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  • Day 9

    Tag 9. Der Gelbe Gasball der Zerstörung

    August 22, 2023 in Spain ⋅ 🌙 31 °C

    Tag 9: Von Pontevedra nach Caldas de Reis

    Tag 9 – jener glorreiche Meilenstein auf unserem heroischen Marsch, der uns mit seiner großzügigen Wärme in eine wahrhaft himmlische Unterkunft mit Klimaanlage entließ. Ein Tempel der Erfrischung, der uns trotzdem eine Nacht des Schwitzens bescherte, als wollten wir unsere eigenen Mini-Schwitzkurse veranstalten.

    Nun, wie könnte man den Tag besser beginnen als um 4:30 Uhr, wenn die ersten Pilgerhelden mutig in die Dunkelheit aufbrechen, als wären sie auf einer geheimen Mission, um das letzte Marmeladenbrot des Jakobsweges zu retten? Die 4:30-Uhr-Fraktion, die Elite unter den Frühaufstehern, die bereits um 6:30 Uhr ein Mahl zu sich genommen haben, das so kunstvoll wie ein Picasso-Gemälde komponiert ist – ein Meisterwerk aus Chorizo und Baguette.

    Aber wer bin ich, dass ich mich dem Kult der frühen Stunden verschließe? Also, um 5:30 Uhr erhebe ich mich, bereit für den Gipfel des Pilgermodus – einen Kaffee und ein Marmeladen-Brot, das natürlich von den heiligen Händen eines Benediktiner-Mönchs zubereitet wurde.

    Der Sonnenaufgang bei angenehmen 16 Grad – eine willkommene Gelegenheit, Pontevedra zu verlassen, bevor die Sonne in ihrer vollen Pracht die Push-Up-Benachrichtigung des Tages auslöst. Eine Erwähnung wert ist die epische Schlacht, die wir als Reisegruppe gegen die Strecke führten – oder war es doch eher ein freundliches Stelldichein mit anderen Pilgertruppen? Gleich und gleich gesellt sich gern, und so ziehen wir Seite an Seite in die Hitzeschlacht.

    Landschaftlich war es ein Paradies – Wälder, Weinberge und urige Dörfer, die wie aus einem Märchenbuch entsprungen schienen. Doch der wahre Feind heute? Nicht die Strecke, nein, das war gestern. Heute waren es die Push-Up-Benachrichtigungen auf unseren Handys, die uns mit einer erschreckenden Hitzewarnung bedrohten. Wer braucht schon Nervenkitzel, wenn man solch alarmierende Nachrichten erhalten kann?

    Der Exodus begann, ein Gänsemarsch von 183747839 Pilgern, die der Hitze entfliehen wollten, als wären sie auf dem Weg zur versprochenen Klimaanlage im Paradies. Endlich, nach dieser epischen Odyssee, erreichten wir Caldas de Reis – eine Oase, ein Refugium. Ein Pool, kühles Bier und ein Wein so erfrischend wie die Nachricht "Ihr Datenvolumen wurde aufgefrischt" erwarteten uns. Das Pilgermenü? Ein kulinarisches Feuerwerk, das nur noch durch den unschlagbaren Preis von 11€ getoppt wurde.

    Und dann, als ob die Götter des Humors selbst herabgestiegen wären, traten Tanja und ihr Mann auf die Bühne des Gesellschaftslebens. Ein Abend des intellektuellen Austauschs, gekrönt von edlem Wein und tiefsinnigen Gesprächen über Fußblasen und Sonnenbrand.

    Zusammenfassend: Mit bloßen 20 km war es ein Spaziergang im Park, ein Spaziergang mit einer Push-Up-Hitzewarnung im Ohr und einem Heer von Pilgergefährten im Schlepptau. Warum einsam wandern, wenn man sich in einer Pilger-Maschier-Gruppe fühlen kann? Und so bereite ich mich darauf vor, die verbleibenden 47 km bis Santiago zu überwinden – mit dem starken Bewusstsein, dass die Einsamkeit von nun an der Vergangenheit angehört, da die Wege wahrhaftig von einer Pilgerkarawane überfüllt sind.
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