Kino und wunderten uns weshalb schon ein Film lief und erklärten uns, dass es wohl noch der vorherige Film war. Es stellte sich jedoch heraus, dass wir wohl tatsächlich den Anfang verpasst hatten. Hahaha

    Tag 77: Da wir durch den Regen bedingt nur wenig von der Stadt gesehen hatten, machten wir uns nochmal auf um die Gegend zu erkunden. Die Läden sind hier wirklich interessant angeordnet, da meist zwei Geschäfte übereinander platziert sind und die unteren im Halbgeschoss, so dass sie teilweise aus den Fenstern direkt auf die Straße verkauft haben.

    Da der Tag von Regenschauern geprägt war, mussten wir uns immer wieder ins Innere zurückziehen, so dass wir als erstes in einem Weihnachtsgeschäft gelandet sind. Das war wirklich unglaublich, da der Laden total überladen war – überall standen Bäume mit Glitzer, Kugeln etc. herum, so dass der Baum kaum mehr zu erkennen war; Rentiere, Lichterketten und Sterne reihten sich aneinander. Wir fragen uns, ob die Wohnzimmer im Dezember tatsächlich so aussehen. Aber natürlich konnten auch wir nicht widerstehen und haben uns mit Kleinigkeiten ausgestattet um auch unseren Freudolin ein bisschen zu dekorieren.

    Der nächste Stopp erfolgte in einem Café in dem wir super leckere heiße Schokolade mit Crispy getrunken haben und uns vor lauter Gemütlichkeit und gutem Internet tatsächlich eigene Weihnachtsgeschenke bestellt haben. Upsi…

    Der dritte Stopp erfolgte in einem Sushi-Laden, den wir am Vortag entdeckt hatten und von dem wir schon seit Wochen träumen. Es war einfach soooooo lecker und machte den Tag trotz Regen beinahe perfekt.

    Auf dem Rückweg machten wir noch an einem einheimischen Bäcker halt und versorgten uns mit weiteren Leckereien – zwei Schokobomben in den Geschmacksrichtungen Oreo und Kinderbueno. Yummy, an diesem Tag ließen wir es uns kulinarisch wirklich richtig gut gehen!
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