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  • Day 5

    Budapest-Vukovar

    June 21, 2023 in Croatia ⋅ ⛅ 30 °C

    Der Morgengruss unserer Reiseleiterin aus dem Lautsprecher weckt mich - recht spät - aus dem Tiefschlaf - nichts wie raus aus den Federn! Wir fahren just an Apatin vorbei und begucken die Kirche der heiligen Apostel. Auf der gegenüberliegenden Flussseite liegt bereits der Nationalpark Kopacki Rit.

    Nach dem Frühstück erläutert uns Reiseleiterin Christine, was heute und morgen auf dem Programm steht. Ich erlebe dann die letzten Flusskilometer vor Vucovar vom Sonnendeck aus.
    Vucovar war bis 1990 eine elegante kroatische Stadt. Von Juli bis November 1991 wurde die Stadt von der serbischen Armee belagert und dabei zu 90% zerstört. Bis 1995 war die Stadt von serbischen Truppen besetzt und 1998 wurde sie in das kroatische Gebiet reintegriert. Vor dem Krieg arbeiteten hier rund 20‘000 Menschen in der bekannten Schuhfabrik Bata. Das Industriegebiet wurde im Krieg fast vollständig zerstört. Die Stadt ist mehrheitlich wieder aufgebaut; es gibt aber immer noch Zeugen des damaligen Krieges.

    Nach dem Mittagessen beginnt der nachmittägliche Ausflug in den Naturpark Kopacki Rit und nach Ossijek.
    Wir haben erneut das Glück, einen ausgezeichneten Ortsreiseleiter in unserem Bus zu haben. Seine Familie flüchtete im Krieg nach Deutschland und er kehrte 6 Jahre später wieder an seinen Geburtsort zurück. Auf der Hinfahrt erzählt er uns packend die Geschichte seiner Jugendzeit, so auch, wie früher Tito die Länder Jugoslawiens zusammenhielt und - obwohl kommunistisch - es den Leuten wohl erging, bis zur Aera von Slobodan Milosevic; denn als Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina ihren Austritt aus dem jugoslawischen Bundesstaat erklärten (gemäss unserem Reiseleiter infolge der äusserst ungerechten Verteilung der Gelder, die von diesen Staaten an Serbien abgegeben werden mussten), war das vorrangige Ziel der jugoslawischen Volksarmee, den Staatsverband zu erhalten. Anlass des Krieges boten demnach die jeweiligen Unabhängigkeitserklärungen und die internationale Anerkennung.
    Das war eine Geschichtslektion aus erster Hand!
    Bald jedoch erreichen wir den Naturpark Kopacki Rit. Der Naturpark umfasst rund 17‘000 Hektar und wird im Süden durch die Drava und im Osten durch die Donau begrenzt. Im Frühjahr treten beide Flüsse über die Ufer und überschwemmen weite Gebiete. Mit Elektrobooten befahren wir einen Kanal dieses Naturparks und sehen eine Vielfalt an Pflanzen- sowie vor allem an Vogelarten, insbesondere Kormorane und Seeadler.

    Auf der Rückreise machen wir Halt in Osijek. Es ist die viertgrösste Stadt Kroatiens. Osijek nahm 1991 erheblichen Schaden, als es von der serbischen Armee monatelang belagert und beschossen wurde. Die äusseren Schäden sind zwar fast zur Gänze behoben, wirtschaftlich hat sich aber die Stadt noch nicht ganz vom Krieg erholen können. Beide - der Naturpark und die Stadt - profitieren heute von Aufbauhilfen der EU.
    Wir besuchen einen Teil der Stadt: die alte Festung. Es ist eine kleine in sich geschlossene Welt, die sich vor allem bei der Jugend zu einem beliebten Ausgehviertel entwickelt hat und sich spürbar revitalisiert präsentiert.

    Wir verlassen nach dem Nachtessen Vukovar in südlicher Richtung und fahren dabei noch am ehemaligen Wasserturm der Stadt vorbei, der als Wahrzeichen für die Tragödie am Donauufer gilt. Seine zerschossene Fassade wurde gesichert, wird aber so belassen als Mahnmal der Schrecken des Krieges.

    Ein Film aus einer DOK-Sendung des Schweizer Fernsehens „Von Vukovar zum Eisernen Tor“ beendet diesen doch eindrucksvollen Tag.
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