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February - April 2025
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Es war noch so weit weg und plötzlich sind es nur noch 2 Tage, dann beginnt eine hoffentlich unvergesslich schöne Zeit voller Abenteuer im, auf und über dem Wasser, mein Kitebatical🤙 Read more
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  • Day 81

    Schlenkerino

    April 22 in Italy ⋅ ☀️ 20 °C

    Meine allseits verehrte Leserschaft…oder die, die noch geblieben sind, obwohl ich mich in Stillschweigen geübt habe und das, aus zwei Gründen. Zum einen gab es da die Kritik, das mein letzter Beitrag viel zu lang gewesen sei. Dieser kann ich nur entgegenhalten, dass so eine Geschichte ja von Anfang bis zum Ende erzählt werden will und sie sich somit nicht kürzen lässt. Zum anderen war ich auf der Suche nach einem Aufhänger meines neuen Beitrages, der meinen Aufenthalt auf Sizilien am besten beschreiben würde.
    Wir fliegen und fahren seit 2009 nach Sizilien, weil wir hier ein Kitesurfparadies gefunden haben. Anfänglich sprachen die Leute, mit denen wir hier damals zu tun hatten so gut wie gar kein Englisch, geschweige denn Deutsch. Und wir sprachen und verstanden bis auf "Grazie" und "per favore" kein Wort Italienisch. Trotzdem hat man sich mit Händen und Füßen irgendwie verständigt, was nicht zuletzt dadurch funktionierte, weil die Sizilianer sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen sind. Im Laufe der Zeit fand, schnappte ich ein paar Vokabeln auf, die ich vom Französischen her kannte und daher ableiten konnte. Z.B. "Je suis content" heißt, "ich bin zufrieden". Auf Italienisch sagt man es so: "sono contenta". Also konnte ich mithilfe von französischen Vokabeln Ein-Wort-Sätze mit Verben in der Grundform bilden. Genauso machte es Andi, der auch mal Französisch gelernt hatte. Bald lernte ich, dass viele Verben im Infinitiv auf "-are" enden. Also hängten wir diese Endung noch zusätzlich an diverse Wörter an und das so überzeugend, dass so mancher Sizilianer an seinem Italienisch zweifelte. So machten wir aus "spettacolo", einfach "spettacolare'. Dieses Wort gibt es in Wirklichkeit nicht. Aber einer unserer besten Freunde hier auf Sizilien hörte das so oft von uns, dass er es mal in einem Gespräch mit einem anderen Sizilianer sagte und dieser ihn dann fragte, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte. Wir schlenkerten uns mit unserem Halb-Italienisch durch unsere Ferien auf Sizilien bis ich im Oktober 2019 begann, einen Italienischkurs bei der ASG zu beginnen. Einmal in der Woche trafen sich eine kleine Gruppe mehr oder weniger Motivierte nach Feierabend um mit einer mal gut, mal schlecht gelaunten Muttersprachlerin "come si chiama" zu üben. 6 Monate vergingen, dann kam Corona und ich deckte mich mit Übungsbüchern, Rätseln und Krimis auf Italienisch ein und verbrachte Stunden damit, Italienisch zu lernen. Bis heute nehme ich noch Unterricht, wobei sich der ASG Kurs irgendwann auflöste und ich eine Sprachschule gefunden habe, die auch online Teilnahme ermöglicht. So wurde die Lehrerin durch einen stets gut gelaunten Francesco abgelöst und meine wöchentliche Teilnahme trotz durch meiner Auslandsaufenthalte durch die Möglichkeit des "Smart-workings" ( so nannten die Italiener Home-Office während der Coronazeit) per Videokonferenz fortgesetzt. Aber das beste Training ist einfach, wenn man eine Sprache spricht. Und das tue und muss ich hier. Unser Freund Filippo kann immer noch kein Englisch, aber wir verstehen uns trotzdem. Andi hat nun begonnen während seiner teilweise langen Autofahrten zum Training Podcasts zum Italienisch lernen zu hören. Er ist von diesen "Coffee break"- Folgen sehr begeistert. Nichtsdestoweniger sind unsere Gespräche auch noch sehr oft von Freestyle-Italienisch geprägt, amüsierend und lehrreich auf jeden Fall. So lernten wir, dass es nicht nur einen "Pisolino" gibt, also ein Nickerchen, sondern auch einen "Pisolone", also ein Schläfchen, was dann mindestens 3 Stunden dauerte, von dem Andi behauptete, dass ich immer nur "Pisolone" machen würde. Dieses stimmt seit Beginn des Sabbaticals schon mal gar nicht mehr. Aber das nur am Rand. Andi war eine Woche nach uns auf Sizilien eingetroffen. Beim Restaurantbesuch bestellt Andi immer seine Hauptspeise in bitte "forte", obwohl es "picante" heißt. Auch das mal nur so erwähnt.
    Zurück zum Titel. " Schlenkerino" ist bei der Wanderung hoch zum Erice entstanden.
    Erice ist ein kleiner Berg bei Trapani, auf dem sich ein kleines Dorf mit einer alten Festung befindet. Im Sommer ist es ein Zufluchtsort für Menschen, die auf der Suche nach etwas gemäßigten Temperaturen sind. Man kann mit einer Seilbahn rauf und wieder herunterfahren und dabei die tolle Aussicht auf Trapani, den Salinen und den vorgelagerten egadischen Inseln Favignana, Levanzo und Marettimo genießen, wenn man nicht mit dem Auto hochfahren oder zu Fuß hochwandern möchte. Wir sind bisher immer nur hochgewandert und mit der Seilbahn heruntergefahren. Aber immer gegen wir einen anderen Weg nicht unbedingt immer beabsichtigt. Ich verlasse mich da immer auf Andis Komod-App und seinen Anweisungen, ob nach links oder nach rechts gegangen werden muss. So auch dieses Mal. Nur dieses Mal kam es zu unerwarteten Schlenkern der eigentlichen Route, die mal "schlenkerino" kurz oder "schlenkerone" lang waren, was letztendlich nicht schlimm, sondern nur zu Wortneuschöpfungen führte, die Tabea und mich köstlich amüsierte während wir uns den Berg rauf mühten und Andi weiterhin konzentriert entweder nach einem Wanderstock oder nach der richtigen Orientierung auf dem Display Ausschau hielt. Am Tag zuvor waren wir noch fast 4 Stunden auf dem Wasser gewesen und hatten durch viele, viele Schlenker unsere persönlichen Streckenrekorde gebrochen. Ach, dieses Kiterevier ist einfach bellissimo, genauso wie die Menschen, das Essen, die Sonne und das Meer. Ein unbedingtes Muss auf Sizilien sind die Stopps bei Saro, Oasi Bar und Vito, bei denen es die besten Dolce und Gelati gibt. Dafür darf jeder Umweg in Kauf genommen werden. Und trotzdem ich mich und wir uns hier so wohl fühlen, möchte ich noch weiterziehen und noch mehr Kitespots testen. Das nächste Abenteuer, der nächste Reiseschlenker, lässt nicht mehr lange auf sich warten....sono felice...
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  • Day 68

    Casa, dolce casa

    April 9 in Germany ⋅ ⛅ 2 °C

    Mittwochmorgen um 4:30 Uhr machten Tabea und ich uns auf, um 7:35 Uhr den Flieger Richtung Sizilien zu nehmen. Alles klappte ganz wunderbar. 2 Stunden später, also 30 Minuten früher als geplant, landeten wir in Palermo. Der Pilot hatte es eilig, warum auch immer. Die Verkaufsveranstaltungen der Servicecrew hatte kaum Zeit, Parfums und Lotterielose an Mann und Frau zu bringen. Der obligatorische erste Cappuccino im Aeroporto schmeckte wie immer vorzüglich und da wir noch etwas Zeit hatten bis ich den Mietwagen abholen konnte, schmeckte ein weiterer genauso wenn nicht noch besser. Kaffee können die Italiener. Das ist ja nichts Neues. Bei der Autovermietung Drivalia begrüßte mich die Dame auf Deutsch. Schade, ich hätte gern wieder Italienisch gesprochen, konnte aber auch verstehen, dass Sie gern Deutsch spricht, hatte sie doch zeit ihres Lebens in Rheinland-Pfalz gelebt. Zu meiner Überraschung gab es ein Upgrade von einem Kleinwagen zu einem MG, der mir ehrlich gesagt sehr willkommen war, denn wir hatten ziemlich viel und großes Gepäck dabei. Auf dem Weg zu unserem zweiten Zuhause kauften wir noch Vorräte ein und kamen entspannt an unserem Domizil an. Heidewitzka, war die Bananenpflanze gewachsen, genauso wie die Aloevera, die Andi im Januar gepflanzt hatte. Das Unkraut hatte sich offensichtlich auch wohlgefühlt. Wir machten einen Spaziergang zum Spot. Die Kiteschulen an der Lagune schienen bis auf wenige Ausnahmen noch nicht aus dem Winterschlaf erweckt worden zu sein. Wir trafen ein paar bekannte Gesichter, begrüßten Freunde und verbrachten schließlich einen ruhigen Abend. Der nächste Tag hielt eine Aufgabe für uns bereit. Nein, nicht das Unkraut jäten, wir mussten nach Marsala, um das Stromangebot zu erneuern. Im Büro empfing uns der Chef, der, als wir hereintraten, hektisch die Bürokatze vom Stuhl nahm, damit wir uns setzen konnten. Zwei junge Frauen saßen an Schreibtischen den Blick auf den Bildschirmen ihrer Computer vor ihnen gerichtet. Durch eine Nachricht meinerseits, in der ich deutlich meinen Unmut angesichts der Tatsache, dass es die Stromgesellschaft nicht hinbekommt, mir die Rechnungen digital zukommen zu lassen und ich damit die Überweisung der Stromrechnungen fristgerecht zu tätigen könnte, waren die gesamte Belegschaft wohl alarmiert und in Hab-Acht-Stellung. Immer musste ich den Rechnungen hinterherlaufen, was mich unnötig Zeit und Aufwand kostete. Dabei war ich beim Anblick der Katze schon wieder mild gestimmt. Menschen, die Tiere mögen, sind mir ja von vorneherein sympathisch. Außerdem wurde mir im Herbst dort auch schon geholfen, also so halb, denn der automatische Fluss der Rechnungen funktionierte ja immer noch nicht. Jedenfalls bemühten sich am Ende alle anwesenden Personen einschließlich Katze, die mit einer quasi Dressurnummer unsere Gemüter erfreute, in dem der Geschäftsinhaber vor ihr hockend, sie auf den Hinterbeinen stehend und Tatzen erhoben mit langsamen und vorsichtigen Punsches in Richtung ihrer Pfoten aufforderte, auf die menschliche Faust zu tatschen. Lustig war auch, dass sprachliche Barrieren mit erhöhter Lautstärke zu kompensieren versucht wurden. Ehm, ich bin nicht taub, nur nicht des italienischen Vokabulars für Energieprobleme mächtig. Wir nahmen es mit Humor. Genauso wie die Tatsache, dass es Google nicht zulässt, die App des Energieanbieters aus Italien auf meinem Handy zu installieren und damit das Problem des Nicht-Zustellens der Rechnungen per E-Mail gelöst wäre. Es stellte sich heraus, dass der Chef ein wirklich witziger Typ ist und sein Humor genau unserer ist. Auch wenn es offensichtlich war, dass zwei Frauen arbeiteten und er zumindest an diesem Morgen für die Unterhaltung zuständig war.
    Nachmittags kam sogar noch Wind auf und während Tabea noch ihre Erkältung auskurierte und fürs Studium arbeitete, konnte ich noch aufs Wasser. Und es war tatsächlich die ersten Minuten sehr ungewohnt, mit hoher Geschwindigkeit einfach drauflos zu düsen, ohne mit Wellenbergen und -tälern umgehen zu müssen und dabei auch noch jede Menge Platz zu haben. Es war einfach herrlich, wenn ich auch mit dem 11 qm Kite etwas überpowert war, denn der Wind war viel stärker als vorhergesagt.
    Am Freitag waren wir am Monte Cofano wandern. Der Berg ist eine Dreiviertel-Stunde von Lo Stagnone entfernt. In der Sonne ist es auch schon morgens sommerlich warm und wir kamen beim Anstieg schon ordentlich ins Schwitzen. Obwohl wir schon etliche Male dort wandern waren, kriegen wir von der Aussicht auf das Meer von oben nie genug.
    Für Sonntag und Montag wurde eine Starkwindwarnung herausgegeben. 55 Knoten in den Böen werden erwartet. Ich muss mal eben schauen, ob ich eine Ikeatüte hier habe... Casa, dolce casa, Sizilien
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  • Day 61

    Zwischenspiel

    April 2 in Germany ⋅ ☀️ 6 °C

    Heute
    Zwischen der Schweiz und meiner nächsten Reise hatte ich 10 Tage, mit etwas Puffer also 8 Tage zum verreisen. Gebucht hatte ich aber noch nichts. Also fing ich schon während des Snowboardurlaubes auf die Windfinder-App zuschauen, wo denn Wind in nicht allzu weiter Entfernung sein könnte. Übersee, da wo immer noch der Ostpassatwind wehte, fiel aus. Tarifa wäre machbar gewesen, aber der Wind ging auf 40 Knoten hoch. Ägypten, laut Application, sollte warm und angenehm windig sein. El Gouna fiel in die engste Wahl! Ich recherchierte nach Flügen, suchte nach Hotels, holte Expertisen von einer Freundin ein. Und dann hätte es am Montag, der 31.3. um 10 Uhr losgehen sollen. Der Samstag verstrich und ich hatte noch nicht gebucht. Der Sonntag brach an, es wurde Mittag, Nachmittag, ich rief die Seiten wieder auf, das Abenteuer war nur noch zwei Klicks entfernt. Aber ich konnte nicht. Ich war tatsächlich etwas reisemüde, flugmüde. Ägypten, das Land der Rache der Medusa, eine Woche Magen-Darm, der letzte Haiangriff lag erst 3 Monate zurück, darauf hatte ich bei allem Reiz dieses Kitereviers keine Lust. Aber mein Sabbatical wollte ich auch nicht Zuhause verbringen, es so dahin plätschern lassen, das hatte ich mir fest vorgenommen. Ich war so hin- und hergerissen. Besprach mich mit Tabea und Andi. Sie konnten mir die letzte Entscheidung nicht abnehmen. Aber zum Glück gab es noch einen Plan B...

    Damals
    Meine Eltern kauften sich 1979 ein Grundstück an der Nordsee, genauer gesagt am Jadebusen, ganz genau gesagt in Eckwarderhörne. Als Handwerker baute mein Vater dort eigenhändig ein kleines Häuschen darauf. 1985 erstanden sie dann einen alten Bauernhof. Jeden Freitag hieß es für uns, schnell den Toni abstellen und rein ins Auto. Mit Sack und Pack ging es auf die A1 Richtung Norden. Mein Vater kettenrauchend und wir Kinder ohne Anschnallgurt. Es ist immer gut gegangen. Jede Ferien verbrachten wir dort. Es war unser zweites Zuhause. Wir hatten dort Freunde, mit denen wir den ganzen Tag spielten. Nicht selten musste unsere Mutter uns bei Einbruch der Dunkelheit vom Feld holen, auf denen wir mit anderen Fußball spielten, weil wir die Zeit total vergessen hatten. Mit 18/19 Jahren wurden meine Aufenthalte seltener, bis ich durch meine eigenen Kinder diese Destination wiederentdeckte. Urlaub mit Kindern ist genau wie Zuhause nur woanders. Wir hatten alles dort, was wir auch Zuhause hatten, nur zusätzlich noch meine Eltern, die auch schon mal auf die Kids aufpassen konnten. Uns so kam es, dass an einem warmen Sommermorgen im Juli 2006 Andi zu mir sagte, dass er mit mir einen Ausflug machen wolle und die Kinder bei meinen Eltern bleiben könnten. Das hätte er schon geklärt. Wohin es ging, verriet er mir nicht.

    Heute
    Wir hatten uns im Dezember einen neuen Camper gekauft, da wir uns von unserem geliebten Wohnwagen und vom älteren unser zwei Wohnmobile getrennt hatten. Dieser Niegel Nagel Neue stand noch jungfräulich in der Siedlung und wartete auf sein erstes Abenteuer. Meine Entscheidung fiel final als ich einmal in den Camper stieg, um noch Sachen einzuräumen, damit der Wagen vollständig mit Geschirr und Besteck ausgestattet war. Als ich das schöne Interieur sah, spürte ich auf einmal wieder Reisefieber. Ich sah mich schon abends gemütlich im Camper sitzendnd aufs Meer blickend. Die Sehnsucht nach Freiheit und Leichtigkeit stieg in mir auf. Außerdem musste sowieso alles mal getestet werden, denn so richtig auseinandergesetzt, hatten wir uns mit dem Wohnmobil noch nicht. Blieb nur die Frage, wohin sollte es gehen. Holland, da wehte der Wind, aber aus Ost, also ablandig und ganz ehrlich, 8 Grad reizten mich überhaupt nicht meiner geliebten Wassersportart nachzugehen. Richtung Süden, wo es wärmer wäre, schloss ich auch aus. Ich kam ja gerade erst " von unten" und das Mittelmeer war einfach zu weit entfernt für einen Kurztrip. Also wohin sollte es gehen?

    Damals
    Andi packte eine Tasche, ließ mich aber über ihren Inhalt im Ungewissen. Dann stiegen wir ins Auto und fuhren auf die andere Seite des Jadebusens, zum Neuharlingersiel. Dort parkten wir das Auto und gingen über den Deich. Auf der Wiese vor dem Strand befand sich ein Camper und eine kleine Gruppe von Leuten tummelten sich davor. Andi sagte, dass das unser Ziel sei. Nun war es an der Zeit mich aufzuklären. Wir würden heute einen Kitekurs machen. Dieser hätte allerdings schon früher am Tag angefangen, aber durch die Anfahrt hätten wir ein wenig Theorie verpasst, aber das würde nicht schlimm sein. Das Wichtigste sei ja, dass wir die Praxis mitmachen. Das hatte er auch schon mit dem Kitelehrer abgeklärt.

    Heute
    "Wenn schon nicht Kitesurfen, dann aber wenigstens Meer", so lautete mein Grundsatz. Und warum nicht mal nach Schillig fahren. Ich wusste, dass am dortigen Campingplatz auch ein kleiner Kitespot existierte. Genau jetzt wäre mal die Gelegenheit, diesen zu erkunden, für den Fall der Fälle, dass es uns mal für einen Kitetrip dort hin verschlägt. Die Wetteraussichten waren hervorragend. Also Sachen gepackt, Camper beladen, Wasser und Gas gefüllt, ab ging es auf die Autobahn. Ab dem Friesenspieß, der A31, konnte ich den Tempomat einstellen. Die Autobahn war frei.
    Mit jedem Kilometer stieg die Vorfreude auf meine erste Tour mit meinem rollenden Untersatz. Stehen, wo ich will, machen was ich möchte, mein kleines schnuckeliges Zuhause so herrichten, wie ich es möchte. Freiheit pur. Wie sehr ich es liebe! Die Soundanlage, die Andi noch nachgerüstet hatte, versorgte meine Ohren mit den besten Hits, bis ich schließlich niedersächsisches Radio empfing. Ffn und Radio Energy katapultieren mich mit jedem Lied der 80er und 90er zurück in die Vergangenheit, an die Zeit meiner Kindheit und Jugend an der Nordsee. Ich war glücklich.

    Damals
    Andi, enthusiastisch wie immer, und ich, etwas skeptisch, kamen am Camper auf der Wiese an und wurden von Björn, dem Kitelehrer, begrüßt. Ich hatte durch Andi schon mal von dieser neuartigen Sportart gehört, konnte mir aber durch seine Erzählungen kein richtiges Bild von der Ausführung und den dazugehörigen Gerätschaften machen. Ich ließ mich aber gern auf etwas Neues ein. "So", sagte Björn, " kommen wur nun zum Aufbau des Kites. Das habe ich ja theoretisch schon erklärt, nun seht ihr hier zwei Kites liegen. Ich habe für die Damen den kleineren und für die Männer den Größeren dort liegen, nun pumpt die bitte auf und knüpft die Leinen von der Bar an. Wenn alles aufgebaut ist, dann müsste das Wasser auch hoch genug sein und der Wind gut, damit wir auch gleich ins Wasser gehen können". Ich hatte keine Ahnung von nichts. Begab mich aber brav zur Damengruppe und schaute den anderen beim Aufbauen interessierst zu. Björn kontrollierte anschließend das Ergebnis beider Gruppen und erklärte noch kurz das Sicherheitssystem, mit dem man sich bei Gefahr vom Kite trennen konnte. Dann sollten wir uns umziehen. Umziehen? Ich hatte Nichts als meine Kleidung am Leib? Aber jetzt kam die gepackte Tasche ins Spiel. Andi hatte mir einen Neoprenanzug besorgt. Er selbst besaß einen, da er ja schon seit mehreren Jahren surfte. Der Neo passte und wir machten uns bald gruppenweise auf und stapften ins Wasser.

    Heute
    Durch einen Stop zum Befüllen des Kühlschrankes würde ich den Campingplatz in Schillig nicht mehr bis 20 Uhr erreichen. Laut Webseite wäre die Rezeption aber nur bis dann besetzt sein. Egal, vielleicht wäre sie heute am Saisoneröffnungstag ja länger besetzt. Und wenn nicht, würde ich dort entscheiden, was ich mache. Eins würde ich nur nicht machen, nämlich mich stressen lassen! Also fuhr ich weiter. Ich kam um 20:30 Uhr am Campingplatz an und stand vor einem Rezeptionshäuschen mit herunter gelassenen Rolläden und einer Schranke, die mich böse rot anleuchtete. Vielleicht gab es ja einen Nachtschalter oder einen Check-in Automaten? Ich stieg aus. Nichts von alledem fand ich, aber eine Toilette. Ich stieg wieder ein. Es wehte ein beißend kalter Wind und im warmen Auto schaute ich mich um. Es war mittlerweile dunkel geworden. Was sah ich da links von mir in der Ferne? Standen da nicht Camper? Ich stieg wieder aus und entschied, der Sache auf den Grund zu gehen. Tatsächlich gab es dort einen Stellplatz außerhalb des Geländes einzig und allein für Camper. Ich erinnerte mich an die Webseite und erkannte den Platz, aber ich dachte, dass sich dieser innerhalb des Geländes hinter der Schranke befindet. Ich lief zurück zu meinem Camper und rief die Webseite erneut auf. Mit ein paar Klicks konnte ich einen Stellplatz mit Strom problemlos online buchen. Nachdem ich geparkt und Strom angeschlossen hatte, machte ich mir noch etwas zu essen und fiel recht bald müde in das kuschelige Bett im Heck. Am nächsten Morgen machte ich einen kurzen Spaziergang am Strand, der nur 100 Meter weit von meinem Platz entfernt war. Sofort erkannte ich die Kiteschule, denn auf einem Holzhäuschen am Strand vor den Dünen stand in dicker Schrift Flysurfer geschrieben. Ich studierte das Schild, auf dem die Kitezone und die für diesen Spot geltenden Regeln standen und trank anschließend einen heißen Cappuccino im Strandcafè. Eine Nachricht ließ mich nicht lange verweilen. Denn mein Großcousin Stefan hatte ein kurzes Zeitfenster für ein Wiedersehen eingeräumt, nachdem ich ihm geschrieben hatte, dass ich spontan in der Wesermarsch unterwegs war und auch mal bei ihm vorbeikommen könnte. Es lag nicht weit entfernt, aber wieder Richtung Landesinnere. Also machte ich mich bald auf den Weg und ließ Schillig hinter mir.
    Das Wiedersehen nach fast 10 Jahren war sehr herzlich. Wir verabschiedeten uns mit der Aussicht auf ein eventuelles weiteres Treffen in den nächsten Tagen, dann mit Familie, je nachdem, wo es mich hintreibt. Das nächste Ziel meiner Reise stand bereits fest.

    Damals
    Björn widmete sich zunächst der Damenwelt und switche immer zwischen uns und den Herren hin und her. Er startete den Kite und erzählte uns dabei, wie dieser sich im Wind verhält. Nach der Reihe durften wir uns an ihm festhalten, während er den Kite durch die Powerzone flog, damit wir ein wenig Gefühl für die Kraft des Kites und sein Flugverhalten bekämen. Danach hakte er uns den Kite in unser Trapez und wir machten erste Flugerfahrungen. Ich fand das noch ziemlich unspektakulär. Irgendwann sagte er dann, dass wir jetzt den Wasserstart mit Board versuchen. Früher in der Schule wollte ich immer die Erste sein, aber dieses Mal zog ich es vor, den anderen erst einmal bei ihren Versuchen zuzuschauen. Viel lernen konnte ich nicht. Schließlich war ich an der Reihe. Kite auf zwölf Uhr, Popo rein ins Wasser, Board an die Füße, Füße ranziehen, Kite auf elf und dann nach rechts lenken und losfahren. So die Theorie. Ich machte alles und flog im hohen Bogen durch die Luft, wobei mir die Füße aus den Fußschlaufen rutschen und das Board im Wasser kleben blieb. Der Kite vor mir rauschte mit einem zischen ins Wasser. Kurz durchatmen, nächster Versuch. Und wieder flog ich wie Superwomen, nur ungewollt, himmelwärts. Björn war beeindruckt. Vielleicht von der Höhe meines Fluges oder von meinem Ehrgeiz, es doch noch einmal versuchen zu wollen, zumindestens sagte mir das sein Gesichtsausdruck als ich wieder bei Sinnen war nach meinem Absturz ins Wasser. Plötzlich sagte er: "jetzt weiß ich, was Du falsch machst. Du lenkst den Kite weiter runter. Aber Du sollst ihn auf 2 Uhr stehen lassen!" A ha, das hörte ich zum ersten Mal. Das wurde wohl in der Theoriestunde vor unserer Ankunft besprochen. Ok. Also alles noch mal von vorne, elf Uhr rüber auf zwei und Plopp, ich stand auf dem Board mit den Füßen in den Schlaufen und fuhr. Und ich fuhr. Ich war begeistert. Ein Blick zurück und auch Björn war es. Die anderen Damen schauten so verblüfft als würden sie nicht glauben, was sie dort sahen. Ich schaute wieder in Fahrtrichtung. Etwas weiter schràg vor mir stand die Männertruppe im Wasser und versuchte gerade, den abgestürzten Kite wieder zu starten. Ich war auf Kurs und fuhr in ca. 30 m Abstand an der Gruppe vorbei. In dem Moment drehte sich einer der Jungs um. Ich konnte aus der Entfernung nur erkennen, dass er daraufhin Andi anstupste. Dieser drehte sich um, schaute erst verdutzt und brach dann in Jubel aus. Ich freute mich auch, bis ich realisierte, dass ich gar nicht wusste, wie man wieder anhält. Und so fuhr ich euphorisch weiter bis kein Wasser mehr unter meinem Brett war. Zum Glück hatte ich nicht sonderlich viel Fahrt drauf, sonst wäre mein Abgang wenig elegant gewesen. So aber sprang ich aus der Bindung und lenkte dabei den Kite eher zufällig wieder auf zwölf Uhr und kam so zum stehen. Weiter hinten kam Björn durch den Schlick gerannt, denn das Wasser war schon wieder am Ablaufen. Keuchend kam er zu mir und sagte:" Ich dachte schon, Du fährst bis Spiekeroog!".

    Heute
    Beim nächsten Ziel war es egal, wann ich dort ankäme, denn ich informierte mich im Web und dort war beschrieben, dass man sich mit einem QR Code direkt auf dem Platz anmelden und Strom buchen konnte. Am Platz angekommen, stellte ich mich nach ganz außen, um eventuellen Frühaufstehern und Frühausparkern aus dem Weg zu gehen. Es begrüßte mich ein freundlicher Parkwächter, der mir seine Unterstützung beim Einchecken anbot, weil das System oft noch zicken würde. Ich fand das Angebot nett, brauchte seine Hilfe aber letztendlich nicht. Das er am nächsten Tag noch mal an meinem Camper klopfte und mich freundlich bat, noch mal meine Buchung aufzurufen, um zu checken, ob alles funktionierte, erfolgte wohl aus der Motivation heraus, dass er gern schnackte.
    Als ich alles soweit justiert hatte, war ich bereit, einen Spaziergang zu machen.
    Ich schlenderte durch den Hafen und genoß das entspannte Treiben der Fischer. Hinter dem Hafen lag der Deich und ich war gespannt, wie es hinter dem Deich aussehen würde. Denn genau hier begann das, warum ich jetzt gerade auf Reisen bin. Warum ich dem Wind hinterher jage. Ich war in Neuharlingersiel.

    Damals
    Glücklich und infiziert kehrten Andi und ich wieder Heim ohne den Kiteschein gemacht zu haben. Denn dafür hätten wir einen Abschlusstest machen müssen. Aber ohne Theorie wäre der zum Scheitern verurteilt gewesen. Bis heute haben wir keinen, aber uns hat bis heute auch noch niemand danach gefragt.

    Heute
    Ich blieb eine Nacht in Neuharlingersiel. Nutze den Morgen um einen entspannten Lauf zu machen. Wie freundlich doch die Leute waren. Mein erstes "Moin" war noch etwas zu hoch Deutsch akzentuiert, aber mit jedem Mal kam es genäselter heraus und ich grüßte quasi jeden und alles damit. Selbst die Schafe auf dem Deich, die auch absolut auf Sal hätten groß geworden sein können. Denn sie waren so entspannt, dass ich ohne sie aufzuscheuchen ganz nah an sie heran gehen und ein Foto machen konnte. Ich genoß jeden Augenblick. Genauso wie die Zeit mit meinem alten Freund, der uns damals vor 10 Jahren so sehr mit der Organisation unserer Hochzeit half, weil er für Fragen immer vor Ort, also an der Nordsee war. Ich überraschte meine Eltern, die zum Wochenende hin wieder und wie immer noch ins Ferienhaus gefahren waren. Mein Neffe kam noch und auch Stefan mit seiner Tochter besuchten uns noch in Eckwarderhörne. Es war einfach ein wunderbarer Trip, der mein Herz auf besondere Weise berührte. Und so war es auch gar nicht schlimm in Daunenjacke in Friesland anstatt im Bikini in Ägypten gewesen zu sein.
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  • Day 53

    Heidi, Heidi, dini Wält sy d Bärge

    March 25 in Switzerland ⋅ ☀️ -1 °C

    Nachere Wuche u 5 sunnige Skitage reise mir itz widr hei nid ohni jede Mängi Erinnerige u Erfahrige im Gepäck zha.
    Uf üsere Habeseite stöh itz knapp 200km, wo mir mit em Snowboard d Bärge abegsuusch si. We me mau überleit isch da so aus wär me vo Düsseldorf nach Frankfurt mit em Snowboard gfahre. Di höchst Gschwindigkeit het dr Andi mit 68km/h erreicht, knapp vor mir mit 67 km/h. Mä munklet, dass är zuesätzlech sy Arm derby füre gschluderet het, um das e km/h schneller z sy. Mir hätte äuä no meh Kilometer chönne mache, hettemer nid Pischte 27 versehenlech gno. Die het nämlech a dr Zahnradbahn Gornergrad g'ändet. Mit dere sy mir denn im Schritttempo dr Bärg wider ufe kroche.
    No Stress. Jeglechi Mahlzyt ufem Bärg hei mir üs verkniffe, am Abe i eim vo de vile guete Restaurants die verbrennte Kalorie wieder ufzfülle. 4 Obe het der Andi müesse warte, um ändlech sis Chäsfondue mit Chäs us der Zermatter Chäserei chönne z ässe. Nid ohni vorhär no ar Hotelbar mit em nätte Hotelpersonal bimene Zermatter Bier und Mineralwasser über d Aafäng vom Snowboardsport z resümiere. Oder mit em autsralische Päärli über di gfährlech bzw. harmlosi Tierwäut downunder z diskutiere.
    Unvergässlech wird üs der Ablick vom Müllmann bliebe, wo mit Ängelsgeduld und mitere grobe Griifzange minutelang versuecht het, e Zigistummel vom Bode ufzhebe. Idyllischi Bergwelt a Heidi? Wär hetts erfunde?
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  • Day 50

    Von 0 auf 4000

    March 22 in Switzerland ⋅ ⛅ 20 °C

    Zum Glück sind wir im Besitz mehrerer Varianten von Koffern und Trolleys, die je nach Bedarf in diversen Farben und Größen Zuhause bereitstehen, um die nächste Reise anzutreten. Und somit konnte ich, ohne die Koffer und Bags ausgepackt zu haben, ins nächste Abenteuer starten. Und dazu brauchte ich keine kurzen Hosen, Bikinis oder Flip-Flops, sondern lange Unterhosen, dicke Pullis und meinen Herzens- Snowboardlehrer. Denn dieser wurde von mir mit einem Urlaub in seiner Lieblingsbergwelt beschenkt, in der er schon viele wundervolle Urlaube vor unserer gemeinsamen Zeit mit seinen Freunden verbracht hatte. Zermatt am Matterhorn, dorthin brachen wir noch am Freitag, an Andis Geburtstag, auf. Wir teilten die Anfahrt in zwei Etappen ein. Der Plan war am Freitag bis Karlsruhe zu fahren, auf dem Weg in einer Therme zu entspannen und am nächsten Tag die restliche Strecke zu schaffen. No Stress... ihr erinnert euch. In Sinzingen machte Andi eine Therme ausfindig. Am Eingang gewann ein Plakat unsere direkte Aufmerksamkeit. Dort wurde ein Konzert eines Pianisten im Thermalbad der Therme angekündigt. Oh, das Datum, 21.3. ach, das ist ja heute. Schade, dass der Bikini im Koffer Zuhause ruhte. Na ja, wir wollten ja eh eigentlich nur in die Sauna. Der Weg in den Saunabereich führte durch das Thermalbad und so konnten wir einen entfernten Blick auf den Pianisten an dem weißen Flügel erhaschen und einen kleinen Augenblick den schönen Klängen lauschen. Was uns danach erwartete, werden wir wohl ein Leben lang nicht vergessen. Den Pianisten eventuell schon.
    Ein Blick auf das Aufgussprogramm zeigte uns, dass der nächste Aufguss um 19:30 Uhr in der Alpenwiese stattfinden würde. Diesen würden wir nehmen. Wir begaben uns zeitig um 19:20 Uhr Richtung Sauna, vor der schon jede Menge Anbeter der Heißluftkultur warteten. Ihr müsst wissen, dass wir total gerne in die Sauna gehen. Wir haben sogar schon an mehreren Saunaweltmeisterschaften teilgenommen. Dabei geht es nicht darum, herauszufinden, wer am längsten in der Sauna bleibt, sondern welcher Saunaaufgussmensch die beste Aufgusszeremonie macht. Wir haben also schon viel gesehen, viel gehört und mitgemacht. Aber was in Sinzingen in der Alpenwiese abging, hat uns, gelinde gesagt, sehr überrascht. Als die Tür der Sauna zum Einlass aufging, strömten alle Wartenden hinein und man konnte die Vorfreude einiger Sauna begeisterten nicht überhören. Es wurde geklatscht und gelacht, noch bevor man Platz genommen hatte. In null Komma nichts waren die Saunabänke bis auf den letzten Zentimeter besetzt. Dann ging es auch schon los. Ein drahtiger Mann mit niederländischem Akzent gab eine kurze, für uns doch recht befremdlich Einweisung, wie die nächsten 10 bis 15 Minuten in Andis und meinem Leben sein werden, welches von allen anderen Anwesenden mit lautstarker Begeisterung aufgenommen wurde. Eins war klar, das wird keine ruhige und schon gar keine entspannte Angelegenheit. Die Tür ging zu und die Musik an. Von 0 auf gefühlte 4000 Dezibel. Und was für eine Musik. Die Alpenwiese verwandelte sich in die partywütigste Apresskibar jenseits der Alpen. Könnte es skurriler sein, als nackt in einem 80 Grad warmen Raum zu sitzen und "ich hol’ dich mit dem Schlitten ab" zu hören, während ein verrückt gewordener, um den Saunaofen tänzelnden Holländer mit Birkenzweigen den Saunaofen und das Publikum im Wechsel mit Eiswasser bespritzt? Ja, in dem man in einer Holzhütte sitzt und alle anderen "reißt die Hütte ab" von Micky Krause singen. Das war echt verrückt, einzigartig verrückt und ja, auch amüsant. Wenn man da an das Vabali denkt, bei dem jeder Aufguss mit den Worten" bitte stellen Sie jegliche Gespräche ein" beginnt, hätte der Unterschied mit dem, was dort abging, nicht größer sein können. Nach diesem Erlebnis brauchten wir ein Schluck zu trinken. Einen weiteren Aufguss wollten wir noch machen. Also wieder zur Anzeigetafel. 20:30 Uhr der einzige Aufguss, der noch auf dem Plan stand. Der Name verhieß nichts Gutes. Wir waren noch vom Alpenglück traumatisiert. AC/DC im Hünenring....Wir hatten Angst und das zurecht. Ich sage nur so viel: Wasserpumpguns, Heavy Metal und 4 Aufgussmenschen, die sich abwechselnd um uns "kümmerten"....

    Am nächsten Tag ging es weiter. In Anbetracht des schönen Wetters entschieden wir uns in Weil am Rhein anzuhalten und mal eben durch drei Länder zu joggen. Wir parkten das Auto in einem Einkaufszentrum, liefen über eine Brücke bis nach Frankreich und schließlich durch die Schweiz wieder zurück nach Weil. Eine lockere 14-km-Runde. Und wir waren sehr erstaunt und entzückt, wie schön Basel doch ist. Kannten wir doch bisher nur die Perspektive von der Autobahn aus. Also hier eine Empfehlung auf der Durchreise mal einen Stopp dort einzulegen.
    Die Anreise mit Autoverladung in Kandersteg, Parken in Täsch und Zugfahrt bis Zermatt (Zermatt ist autofrei) war problemlos. Wir entschieden uns vom Bahnhof zu Fuß bis zum Hotel zu gehen, obwohl genügend Elektrotaxis bereitstanden. Laut Google Maps waren es ca. 600 m bis zur Unterkunft. Der Weg führte geradewegs durch die Hauptgasse, vorbei an allen Läden und Restaurants. So bekam ich einen ersten Eindruck von Zermatt. Sehr sauber, geschmackvoll und international.
    Wir bezogen bald darauf unser Zimmer im Petit Charme In. Unser Zimmer ist klein und wir müssen genau wie im Wohnmobil mit Verschiebetechnik arbeiten, wenn einer von uns an dem anderen vorbei möchte, aber dafür fließt ein Bach in unmittelbarer Nähe vorbei und das Rauschen ist ein sehr angenehmes, beruhigendes Geräusch, dass uns in den Schlaf plätschert.
    Wer meine bisherigen Berichte gelesen hat, konnte entnehmen, dass ich es mit dem Erreichen gewisser Höhen in letzter Zeit aufgenommen habe. Unerschrocken entschieden Andi und ich uns heute Morgen sofort für den ganz großen Anstieg und gondelten auf 4000 Meter zum Kleinmatterhorn hoch, nur um festzustellen, dass unser Kreislauf nicht so wirklich dazu Lust hatte. Ohne Spaß, uns Beiden war es ganz oben etwas schummrig. Unser Puls lag bei 150. Das erreicht Andi nicht mal beim "ugly-Berg" im Grafenberger Wald, der seinen Namen von uns durch seinen fiesen Anstieg erhalten hat.
    Aber wir konnten die Abfahrt antreten, wir hatten schließlich Micky Krause und AC/DC überstanden, und hatten einen sonnigen, wunderschönen Skitag, bei dem wir nicht eine Piste zweimal gefahren sind, denn das Skigebiet ist einfach gigantisch, die Pisten abwechslungsreich und zudem noch der Schnee bestens. Vielleicht geht es morgen schon besser, wenn es wieder heißt, rauf auf die 4000.
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  • Day 47

    No Stress!!!!

    March 19 in Cape Verde ⋅ 🌬 21 °C

    Als ich vor 4 Wochen auf Sal ankam und mich Didi, der Taxifahrer den mein Vermieter für mich bestellt hatte, am Flughafen in Empfang nahm, gab er mir die wichtigste Information, die mich den gesamten Aufenthalt über begleitete. Das Motto der Insel : " no stress"! Und so verbrachte ich auch die letzten Tage auf Sal ganz entspannt, denn da war der Wind einfach zu stark für meinen 9 qm Kite. Mein 7er lag eingemummelt in Düsseldorf. Was sollte ich mich noch in den letzten Momenten in Gefahr begeben, denn durch den Wind waren auch die Wellen noch viel höher als eh schon und untersetzte Männer waren mit 8 qm auf dem Wasser unterwegs. So verfolgte ich ein wenig die Profis der GKA und packte in aller Ruhe meine Sachen. No Stress. Auch nicht darüber, dass meine Familie, die sich meiner Meinung nach, sehr wenig dafür interessierte, wie es mir so erging und mir mit keiner Silbe auch nur eine gute Heimreise oder einen angenehmen Flug wünschte. Dabei hatte ich so viele Souvenirs und Geschenke unter anderem auch für sie gekauft, dass ich meinen Kiterucksack als Handbeutel nehmen musste und dieser dann mindestens 12 kg wog. Nicht zu erwähnen, dass mein Kitegepäck 23 kg plus Aufgabekoffer auch schon mit 23 kg picke, packe voll war. Also fragte ich Paolo, meinen italienischen Vermieter, ob er Didi fragen könnte, mich zum Flughafen zu fahren und mir mit dem Gepäck helfen könnte . Dieser bestätigte kurz darauf meine Anfrage und so saß ich pünktlich um 22:30 Uhr (20 min Fahrt bis zum Flughafen, Gepäckaufgabe und Passkontrolle, Abflug 1:05 Uhr planmäßig) auf gepackten Koffern und wartete, dass jemand an meine Apartmenttür klopfte oder es klingelte. Es wurde 22:40 Uhr und ich dachte, No Stress. Bringste halt schon mal das Gepäck alleine runter bis vor die Eingangstür. Zuerst die Kitebag und dann den Koffer. Als ich zum zweiten Mal in meinem Apartment ankam um meine restlichen Sachen zu holen, fiel mir noch die Melone ein, die ich vergessen hatte, zu essen. Also schnappte ich mir diese noch und übergab sie meinem Nachbarn, der gerade durch seine Tür verschwand. Der war so happy, dass er mich in ein Gespräch verwickeln wollte. Sorry, dafür hatte ich leider keine Zeit. 4 Wochen hätten wir uns gerne über Sal austauschen können, aber No Stress, ich musste los. Unten angekommen, ging ich kurz das Szenario durch. Ich musste jetzt also selbst ein Taxi bestellen. Wie lange würde es brauchen und wann würde ich dann am Flughafen sein, um das ganze Gepäck noch aufzugeben? Der Gedankenfluss hielt nur kurz an, denn mit einem Blick auf mein Handy, erübrigte sich alle weitere Überlegung. Dort hatte mein Vermieter nämlich schon zwei Nachrichten geschrieben: " Dove sei? (Wo bist Du?) "Il taxi è già qui!" ( Das Taxi ist schon da!) Ups...ich trat, die Kitebag schleppend, aus der Tür und sah den Wagen. Und da kam auch schon Didi auf mich zu. Er wartete dort seid 20 min, der arme Kerl, aber er war ganz entspannt und half mir sehr freundlich mit dem restlichen Gepäck. Die Fahrt, das Einchecken und das Boarding verliefen ganz problemlos. Ich war nur furchtbar müde und hatte beim Einchecken noch einen extra komfortablen Sitz mit USB-Anschluss für teures Geld dazu gebucht, weil ich ja noch etwas länger unterwegs sein würde, eine lange Autofahrt von Frankfurt nach Düsseldorf vor mir hatte und deshalb mit ausreichend Schlaf und mit einem vollen Akku versorgt sein wollte. Ich nahm Platz, einen Fensterplatz und Bingo, der Platz neben mir blieb auch noch frei. Also, so dachte ich, stand einem angenehmen Flug nichts im Wege....no stress....ich steckte meine Airpods in die Ohren und schaltete meine Lovesongplaylist von spotify an und kuschelte mich in die Wolldecke. Quasi mit dem Erlöschen der Anschnallzeichen wurde jemand wach. Jemand, der lieber in seinem Bettchen schlafen wollte als 10000 Meter über dem Boden und dies auch lautstark mitteilte. Das Baby in den Armen seiner Mutter direkt vor mir war auch mit Schnuller und dem nervösen "schhhhh" des jungen Vaters nicht zu beruhigen. Lionel Richie und Noisecancelling kamen nicht gegen diese schlechte Laune an.
    "Stuck on you
    I've got this feeling down deep in my soul that I just can't lose
    Guess I'm on my way
    Needed a friend
    And the way I feel now I guess I'll be with you 'til the end
    Guess I'm on my way" ... wie sehr ich dieses Lied fühlte....
    An Schlaf war nicht zu denken geschweige denn heranzukommen und so landeten wir, Vater, Mutter, Kind und ich nach 4 Stunden Flugzeit zerknautscht in Lissabon. Welch ein großes Glück, dass mein weltbester Mann seine American Express Karte genutzt hatte, auch für mich den Zugang zu allen Airportlounges freizuschalten. In der Abflughalle unten noch ein wildes Durcheinander der Reisenden (so viele Leute und so ein Gewusel war ich gar nicht mehr gewohnt) ging ich in der Karl Lagerfeld Gedächtnishose ungeachtet des Dresscodes der ANA Lounge zur Rezeption, öffnete meine Priority App, zeigte meine Boardingkarte und trat ein. Es war, als betrete ich ein anderes Universum. Alles war leise, jeder war entspannt. Es gab ein Frühstücksbuffet, Kaffeevollautomaten, kühle Getränke, Loungesessel und saubere Toiletten mit Duschen. Eine wahre Wohlfühloase. Und so trat ich pünktlich den zweiten Flug nach Frankfurt gesättigt, gefüttert und entspannt an und holte dort, auch dank einer ganzen Reihe für mich alleine etwas Schlaf nach. Am Flughafen Frankfurt erwartete mich meine liebe Schwägerin, die mich noch mit einer leckeren Mahlzeit bei sich Zuhause versorgte und ich dann im Anschluss ins Auto stieg und die Heimreise anzutreten. Die staugefährdete A3 enttäuschte auch dieses Mal nicht, sie setze sogar noch eins drauf und ließ sich voll sperren, was zu einer 1,5-stündigen Reise über Landstraße mit einer 1-stündigen Verzögerung und einer Fahrtzeit von 4 anstatt 3 Stunden führte. Aber ich ließ mich nicht stressen und kam um 19 Uhr Zuhause an. Eine Herzlich-Willkommen-Girlande hing über der Eingangstür, Sektkorken ploppten und warme Umarmungen empfingen mich....nicht! Es war niemand, außer der hungrigen Katze, Zuhause. Ich fütterte erst die Katze und schleppte wieder alleine meine Koffer ins Haus. Und als ich das Wohnzimmer betrat, sah ich auch, warum mein Mann sich die letzten Zwei Tage gar nicht mehr gemeldet hatte. Dort standen Ikeataschen und Wäschekörbe voll mit, wie ich dem Geruch entnehmen konnte, sauberer Wäsche. Er war offensichtlich DAMIT beschäftigen gewesen. Das Haus ansonsten blitzeblank und aufgeräumt. Irgendwann kam dann Andi mit Einkäufen beladen nach Hause. Während er sich um das Abendessen kümmerte, schwärmte ich ihm von Sal vor. Laurin und Tabea sah ich erst am nächsten Tag. Laurin kam zu mir und sagte: "Mama, also die letzte Woche war wirklich brenzlich. Ich hatte keine Unterhosen mehr, musste mir morgens teilweise meine Unterhosen mit der Hand waschen und anschließend föhnen, weil Papa, wenn überhaupt, nur die oberste Schicht im Wäschekorb gewaschen hat". Der anschließende Lachanfall meinerseits war so ansteckend, dass auch Laurin nicht anders konnte, als mit mir zu lachen. Irgendwann fand ich meine Fassung wieder und ich sagte zu ihm, dass sich saubere, gefaltete Unterhosen bereits im Wäschekorb in seinem Zimmer befänden, also: No Stress!
    Ich hoffe, dass ich dieses Gefühl, mich nicht stressen zu lassen, noch lange und auch übers Sabbathalbjahr hinaus, nicht vergessen und umsetzen werde. Ansonsten muss ich dann halt schnellstmöglich wieder auf die Kapverden reisen....
    Fortsetzung folgt.
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  • Day 44

    Inside Sal

    March 16 in Cape Verde ⋅ 🌬 21 °C

    Nach mehr als 3 Wochen auf Sal habe ich die Insel richtig lieb gewonnen. Das kleine Eiland mit dem morbiden Charme kann ich jedem empfehlen, der Wassersport liebt oder einfach nur dem Winter in Deutschland entfliehen möchte ohne dabei 10 Stunden Flug auf sich nehmen oder ganz tief in den Geldbeutel greifen zu müssen. Es gibt große Hotelburgen mit entsprechenden All-inklusive Angeboten, die dann entsprechend höherpreisig sein dürften, aber eben auch kleine Apartmenthäuser mit Selbstversorgung. Das bedeutet auch, dass man zum Supermarkt gehen muss. Supermärkte oder gar Supermarktketten gibt es auf Sal nicht. Hier ist, was Lebensmittel und Hauswarengeschäfte angeht, alles in chinesischer Hand. Diese kleinen Mercados sind nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Eine große Auswahl gibt es nicht. Wenn ich es vergleichen sollte, dann träfe ein Tante-Emma-Laden es am besten. Für mein Gemüse und Obst Einkauf fahre ich immer zu einer Art Markthalle, in der ein paar Stände aufgebaut sind, die von Kapverdierinnen betrieben werden, deren Ehemänner im Gefängnis sitzen. Dort gibt es auch einen Automaten, bei dem man die Wasserflaschen mit Trinkwasser auffüllen kann. Das ist viel günstiger und natürlich ökologischer als immer wieder eine neue Plastikflasche zu kaufen. Das Wasser aus der Leitung sollte man nicht trinken oder nur dann, wenn man den Urlaub im Badezimmer verbringen möchte. Die Frauen sind immer gut gelaunt und sprechen, welch ein Glück, italienisch.
    Meistens gehe ich abends eh essen und brauche daher nicht viel. Das Essen ist portugiesisch (habe ich mir sagen lassen). Es gibt immer frischen Fisch. Den Fischtopf liebe ich sehr. Ein Fisch (Rotbarsch z.B.) zusammen mit Gemüse in einem Sud gekocht, wird er heiß serviert. Sonntags bin ich immer im "Flor d'Sal", einem Restaurant, bei dem ab 19 Uhr eine Band kapverdische und portugiesische Musik spielt. Ich habe mir schon diverse Songs geshazamt, die Musik gefällt mir und macht gute Laune. Ganz zu schweigen vom Essen, das auch gut ist, sofern ich es beurteilen kann (also alle vegetarischen Sachen plus Thunfisch). Wenn die Band spielt ist der Laden voll und das Menüangebot reduziert, um den reibungslosen Ablauf und geringere Wartezeiten garantieren zu können. Ein Tipp für die Grillfans: Sonntags wird auch der Grill angeschmissen und der Rauch zieht durch ganz Santa Maria. Ein weiteres empfehlenswertes Restaurant ist das Café Crioulo in der Fußgängerzone. Aber Achtung: ab 18:30 Uhr muss man ein wenig Geduld mitbringen, weil es immer gut besucht ist und Reservierungen nicht angenommen werden. Aber es geht eigentlich erfahrungsgemäß recht schnell und das Warten lohnt sich auch dort. Nur wenige Speisen sind teurer als 15 Euro. Viele liegen darunter. Also echt günstig zu deutschen Preisen.
    Wer selbst Fisch zubereiten möchte, kauft den Fisch auf dem Steg auf dem Pontão de Santa Maria, dem Anlegesteg quasi in der Mitte des Strandabschnitts vor Santa Maria. Dort verkaufen die Fischer den Fisch, den sie am frühen Morgen aus dem Meer gefischt haben oder auch noch kurz vorher mit einem Netz aus dem Wasser in Strand Nähe gefangen haben. Das habe ich wirklich bei einem Strandspaziergang gesehen. 5 Männer mit einem Netz, zwei davon mit Schnorcheln und ein kleines Motorboot mit 10 Meter Abstand wartend daneben. Als der Fisch, ich konnte nicht erkennen, welcher das war, wurde in einen Eimer an Nord direkt zum Steg gefahren. Frischer geht es nicht mehr.
    In Santa Maria begegnet man oft denselben Leuten. Ob das nun Einheimische oder Langzeitnomaden sind. Auf jeden Fall wird mittlerweile häufiger gegrüßt als noch am Anfang des Aufenthalts. Den Typen in der Boardshorts am Strand habe ich erst 5 Minuten nach der Begegnung als den Drummer der Band des o.g
    Restaurants identifizieren können. Ich habe wahrscheinlich ein ähnliches Gesicht gemacht wie einer meiner SuS, wenn sie mich beim Lidl an der Kasse treffen. Hin und wieder begegne ich auch offensichtlich europäischen Frauen mit einem afrikanischen Mann. Manchmal mit großem Altersunterschied, manchmal weniger. Was ich gesehen und vermutet habe, bestätigte mir ein Deutscher. Sal ist tatsächlich ein wenig für den weiblichen Sextourismus verrufen. Aus welchen Gründen auch immer, die Nachfrage regelt da wohl das Angebot. Ich weiß es nicht. Muss ich ja auch nicht. Ein freundliches, aber bestimmtes: "No, obrigada" in Richtung von anquatschenden Männern, die obviously nur eine Absicht haben, ist unmissverständlich und immer erfolgreich. Angst muss man hier auch als alleinreisende Frau aber deshalb weder tags noch Nachts haben. Zumindest nicht wegen Männern, dann eher wegen den herum streunenden Katzen, die auch schon mal auf freundliches Streicheln mit Beißen reagieren. Da bleibe ich lieber bei meinen Begegnungen mit den niedlichen Schildkröten. Die gibt es hier auch im Wasser, tanzen wie ich in den Wellen und haben keine schrägen Absichten....

    Für alle, die mal ein wenig Kapverdische Melodien lauschen möchten ist hier der Link von spotify. Ich hoffe, er funktioniert...

    https://open.spotify.com/playlist/0aT31gUBuX0RQ…
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  • Day 34

    Filmreif

    March 6 in Cape Verde ⋅ 🌬 22 °C

    Wer kennt den Film "Enemy Mine – geliebter Feind" von 1985? Für alle, die ihn nicht kennen, eine kurze Zusammenfassung des Plots. Es herrscht Krieg zwischen Menschen und Drags, einem außerirdischen Volk. Beim Kampf im Weltall wird je ein Flieger mit jeweiligen Krieger abgeschossen und beide landen auf einem recht lebensfeindlichen Planeten Not. Zunächst führen sie den Kampf dort weiter, bis aus der Feindschaft eine Zweckgemeinschaft und schließlich zu einer besten, den Tod überdauernden, Freundschaft wird.
    Direkt am Anfang meiner Zeit auf Sal habe ich eine ziemlich bekannte Kitesurferin an meinem Hausstrand gesehen. Ich dachte sofort, dass sie hier zur anstehenden GKA Weltmeisterschaft Mitte März im Wavekitesurfen frühzeitig angereist war. Vor ein paar Tagen aber sah ich auf Instagram einen Post von ihr, der sie mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter hinter einer aus Kitesurfboards gebauten Bank am Muschelfriedhof stehend, zeigte. Sie war mit ihrer Familie hierhergekommen, weil ihr Vater genau vor einem Jahr plötzlich und unerwartet verstorben war. Er war Kitesurfer und Wingfoiler und gab diese Leidenschaft an seine Kinder weiter. Er verbrachte wohl immer viele Wochen auf Sal, um seiner Leidenschaft zum Wassersport nachzukommen. Nun steht diese Bank mit Widmung an dem Platz, den er am meisten liebte. Welch eine schöne Vorstellung, dass seine Seele jetzt dort sitzt, von wo aus sie den Kindern beim Kitesurfen zusehen und gleichzeitig beschützen kann.
    Ob er von Anfang an die Wellen liebte?
    Also bei mir ist es ähnlich wie in dem Film. Meine am Anfang gefahrene Taktik mit Gewalt durch die Wellen zu brechen endete oft genug damit, dass ich in die Luft katapultiert und out of control manchmal rücklings, mal seitlich, manchmal, verzeiht mir den Ausdruck "Arschbomben mäßig" auf demselben gelandet bin, um direkt von der Nächsten geschluckt zu werden. Ich hätte gern mal die ein oder andere Aufnahme von diesen Fails gesehen. Die waren bestimmt lustig anzuschauen und wären bei " Ducktape will fix it" genau richtig aufgehoben gewesen. Von Zuneigung jeglicher Art zwischen mir und den Wellen konnte zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede gewesen sein. Im Gegenteil.
    Ich bin am Anfang immer weit herausgefahren, um den Wellen, die anrollen und brechen, aus dem Weg zu gehen.
    Danach begann ich mich vorzutasten ganz nach dem Motto wie im Film eben: "Du bist hier, ich bin hier, also machen wir das Beste daraus ". Ich verstand so langsam, wie man die Wellen nehmen kann, ohne vom Brett gerissen zu werden.
    Und, was soll ich sagen, mittlerweile liebe ich es mit meinem Board diagonal durch die Wellen zu schneiden, dahinter sogar leicht abzuheben und dann auf dem Rückweg mit den Wellen wieder Richtung Strand zu reiten. Der Bereich hinter den brechenden Wellen fühlt sich Butter weich an und ist spiegelglatt, so wie ich es von Sizilien kenne. Und wenn sich dann wieder langsam eine Welle in meinem Rücken aufbaut und sie zu brechen beginnt, stelle ich mir immer vor, dass jetzt die Einhörner wie aus dem Film "Das letzte Einhorn" aus den Wellen galoppieren wollen und ich schnellstmöglich meinen Hintern einziehen muss, damit ich nicht in meinen Allerwertesten gepiekst werde. Ich grinse dann immer in mich hinein und freue mich, wenn ich entkommen konnte, um erwartungsvoll wieder Richtung offenes Meer zu fahren und die nächste Runde Katz-und-Maus-Spiel einzuläuten. Das klappt nicht immer, zugegeben. Aber wo gehobelt wird fällt Span und ein bisschen Salzwasser schlucken, hat bisher noch nicht geschadet. Achtung, jetzt kommt etwas nichts für sensible Gemüter. Wenn man bei einem Hüpfer merkt, dass einem das Salzwasser noch aus den Nasennebenhöhlen tropft, weiß man, dass man vorher etwas falsch gemacht hat, aber immerhin die nächsten Monate mit keinerlei Entzündungen in diesem Bereich rechnen muss. Ganz ehrlich: es macht wirklich Spaß. Ich glaube, diese Freundschaft kann ein Leben lang halten. Zumindest von meiner Seite aus☺️. Spaß macht es auch, den Profis zuzuschauen, die mittlerweile hier zur WM eintrudeln. Sie springen in die Luft, drehen das Waveboard wie ein Propeller, um es bei der Landung wieder exakt platziert unter die Füße zu legen und dann locker flockig weiterzufahren. Spektakulär. Heute kam der Wind nicht richtig in Schwung, dafür gab es Wellen am Ostsüdzipfel der Insel und dort konnte ich waghalsige Kiter sehen und aufnehmen, die im Tunnel der Welle verschwanden, um dann am Ende wieder aus den Röhren aufzutauchen. Es gehört schon wirklich Mut und Selbstbewusstsein, ganz bestimmt aber Wahnsinn dazu, eine Welle zu nehmen, die sich genau am Rand der Felsen im Wasser befindet und sich der Gefahr auszusetzen, auf denselben zu landen, falls mal etwas schiefgeht, dazu noch ohne Helm und Prallschutzweste. Filmreif sind die Aktionen auf jeden Fall. Und so lange ich filmte, kam auch keiner zu schaden. Aber sehr selbst. Das Popkorn darf herausgeholt werden....
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  • Day 33

    Das Glück dieser Erde

    March 5 in Cape Verde ⋅ 🌬 21 °C

    Cheriè. Das Pony, das gemeinsam mit ihrem Fohlen Nick meinen Geschwistern und mir eine wahrhaftige Ponyhofkindheit beschert hat. Sie lebte schon bei uns als ich geboren wurde. Die Stallungen mit Koppel und Weide lagen direkt an unserem Zuhause. Ölkrise sei Dank wurde die Kutsche damals an den autofreien Sonntagen herausgeholt, Cheriè wurde eingespannt und es ging auf eine kleine Ausfahrt. Sie gehörte zur Familie, wie jedes andere menschliche Familienmitglied auch. Sie graste im Garten, fraß das Obst von den Obstbäumen, naschte Kirschen und spuckte die Kirschkerne sorgfältig wieder aus. Passte niemand auf, so klaute sie auch schon mal gerne die Zuckerwürfel von der Kaffeetafel. Ihr erstes Fohlen starb. Das nächste zogen meine Eltern mit der Flasche auf, bis Cheriè es hat trinken lassen. Nick wuchs heran. Reiten haben wir uns irgendwie selbst beigebracht. Meine ersten richtigen Reitstunden hatte ich noch bevor ich in der Schule war. Jede freie Minute haben wir bei den Ponys verbracht. Wir sind im Sommer über Stoppelfelder galoppiert, haben Winnetou und Old Shatterhand nachgespielt und uns auch im Turnierreiten probiert. Meine Schwester auf Nick und ich auf Cheriè. Während meine wesentlich talentiertere Schwester mit Nick die vordersten Plätze belegte und bunte Schleifen ihre Zimmerwand dekorierten, bekam ich immer nur die braunen Trostschleifen an das Halfter gehängt. Immerhin hatte ich immer die Sympathie des "Publikums" und die Lacher der Kampfrichter auf meiner Seite, denn Cheriè meinte schon ihre Abneigung zu solchen Veranstaltungen beim Gruß in Richtung Kampfrichter Kundtun zu müssen, in dem sie eine Runde bockte. Besonders den Springwettbewerb mochte sie überhaupt nicht und verweigerte schon meistens beim zweiten Hindernis konsequent drei Mal, sodass ich bzw. wir ausschieden noch bevor wir jemals durchs Ziel hätten reiten können. Ja, Cheriè hatte Charakter, ein richtiges Pony mit Dickkopf halt.

    Bei der Buchung des Ausrittes auf Sal wurde auch um eine eigene Einschätzung des Reitvermögens gebeten, damit das richtige Pferd gefunden und zugeteilt werden kann. Ich schrieb, dass ich eine erfahrene Reiterin wäre. Naja, ich kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit einem Pony und auf ein paar Stunden auf dem Pferd meiner Schwester zurückgreifen. Zugegeben, das ist schon ein paar Tage her, aber sowas verlernt man ja nicht.

    Am Reitstall angekommen, begrüßte uns Siggi. Wir sollten in gemütlicher Runde noch einmal selbst von unseren Erfahrungen mit Pferden erzählen. Es gab eine Mischung aus Reiterinnen mit wenig Erfahrung und absoluter Anfängerin. Ich war die Letzte, die erzählen durfte und haute erst mal raus, dass ich selbst mal ein Pferd besessen hatte und ich eine erfahrene Reiterin sei (dass dies ein Pony war, verschwieg ich genauso, wie die Tatsache, dass es schon Jahrzehnte her war). Mein Ziel war es, dass ich am Strand galoppieren durfte, und dies wäre mir bestimmt nicht erlaubt worden, wenn ich die oben erwähnten Details auch noch bekannt gegeben hätte.
    Nach und nach wurden die Pferde zugeteilt und mit ReiterInnen bestückt. Nur ich stand noch da. Dann kam der Guide auf mich zu und fragte, wie denn so mein Pferd gewesen sei, also wie stark. Und ich antwortete, dass es auf jeden Fall charakterstark war. Das war ja nicht gelogen. Er sagte, dass er ein starkes Pferd für mich hat. Ob ich das denn auch wolle. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich kurz Respekt bekam, schließlich kann ich ja auch einen Drachen bändigen. Und dann wurde das Pferd aus seiner Box geholt. Venus. Ein Pferd in Sandfarbe. Das größte von allen anderen Pferden, die bisher mit Reitern versorgt wurden. Noch nie bin ich mit Tritthilfe auf ein Pferd gestiegen, aber dieses Mal nahm ich die Hilfe gerne an. Dann ging es los. Ich war die letzte, nach mir kamen nur noch zwei andere Guides.
    Es ging durch die Salinen in Richtung Kitebeach, an dem an diesem Nachmittag kein einziger Kite am Himmel war. Venus trottete ruhig hinterher. Einmal machte sie nervös einen Trippelschritt, dann kam sofort ein tiefes kreolisches "Venusch" von dem Guide hinter mir. Sie verfiel sofort wieder in den Trott der gesamten Karawane. Es ging ohne besondere Vorkommnisse weiter, bis wir und den Dünen näherten. Venus fing an, mit dem Kopf zu nicken und trippelte wieder. Der hauptverantwortliche Guide ritt zu mir und sagte, dass sie nur laufen will und wir beide würden jetzt nach rechts reiten, während die anderen so lange warten würden, damit sich Venus kurz auspowern kann. Danach wäre sie ruhiger. Mittlerweile machte Venus schon ein anderes Pferd nervös, deren Reiterin vor Angst aufschrie vor Schreck. Ich versuchte mit "brrrrr" Venus zu beruhigen. Der Guide kam zu mir, stieg von seinem Pferd und griff nach Venus Trense, um dort einen Führstrick zu befestigen. Dann stieg er wieder auf und ritt los. Ich hatte von dem Moment an keinen Einfluss mehr über das Pferd unter mir. Wir galoppierten los. Mein Bein scheuerte an der Flanke des Pferdes vom Guide. Das war wenig begeistert, was man an den nach hinten gelegten Ohren des Tieres sehen konnte. Vielleicht lag es auch an dem erwachten Fluchtinstinkt. Auf jeden Fall wusste ich gar nicht wie mir geschah, es ging durch die Dünen kreuz und quer. Ich hoffte nur, dass beide Tiere nicht stolpern würden und konzentrierte mich auf meinen Sitz. Der Guide hielt den Strick mit festem Griff. Dann hielten wir an und drehten um. Wieder galoppierten wir los und ich vertraute allen, dem Guide, seinem Pferd, dass es nicht nach uns ausschlagen würde und Venus, dass sie nicht durchdrehen würde. Das muss der Guide gemerkt haben und ließ jegliche Bremse los. Es war wie ein Düsenantrieb und die beiden Pferde legten noch eine Schippe drauf, wie bei einem "Um-die-Wette-Rennen". An im Sattel-Sitzen war nicht mehr zu denken. Ich stand nun und legte mich nach vorne. Die Dünen sausten an mir vorbei. Der Moment dauerte nicht lange. Wir kamen wieder bei der Gruppe an. "Nun", sagte der Guide, "jetzt ist Venus ruhig. Sie musste nur mal ihre Power loswerden." Etwas außer Atem nahm ich meine Position ganz hinten wieder ein, nachdem der Guide den Strick wieder gelöst hatte. Der Zug setze sich langsam in Bewegung, dann wurde gefragt und aufgeteilt, wer 'mal traben, auch galoppieren oder weiter im Schritt bleiben wollte. Ich sollte mit Venus nach vorne. Ich konnte mir, noch ganz geflasht von den Minuten zuvor ein "der Ferrari unter den Pferden soll nach vorne" nicht verkneifen. Dieses Mal fragte mich der Guide, ob ich alleine oder wieder am Strick reiten wolle. Ihr kennt sicher schon meine Antwort. Natürlich alleine! Der Guide galoppierte los. Venus und ich hinterher. Was hinter mir passierte, bekam ich nicht mehr mit. Wir galoppierten am Kitebeach entlang und dann durfte ich Venus freien Lauf lassen. Sie durfte so schnell laufen, wie sie konnte. Und das tat sie. Es ging im Jagd Galopp an der Wasserkante vorbei. Noch nie zuvor bin ich so schnell geritten, wie mit ihr. Und dann auch noch vor dieser Traumkulisse. Ein unvergessliches Erlebnis. Ich hätte noch kilometerlang so weiter reiten können, aber nach etwa 800 Metern sammelte ich Venus wieder und wir trabten zur Gruppe zurück. Als ich mich beim Guide noch mal bedankte und sagte, dass ich glücklich bin, weil es so schön war, sagte er, dass auch Venus nun happy sei, weil sie schon lange nicht mehr am Strand galoppieren durfte. Sie würde nicht oft dazu kommen, auf die Touren mitzugehen, weil sie so temperamentvoll ist und es nicht so oft ReiterInnen auf den Touren geben würde, die geeignet wären. Ich weiß nicht, ob ich von Anfang an geeignet war, aber einen Hang zum Dickkopf habe ich allemal und am Ende hat es sich für Venus gut und für mich unvergesslich angefühlt.
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  • Day 27

    Wind down und Downwind

    February 27 in Cape Verde ⋅ 🌬 22 °C

    Gemeinsam macht doch vieles mehr Spaß als allein. Und da es so viele schöne Dinge gibt, die man hier auf Sal erleben oder entdecken kann, checkte ich den Windfinder und Jennifer die Angebote, so dass unsere Wahl auf Mittwoch und auf Donnerstag fiel, denn bald würde sie sich schon wieder in den Flieger Richtung Deutschland setzen. Also carpe diem. An diesen Tagen sollte der Passatwind ein laues Lüftchen sein. Also ging es am Mittwoch zum Zipline auf den Serra Negra. In der Tour mit inbegriffen ist der Abholung - und Bringservice zur jeweiligen Unterkunft. Der Fahrer des Kleinbusses war relativ pünktlich und wir kamen nach 10 Minuten Fahrt schon am Berg an. An der Talstation begrüßte uns direkt ein anderer Guide und wir folgten seinen Anweisungen, die Anmeldekarten noch auszufüllen und uns dann mit den anderen Besuchern in den Briefingraum zu begeben. Dort machten coole Jungs die kurze Einweisung in den Ablauf und erklärte uns die Regeln, immer mit einem Späßchen auf den Lippen. Dem ein oder anderen verging jedoch der Spaß, denn das Wiegen zum Abschluss der Einführung ließ dem ein oder anderen vielleicht eher zum Heulen als zum Lachen gewesen sein. Und an Verhängnis noch nicht genug bekamen alle über 100 kg ein blaues Bändchen verpasst. Urlaubskilos sei Dank. Ich kam ohne Bändchen davon und benötigte also keine für hohe Gewichtsklassen ausgelegte Seilrolle. Danach hieß es ab in die Pick-ups, mit denen wir den Berg hochgebracht wurden. Ich nahm hinten auf dem Pick-up Platz während Jennifer mit vorne saß. Und dann ging es über Stock und Stein rauf und runter, runter und rauf auf den Berg. Andi hätte seine wahre Freude gehabt und unser Gefährt von Bonaire hätte hier auch gut mitgehalten. Jedenfalls war es auf der Ladefläche ganz schön wackelig, aber alle Mitinsassen hatten genauso viel Spaß wie ich. Das letzte Stück mussten wir dann noch ein paar Treppenstufen bis zum höchsten Punkt laufen. Dabei konnte man schon die tolle Sicht genießen, aber oben auf dem Gipfel erwartete uns ein spektakulärer Ausblick. Wir schossen noch ein paar Fotos und dann wurde uns das Geschirr angelegt. Dabei dröhnten deftige Beats aus der Boombox, die vielleicht zur Entspannung oder zum Abbau von Nervosität beitragen sollten, aber aufgrund der Musikrichtung (Gangster-Rap) wohl eher nur zur Unterhaltung der jungen Männer dienten. Dann sollten wir uns in zwei Reihen aufstellen. Die ersten rutschen los, dann die nächsten und so weiter. Bis wir an der Reihe waren. Ich stand auf der Plattform vom Absprung und wurde eingehakt. Jennifer auf der anderen Seite genauso. Und dann ging der Guide von ihrer Seite weg. Meiner sagte plötzlich: " sit down and go". Dabei wollten wir doch gleichzeitig los. Ich genoss die tolle Aussicht auf die Küste und den Blick auf Kitebeach, an dem immer noch Drachen am Himmel zu sehen waren. Dann war die Fahrt auch schon wieder vorbei. Aber es hatte sich absolut gelohnt. Für den Donnerstag hatten wir die große 7-stündige Inseltour gebucht. Wir wurden schon um 9:30 Uhr mit einem Pick-up abgeholt. Ich gesellte mich zu der Britin mit ihrer Tochter, die auch schon beim Zipline dabei gewesen waren und durch ihre aufeinander abgestimmte Kleidung im Leopardenmuster unübersehbar waren. Auch dieses Mal fragte ich mich, ob sie denn die für die Tour und obendrein die noch für den so extrem zugigen Sitzplatz auf der Ladefläche angemessenen Textilien gar nicht aus England mitgenommen hatten oder sie nicht im Besitz solcher, wenn auch vielleicht nicht ganz so sexy Klamotten, waren. Es wird ein Geheimnis bleiben. Mein Handtuch hat das Mädchen immer ausgeschlagen. Ich war jedenfalls froh, dass ich meine Kapuzenjacke dabei hatte. Wir fuhren nach Mudeira, der allerersten Stadt auf Sal. Von dort kann man den Monte Leao gut sehen. Die zwei Berge sehen so aus als ob ein Löwe auf seinem Bauch liegt. Dann ging es weiter zur Shark bay. Darauf hatte ich mich am allermeisten gefreut. Dort angekommen bekamen wir Wasserschuhe mit fester Sohle, denn der Untergrund der Bay ist steinig und sich verletzen und bluten könnte einem nicht so gut bekommen. Ein Guide führte uns ins Wasser. Weiter vor uns befand sich schon ein anderer Guide mit einer Gruppe und man konnte die Finnen der Haie aus dem Wasser ragen sehen. Meine Freude stieg. Ich war so gespannt. An einer Stelle angekommen, holte der Guide einen Fischkopf aus einer Plastiktüte und sagte, dass wir uns in einem Kreis aufstellen sollten. Dann tauchte er den Fischkopf ein und holte ihn schnell wieder heraus. Das machte er ein paar Mal und wenige Augenblicke später tauchten die Haie auf. Diese hatten unterschiedliche Größen, aber sie waren definitiv größer als ich es erwartet hatte. Das waren keine Babys mehr, sondern Teenager. Die Zitronenhaie bleiben 3 bis 4 Jahre in der Bucht bis sie groß genug sind um nicht mehr von den größeren Haien gefressen zu werden. Sie werden alle gechipt und tragen einen Sensor an ihrer Rückenfinne. Hin und wieder kreischte eine Dame der Gruppe auf, weil ein Tier zwischen den Beinen hindurchschwamm. Leider musste der Guide darauf hinweisen, dass man die Tiere nicht berühren oder zu packen versuchen sollte. Das käme immer wieder vor. Und obwohl ich gern gewusst hätte, wie sich die Haut der Tiere anfühlt, wäre ich auf so eine dumme Idee nicht gekommen. Beeindruckt von der Eleganz, mit welcher sie durch das seichte Wasser glitten, kehrten wir ans Ufer zurück. Ein anderer Kiter erzählte mir, dass er im November dort gewesen sei und auch einen ausgewachsenen Zitronenhai gesehen hätte. Das wäre noch imposanter gewesen. Dieses glaube ich gern. Ob ich danach noch mal ins Wasser gegangen wäre, steht auf einem anderen Papier:). Sal hat seinen Namen aufgrund der Salzgewinnung. Sehr interessante Geschichte. Wer sich dafür interessiert, der folge bitte dem Link:

    https://kapverde-journal.de/node/323

    Wer wollte, konnte in dem Salzsee baden und angeblich 10 Jahre verjüngt wieder herauskommen. Ich fand, dass ich jung genug aussehe und schaute mir lieber alle anderen an, die mehr oder weniger glücklich fröstelnd aus dem Wasser stiegen.
    Es ging weiter durch die Hauptstadt Espargos. Wir fuhren durch die Slums, die eigentlich nicht mehr bewohnt sein durften, da die Regierung den Bewohnern Sozialbauten zur Verfügung gestellt hat. Die monatlichen Kosten betragen ca.40 €, aber viele können selbst diesen Betrag nicht aufbringen. Es ging weiter durch Wüste ähnliche Landschaft bis zum Blue Eye, einer Grotte, in dessen Mitte durch den Lichteinfall ein blaues Auge auf dem Wasser erscheint. Man darf es ca. 2 Minuten anschauen. Dann sind die nächsten zwei Besucher dran. Im Sommer kann es schon vorkommen, dass man zwei Stunden dafür ansteht. Kann man machen, muss man aber nicht. Wir machten noch Halt bei einem Restaurant, im Hafen, am Kitebeach
    und an der zweiten Salzgewinnungsanlage bevor wir um 17 Uhr wieder an der Unterkunft ankamen. Die Tour kostete 30 €. Jede Sehenswürdigkeit musste extra bezahlt werden. Was auch im Ordnung war, denn sie kosteten nur wenige Euros. Leider hatte der Guide so gut wie nichts zu den verschiedenen Anlaufstellen zu erzählen. Da wäre also noch viel Luft nach oben. Apropos Luft. Hier weht irgendwie immer ein Wind und selbst, wenn nur 12 Knoten angesagt sind, sind es am Ende doch mehr. Downwinder ( man fährt also in die Richtung, in die der Wind zieht) kenne ich gut aus Sizilien und ich wusste, dass es auch hier möglich sei. Als mich ein anderer Kitesurfer fragte, ob ich mitmachen wolle, denn der Wind sei heute gut dafür, checkte ich innerlich kurz meine Komfortzone und sagte zu. Also in Neoprenanzug mit Trapez um den Bauch, Kite und Bar unterm Arm und Board in der Hand zum Taxi und ab zum Kitebeach. Auf dem Wasser war der Wind schon ordentlich und bei dem ein oder anderen Sprung bedauerte ich nicht meine Woo
    ans Board montiert zu haben, die mir Andi noch zu Weihnachten geschenkt hatte. Mit dieser kann man die Höhe der Sprünge messen und die waren laut meinem Empfinden mit Leichtigkeit heute sehr hoch. Der Plan war, dass wir zu zweit erst ca. 1 h am
    Kitebeach blieben, um uns dann down Wind abfallen zu lassen, bis wir vor Santa Maria wieder an Land gingen. Ich gab nach einer Stunde das Zeichen, das wir uns auf den Weg machen sollten. Vorbei an allen anderen Kitesurfern ging es Richtung Süden. Ich hielt Abstand von den Brandungswellen und ritt die großen langgezogenen Wellen auf meiner Toeside ab. So machte ich ganz schnell viele Meter und führte auch genauso schnell zu brennenden Oberschenkeln. Immer wieder sah ich dunkle Stellen unter mir und unterdrückte den Gedanken an Mama und Papa Hai. Eine portugiesische Galeere tanzte auf der Welle, auch diese ließ ich hinter mir. Ich konzentrierte mich auf das dunkle Wasser, auf Wellenberge und -täler, wollte alles, nur nicht ins Wasser fallen und das Brett verlieren. Es funktionierte. Ich sah die Ecke, hinter der sich schon bald der Strand vor meiner Unterkunft auftat. Die Wellen waren fast verschwunden und der Wind wurde sehr böig, weil die Apartmenthäuser den Wind teilweise abdeckten. Ich peilte den Strand an, von dem ich wusste, dass er genug Platz hergab, um den Kite zu landen. Als ich 20 Meter vom Sand entfernt war, fiel mein Kite einfach vom Himmel. Der Wind war komplett weg. Ich hüpfte vom Brett, landete auf steinigem Untergrund, gab meinem Board noch einen gehörigen Schwung Richtung Strand mit und sah, wie der Kite langsam auf das Wasser trudelte. Ich versuchte vorsichtig über die Steine weiter zum Ufer zu gelangen, da bekam der Kite plötzlich wieder Zug. Unvorbereitet trat ich in etwas und hielt dagegen, um schließlich die Quickrelease
    auszulösen. Nun hing der Kite nur noch an einer Leine und zog mich nicht mehr hinaus. Ich stieg langsam aus dem Wasser und sammelte den Kite ein. Dabei merkte ich schon, dass mein Fußballen ziemlich brannte. Aber ich verschob das Nachsehen auf den Zeitpunkt unter der Dusche im Apartment, dass ja nur wenige Meter von mir entfernt war. Nun bin ich auch im Club der "an-Land- bleiben-zu-Müssenden". Zum Glück ist es nur ein Schnitt und nicht so wie bei Andi ein richtiges Loch, so dass ich denke, dass es mit ein paar Tagen Antisept
    und Wundpflaster ausgestanden sein wird. Mit einem Blick auf den Windfinder habe ich nächste Woche schon wieder schöne Sachen geplant. Da soll der Wind nämlich wieder down gehen....
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