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  • Day 7

    Hello Nusa Lembongan

    May 2, 2016 in Indonesia ⋅ 🌙 28 °C

    Erster Eindruck von Lembongan: Wunderschön, paradiesisch, klares türkises Wasser, palmenbewachsene Felsen, relativ wenig los. Super.
    Vom Boot kommend marschiere ich los. Ich will nicht das erstbeste Scooter-Taxi von der Anlegestelle nehmen, die sind bestimmt teuer. Mit mir zusammen laufen überraschend viele Leute sehr zielstrebig mit, einem Balinesen (Lembonganer?) hinterher. Der bleibt plötzlich stehen und schaut mich an: "Where you stay?" - "Kawann's Inn." (hat mir Christin empfohlen) - "Ok no problem, I drop you there." Er parkt eine Art Jeep aus und ich sehe, dass da das Logo einer anderen Bootsfirma drauf ist, mit dem Zusatz "free Transport on Lembongan". Ui! Die anderen Mitfahrer haben alle ein angeklebtes Schild auf dem Shirt mit dem Namen ihres Hotels. Manchmal muss man eben Glück haben. Ich unterhalte mich eine Weile mit zwei Frauen aus den USA, über Bali und über Donald Trump ("we hate him, it's such an embarrassment", puh). Zum ersten Mal seit einer Woche denke ich wieder an Politik und Gesellschaft und Tagesgeschehen. Wie schön es ist, komplett raus zu sein!
    In Kawann's Inn begrüßt mich Skinny, der Besitzer. Ein freundlicher, sehr dünner Mann. Sie sind schon ziemlich voll, aber er hat ein Zimmer für eine Nacht und dann ein anderes für die beiden nächsten. Passt. Ich handle von 300.000 auf 250.000 runter und beziehe mein Quartier: mit kleinem eingezäuntem Vorgarten inkl. Liege, großen verglasten Schiebetüren, zwei Betten und einem modernen, schönen Bad. Und Klimaanlage. Luxus im Vergleich zu vorher!
    Ich esse noch fried rice with vegetables bei Skinnys Frau und ziehe dann los - Strand, endlich. Ich gehe eine Weile am Strand (leider voller Boote und Steinen im Sand) und dann wieder an der Straße (eher breiter geteerter Weg) entlang. Die Sonne scheint und alles ist gut, aber irgendwie finde ich es merkwürdig. Nusa Lembongan ist so anders, als ich dachte. Bzw. habe ich mir einfach nur ein Mini-Ubud plus Meer und Strand vorgestellt. Aber wenn die Leute sagen, dass die Insel hier noch ursprünglicher ist, so wie Bali vor zwanzig Jahren, dann heißt das auch, dass alles einfach weniger entwickelt ist. Es prallen zwei Welten aneinander - am Strand sind die schicksten Bars, wunderschön balinesisch dekoriert, mit Pool und Liegen und allem, was man sich vorstellen kann. Auf dem Weg von der Straße zum Strand kommt man aber da vorbei, wo die Einheimischen wohnen: kleine Hütten, quasi Baracken. Es sieht so trostlos aus. Zwar kein Wellblech, aber mit dünnen Wänden aus Holz oder Stroh, vielen Plastikplanen und jeder Menge Müll überall. Dazwischen streunen Hunde und sitzen Leute, die mich herzlich anlächeln und das typische "Heellooo" rufen. Ich hab heute Vormittag noch im Buch von Meike Winnemuth das Kapitel über Mumbai gelesen. Wie sie sich als Elendsbegafferin gefühlt hat und es nicht sein wollte. Ich weiß gerade ungefähr, was sie meint. Verstohlen mache ich ein paar Fotos. Ich ärgere mich darüber, dass ich mich ärgere, das hier zu sehen. Also - ich finde es schlimm und traurig, vor allem mit den edlen Resorts nebenan, wo eine Nacht wahrscheinlich so viel kostet, wie die Menschen in einer Woche verdienen. Aber gleichzeitig ist es nunmal so - bestimmt gibt es auch um Ubud Gegenden, die so aussehen? Ich bin in drei Himmelsrichtungen aus Ubud rausgefahren, Norden, Osten und Süden, und überall hatten die Menschen zumindest gemauerte Häuser mit (wahrscheinlich) fließend Wasser und Strom. Ok, Ubud ist aber auch Tourizentrum. Wie dem auch sei, ich muss Lembongan erstmal verarbeiten. So ist das, wenn man sich eine Trauminsel vorstellt - die Realität ist eben doch immer anders (denke ich, als ich später am Strand liege und das Kapitel über Hawaii lese - wirklich ein perfektes Buch für jeden Moment hier!). Eins noch: Überall sind Baustellen. Ob in Kawann's Inn oder an der Straße, es wird so viel gebaut. Ich komme an einem riesigen zukünftigen Resorthotel vorbei, die vierstöckigen Mauern stehen schon und die Palmen am Strand wurden in hübschen Reihen gepflanzt. Viele Bauarbeiter erledigen alles mögliche mit den Händen. Es gibt kaum Gerüste, ich sehe einen Schaufelbagger, sonst keine Maschinen. Alles wird von Menschen getragen und gemauert und geklopft. Keiner trägt einen Helm. Verrückt, dass Luxushotels auf so eine Art gebaut werden. Und: Als ich vorbeilaufe, winken mir die Bauarbeiter auch einfach freundlich zu, sagen "Heellooo" und lächeln. Man stelle sich das mal in Deutschland vor.
    Ich laufe zum Nordende der Insel (Blick auf Balis Berge, hübsch) und kaufe Wasser und neue Flip Flops (meine haben den Geist aufgegeben). Hier oben sind kaum noch Touri-Unterkünfte; etwas weiter beginnt ein großer Mangroven-Wald, durch den man mit dem Boot fahren kann. Auf der Straße kommen mir vier Motorroller entgegen, auf jedem sitzen zwei Jungs, vielleicht 8 oder 10 Jahre alt. Die fahren ein Rennen und ich springe grade noch so zur Seite. Wieder überall diese kleinen Hütten und Straßenhunde. In dem Moment komme ich nicht klar, ich wollte doch einfach nur an den Strand und auf einmal ist hier so viel Realität. Wie gesagt, erstmal verarbeiten.
    Ich gehe zurück an den Weststrand und lege mich auf mein Tuch. Sonnenuntergangs-Zeit. Ich lese etwas und schaue ins Meer, das versöhnt mich wieder etwas. Die vier Hunde, die ständig um mich und die anderen Strandsitzer drumrum laufen, finde ich aber nicht so super. Manchmal kommen sie an, gehen dann aber unbeeindruckt weiter. Die Sonne verschwindet hinter Wolken und ich gehe in einer Bar einen Saft trinken. Und dann nach Hause. Der Einstieg ist hier nicht so leicht wie bisher - aber vielleicht entlohnt mich die Insel dann ja umso mehr. Erstmal morgen abwarten. Und falls es mir nicht gefällt, fahre ich eben einfach weiter.
    Ich will gegen halb acht wieder los zum Essen, da entdecke ich die größte Spinne, die ich je gesehen habe (ok außer im Zoo). Musste ja so kommen hier, irgendwann. Sie ist braun, gestreift, dicke Beine. Körper so 2cm Durchmesser, jedes Bein bestimmt 6cm lang. Gefühlt 20cm. Herzklopfen. Ich gehe zum Empfang vor und frage Skinny, ob er sie wegmachen kann: "I'm sorry, I know it's very European of me, but I couldn't sleep next to it." - '"No problem! Yesterday we had rain so they come out. But no worries, the brown one is not dangerous. Only the black one is dangerous." Na toll, es gibt also schwarze gefährliche Spinnen, denke ich. Aber klar, so ist es eben! Wird schon alles gut gehen. Skinny fängt die Spinne gelassen mit einer Plastetüte-betüteten Hand ein. Easy.
    Zum Essen gehe ich ins D&B Warung nebenan. Man merkt, dass hier nicht das Yoga-bio-geprägte Ubud ist; auf der Karte sind erstmal drei Seiten Burger, Sandwiches und Pizza. Indonesian Food gibts aber auch und ich bestelle Bratnudeln mit Gemüse. Fettig aber lecker. Und jetzt ab ins Bett.
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