• Rike J
Apr – Mei 2016

Bali 2016

Pengembaraan 16hari oleh Rike Baca lagi
  • Permulaan perjalanan
    26 April 2016

    Tag 1 in Kuta

    26 April 2016, Indonesia ⋅ ☀️ 31 °C

    Sehr gut geschlafen, bis um sechs die Sonne aufging. Aber auch danach noch. Frühstück wird überraschenderweise aufs Zimmer gebracht - einfach aber lecker mit Toast, Obst und O-Saft. Ich frühstücke auf der Terrasse in der Sonne und freue mich.
    Ich verhandle die zweite Nacht im gleichen Homestay (bzw. versuche zu verhandeln) - Yay 270K statt 290K! Naja - wird noch besser. So ist es aber entspannt, muss nicht direkt wieder packen und kann erstmal einen Tag ankommen.
    Laufe los Richtung Südosten, mit dem Fernziel Shinkei Spa am Bomb memorial, wurde vom Reiseführer empfohlen.
    Direkt neben meinem Homestay ist ein Markt und daneben ein Tempel mit Türmen, großem Garten und Statuen und jeder Menge Opfergaben. Es duftet überall nach Blumen und Früchten und Räucherstäbchen. Aber es ist kein Mensch dort, außer die Frau, die weitere Opfergaben bringt. Ich weiß nicht, ob ich da reingehen darf. Rechts daneben führt ein Weg lang, also nehme ich den, zwischen Tempelmauer und einem dichten Wald. Jede Menge Vögel und Schmetterlinge, die ich noch nie gesehen hab. Ein fetter Leguan verschwindet im Wald. Ich finde einen anderen, offenen Eingang zum Tempel und gehe rein - es ist ruhig, in der Mitte steht ein riesiger Baum, drum herum kleine und große Statuen von Hindu-Göttern. Überall diese Opfergaben in kleinen Schalen aus Bananenblättern. Die Tempelgebäude sind schwarz mit vielen aufwändigen goldenen Verzierungen. Es sind eigentlich keine Gebäude, sondern eher offene überdachte Hallen, mit Götterstatuen in der Mitte. Wunderschön, ruhig, und eine dieser Entdeckungen, die nicht im Reiseführer steht.
    Ich folge dem Weg in den Wald daneben und sehe mehrere Gebilde aus Stöcken, aufgestellte und aneinander gebundene Stöcke, teilweise verziert und mit Blumen behangen. Auf den ersten Blick sehen die aus wie Vorbereitungen für Lagerfeuer. Ich mache Fotos, aber als ich näher ran gehe wird mir klar - das sind Gräber. Da sind kleine Tafeln mit Namen in jedem der Stockgebilde. Oh.
    Ich gehe wieder zurück zur Straße und laufe umher. Bin die einzige zu Fuß, der Rest ist mit dem Auto oder einem der zig Tausend Motorroller unterwegs. Werde jede Minute angehupt, von Taxis und Rollern, ob ich nicht einen Ride brauche. Bis in die Stadt würde es wahrscheinlich einen Euro mit dem Taxi kosten, aber ich will lieber laufen. Ich biege ein paar Mal ab und komme auf eine kleine Straße mit vielen kleinen Läden. Die Straße ist so eng, dass wirklich nur Roller unterwegs sein können. Die Läden sehen alle nicht sehr vertrauenserweckend aus, aber überall sind Leute. Alles Einheimische, keine Touris - so hab ich mir das gedacht.
    Überall in der Stadt liegt dieser schwere süße Duft. Bananen? Frangipani (weiß gelbe Blüten)?
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  • Spa & Saft in Kuta

    26 April 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 31 °C

    Opfergaben.
    Gassen
    Wasser 500
    Bomb Memorial Fotos
    Geld abgehoben: 300.000
    Spa nicht gefunden, Saft getrunken (Ananas, Banane, Erdbeer)
    Spa: 1h Balinese traditional massage, 30 min foot massage (reflexology), beide von Umi.
    Essen gesucht: Falafel house - taboulé und Saft (Apfel Möhre Ingwer)
    Nach hause, entspannt, Pool
    Richtung Strand, Saft (Banane Mango), Fahrt nach Ubud bei Putu gekauft und vergessen zu verhandeln
    Strand: voll, riesig, bewölkt. Kurz vor Sonnenuntergang, sehr schön. Medium-entspannt aufgrund von vielen relativ aufdringlichen Leuten. Gitarrespielender Typ aus Sumatra hat sich zu mir gesetzt "you look sad, tell me your worries". Aber actually nicht sad, bisschen kaputt und nachdenklich - aber sehr happy. Nach nicht mal 24h auf der Insel schon sowas von raus. Sehr schön.
    Vegetarisches Restaurant von TripAdvisor vergeblich 20min gesucht. Zu Indonesier gegangen - Frühlingsrollen, Chap Cay (Reis mit gebratenem Gemüse) & O-Saft, solide
    Geld abgehoben: 800.000
    Nach hause spaziert, Pool bei Nacht: wunderbar warm. So entspannt. Grillen zirpen, Sterne; ich merke, dass es mir sehr sehr gut geht. In dem Moment fällt neben mir eine Blüte ins Wasser (Plumeria bzw. Frangipani) - ich nehme sie mit.
    Geduscht, gedehnt, gesurft; 30 min meditiert (schwierig). Schlafen um 23:30.
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  • Von Kuta ins Nyoman Homestay Ubud

    27 April 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 30 °C

    Frühstück in der Sonne, Baden im Pool, sonnen, packen, zahlen (660.000 Cash, ui), ab nach Ubud mit dem Minibus. Typisch deutsch bin ich zur verabredeten Zeit um 11:00 startklar. Der Bus soll mich vom Hotel abholen und kommt 11:45 dann auch an. Aber alles gut, bin ja im Urlaub!
    Minibus trifft es gut - drei Reihen, vorn ist eine Frau auf dem Beifahrersitz, in der Mitte zwei Mädels und hinten nochmal zwei. Ich zwänge mich hinten noch mit rein und der Rucksack kommt neben die Bank vor mir, der Kofferraum ist mit zwei anderen Taschen schon proppevoll. Die Fahrt ist kuschelig und ruckelig. Als ein Mädel von der Mittelbank nach 30 min aussteigt, klettere ich nach vorne und sitze damit neben Kerstin aus München - Immobilienmaklerin, unzufrieden mit dem Job, reist seit Anfang Januar durch Sri Lanka, Malaysia und Thailand. Und ist daher irre braun gebrannt. Wir unterhalten uns die ganze Fahrt über und verabreden uns für die Tage mal in Ubud. Passt.
    Ich suche mir erstmal einen Ort für Juice und lande in einem schicken thailändischen Restaurant. Zu meiner Überraschung gibt's veganes Essen auf der Karte - also bestelle ich zu meinem Bananen-Mango-Lychee Smoothie noch Sommerrollen und einen Papaya-Salat. Unglaublich lecker! Mit 10€ für alles aber obere Preisklasse.
    Auf TripAdvisor hab ich mir Nyoman's Homestay ausgeguckt. Ich laufe mit meinem großen Rucksack los und werde angesprochen (wie sowieso immer) ob ich nicht ein Taxi bzw. Motorroller-Taxi brauche. Wann wenn nicht jetzt - ich zeige dem Herrn auf meinem Handy, wo ich hin will, da guckt er mich verdutzt an: "Nyoman Murjana Homestay? That is my brother!" und winkt seinen Bruder rüber. Der ist tatsächlich genau der Nyoman und wir freuen uns alle riesig, vor allem ich kann es kaum glauben. Er packt meinen Rucksack vor sich auf den Roller, ich steig hinten auf und halte mich an ihm fest, und los geht's zur Unterkunft (die ganz woanders als auf der Karte ist, die hätte ich nie gefunden - ist aber tatsächlich genau die richtige!).
    Mein Zimmer ist im Obergeschoss und wunderhübsch: schweres Himmelbett aus Holz direkt unter einer Fensterecke, kleine Holzmöbel. Das Bad müsste mal renoviert werden, aber egal! Der Blick aus dem Fenster über die Dächer von Ubud und der Blick von der Terrasse vor meiner Tür auf den grünen Innenhof sind traumhaft. Hier bleibe ich. Den Preis soll ich aber mit seiner Frau klären, dafür ist er nicht zuständig.
    Nyoman bringt mir heißes Wasser für Tee und wir unterhalten uns eine Weile - der Hof ist seit Generationen in Familienbesitz. "I born 1967, and long long time family here." Und alle anderen wohnen direkt nebenan: "Here is the key so you can lock. But if you don't lock, no problem. Very safe, all my family here. And brother is neighbour and other brother is other neighbour. And so on. All the way there." Dabei strahlt er so sehr, dass ich ihm tatsächlich glaube, dass man hier nicht abschließen müsste.
    Abends treffe ich dann seine Frau, die auch Nyoman heißt (denn sie ist die 3. Älteste in ihrer Familie und er in seiner, und da bekommt man diesen Namen). Nachdem sie am Haustempel Opfergaben abgelegt hat und kurz gebetet hat, unterhalten wir uns - über die Katzen auf dem Hof, von denen sie nicht weiß, woher die kommen, aber die sie füttert, weil es das richtige ist, "and they always come back! Don't know what to do. Not cats from here!" und über dies und das. Dann frage ich nach dem Preis und bin vollends gewillt, zu handeln. Ich will 200.000 zahlen, schließlich bleibe ich ja mind. drei Nächte, aber je nachdem würde ich auch bis 250.000 gehen. Da sagt sie "normally with booking.com we charge 250.000 because of fee. But like this we charge 200.000 including breakfast". Das sind nichtmal 14 € pro Nacht. Ich bin sowas von einverstanden.
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  • Ubud, Reisfelder & Coconut Wayan

    27 April 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 28 °C

    Die main road lang, yoga everywhere, dafür auch vegan. Tempel. Palmen. Happy.

    Palace. Voll, Touris.
    Anderer Palace zu.

    Seitenstraße hoch, nördlich aus Ubud raus. Auf einmal ruhig, kein Getöse mehr. Weniger Läden, alles palmengesäumt und so grün.

    Herbal walk, Organic Spa

    Straße hört auf, ab hier nur noch Roller. Berg hoch durch zugewachsene Gasse, und auf einmal: Blick auf das palmengesäumte Reisfeld. So grün und sonnig. Schild: Wayan - learn about rice harvest and coconut!

    Ich setze mich zu Wayan auf seine Bambus-Bank (selbstgebaut!), bekomme eine frische Kokosnuss und unterhalte mich mt ihm. Er ist Reisbauer, ihm und seiner Familie gehören die 3.000 km^2 (?) Reisfeld hinter uns. Ich hoffe, ich erinnere mich richtig: Um alles zu besähen, brauchen sie 10kg Reissamen. Dann wächst es eine Weile im trockenen und nach 10 Tagen werden die Stecklinge gesetzt. Dann werden die Felder geflutet und der Reis beginnt zu wachsen. Da muss immer Unkraut gejätet werden und die Pflanzen gepflegt werden. Nach dreieinhalb Monaten kann geerntet werden. Pro 100m^2 gibt es bei sehr gutem Ertrag 70kg Reis, bei schlechtem 20kg. Dieses Jahr ist es nicht so gut, weil sehr sehr viele Mäuse unterwegs sind, die alles wegfressen. Und Insekten stehlen die Reiskörner aus den Pflanzen. Warum es gerade dieses Jahr so ist, kann er nicht sagen. Der ganze geerntete Reis ist für seine Familie, er verkauft davon nichts. "15 people! With children and parents and brother and sister and nieces and nephews!" Er erzählt mir, dass er Kokosnüsse, Kokosöl und andere Öle verkauft und Touren für Touristen anbietet - über Reisfelder mit Erklärungen, oder Wanderungen (egal ob 1 oder 5 Stunden) oder Trips mit dem Motorroller. "I need to put my kids in school!" Die Tochter ist in der Grundschule, der Sohn in der High School. Seine Frau ist vor zwei Jahren an Eierstockkrebs gestorben - ziemlich traurig. Gut gelaunt ist er trotzdem. Einer seiner Freunde kommt und setzt sich zu uns. Wayan erzählt über Kokosnüsse: die grünen und gelben sind jung und frisch, die wachsen hier an den Bäumen und man kann sie aufhacken und trinken (tatsächlich gibt es in jeder Bar frische Kokosnuss für 15.000 RP / 1 €).
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  • Ubud Adiguna Spa = Himmel auf Erden

    27 April 2016, Indonesia ⋅ ☀️ 28 °C

    Ich bin auf meinem Weg zu den Reisfeldern an dem Spa schon vorbeigelaufen und fand es so schön - alles voller Holz und Pflanzen. All natural, nur Naturprodukte. Und sehr nette Damen. In dem Moment war ich aber noch nicht so weit - aber was für ein Glück, dass ich nochmal zurückgegangen bin!
    Ich komme gegen sechs an, die Sonne geht gerade unter. Es gibt erstmal einen superleckeren Ingwer-Orangen Tee ("withouuut sugaaar, yes" - die sind vom healthy hype echt geprägt hier) und dann geht's zur Massage hinter eine Bambuswand. Die Masseuse ist total lieb "excuuuse me Miss, what is your name?" und ab da immer "excuuuse me Miss Rika". Zuckersüß.
    Ich gehe total in der Massage auf: Erst ewig Rücken, dann Rückseite der Beine, dann Nacken. Dann drehe ich mich um, wieder Beine, Arme, Bauch, Gesicht und zum Abschluss ewig lange Kopf. Die eine Stunde kommt mir vor wie zwei, ich hab komplett abgeschaltet und verliebe mich innig in die Masseuse. Wahnsinn. Anders als gestern lässt sie das Massageöl komplett drauf und kommt nicht nochmal mit einem nassen Handtuch, sodass ich auch jetzt, eine Stunde nach Ende, noch total glitschig bin. Es ist großartig.
    Danach bekomme ich noch einen Tee, schaue in die Sterne und kann gar nicht fassen, wie gut es mir geht. In dem Spa verkaufen sie Naturkosmetik und wir unterhalten uns über die Firma, die die herstellt, da sie auch diese Herbal Walks anbieten und Kurse in der Herstellung von Ölen und Cremes (kommt auf die Liste!). Ich frage, ob sie bei der Massage auch diese Marke verwendet haben - "nooo Miss Rika, we do it all ourselves here!" Sie machen ihr eigenes Massageöl aus Kokosöl (yay!) und Magnolien. Ich glaube, sie hat "pregnant magnolia" gesagt, kann das sein? Auf jeden Fall ist es einfach perfekt und ich schwebe wie eine kleine Kokosblume zurück durch die Nacht. Halb acht ist es ja schon komplett finster.
    Ich laufe zurück zur bio-veganen Gasse, aber zwei hübsche kleine Restaurants sind komplett voll. Auf die anderen hab ich keine Lust. Macht nichts, ich gehe die Straße weiter runter, daher wo es nicht mehr so touristisch ist und sehe das süßeste kleine Straßencafé. Zwei Norweger sitzen schon drin, sonst hätte ich es wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen. Ich bestelle ein großes Wasser (was einfach einen 1.5 Liter Flasche ist, works for me) und Gado Gado (Salat mit Tofu und Erdnusssauce), wird auf einem Bananenblatt auf einem geflochtenen Teller serviert. Der Besitzer macht Bob Marley an und alles ist einfach nur entspannt und wunderbar und lecker. Ganz genau so hab ich mir das vorgestellt. Mein Grinsen geht gar nicht mehr weg.
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  • Nochmal in Ubud unterwegs

    28 April 2016, Indonesia ⋅ 🌙 27 °C

    Nach dem Monkey Forest laufe ich die Monkey Forest Road hoch. Leider viel zu touristisch. In der Mittagssonne ist es ganz schön heiß, aber ich will ja braun werden und hab LSF 50. Ich trinke einen Saft und finde in einer Nebenstraße einen süßen kleinen Seifenladen. Da es in meiner Unterkunft keine Seife gibt und mein Gesicht am liebsten die African Black Soap hätte, schaue ich rein. Es ist alles wunderhübsch, wird (angeblich) von einer Freundin der Verkäuferin in den Bergen hinter Ubud produziert und organic/bio ist das alles ja sowieso. Ich nehme Lemongrass- und Minz-Seife - je 10.000 RP, also 0,67€ !
    Ich laufe noch etwas rum, gehe nach Hause zum Duschen und Entspannen und dann Mittagessen in einem Warung, dessen "vegan choices" Schild mich jetzt schon mehrmals angelacht hat. Tofu-Curry und Limetten-Minz-Saft sind lecker, aber brauchen ganz schön lang und da ist es schon kurz vor halb vier - dabei wollte ich doch 15:30 an einem Herbal Walk teilnehmen, wo Balis Heilkräuter erklärt werden. Also düse ich mit einem Motorroller-Taxi los, komme fünf nach halb da an, aber niemand ist zu sehen und die Tür ist zu. Mist. Wahrscheinlich doch nur mit Anmeldung.
    Stattdessen laufe ich zum Nades Herbal Geschäft, die die Naturprodukte von meinem tollen Spa von gestern verkaufen. Und siehe da - da kann man nicht nur Herbal Walks (3 Stunden!), sondern hintendran auch einen Kurs im Herstellen von balinesischer Kräutermedizin machen. Ist gebucht, morgen früh 8:30 geht's los!
    Ich laufe rum, hinter einem unscheinbaren Abzweigung von der Straße ist auf einmal so etwas wie eine Schlucht - mit jeder Menge Palmen und Grünzeug zugewachsen und unten fließt ein braun-grüner Bach. Kein Mensch hier, aber beeindruckend und schön! Etwas weiter geht's wieder zu den Reisfeldern. Über einen engen Trampelpfad am Abhang lang kommt man nach fünf Minuten da hin. Die Sonne steht schon tief und es sieht einfach aus wie im Film. Blauer Himmel, Palmen, saftig grüne Reisfelder, und vereinzelt Menschen mit diesen typischen Hüten, die in den Feldern arbeiten. Da ist man plötzlich in so einer anderen Welt, eben war es noch laut und stinking an der vollen Straße mit zig Motorroller und Touri-Läden - und auf einmal hört man nur noch Vögel und Insekten und sieht weit und breit nur Felder. Ich gehe noch etwas weiter, aber dann kommt mir ein relativ großer Hund mit Maulkorb entgegen, ohne Mensch dazu. Und da hatte ich eben noch im Reiseführer über Tollwut gelesen, dass man v.a. bei Straßenhunden aufpassen muss... mein Zeichen, wieder umzukehren. Ich merke aber, dass der Hund mir folgt, und immer näher kommt. Ich laufe also immer schneller, aber der Trampelpfad ist eng und glitschig - der Hund läuft natürlich auch schneller und ich sehe, dass er seinen Maulkorb halb abstreift hat. Ohje. Er ist direkt hinter mir und schaut mich fröhlich hechelnd an. An einer Treppe hänge ich ihn endlich ab und bin dann auch direkt schon wieder auf der vollen Straße. Eigentlich alles total unspektakulär, aber ich bin ganz schön aufgeregt.
    Ich trinke erstmal einen Saft. Es ist halb sechs - ich könnte um sechs oder um sieben zu einem Yogakurs gehen. Das wäre bestimmt anstrengend, aber würde mir gut tun. Hm. Stattdessen entscheide ich mich für eine Massage. Ich hatte ja heute noch keine! Direkt nebenan ist das Bali Healing Spa, das der Reiseführer empfohlen hat. Ich entscheide mich für die Fußmassage, bzw. heißt die hier 'Reflexology" und ist eine Fuß- und Hand-Reflexzonenmassage. Ich gehe rein und wundere mich erstmal: keine Spa-Musik, kein Holz, nix mit Tüchern verhangen, sondern einfach zwei Liegen in einem kleinen Raum, so gar nicht entspannungsmäßig hergerichtet. Ich denke, macht ja nichts, dann habe ich jetzt eben eine weniger gute Spa-Erfahrung. Kostet ja auch nur 100.000 RP für eine Stunde, also 6,70€. Egal, los geht's - und ich nehme alles zurück. Die Masseuse ist eine etwas ältere Mutti und weiß ganz genau, was sie tut und hat bestimmt schon massiert, bevor die ganzen fancy organic nature Spas für die veganen Yogahasen hier entstanden sind... Ich bin sofort weg und meine Füße wissen gar nicht, wie ihnen geschieht. Unglaublich! Ziemlich doll, manchmal tut es fast zu sehr weh, aber nach dem ganzen Laufen ist das genau das Richtige. Füße, Zehen (!), Waden, alles wird richtig durchgeknetet. Und am Schluss auch die Hände. Einfach perfekt.
    An einem kleinen Stand kaufe ich mir einen Hut (gehe ja morgen wandern!) und lande zum Essen im biah biah - kleiner Warung an der Straße mit balinesischem Essen. In der Karte wird man aufgefordert, es wie die Balinesen zu machen und mehrere kleine Speisen zu nehmen. Mach ich natürlich: Tempeh-Spieße mit Erdnusssauce, Wasserspinat mit süß-saurer Sauce, Sojasprossen-Bohnen-Salat mit Knoblauch-Chilisauce. Dazu ein Wasser und ein balinesischer Heiltee (Tamarind, sowas wie Ingwer). Lecker lecker lecker! Zahle nicht mal fünf Euro und bin komplett satt und glücklich.
    Auf dem Nachhauseweg mache ich zum ersten Mal einen Stopp in einem richtigen Supermarkt und kaufe Wasservorräte und Bananenchips und Jackfruitchips. Yumm.
    Jetzt ist es halb neun, ich sitze auf meiner Terrasse, hab die Füße hochgelegt und lausche den Gesprächen meiner balinesischen Gastfamilie. An die Arbeit hab ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gedacht.
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  • Herb Walk

    29 April 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 28 °C

    Oh ich hoffe, ich bekomme noch alles zusammen! Was für ein toller Tag. Ich stehe 7:30 auf, muss ein wenig auf mein Frühstück warten und düse dann mit dem Roller-Taxi zum Treffpunkt für den Herbal Walk. Kurz nach 8:30 bin ich da, es begrüßen mich die zuckersüße Balinesin Mari, unser Guide, und zwei Schweizerinnen - Mutter und Tochter! Die Tochter, 40 und bereits sehr Südostasien-entspannt, hat vier Wochen Indonesisch-Sprachkurs auf Bali gemacht und reist jetzt für eine Weile mit ihrer Mama rum. Sehr sympathisch.
    Wir gehen genau die Runde durch die Reisfelder, die ich in den letzten beiden Tagen schon gelaufen bin. Macht aber gar nichts. Schon auf dem Trampelpfad dahin halten wir an und Mari erklärt uns jede Menge - wer weiß, ob ich mich richtig erinnere:

    * Papaya: Früchte oben an den Palmen, Blätter werden für Vorbeugung und Heilung von Denguefieber verwendet
    * Indian Pepper: unscheinbare Pflanze an fast jeder Mauer, Mari bricht die Frucht in der Mitte auf und wir dürfen alle mal lecken - scharf! Pfeffer eben. Zum Würzen von Curry und Co.
    * Moringa: Absolutes Superfood, ein Baum der auch einfach überall rumsteht. Die Blätter isst man so oder als Tee oder als Pulver. 4mal so viel Vitamin A wie Karotten, 8mal so viel Vitamin C wie Orangen, 5mal so viel Potassium wie Bananen... und so weiter. Gibt's bei Mari jeden Tag als Tee. "My mum always make this and never sick! Now people don't know and often sick. And then go to doctor for pills."
    * Mimosen: "as children we plaaaay hihihi, make them all close and then wait until open again. But today all children with hand phone! No more mimosa play, sad."
    * Kokosnuss: Wir trinken natürlich eine frische Kokosnuss in der Pause, aber auch sonst spannend: aus den Blättern macht man Besen (aus dem harten inneren Strang) und flechtet kleine Körbe, um den Reis darin zu kochen. Quasi natürliche Kochbeutel, die auch noch ein tolles Aroma geben. Innerhalb von 30 Sekunden hat sie vor unseren Augen so ein Körbchen geflochten, das komplett dicht ist. Verrückt. Von der alten, getrockneten Kokosnuss wie wir sie kennen kann man das haarige Äußere als Topfkratzer verwenden. Und aus der Schale Räucherstäbchen machen (braucht man hier ständig für die Opfergaben und in den Yogastudios).
    * Lemongrass: duftet so gut! Man nimmt nur das untere, holzige Ende. Nicht zu verwechseln mit Citronella (was irgendwie genau so aussieht und genau so riecht, aber nicht gegessen werden sollte)
    * Ingwer & Tumeric & Galagant & aromatic galagant: Sind alles Ingwergewächse, also diese typischen Wurzelknollen. Aber alle etwas anders (weiß, orange, rot). Aus einem davon macht man Kurkuma. Wir verwenden alle am Nachmittag für ein natürliches Peeling.
    * Hibiskus: jeder bekommt eine Hibiskusblüte und wir zutschen sie aus - süß und lecker. Die Blätter zermatscht Mari mit der Hand, kippt etwas Wasser drauf - und zack, ist das dickflüssiger Conditioner für die Haare
    * Vanille: wächst da auch überall, die Schoten sind aber noch nicht reif
    * Wasserspinat: wächst überall am Wegesrand und hatte ich gestern in meinem Salat zum Abendbrot! "But not too much, make you sleepy. We also give to pigs. Make them sleepy maybe too."
    * Aloe Vera: perfekt für Mückenstiche, wird direkt angewendet. Und ist natürlich gut für tausend andere Sachen.

    Und noch mindestens fünf, sechs andere Pflanzen, die ich nicht kenne... Aber immer sagt Mari "we take leaf / fruit / root, then chop chop chop, then eat / boil and drink / for outside." Und für alles gibt es Pflanzen: Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Halsschmerzen & Grippe, Verstopfung, Durchfall, Mückenstiche, Sonnenbrand, Schilddrüse, Niere, Leber, Blut. Natürliche Antibiotika und Anti-Funghi, sogar etwas Krebs - " you go to Doctor first for diagnosis. If stage one or two, you take this plant. Natural chemotherapy. But if cancer more bad, you need hospital."

    Nach drei Stunden kommen wir am Laden der Firma (Nadis Herbal) an. Dort gibt's erst einen typisch balinesischen Tee und danach noch einen aus unserem gepflückten Moringa. Schmeckt wie Gras, aber ist ja unendlich gesund :) Wir unterhalten uns noch eine Weile und dann gehe ich mittagessen - um zwei geht's dort dann weiter mit dem Balinese Medicine and Lotion Kurs.
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  • Balinese Medicine Course

    29 April 2016, Indonesia ⋅ ☀️ 29 °C

    Ich lunche im Atman - ein organic café voll von gebräunten, hippen Yoga-Menschen an iPads oder macbooks. Quasi das Äquivalent zum Berliner Hipster Café, alles sehr durchgestylt und daher nicht so mein Fall. Lecker ist trotzdem, Salat und Saft.
    Leider dauert alles etwas lange und dann bin ich spät dran für meine Balinese Medicine Class. Ich suche ein Roller-Taxi und natürlich sind dann keine da, wenn man unbedingt eins braucht. Als ich eins finde, zeige ich ihm, wo ich hin will, ist gar nicht weit, und sage "10.000?" - "Ah nooo, 35!" - "Ok 15." - "No, 25." - "Ok let's do 20." - "No 25 is good price, let's go Miss." Da ich es eilig hab, steige ich auf. Hab ich mich grade wirklich geärgert, weil er mir nicht noch 35 Cent entgegen gekommen ist? Die Maßstäbe verschieben sich.
    Kurz nach zwei komme ich an und es erwarten mich mein Tourguide Mari, dazu noch Rika (hehe) und ein sehr schüchterner junger Typ, der unsere Class abhält. Zum Glück springen Mari und Rika immer mit ein, denn er spricht nicht wirklich Englisch. Aber zeigt uns alles sehr gewissenhaft. Mit dabei ist Ena aus Japan, die ganz begeistert ist und immer mit großen Augen "ooooh" sagt.
    Los geht's. Wir stellen her: Balinese Jamu (Heiltee), healing body scrub, body oil, body mask. Alles aus Zutaten wie Ingwer, Galagant, Kokosöl, Nelken, Aloe Vera - also Sachen, die direkt von der Insel kommen.
    Zuerst Jamu: Drei Arten Ingwerwurzel werden geschält und gehackt, dann mit Wasser im Blender gemixt und dann 15 Min. gekocht. Total einfach, und wenn man jeden Tag eine Tasse trinkt, bleibt man gesund. Stimmt bestimmt wirklich.
    Healing body scrub: Spannend - Reis, Ingwer, Nelken, Koriandersamen, klein hacken ("make it small like rice") und dann mit Reiswasser zermörsern. Das ist harte Arbeit und die Profis nehmen uns das nach einer Weile ab. Als die Paste fertig ist, fragen sie uns, ob wir die direkt ausprobieren wollen, dort im Laden. Wir sind uns beide unsicher, aber (zum Glück) kommt in dem Moment die Besitzerin Lilir rein. "Yes, you have to try here! Then you already know how to do it. The others young and shy, they don't know to push you. But I'm mother, I know what is best. Yes do it here!" Also los, und es ist fabelhaft: Mari und Rika können mit jeder Spa-Masseuse mithalten und wir bekommen einmal Peeling plus Massage für Rücken und Nacken. Das ganze muss dann einwirken "so that medicine goes into your body". Es wird ganz warm - "yes, we call it Balinese tiger balm, because makes warm when it goes in." Nach ca. 10 Minuten ist bei Ena schon alles getrocknet, bei mir nicht. Lilir sagt zu mir "ooh you tired or stressed. Then medicine takes longer to go in. It's our way of diagnosis. We put on external and then we know if you sick. You just tired, but will be better tomorrow. Some people, it never dries even after one hour! Too many chemicals in the body and on the skin then, medicine cannot go in. Very bad."
    Außerdem bekommen wir kleine Kleckse auf die Schläfen und zwischen die Augenbrauen, "for headache go away", und hinter das rechte Ohr, "for jetlag after airplane".
    Während alles einwirkt, geht's weiter: Body oil aus Blüten (Magnolien und Frangopani) und Pandasa-Gras - mit Kokosöl 5 min kochen, "but don't open pot or aroma goes away", und dann durch ein Sieb geben, fertig ist ein wunderbar nach Bali duftendes, leuchtend grünes Öl.
    Zum Schluss machen wir die denkbar einfache Body Mask: Aloe Vera und frische, harte Maiskörner im Mixer pürieren. Durch das Wasser der Aloe Vera wird das eine ziemlich flüssige Masse, natürlich auch sehr healing.
    Mari wäscht mir das body scrub ab und macht die Maske drauf. Lässt die trockenen, nimmt sie ab und dann kommt das Öl, nochmal inklusive Massage. Ich bin im Himmel und besonders schön ist es, Lilir beim Erklären zuzuhören. Es kam inzwischen ein witziger spiritueller Herr rein (Ananda aus dem Iran, lebt jetzt in Wien), der Parfum bzw. essential oils wollte und alles durchprobiert hat mit jeweiliger Erklärung. Und dann eine eigene Mischung angefordert hat, wo immer noch mehr rein sollte. Und in jedem zweiten Satz etwas so Hippie-mäßiges gesagt hat, wie zb. als Lilir erzählt, dass sie ihren Beruf liebt - "It was the divine that guided you". Oder als ich sage: "We're learning about Balinese herbs and medicine" - "I thank you. And you should thank yourselves too for having this experience." Oder mich am Ende fragt: "Do you dance? Oh you should. It will open up things inside you." Alles in andächtig-spirituellem Tonfall. Großartig!
    Super ist auch Lilir: Seit 1993 macht sie mit ihrem Mann die Herbal Walks und hat den Garten, mit dem sie die Leute mit Medizin versorgt. Als die Nachfrage immer größer wird, fangen sie an, Heiltee und Cremes richtig zu produzieren. Inzwischen sind sie 25 Leute mit eigener Produktionsstätte inkl. großer Destillieranlage und dem Laden. Dort gibt's von Cremes und Massageöl über Seife und Shampoo bis zu gemahlenen Kräutern einfach alles, was man aus Pflanzen machen kann. Das ganze ist von der Regierung gefördert und Lilir unterrichtet traditionelle Heilkunde auch an Unis.
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  • Warung Sopa

    29 April 2016, Indonesia ⋅ 🌙 26 °C

    Kerstin ist leider noch krank (Wasser im Ohr oder so) und wir gehen doch nicht zur Tanz-Vorführung. Stattdessen laufe ich nach Hause und probiere mein frisches Bali healing body scrub aus! Es ist verrückt, meine Beine werden auch total warm, als es einwirkt. Ich lese das zweite Kapitel aus Meike Winnemuths Buch und sie schreibt, wie schön es ist, wenn aus Stadtplänen Städte werden. So ist es grade in Ubud - ich kenne meine Gegend schon gut, die kleine Nebenstraße, in der ich wohne, dann die Jl. Hanoman und die Main Road und Jl. Suweta und Jl. Kajeng. Alles erlaufbar und fühlt sich so herzlich an. Aber meine Zeit auf Bali ist ja begrenzt. Der aktuelle Plan ist, morgen noch zwei Tempel nördlich von Ubud zu besuchen und dann am Sonntag nach Nusa Lembungan zu fahren, einer kleinen Insel östlich von Bali.
    Ich liege noch eine Weile auf dem Bett rum - es ist wunderbar und selten, mal nichts zu machen! Also nicht WhatsAppen, surfen, lesen oder Musik oder Podcast hören. Sondern einfach nichts. Und zwar genau so lange, wie es sich gut anfühlt. Und danach einfach loszugehen zum Essen. Das ist auch so schön am Alleinreisen - nichts erklären oder absprechen, einfach komplett Impuls-gesteuert entscheiden.
    Auf meinem Weg zum Warung merke ich wieder, wie lieb die Menschen hier sind. Alle lächeln einen an und die meisten grüßen auch. Hellooooo!
    Ich esse im Warung Sopa, vom Reiseführer und TripAdvisor empfohlen. Nicht weit weg von mir und abseits der Hauptstraße. Es ist verdammt schön hier und überraschend leer. Ich sitze (tatsächlich jetzt gerade) auf weichen Kissen auf dem Boden, die Schuhe hab ich natürlich am Eingang stehengelassen. Es gibt Rote-Bete-Limetten-Saft und Gado Gado. Sehr entspannt. Während der Wartezeit und jetzt nach dem Essen bin ich zwar meistens am Handy, aber während des Essens lege ich es immer weg. Dann geht's einfach nur um's Essen. Sollte ich Zuhause auch öfter machen, auch alleine einfach essen statt dabei etwas zu schauen oder Podcast zu hören. Nehme ich mir vor.
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  • The Yoga Barn

    30 April 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 29 °C

    Dewa und Putu (Neffe und Tochter von Nyoman) erzählen mir, dass in einem Tempel südlich der Stadt eine zehntätige Feier stattfindet. Wenn ich es richtig verstanden habe, anlässlich des Vollmonds. Sie waren gestern schon da, so richtig mit Prozession, wo Hindu-Götter-Statuen getragen werden, und bemalten Gesichtern. Sie laden mich ein, heute Abend mitzukommen. Oh ja!
    Durch die Aussicht darauf, abends in den Tempel zu gehen, bin ich unmotiviert, zu den anderen beiden Tempeln nördlich von Ubud zu fahren. Stattdessen entscheide ich mich nach einem ausgiebigen Frühstück (Dragonfruit!) für Organic Farmers Market (leider nix los) und Yoga. Yoga, endlich!
    Also ab zur Yoga Barn, der besten Adresse dafür in Ubud, und nur 5 Minuten von mir entfernt. Die Anlage liegt abseits der Straße und ist riesig und super stylish. Überall Palmen und Holz, alles offen, mit kleinem Bach und Cafés und fünf Yogaräumen. Die natürlich alle draußen sind, sodass man umgeben von Palmen und Vögeln und sanfter Musik auf wunderschönem Holzboden unter hohen Holzdächern mit Ventilatoren die wahrscheinlich schönste Yogastunde überhaupt verbringen kann.
    14:00 ist "Intro to Yoga", perfekt. Unser Lehrer ist Greg, ein tiefenentspannter braungebrannter Ami, bei dem Yoga ganz offensichtlich wirklich so meaningful and life changing ist, wie er uns erzählt. Wir machen eine Runde durch alle Bereiche: breathing, physical exercise, relaxation, meditation. Es ist wunderbar und ich komme erstaunlich gut mit (ist ja auch für Anfänger, jaja, aber meine letzte Yogasession ist bestimmt zwei Jahre her).
    Hinterher bin ich gedehnt und glücklich. Ich hole mir einen Smoothie an der Juice Bar und kuschel mich in einen riesigen bequemen Sessel mit Ausblick. Neben mich setzen sich Kilian und Nelly aus Irland, die grade auch den Kurs gemacht haben. Die beiden sind im achten Monat ihrer Weltreise. "You know, the situation in Ireland was shit, there was no money and no jobs. Well until Germany gave us lots of money. But still it sucked and so we were like - well, might as well go travelling. Saved up some money and off we went." Nach Südamerika und Neuseeland sind sie jetzt noch zwei Wochen hier, dann geht's von Jakarta nach Hanoi und danach wissen sie es noch nicht. Total toll, die sind super entspannt und witzig. Und waren gestern bei genau dem Tempel, wo ich heute nicht hingefahren bin - und es war beeindruckend und ist es wert. Ich glaube, ich bleibe doch noch einen Tag, schaue mir das noch an und mache noch eine Yogastunde. Wenn ich Montag weiterfahre, habe ich ja immer noch 8 Tage... auch wenn es langsam gruselig wird, dass die Zeit so schnell vergeht! Ah! Aber bei meinem nächsten Ziel werde ich wahrscheinlich hauptsächlich Baden und Schnorcheln, da kann ich hier ruhig noch etwas Kultur bzw. Sightseeing machen.
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  • Highlight: Panca Wali Krama

    30 April 2016, Indonesia ⋅ 🌙 27 °C

    Was für ein unglaubliches Glück, dass ich genau hier bei Nyoman wohne und gestern nicht beim Touri-Tanz war! Und dass hier überhaupt so wunderbare Dinge passieren, Wahnsinn.
    Wir gehen also mit Dewa, dem Neffen, zur großen Zeremonie Panca Wali Krama im Tempel Samuan Tiga etwas außerhalb von Ubud. Kerstin und ein japanischer Freund von ihr kommen auch mit. Aber zuerst müssen wir uns natürlich entsprechend anziehen. Nyoman (die Mama) bindet mir mein Hamamtuch so, wie es sich für einen Sarong gehört. Dann bekomme ich von ihr ein langärmeliges Oberteil und einen Tempelschal um die Taille, vorne kunstvoll geknotet. Für Männer ist die Technik etwas anders und sie haben noch ein Band um den Kopf mit Knoten vorne. "Knot is symbol for gods. Men on head, women on belly." - "Why?" - "Is symbol." Ok.
    Los geht's mit dem Roller, ich sitze bei Dewa mit drauf. Nach ca. fünfzehn Minuten sind wir da. Die Straße ist total voll, überall Autos und zig Motorroller, meistens mt 2 oder 3 Personen drauf (viele mit Familie: Papa fährt, Mama hinten, Kind vorn irgendwo dazwischen). Wir schlängeln uns durch das Verkehrschaos zu den Parkplätzen. Dewa kennt die Parkplatz-Anweiser, "this my crew", und wir bekommen einen guten Platz nah am Eingang. Schon auf dem Weg dahin ist es so voll - überall Menschen mit wunderschönen Gewändern, alle so gebunden wie auch bei uns. Und alle Männer haben das weiße Tuch um den Kopf. Viele tragen Körbe voll mit Opfergaben für die Götter.
    Die Zeremonie heißt Panca Wali Krama. Wird jährlich abgehalten und dauert 10 Tage. Das Internet sagt: "It is one of the forms of Bhuta Yadnya rituals which are ceremonies and sacred rituals that belong to the category of those dedicated to the elements of nature." Sonst finde ich aber online kaum was darüber (zumindest nur auf Balinesisch), was umso merkwürdiger ist, da es einfach riesig ist. Riesig! Es ist wie ein Hindu-Volksfest.
    Dewa fragt mich: "Did you bring your camera to temple?" - "Yes, but is it okay if I take pictures?" - "Of couuurse, take many pictures! Hindu is very open. Hindu is not like Islam. Hindu is about smiling and caring. We happy." Und so is es dann auch.
    Wir gehen durch den Eingang mit zwei Säulen rein in den Tempel. Vorn spielt ein Gamelan-Orchester, das typische balinesische Orchester. Toll. Dewa fragt, ob ich mit ihm beten will. "Well, can I? I'm not Hindu, I don't know how." - "Yes yes, I will show you. Come." Wir gehen rechts in einen Abschnitt, wo schon viele Menschen sitzen. Männer im Schneidersitz, Frauen knien. Zum Glück hab ich vorher schon was darüber gelesen, wie man sich verhalten soll. Ich knie mich also neben Dewa und er macht eine kleine Kiste auf, die er mit hat. Drin sind Blumen und Räucherstäbchen. Er erklärt mir Beten: "First you use no flower. Second with flower, third with flower, last no flower. Ok? You say to gods what you hope and wish every time." Ähm ok, los. Räucherstäbchen an. Die vier Runden sind denkbar kurz und einfach: Hände vor der Brust aneinander legen, dann vor die Stirn, ein paar Sekunden sein Gebet sagen, Hände runternehmen. Und in der nächsten Runde mit einer Blüte in der Hand. "Flowers for the gods. Good for gods." Nach dem Gebet steckt man sich die Blüte hinters Ohr. Wie wunderschön und glücklich das alles ist. Die Menschen lächeln und überall liegen Blumen rum. Danach werden wir gesegnet. Männer und Frauen (Priester, nehme ich an) laufen mit kleinen Kännchen voller Wasser zu den Leuten. "Holy water, from holy spring. You do like this: take water in hands, drink, three times, and then you put on your face." Der Priester kommt, wir schauen zu Boden. Er besprenkelt uns mit Wasser, dann halten wir die Hände auf, bekommen das Wasser, nehmen einen kleinen Schluck, drei Mal. Und beim vierten Mal wischen wir uns mit dem Wasser über Gesicht und Nacken. Danach nehmen wir aus einer Schale in Wasser getränkten Reis. Ein paar Körner kommen zwischen die Augenbrauen, ein paar auf den Kehlkopf (bleiben dort jeweils kleben) und den Rest essen wir. "Why the rice?" - "Is holy. Now you protect from bad forces and demons. Rice here and here protect you." Fantastisch! Ich bin beseelt und fasziniert und so dankbar, dass ich hier erleben kann, wie die Menschen wirklich leben. Und sie leben die Religion einfach, das sieht man ja an den täglichen kleinen Opfergaben auf der Straße, den Haustempeln und den endlos vielen Festen. Ich hab gelesen, dass Balinesen etwa ein Drittel ihres Tages mit Vorbereitung oder Durchführung von Zeremonien verbringen. Könnte hinkommen.
    Wir gehen weiter, vorbei an einem anderen großen Areal, wo gebetet wird. Dort scheint man länger zu sitzen. Es sind bestimmt 500 Leute da drin, oder vielleicht auch noch viel viel mehr. Und genauso viele stehen an und warten, bis sie rein können. Vorn auf der Bühne sind große Götterstatuen in verschiedenster Form. Dewa zeigt auf eine Art riesigen Stroh-Büffel mit geschmückten Kopf. "You see, my family made this. From banana and coconut leaves." Wow.
    Wir schlängeln uns durch die Massen zur Tanzbühne. Ohne Dewa wäre ich in dem Getöse verloren, aber er weiß ganz genau, wo es lang geht und kennt auch an jeder Ecke jemanden. Wir kommen genau richtig zum Start der Tanzvorführungen und setzen uns auf den Boden. Diesmal darf man sitzen wie man will, puh. Für ungefähr eineinhalb Stunden schauen wir uns die Tänze an. Los geht's mit ganz jungen Mädchen, 10-12 Jahre alt. Jede Gruppe ist ein bisschen älter, ab der vierten sind es Erwachsene. Es ist einfach wunderschön. Die Kostüme sind großartig, sehr aufwändig verziert mit viel Gold und Tüchern und frischen Blumen auf dem Kopf. Zu Gamelan-Musik tanzen sie auf diese ganz eigene Art und Weise. Dewa sagt: "They dance only with the hands and the fingers and then the feet and the eyes." Spannend, wie feine Bewegungen sie mit ihren Händen machen können. Und wie viele verschiedene! Und dann die Augen und das ganze Gesicht - so ausdrucksstark, in einem Moment schauen sie ernst und böse, im nächsten lächeln sie selig. Jeder Tanz ist eine Geschichte, und auch wenn ich keine Ahnung habe, was erzählt wird, ist es einfach toll. Ich sage zu Dewa, wie sehr ich mich freue hier zu sein, und nicht bei den Touri-Tanzabenden in Ubud. Er sagt: "Yes, very good. You know, dance here is about love. Dance in Ubud is about money."
    Für so ein heiliges Fest ist die Atmosphäre überraschend entspannt. Man kommt und geht wie man will, man trifft sich, unterhält sich. Ich überlege, was wir in Deutschland haben, das vergleichbar ist. Sicher keine christliche Messe, sicher kein volltrunkenes Dorffest. Und zu welcher Veranstaltung geht einfach die ganze Familie, und jede Familie? Später zuhause erzählt mir Putu, dass das Fest zwar zehn Tage dauert, aber man hingeht, wann man will: "If you no time one day, is ok. If you busy, no problem. You go when you can. Three or four times is good." Ist wirklich einfach so eine schöne Religion, der Hinduismus.
    Während der Tänze unterhalte ich mich mit Dewa: Er ist 16 und geht auf die Junior High School. Vormittags hilft er immer bei seinem Onkel Nyoman, macht (mir) Frühstück und räumt auf etc. Ab 13.00 hat er Schule. Er erzählt mir von anderen Festen und Riten und Göttern, aber das meiste davon verstehe ich nicht. Als er klein war, hat er auch im Gamelan-Orchester gespielt. Und immer wieder will er wissen: "So you like temple? What do you think of ceremony?" Ich strahle ihn an - es ist wunderschön und großartig, yes I like it so much!

    Gegen zehn düsen wir wieder nach Hause und im Hof sitzen Mama-Nyoman und die Tochter Putu. Ich setze mich zu ihnen und später kommt Papa-Nyoman dazu. Wir unterhalten uns noch bis halb zwölf über alles mögliche. Sie sind einfach wunderbar und so lieb! Putu und Nyoman haben viele dieser kleinen Körbchen aus Kokosblättern für den Reis geflochten. "For ceremony. Every fifteen days, we have ceremony in family temple. Start in five days, we prepare now. Need 45 baskets for offering for the gods." Putu ist 26 und Krankenschwester. Sie hat in Ubud und Denpasar (Hauptstadt von Bali) studiert und arbeitet jetzt in einem schicken Resort hier, wo wohl viele Touris für Darmspülungen (!) etc. hinkommen. "For detox. Many Germans, California, Europe. More healthy afterwards. Loose 3 or 4 kilos!" Papa-Nyoman ist Maler und hat eine Galerie auf der Monkey Forest Road. Er malt mit Öl und Aquarell und hat viele Aufträge von europäischen Geschäftsleuten, die große Bilder mit balinesischer Landschaft anfordern. "But I paint everything. Balinese country and plants and also abstract. Only paint what I like. If I don't like, I stop. Must be good energy or painting no good. You know, I'm in Lonely Planet! When the Germans Thomas and Tanja in Bali, they very unhappy with Hotel. I meet them in the market and they say they want to stay with family, not in hotel. So I take them here and they stay long long time." Außerdem unterrichtet er an der Uni und in Schulklassen.
    Wir reden über dies und das und wie schon bei der Wanderung mit Mari kommt das Gespräch auf die Hautfarbe. Balinesen wollen gern möglichst hell sein, "more pretty" und ich meine, dass ich brauner werden will. Dass braun bei uns für Urlaub steht. Nyoman sagt: "No no, your skin good like this. Beautiful like this." In dem Moment macht einer der vielen Geckos dieses typische Geräusch. "You see! The gecko knows. If gecko goes "kekeke" when you say something, then it's true. Gecko very good, is god in the gecko. Bring good energy to home. If home has no gecko, no good. Also eat insects!"
    Später sagt Nyoman: "So you stay one more night?" - "Yes, one, until Monday." - "Why you no stay one more week? Or month? Or live here forever ok?" ... ja, warum eigentlich nicht?
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  • Pranayama @the Yoga Barn

    1 Mei 2016, Indonesia ⋅ ☀️ 28 °C

    9:30 Uhr, Yoga Barn, Pranayama mit Greg. Ich hab keine Ahnung, was mich erwartet - es ist eine Stunde atmen. Großartig. Hinterher bin ich noch entspannter und more balanced. Nach der Stunde frage ich Greg noch, wie ich am besten sitzen soll, da ich mit meiner Hüfte den Schneidersitz nicht so gut kann. Er erklärt ganz viel und dann kommen noch zwei andere aus dem Kurs dazu - einer hatte auch das Problem und die andere ist Physiotherapeutin. Perfekt.
    Beseelt sitze ich mit meiner Kokosnuss in einem riesigen Korbsessel und schaue dem Treiben zu. Jeden Sonntag Mittag ist in der Yoga Barn Community Dance und es ist voll. Hab selten so viele glückliche, gebräunte, sehnige Hippies gesehen. Alle umarmen sich ewig und strahlen betont viel Gelassenheit aus. Nur kein einziger Balinese dabei, alle Europäer oder Amis oder Australier. Kann mir sehr sehr gut vorstellen, wochenlang in Ubud zu sein und hier mein zweites Zuhause zu haben... trotz der Hipness ist es herzlich und fröhlich. Da ist er, der Reiz von Yoga auf Bali.
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  • Gunung Kawi im strömendsten Regen

    1 Mei 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 26 °C

    Auf dem Weg vom Yoga zurück treffe ich Nyoman auf dem Markt. "Helloo, I'm sorry I can't drive you to Gunung Kawi (wie wir gestern besprochen hatten) because there is ceremony in Monkey Forest temple at one o'clock. Didn't know! But my nephew will drive you. He know already." Super, passt.
    Als Dewa und ich los wollen, ist es ziemlich bewölkt und schwül in Ubud. Ich frage Dewa, ob es regnen wird - eher nicht, sagt er. Für Ubud stimmt das auch...
    Wir düsen mit dem Roller los. So kostet es nur die Hälfte vom richtigen Auto. Und Dewa fährt auch super vorsichtig: "My father tell me: if you drive more relaxed, you can see more nice things around you. The country. And the girls also." Komfortabel ist es auf Dauer zwar nicht hinten auf dem Roller, aber absolut egal. Das Gefühl, durch die wunderschöne Landschaft zu brausen ist einfach toll. Vorbei an jeder Menge Palmen und Reisterrassen wie aus dem Bilderbuch. Und vielen kleinen Geschäften. Und Wohnhäusern, die jedes für sich schon eine Attraktion sind: alle umgeben von einer halbhohen Mauer, die den Blick auf die Haustempel freigibt. Da ist einer schöner als der andere - alle haben mehrere kleine Schreine und Türme, die sind wunderhübsch verziert und mit Götterstatuen bestückt. Dewa sagt: "If Balinese, you need family temple. Every family need temple."
    Die Fahrt zum Tempel Gunung Kawi dauert ca. 30 Minuten. Auf halber Strecke fängt es dann an zu regnen. Zum Glück hat Dewa ein riesiges Regencape für mich dabei.
    Am Tempel angekommen binden wir uns beide den farbigen Tempelschal um die Taille und nur ich muss Eintritt zahlen (und zwar einen Euro). Inzwischen regnet es schon richtig doll. Der Tempel liegt in einer Schlucht am Fluss, man muss eine ganze Menge Stufen hinab steigen. Wir stellen uns ab und zu mal unter und hoffen, dass der Regen vielleicht aufhört - aber nix da. Es prasselt so doll runter, so einen Regen hab ich tatsächlich noch nie gesehen. Einfach irre! Ab und zu wird es mal weniger, aber dann schüttet es wieder richtig los.
    Irgendwann ist es auch egal und wir patschen durch das Wasser. Der Tempel ist atemberaubend schön und mit dem Regen bekommt er etwas Magisches. Und es sind nur ca. drei andere, pitschnasse Touristen da. Dewa und ich hüpfen durch die zentimeterhohen Pfützen und ich freue mich einfach nur riesig. Wir machen Selfies und er erklärt mir, was es mit dem Tempel auf sich hat. Auch wenn ich das alles nur halb verstehe.
    Der Legende nach hat ein Riese mit seinen Fingernägeln alles in den Stein gekratzt. Auf jeden Fall ist der Tempel uralt und es ist unfassbar, wie Menschen vor Jahrtausenden so etwas ohne Maschinen bauen konnten.
    Auf dem Weg zurück setzen wir uns noch eine Weile unter ein Dach und hoffen, dass es vielleicht doch noch aufhört zu regnen. Dewa fragt mich: "You Germany? You know Scorpion music? I like! I play with the guitar and I sing. My friend do the drums. We had concert on 24 April in Ubud!" Und dann singt er mir Wind of Change vor! Erst leise und schüchtern pfeifend, dann immer lauter. Es regnet immer noch und wir reden über Musik. Es geht mir einfach so gut, ich bin rundum glücklich.
    Und dann auf einmal kommt ein Stückchen blauer Himmel vor. Wir ziehen los und bis wir am Ausgang angekommen sind, hat es komplett aufgehört. Der Regen war genau auf die eine Stunde unseres Besuchs in Gunung Kawi abgestimmt und es hätte nicht schöner sein können.
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  • Bye bye Nyoman, auf nach Nusa Lembongan

    2 Mei 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 29 °C

    Ich warte auf meinen Bus nach Nusa Lembongan an der Straßenecke neben zwei der vielen vielen Roller-Taxi-Fahrer, die hier auf Kundschaft hoffen. Der etwa 2jährige Sohn spielt neben mir auf dem Bürgersteig, komplett zufrieden. Einer der Taxifahrer macht eine Tüte mit getrockneten Früchten auf und bietet mir eine an. Ich hab Bali so gern.
    Kurz nach elf kommt der Bus. Diesmal sogar klimatisiert und mit Gurten! Wir fahren eine Stunde bis Sanur, von da geht's dann mit einem kleinen Fastboat zur Insel.
    Auf der Fahrt sitze ich neben einer entspannten, braungebrannten Schweizerin. Mitte fünfzig, würde ich schätzen. Wir unterhalten uns auf Englisch, auch nachdem wir rausgefunden haben, woher die andere kommt. Hehe. Sie erzählt mir, dass sie viel mit ihrem Mann reist. Sehr viel. Sie waren schon sechs oder sieben Mal auf Bali und haben mal ein Jahr auf Lombok gelebt (gleich nebenan). In ein paar Tagen fliegen sie nach Bangkok und danach irgendwo anders hin. Sie arbeitet nicht mehr und ihr Mann nur ab und an für einen großen Schweizer Pharmakonzern. Eigentlich reisen sie seit Jahren, langsam wird es Zeit, sich mal niederzulassen. Bloß nicht in der Schweiz, viel zu kalt. Sie schwankt noch zwischen Kenia und Bali. Kenia ist wilder und spannender, Bali einfacher. "You have to figure out what's really important to you and how you want to live your life." Ich sage zu ihr: "Yes, but how?" Da lacht sie nur und auf einmal sind wir da.
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  • Hello Nusa Lembongan

    2 Mei 2016, Indonesia ⋅ 🌙 28 °C

    Erster Eindruck von Lembongan: Wunderschön, paradiesisch, klares türkises Wasser, palmenbewachsene Felsen, relativ wenig los. Super.
    Vom Boot kommend marschiere ich los. Ich will nicht das erstbeste Scooter-Taxi von der Anlegestelle nehmen, die sind bestimmt teuer. Mit mir zusammen laufen überraschend viele Leute sehr zielstrebig mit, einem Balinesen (Lembonganer?) hinterher. Der bleibt plötzlich stehen und schaut mich an: "Where you stay?" - "Kawann's Inn." (hat mir Christin empfohlen) - "Ok no problem, I drop you there." Er parkt eine Art Jeep aus und ich sehe, dass da das Logo einer anderen Bootsfirma drauf ist, mit dem Zusatz "free Transport on Lembongan". Ui! Die anderen Mitfahrer haben alle ein angeklebtes Schild auf dem Shirt mit dem Namen ihres Hotels. Manchmal muss man eben Glück haben. Ich unterhalte mich eine Weile mit zwei Frauen aus den USA, über Bali und über Donald Trump ("we hate him, it's such an embarrassment", puh). Zum ersten Mal seit einer Woche denke ich wieder an Politik und Gesellschaft und Tagesgeschehen. Wie schön es ist, komplett raus zu sein!
    In Kawann's Inn begrüßt mich Skinny, der Besitzer. Ein freundlicher, sehr dünner Mann. Sie sind schon ziemlich voll, aber er hat ein Zimmer für eine Nacht und dann ein anderes für die beiden nächsten. Passt. Ich handle von 300.000 auf 250.000 runter und beziehe mein Quartier: mit kleinem eingezäuntem Vorgarten inkl. Liege, großen verglasten Schiebetüren, zwei Betten und einem modernen, schönen Bad. Und Klimaanlage. Luxus im Vergleich zu vorher!
    Ich esse noch fried rice with vegetables bei Skinnys Frau und ziehe dann los - Strand, endlich. Ich gehe eine Weile am Strand (leider voller Boote und Steinen im Sand) und dann wieder an der Straße (eher breiter geteerter Weg) entlang. Die Sonne scheint und alles ist gut, aber irgendwie finde ich es merkwürdig. Nusa Lembongan ist so anders, als ich dachte. Bzw. habe ich mir einfach nur ein Mini-Ubud plus Meer und Strand vorgestellt. Aber wenn die Leute sagen, dass die Insel hier noch ursprünglicher ist, so wie Bali vor zwanzig Jahren, dann heißt das auch, dass alles einfach weniger entwickelt ist. Es prallen zwei Welten aneinander - am Strand sind die schicksten Bars, wunderschön balinesisch dekoriert, mit Pool und Liegen und allem, was man sich vorstellen kann. Auf dem Weg von der Straße zum Strand kommt man aber da vorbei, wo die Einheimischen wohnen: kleine Hütten, quasi Baracken. Es sieht so trostlos aus. Zwar kein Wellblech, aber mit dünnen Wänden aus Holz oder Stroh, vielen Plastikplanen und jeder Menge Müll überall. Dazwischen streunen Hunde und sitzen Leute, die mich herzlich anlächeln und das typische "Heellooo" rufen. Ich hab heute Vormittag noch im Buch von Meike Winnemuth das Kapitel über Mumbai gelesen. Wie sie sich als Elendsbegafferin gefühlt hat und es nicht sein wollte. Ich weiß gerade ungefähr, was sie meint. Verstohlen mache ich ein paar Fotos. Ich ärgere mich darüber, dass ich mich ärgere, das hier zu sehen. Also - ich finde es schlimm und traurig, vor allem mit den edlen Resorts nebenan, wo eine Nacht wahrscheinlich so viel kostet, wie die Menschen in einer Woche verdienen. Aber gleichzeitig ist es nunmal so - bestimmt gibt es auch um Ubud Gegenden, die so aussehen? Ich bin in drei Himmelsrichtungen aus Ubud rausgefahren, Norden, Osten und Süden, und überall hatten die Menschen zumindest gemauerte Häuser mit (wahrscheinlich) fließend Wasser und Strom. Ok, Ubud ist aber auch Tourizentrum. Wie dem auch sei, ich muss Lembongan erstmal verarbeiten. So ist das, wenn man sich eine Trauminsel vorstellt - die Realität ist eben doch immer anders (denke ich, als ich später am Strand liege und das Kapitel über Hawaii lese - wirklich ein perfektes Buch für jeden Moment hier!). Eins noch: Überall sind Baustellen. Ob in Kawann's Inn oder an der Straße, es wird so viel gebaut. Ich komme an einem riesigen zukünftigen Resorthotel vorbei, die vierstöckigen Mauern stehen schon und die Palmen am Strand wurden in hübschen Reihen gepflanzt. Viele Bauarbeiter erledigen alles mögliche mit den Händen. Es gibt kaum Gerüste, ich sehe einen Schaufelbagger, sonst keine Maschinen. Alles wird von Menschen getragen und gemauert und geklopft. Keiner trägt einen Helm. Verrückt, dass Luxushotels auf so eine Art gebaut werden. Und: Als ich vorbeilaufe, winken mir die Bauarbeiter auch einfach freundlich zu, sagen "Heellooo" und lächeln. Man stelle sich das mal in Deutschland vor.
    Ich laufe zum Nordende der Insel (Blick auf Balis Berge, hübsch) und kaufe Wasser und neue Flip Flops (meine haben den Geist aufgegeben). Hier oben sind kaum noch Touri-Unterkünfte; etwas weiter beginnt ein großer Mangroven-Wald, durch den man mit dem Boot fahren kann. Auf der Straße kommen mir vier Motorroller entgegen, auf jedem sitzen zwei Jungs, vielleicht 8 oder 10 Jahre alt. Die fahren ein Rennen und ich springe grade noch so zur Seite. Wieder überall diese kleinen Hütten und Straßenhunde. In dem Moment komme ich nicht klar, ich wollte doch einfach nur an den Strand und auf einmal ist hier so viel Realität. Wie gesagt, erstmal verarbeiten.
    Ich gehe zurück an den Weststrand und lege mich auf mein Tuch. Sonnenuntergangs-Zeit. Ich lese etwas und schaue ins Meer, das versöhnt mich wieder etwas. Die vier Hunde, die ständig um mich und die anderen Strandsitzer drumrum laufen, finde ich aber nicht so super. Manchmal kommen sie an, gehen dann aber unbeeindruckt weiter. Die Sonne verschwindet hinter Wolken und ich gehe in einer Bar einen Saft trinken. Und dann nach Hause. Der Einstieg ist hier nicht so leicht wie bisher - aber vielleicht entlohnt mich die Insel dann ja umso mehr. Erstmal morgen abwarten. Und falls es mir nicht gefällt, fahre ich eben einfach weiter.
    Ich will gegen halb acht wieder los zum Essen, da entdecke ich die größte Spinne, die ich je gesehen habe (ok außer im Zoo). Musste ja so kommen hier, irgendwann. Sie ist braun, gestreift, dicke Beine. Körper so 2cm Durchmesser, jedes Bein bestimmt 6cm lang. Gefühlt 20cm. Herzklopfen. Ich gehe zum Empfang vor und frage Skinny, ob er sie wegmachen kann: "I'm sorry, I know it's very European of me, but I couldn't sleep next to it." - '"No problem! Yesterday we had rain so they come out. But no worries, the brown one is not dangerous. Only the black one is dangerous." Na toll, es gibt also schwarze gefährliche Spinnen, denke ich. Aber klar, so ist es eben! Wird schon alles gut gehen. Skinny fängt die Spinne gelassen mit einer Plastetüte-betüteten Hand ein. Easy.
    Zum Essen gehe ich ins D&B Warung nebenan. Man merkt, dass hier nicht das Yoga-bio-geprägte Ubud ist; auf der Karte sind erstmal drei Seiten Burger, Sandwiches und Pizza. Indonesian Food gibts aber auch und ich bestelle Bratnudeln mit Gemüse. Fettig aber lecker. Und jetzt ab ins Bett.
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  • Sunset Point

    3 Mei 2016, Indonesia ⋅ ☀️ 32 °C

    Der Tag kann nur besser als gestern werden - und wird fantastisch. Pünktlich halb sechs fangen die ganze Hähne an zu krähen (gibt es massig für die Hahnenkämpfe). Gegen sechs mache ich das Fenster zu und sehe einen wunderschönen Sonnenaufgang. Viertel acht stehe ich dann richtig auf und bin um acht beim Yin Yoga im Yoga Shack, ungefähr eine Minute von mir entfernt. Yin Yoga heißt laaaange Dehnungen und ganz langsame Bewegungen. Genau das richtige für so einen Morgen.
    Frühstück gibt's in Kawan's Inn. Da Stromausfall ist, kann sie leider keinen Toast machen, dafür gibt's aber jede Menge Obst. Reicht auch. Und dann: Rollerfahren! Dass man ohne Roller aufgeschmissen ist, hab ich ja gestern schon gemerkt. Also leihe ich mir bei der Unterkunft einen Roller für 70.000 (5,- €) aus. Als ich der Frau sage, dass ich noch nie Roller gefahren bin, schaut sie mich ganz entgeistert an. "Reeeeaally? Never?" Ich darf ein paar Runden auf ihrem eigenen Roller üben und lerne Anschalten, Gas, Bremse, Hupe, Ausschalten, Sitz aufmachen. Mehr braucht man auch nicht, geblinkt wird eh nicht. Und dann fahre ich auch schon los. Durch den kleinen Ort, weiche anderen Rollern und den Minibussen aus, Hügel hoch und dann erster Ausblick aufs Meer. Traumhaft.
    Gemütlich rolle ich mit 10 bis 20 km/h über die Insel. Auf gut geteerten Straßen werden es auch mal 30 km/h - aufregend! Und es ist einfach unfassbar schön, alles ist so grün und bewachsen, voll mit Palmen und tausend anderen Pflanzen. Ich fahre durch das Paradies und da ist es wieder, dieses bedingungslos glückliche Urlaubsgrinsen. Hat mir gestern gefehlt, aber heute - wow.
    Ich habe keine Ahnung, wo ich lang fahre, aber es gibt auch kaum Kreuzungen. An den Linksverkehr hab ich mich schon gewöhnt und aus Ubud weiß ich, dass man hupt, bevor man um die Kurve fährt. Vor allem bei den komplett zugewachsenen Straßen hier echt nötig. Hinter jede Ecke kann ein Roller kommen!
    Ich folge den Schildern zum Sunset Point im Westen. Die letzten fünfhundert Meter sind mehr Schlagloch als Straße, aber mein Roller fährt mich da sicher lang. Auf einmal ist der Weg zu Ende und ich bin an einem sows von schönen Aussichtspunkt angekommen. Ich setze mich auf den Felsen und schaue aufs Meer. Weit und breit keine Menschen (und keine Hunde). Es ist verrückt, wie die Wellen an die Felsen schlagen, da spritzt es meterhoch. Ich kann mich gar nicht sattsehen.
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  • Nusa Ceningan

    3 Mei 2016, Indonesia ⋅ ☀️ 31 °C

    Ich fahre an der Südküste von Nusa Lembongan entlang und komme zur Brücke nach Nusa Ceningan, der Nachbarinsel (Nusa = Insel). Was für eine Brücke! Dünne Metallstreben, Holzplanken, und so schmal, dass zwei Roller nur ganz ganz knapp schiebend aneinander vorbei passen. Ha. Rauf und rüber. Leider bin ich so aufs Gradeausfahren konzentriert, dass ich nicht nach links oder rechts auf die Boote schauen kann. Nach der Brücke biegen alle rechts ab, also fahre ich links und komme in eine ganz abgelegene Gegend. Ab und zu mal eine Hütte, kaum Straße, ich finds großartig. Der Weg endet nach ein paar Kilometern an einem Tauchspot, wo ich zum ersten Mal wieder Touris sehe. Ich wende im Sand und falle dabei fast um (das einzige Mal heute!). Auf dem Rückweg fahre ich probehalber einen kleinen steilen Abzweig hoch, aber dann wird die Straße so schlecht (gefühlt einen Meter breit mit Schlagloch an Schlagloch, jedes 30 cm tief), sodass ich wieder wende und vorsichtig den Berg runterrollere. Zwei Inselbewohner entspannen im Schatten der Bäume, haben alles beobachtet und applaudieren und zeigen mit dem Daumen nach oben. Ich entscheide mich dafür, es als nett anzusehen und lache zurück.
    Ich mache Pause in einer Bar mit Blick auf Lembongan. Kokosnuss, Wasser, Pipi. Würde mir gern das komplett verschwitzte Gesicht waschen (die 32 Grad fühlen sich heute mal wieder besonders heiß an, mit der salzigen Meeresluft), aber wie so oft kommt nur Salzwasser aus dem Wasserhahn. Bei Kawan ist es zwar auch salzig, aber nicht so. Macht nichts, ich habe eine fantastische Aussicht, im Hintergrund dudelt Jack Johnson (der für solche Situationen wirklich perfekt ist) und ich freue mich über das geschnitzte Herz in meiner Kokosnuss. Ich schaue auf die Algenfarmen. Algenbauern? Algenfischer? Im flachen Wasser zwischen den Inseln werden Algen angebaut, auf der Fläche sind mehrere Boote verteilt, zwischen denen ein paar Leute hin und her waten. Im Tempel nebenan geht ein tiefer Gebetsgesang los. Hab ich so noch nie gehört, aber fügt sich super ein.
    Ich fahre bis an die Westspitze und treffe erst ein deutsches Paar (kommen eben aus Thailand) und dann noch eine Deutsche (keine Lust mehr auf den Job, für acht Monate auf Weltreise, grade Halbzeit). Es gibt wunderschöne Aussichtspunkte, einmal auf die Blue Lagoon und dann im Westen auf Meer und Klippen. Es ist unfassbar heiß und dank der Sonnenmilch klebt alles. Egal, ist schön!
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  • Dream Beach & Devil's Tears

    3 Mei 2016, Indonesia ⋅ ☀️ 30 °C

    Ich fahre zurück nach Lembongan und suche etwas zu essen. Ich halte an einem Restaurant, das wie so viele nur westliche oder fleischige Gerichte anbietet. "Do you have Gado Gado?" - "Noo, you have to go to Warung down the street." Oh, da kam ich schon vorbei, ist eine kleine Hütte mit ein paar Plastestühlen davor. So gar nicht vertrauenserweckend, aber na gut. Die Köchin bringt mir das Gado Gado und es sieht ziemlich anders aus als bisher. Statt schön nebeneinander geordnetes gedämpftes Gemüse plus Erdnusssauce ist es ein undefinierbarer vermischter hellbrauner Haufen. Nichts anmerken lassen und los essen. Die Sauce ist lecker, ich erkenne Bohnen und Sojasprossen, super. Außerdem gibt es weiße Klumpen. Kartoffeln? Nee. Irgendwie geschmacksneutral, aber doch lecker. Am Ende frage ich sie, was das denn für ein Gemüse ist. "Is rice!!" ruft sie und hält mir so ein kleines Palmenblattkörbchen hin, wie ich auf Bali schon gesehen hab. Aha! Gepresster irgendwie vermengter Reis also.
    Weiter geht's zum Dream Beach, dem schönsten Strand der Insel. Ist auch sehr schön, in einer schönen Bucht mit schönem Sand und schönen Wellen. Und entsprechend vielen Touristen. Und einer Bar / Hotelanlage direkt dran. Hm. Ich lege mich in den Schatten und lese eine Weile. Irgendwie zieht es mich nicht ins Wasser. Ich will in der Bar einen Saft trinken und finde auch einen guten Platz abseits der lauten Musik (auf einem Sofa mit Blick auf den Strand), aber da setzt sich eine Gruppe verkaterter deutscher 20-Jähriger neben mich. Zu Alkohol habe ich aktuell ein Verhältnis wie zu Fleisch, ich kann überhaupt nicht verstehen, wieso man das konsumiert und habe das dementsprechend einfach nicht auf dem Radar (ändert sich in Berlin wahrscheinlich schlagartig). Und keine Lust auf solche Leute.
    Ich fahre also direkt weiter und komme wieder zu wahnsinnig schönen Klippen mit irren Wellen, den Devil's Tears. Da setze ich mich hin und starre ins Meer und es ist einfach weit und breit niemand zu sehen. Viel besser. Und auf einmal: Delfine! Ich halte die Kamera einfach drauf und bin ganz aufgeregt. Die springen richtig!
    Nach einer ganzen Weile seligen Rumsitzen (und mit Tuch vor der Sonne schützen) fahre ich weiter, trinke noch in der Mushroom Bay einen Saft und komme glücklich um halb sechs wieder Zuhause an. Ich beziehe mein neues Zimmer, was noch ein bisschen schöner als das erste ist.
    Halb sieben gehe ich zu einem Vortrag im Yoga Shack, der heute früh angekündigt wurde: "Wonderful and weird ocean life" von einem Typen der Marine Megafauna Foundation. Im Prinzip zeigt er uns eineinhalb Stunden lang Bilder und Videos von Fischen und Korallen. Und erklärt spannende, abgefahrene Dinge. Er ist dabei total begeistert - "look at this beautiful, beautiful fish!" Es gibt die größten und kleinsten und schnellsten und buntesten Fische zu sehen. Ich hab selten einen Wissenschaftler so euphorisch erlebt. Aber sein Job ist ja auch, mit interessanten Fischen tauchen zu gehen, das hat er schon ganz gut getroffen. Ich überlege, ob ich nicht auch mal Tauchen ausprobieren sollte.
    Abendbrot esse ich in einem Warung nebenan. Gemüse in balinesischen Kräutern und Tofu im Bananenblatt gedünstet, klingt gut. Ist leider trotz "Not so spicy please" viel zu scharf für mich und so gibt's hauptsächlich Reis.
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  • Tauchen!

    4 Mei 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 30 °C

    Ich war tauchen. Ich kanns noch gar nicht fassen, wo ich doch so ein Angsthase bin. But do something that scares you every day. Gestern Rollerfahren, heute dann Scuba Diving. Einfach großartig!
    Ich gehe früh um acht zum Yoga (Vinyasa) und entscheide, dass ich tatsächlich Tauchen sollte. Wann wenn nicht jetzt und hier? Überall sind Tauchschulen (es gibt bestimmt 6 allein auf Nusa Lembongan) und die Bedingungen in Indonesien sind ideal. Die erste Tauchschule ist schon ausgebucht, die zweite kann nicht an einem Tag Einführung + Fahrt aufs Meer machen. Fündig werde ich bei Dive Concepts, einer Tauchschule von Franzosen.
    Nach einem schnellen großen Frühstück geht's los. Mein Lehrer ist David aus Paris. Er erklärt mir erst die Theorie - Equipment, Verhalten, nur Basis. Dann geht's in den Pool. Schwimmflossen, Bleigürtel (6 kg!) und aufblasbare Weste (BCD, buoyancy control device) anziehen, Sauerstoffflasche auf den Rücken, Atemgerät (regulator) prüfen, Maske aufsetzen und in den Pool springen. Erste Überwindung!
    Und dann lerne ich atmen. Unter Wasser. Es geht einfach so! Man kann komplett normal atmen, nur eben durch den Mund. Ich lerne, wie ich unter Wasser das Wasser aus meiner Maske mache (durch die Nase ausatmen während man oben auf die Maske drückt) und was ich tue, wenn ich mein Atemgerät verliere. Und dann aufsteigen und absinken allein durch atmen. Und den natürlichen Auftrieb finden (natural buoyancy), bei dem man auf gleicher Höhe bleibt. Es scheint mir alles echt schwierig und ich weiß nicht, ob ich bereit fürs Meer bin. Aber David versichert mir, dass alles super ist und er ja sowieso die ganze Zeit bei mir sein wird um mir zu helfen. Und dass es keine gefährlichen Fische oder Quallen gibt, da wo wir hinfahren. Ok.
    Ich zwänge mich in einen Wetsuit ("that's the most difficult part when scuba diving!") und zusammen mit der Australierin Georgia, die gerade ihren Tauchschein macht, und ihrem Lehrer Ben gehen wir auf ein Boot. Die Luftflaschen sind schon da, die sind viel zu schwer zum Tragen. Wir fahren ca. 200m raus aufs Meer.
    Georgia und Ben gehen zuerst ins Wasser und dann sind wir dran. Alles anlegen, auf den Bootsrand setzen - und dann rückwärts ins Wasser fallen lassen. Ähm. Ich gebe mir einen Ruck und merke, wie einfach es ist! Man kann ja immer atmen und treibt dank Weste oben. Aber jetzt gehts richtig los. David und ich tauchen. Erstmal auf 2-3m. Klarkommen. Auf einmal ergibt aber alles Sinn, das atmen und Ohren ausgleichen. Geht einfach. Und direkt unter uns sind so viele Korallen und Fische! Wie super es ist, etwas vollkommen Neues zu sehen. Es gibt so viele verschiedene und bunte Korallen, groß, klein, orange, lila, grün, grau. Und Anemonen. Und sooo viele Fische und Fischschwärme. Total verrückt. Wir schwimmen nach Norden und kommen an ein etwas tieferes Riff. Aber in dem Moment kommt eine heftige Welle, das Meer hat hier auf einmal eine ziemlich starke Strömung entwickelt. Wir werden von den (bestimmt 1,50m hohen) Wellen ziemlich durchgewirbelt und da Ebbe ist, ist der Grund direkt unter uns, wir können also nicht nach unten ausweichen. Ganz schön abenteuerlich. Kurz ist es gruselig, aber dann freue ich mich einfach, so etwas Aufregendes zu erleben! Die Strömung ist so stark, dass wir es nicht zum Boot zurück schaffen und abgeholt werden müssen. Als ich die Leiter hochsteige, hab ich echt nicht mehr genug Kraft - das Equipment und die Anstrengung vom Gegend-die-Strömung schwimmen und die generelle Erschöpfung nach dem Tauchen (hat was mit CO2 in der Luft bzw. im Blut und dem Wasserdruck zu tun). Verrückt. Aber im Boot gibt's Wasser, Kuchen und eine Pause.
    Nach einer Weile kommt die zweite Runde. Diesmal geht's in die andere Richtung, weg von der Strömung hin zu noch schöneren Korallen. Und wir gehen bis auf 9m runter. David schwimmt voraus und zeigt mir immer wieder neue Fische. Wir sehen eine Flunder, eine Igelfisch, einen Trompetenfisch, sehr viele Clownfische und wahrscheinlich noch 30 andere Arten. So viele bunte Fischschwärme, alle total gelassen, und wir selbst mittendrin. Das einzige Geräusch kommt vom Atmen und wir schweben. Es gibt so viel zu entdecken! Wer hätte gedacht, dass Korallen so spannend sein können? Man sieht die Mundöffnungen und wie sich manche bei Kontakt mit irgendetwas zusammenziehen. Und so viele Fische, die da drin leben. Es ist traumhaft schön. Das Verrückte ist: Dieses Riff ist relativ "langweilig" im Vergleich zu dem, was man da draußen noch sehen kann! Manta-Rochen und Haie (sind friedlich!) und Seesterne und Mondfische. Nächstes Mal dann.
    Nach einer Weile signalisiere ich David, dass ich langsam müde werde. Mein ganzer Körper ist einfach so schlapp, dabei ist das Schwimmen unter Wasser dank den Tauchflossen so leicht. Wir schwimmen zurück und kommen genau neben dem Boot wieder hoch. 45 Minuten waren wir unterwegs, und vorher 35. Finde ich super für die erste Runde. Erschöpft und überglücklich klettere ich aufs Boot und wir zuckeln zurück.
    Wieder in der Tauchschule angekommen reinigt David das Equipment und zeigt mir dann in einem Buch, welche Fische wir alles gesehen haben. Zu viele um sich zu erinnern.
    Der ganze Spaß kostet 1.150.000 RP, das sind 77€. Für 6 Stunde Privataudienz und alles drum und dran ist das einfach unglaublich. So viel Geld habe ich aber nicht dabei und gehe nochmal zum einzigen Automat der Insel (finde nur ich es verwunderlich, dass die Taucher mich einfach so ziehen lassen, nur mit dem Versprechen, dass ich zum Bezahlen wiederkomme?). Nach dem Geldabheben genieße ich noch den unverschämt kitschigen Sonnenuntergang am Strand. Was für ein Abschluss für diesen Meerestag.
    Später gibt's mal wieder Stromausfall auf der ganzen Insel. Diesmal gegen sieben, es ist also schon stockdunkel. Großartig, jetzt sieht man die unendlich vielen Sterne noch besser! Ein paar Restaurants haben Generatoren, der Rest wartet einfach eine Stunde. Zum Abendessen will ich auf Christins Empfehlung ins Lemongrass, da ist Livemusik und es ist lecker. Als ich da hin komme, ist aber kein Tisch mehr frei. Ok weiter zum nächsten Restaurant. Auch hier alles voll, ich werde an einen Tisch mit anderen Leuten gesetzt, aber es kommt ewig keiner und das Essen ist mir zu westlich. Also nochmal weiter, ich lande im Cinema Café. Die spielen jeden Abend einen Film auf einer großen Leinwand und man kann auf Sofas, Sesseln und Yogamatten rumliegen. Super, zur Abwechslung mal Entertainment. Ich setze mich zum Essen erstmal an einen der Tische und keine fünf Minuten später kommt Sabrina - die Deutsche, die ich gestern auf Nusa Ceningan kennengelernt habe! Wir freuen uns und legen uns beide zu den Filmguckern. Essen gibt's nebenbei. Es läuft "Into the wild", irgendwie so passend und wunderschön und traurig. Hinterher unterhalten wir uns noch eine Weile und laufen zusammen nach Hause. Perfekt, wie das Schicksal einen oft genau da hin schickt, wo man sein soll, und einem dann so großartige Abende schenkt. Ich hab es gerade wirklich gut.
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  • Boat to Lombok

    5 Mei 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 33 °C

    Der Bus kommt statt 9:45 schon 9:00, ich hab zum Glück schon gepackt und meine Herbergsmama packt mir noch eine Banana Jaffle (zwei Toastscheiben mit Bananen dazwischen im Waffeleisen getoastet) und einen O-Saft ein. Süß. Schon im Bus lerne ich Will und Stieg kennen und verbringe mit ihnen die ganze Fahrt nach Lombok. Will aus Schottland, Meeresbiologe, hat gekündigt und reist seit Anfang Januar. Trinkt bis wir mittags in Lombok ankommen drei Bier. Taucht seit fünf Jahren und will nächstes Jahr im Rahmen von Work&Travel als Tauchlehrer in Australien arbeiten. Stieg aus Schweden, 23, Florist (!), reist seit Dezember und noch bis August. Wir sitzen auf dem Sonnendeck des Speedboats und reden über Tauchen (was die nicht alles schon für Fische gesehen haben!) und Reisen und das Leben, während wir von einer Insel zur anderen düsen. Aus den Lautsprechern kommt Reggae. Und dann auf einmal Waterpumpee von Seeed. Aah! Ich schaue aufs Meer und die grünen bergigen Inseln und die Jungs und denke, besser kann es einfach nicht werden. Wir reden über Delfine und keine 10 Sekunden später sehen wir zwei Delfine neben dem Boot aus dem Wasser springen und mit uns schwimmen. Irre!
    Nach drei Stunden kommen wir in Lombok an. Zusammen mit einem kanadischen Pärchen und einem Österreicher verhandeln wir die Fahrt in unsere jeweiligen Orte auf der Insel. Der Österreicher Jürgen und ich stellen fest, dass wir am Montag zusammen zurück nach Doha fliegen. Ich werde bis zu meiner Unterkunft in Senggigi gebracht und es hat mal wieder alles bestens geklappt.
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  • Lombok

    5 Mei 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 32 °C

    Da bin ich also in Lombok. Und wieder ist alles anders und neu. Meine Unterkunft: Raja's Bungalows, das reinste Paradies. Wirklich unfassbar schön. Relativ weit weg von der Straße kommt man in einen zugewachsenen, magischen Garten voller Pflanzen und Blüten. Rechts und links sind hinter vielen Palmen je drei kleine Bungalows. Es ist überraschend ruhig, mal keine Motorroller oder Hähne zu hören. Mein Zimmer ist voll mit Bambusmöbeln und hat ein Bad unter freiem Himmel. Ich bin verzaubert.
    Nach einer Dusch- und Lesepause ziehe ich los den Ort Senggigi erkunden. Die Hauptstraße ist groß und laut und dreckig. Überall gibt's kleine Läden, die Touritouren und Massagen verkaufen. Wirkt wenig liebevoll - so anders als in Ubud und Lembongan. Ich gehe zum Strand und komme da hin, wo die Einheimischen baden. Lombok als muslimisch geprägte Insel wirkt irgendwie anders - die Frauen mit den Kopftüchern, die etwas dreisteren Männer. Vielleicht bilde ich mir das ein, aber die Hindus scheinen mir entspannt-freundlicher zu lächeln, hier sehe ich hinter jedem Blick eine Aufforderung. Kann auch wirklich Einbildung sein und mit der Religion nichts zu tun haben, Lombok soll generell etwas rauer als Bali sein. Ist es, merke ich in der ersten halben Stunde schon.
    Ich schaue aufs Wasser und gehe am Strand lang. Er ist voll von Familien. Die Leute haben kleine Hütten aus Stöcken und Planen gebaut und drunter liegen Teppiche, auf denen sie sitzen. Ich hoffe sehr, dass sie das nur für ihren Strandtag nutzen und abends nach Hause gehen... ein kleiner alter Mann trägt zwei riesige Töpfe mit Erdnüssen (an einer Stange befestigt, die er auf den Schultern hat). Ich kaufe eine Tüte Nüsse für 5.000 RP, das sind 30 Cent. Verrückt, die Erdnüsse sind weich! Sowohl Schale als auch Nüsse. Das Internet sagt, dass die frischen im Gegensatz zu den bei uns erhältlichen gerösteten Erdnüssen gesünder sind und besser für die Abwehrkräfte. Top.
    Nach ca. 300m Strand kommt ein Zaun, an dem vier Polizisten rumstehen. Dahinter: Cocktailtrinkende Touris auf Sonnenliegen unter Sonnenschirmen. Kein Einheimischer mehr am Strand, außer adrette Kellner. Ich gehe einfach durch und werde freundlich gegrüßt. Und dann sehe ich, dass ich in einem schicken Resort gelandet bin. Mit eigenem Strandabschnitt, mehreren Pools, Bars und Restaurants. Und strohbedeckten Bungalows mit Außenbad so wie bei mir. Aber alles ist merkwürdig steril, das Gras ist akkurat geschnitten, die Bungalows hübsch geschwungen angeordnet. Sehen alle gleich aus. Ich laufe quer durch. Etwas weiter hinten beginnt wieder öffentlicher Strand. Junge Frauen mit Kopftuch schauen mich durch den Maschendrahtzaun an. Bloß raus aus der blöden Anlage, zurück ins richtige Leben.
    Nach Bananen-Ananas-Saft und Gado Gado in einem leeren Restaurant am Strand laufe ich nach Hause. Und merke dann, dass es mit der Ruhe doch nicht so stimmt. Von halb sieben bis halb acht schallen Gebete und Gesänge aus den Lautsprechern der Moschee nebenan. Und ab neun Musik aus der Bar. Schön ist es trotzdem. Der Besitzer Adrian und ich sitzen eine Weile auf der Terrasse und er bietet mir verschiedene Touren an, die ich in den nächsten Tagen mit ihm machen kann.
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  • Bootstour zu den Gilis

    6 Mei 2016, Indonesia ⋅ ⛅ 32 °C

    Über Adrian buche ich eine Bootstour zu den Gili Islands vor Lombok. Sind als kleine coole Party-Inseln bekannt (was der Grund ist, warum ich da nicht länger hinfahre). Mit dabei ist Kelly aus der Nähe von Karlsruhe - 25, Krankenschwester und Hebamme, war ein paar Tage im Dschungel von Sumatra und reist jetzt noch eine Woche durch Indonesien.
    Unser Kapitän Rasiba fährt uns zwei mit seinem kleinen süßen Katamaran den ganzen Tag rum. Um neun geht's los, gegen elf sind wir auf der größten der Inseln, Gili Trawangan. Einmal die Touristraße hoch und runter, Kokosnuss trinken, in ein paar Läden. Dann geht's weiter zu einem Korallenriff vor Gili Meno. Kelly und Rasiba schnorcheln. Ich hab noch meine Ohrenentzündung vom Tauchen, gehe daher nur eine Runde schwimmen und sonne mich dann auf dem Boot. Halb zwei sind wir auf der kleinsten und ruhigsten Insel, Gili Air. Wie essen und entspannen, wirklich sehr schön dort. Auf allen Inseln fahren keine Autos oder Roller, nur Fahrräder und kleine Pferdewagen. Leider ist es echt voll - jetzt ist ja Nebensaison, da geht es noch grade so. Trotzdem ein bisschen anstrengend.
    Gegen halb vier schippern wir eineinhalb Stunden wieder zurück. Kelly und ich unterhalten uns die ganze Zeit - über das Leben, Beziehungen, Kinder (berufsbedingt) und Arbeit. Witzig, mal wieder Deutsch zu reden - aber irgendwie holt mich das gedanklich zu sehr in die Realität zurück. Möchte lieber noch in meiner Urlaubsblase bleiben.
    Bis zum Sonnenuntergang legen wir uns noch an den Strand von Senggigi und gehen dann frischgeduscht schick essen. So richtig mit Kellnerinnen, die einem den Stuhl zurecht ziehen und die Stoffserviette auf dem Schoß ausbreiten. Für Vorspeise (wir teilen uns Frühlingsrollen und Baba Ganoush), Hauptgericht (großer Salat), Ginger Ale, viel Wasser und kostenlosen Rücktransport zur Unterkunft zahle ich nicht mal 12,- €. Verrückt.
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