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  • Day 100

    Ecuador - vielleicht ein anderes Mal

    April 14, 2023 in Ecuador ⋅ ☁️ 27 °C

    Hola zusammen,

    heute ist der 14. April 2023 und nach 8 Tagen haben wir uns entschieden unser Südamerika Abenteuer wieder zu beenden und weiterzuziehen.

    Unsere Ankunft in Quito, der Hauptstadt von Ecuador erfolgte am Morgen (01:00) des 7. April.

    Am Flughafen angekommen, erwartete uns ein bereits gebuchter Transfer von Seiten des Hotels. Hier ergab sich schon die erste Problematik: Niemand, und ich meine wirklich niemand, sprach englisch. 🤔 Ich muss zugeben, dass mich dies überrascht hat, denn beispielsweise in Asien wird zumindest ein wenig englisch gesprochen. Aber was soll's. Andere Länder, andere Sitten.

    Es folgte eine 45 minütige Taxifahrt zu unserem Hostal, deren Mitarbeiter uns bereits an der Tür erwartete und uns hektisch ins Haus winkte.

    Die Nachbarschaft bestand aus wenig einladenden Gassen, dunklen Ecken und Müll auf den Straßen.
    Das fing ja gut an...

    Im Zimmer angekommen, stellten wir überrascht fest, dass das von außen unscheinbare Hostal ein kleines Juwel ist, dass mit sehr viel Liebe zum Detail dekoriert wurde und über eine süße Dachterrasse mit vielen Blumen und Pflanzen verfügte. 🥰

    Nach einem ausgiebigen Nachholbedarf an Schlaf, gingen wir am nächsten Tag in die Stadt.
    Die Altstadt von Quito ist rund 20 Minuten zu Fuss von der Unterkunft entfernt und so begaben wir uns auf den Weg. Die Nachbarschaft war tagsüber nicht schöner, nur lebhafter. Nach nur wenigen Metern stellte sich schon heraus, meine blonden Haaren sollten sich als sehr anstrengend erweisen, da ich überall auffiel wie ein bunter Hund. Und die Blicke, die man mir zuwarf waren nicht oft freundlich. Im Gegenteil.
    In der Stadt angekommen entdecken wir ein Café in einem Innenhof, dass eine tolle Atmosphäre versprühte. Wir tranken Tee und Kaffee und genossen es dort zu sitzen. Ein erster Lichtblick 🥰
    Nach unserem Kaffee Stop ging es in die Altstadt. Architektonisch war die Stadt ausgesprochen schön, viele Menschen waren allerdings nach wie vor unfreundlich bis geradezu feindselig. Als es anfing zu regnen, suchten wir unter einen Dachgiebel Schutz. Als Simone für eine ältere Dame Platz machte, wurde sie zum Dank dafür angespuckt.
    20 Minuten später wurde sie so massiv und provokant angerempelt, dass ich dachte ich bin im falschen Film. Mein Smartphone und meine bauchtasche befanden sich zu dem Zeitpunkt bereits in meiner Hose, da Taschendiebstahl in Quito beinahe Volkssport ist. Nach dieser Erfahrung, die wenig mit Gastfreundschaft zu tun hatte, liefen wir zu Fuss zurück ins Hostal. Weil der Tag so geil lief, wurde Simone als besonderes Highlight des Tages noch von einer Taube angeschissen. Aber Leute, ich weiß nicht was das Vieh gefressen hat, aber der gesamte Rucksack war von oben bis unten bekackt, sowie die Rückseite meiner langen Hose. Teufelsviech. 😈 Dieses Ereignis stand auf jeden Fall sinnbildlich für unsere Stimmung und den Tag.
    Es folgte eine schlaflose Nacht voller quälender Fragen. Mehrere Reisende und auch Hostalangestellte, rieten uns davon ab, mit Bussen oder zu Fuss im Land unterwegs zu sein. "Zu gefährlich" war der Satz, den wir am meisten hörten. Geil. Nicht.

    Was nun? Wir einigten uns darauf eine geführte Tour außerhalb der Stadt an einem Vulkan zu unternehmen ,um uns ein besseres Bild zu machen.

    Quito liegt übrigens 2800m über dem Meeresspiegel und die Stadt ist der Inbegriff von Umweltsünde. Der Diesel ist schlecht, die Temperaturen hoch, die Lage gleicht einem Kessel und die Luftqualität ist die furchtbarste, die ich je erlebt habe. Und das nachdem wir 6 Monate in Asien waren. Kennt ihr euch aus?

    Ergo, am nächsten Tag lagen wir beide flach mit Magen- und Kopfschmerzen. 😷

    Ausflug verschoben. 🫣

    Das brachte für Simone dann letztendlich das Fass zum überlaufen und so entschieden wir uns unsere Reisepläne zu ändern, statt einen Monat, nur rund eine Woche zu bleiben.

    Am nächsten Tag machten wir den Ausflug mit dem Hostalbesitzer privat und bestaunten den Vulkan Cotopaxi, der als Wahrzeichen des Landes gilt. Die Landschaft war sehr grün, der Gipfel schneebedeckt, es gab wundervolle Blumen und Wildpferde zu sehen. 🥰 Endlich mal eine Entschädigung.

    Von Cotopaxi ging es zum Quilotoa. Der Vulkan ist dadurch ein besonderer, da sich sein Krater über die Jahre mit Regenwasser gefüllt hat und durch die Mineralien im Boden eine fantastische Farbe hat.
    Der See befindet sich auf rund 3500m und eine kurze Wanderung in der Höhe fühlt sich an, als ob jemand dir die Luft abdreht, weil der Sauerstoffgehalt in der Höhe bereits spürbar niedriger ist. Nach 100m Aufstieg fühlten wir uns, als wenn wir nach Obstans gelaufen sind. 😶‍🌫️🥵

    Die Fahrt zurück nach Quito führte uns durch eine beeindruckende Andenlandschaft, die uns beiden wirklich gut gefallen hat.

    Zwischenfazit: Quito: der absolute Horror, außerhalb von Quito: beeindruckende Landschaft.

    Wir hatten noch zwei Tage übrig und wollten noch ein wenig vom Land sehen.

    Wir besuchten den Mittelpunkt der Erde 🌎 . Der Name Equador kommt ja nicht von ungefähr. Hier starten bekanntlich der Äquator und der Nullmerdian. Ein absolutes Highlight. Wir besuchten hier ein Museum, das sehr eindrucksvoll die wissenschaftlichen und physikalischen Auswirkungen der Anwesenheit des Äquators aufzeigen.
    Und das mit einem Guide in sehr gutem Englisch. Dies war der erste und einzige Mensch, den wir trafen, der sehr gut englisch sprach. Einschließlich aller Taxifahrer, Flughafenmitarbeiter etc.
    Am Mittelpunkt der Erde balancierten wir auf dem Äquator, sprangen binnen Sekunden zwischen der Nordhalbkugel und der Südhalbkugel hin und her. 🥰 Wir haben es geliebt, das war ein wirklich cooles Ereignis. 🥰

    Am Ende stand noch ein Besuch in Mindo an. Das Dorf ist ein Mekka für Outdoorenthusiasten und rund zwei Stunden von Quito entfernt.
    Unser Guide stoppte unterwegs auf einer Kaffeeplantage umgeben von Regenwald. Simone war total begeistert 🥰 .

    In Mindo angekommen habe ich mich direkt an Pai in Thailand erinnert gefühlt und mich ein bissel in den Ort verliebt. Wir besuchten hier eine Colibri Station, an der man die Möglichkeit hat, die kleinen munteren Vögelchen aus der Nähe zu betrachten und sie mit Zuckerwasser zu füttern. Das war wirklich nett und zwischenzeitlich war auf unseren Zuckerblumen, die wir in den Händen hielten eine Menge los. 🤣 Rush-hour im Dschungel. Da es sich um eine Tagestour von Quito handelte, mussten wir leider zurück, was schade war, weil ich glaube, dass wir in Mindo hätten Spaß haben können.

    Egal. Holen wir ein ander Mal nach.

    Fazit Ecuador: Quito auf jeden Fall überspringen. Sicherheit ist oberstes Gebot. Landschaftlich absolut sehenswert. Wir kommen wieder. Aber erst in ein paar Jahren, wenn sich die soziale Situation im Land beruhigt hat. Auch hier hat die Pandemie Spuren und verarmte Menschen hinterlassen, die plötzlich mit überwältigendem Drogenhandel konfrontiert sind. Es bilden sich Gangs, die Straßen müssen nachts zwingend gemieden werden und ansonsten haben wir nur wenige Menschen erleben dürfen, die fröhlich wirkten.
    Schade, Ecuador und seine Menschen, die außerhalb der Stadt zauberhaft waren, haben mehr verdient als das, was ihre Regierung ihnen jetzt anbietet. 😥

    Ich persönlich muss gestehen, dass mir die Tatsache permanent auf einer Tour in Begleitung eines Guides sein zu müssen, nicht gefällt. Ich will frei und unabhängig sein. Das ist der Grund, warum ich das Reisen so sehr liebe. Diese Grundlage ist aktuell im Land leider nicht gegeben. Abgeschrieben habe ich Ecuador deshalb aber noch nicht. Wir kommen wieder. Irgendwann. 💛

    PS: Nicht dass ihr denkt wir sind völlig naiv dahin gegurkt. In Ecuador wurde Ende März die Gesetzgebung geändert, die es Bürgern erlaubt Waffen zu tragen, um sich gegen Banden schützen zu können. Nicht das dies eigentlich der Job einer Regierung ist und die Bewaffnung von Bürgern meiner Meinung nach alles andere als eine Beruhigung der Situation bedeutet. Am 31. März wurde beim Auswärtigen Amt eine Reisewarnung ausgesprochen. Da war unser Flug aber bereits 14 Tage gebucht (nach vorherigen Check der Situation bei besagter Institution!).
    Wir haben die Warnung erst gesehen, als wir schon im Land waren und vor der Pandemie galt Ecuador als das sicherste Land in Südamerika.
    Für die Menschen vor Ort bleibt zu hoffen, dass es bald wieder so sein wird. Der Weg dahin ist jedoch ein weiter. 💛
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