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  • Day 14

    Murphy's Gesetz

    April 24, 2019 in South Africa ⋅ ☀️ 28 °C

    Es ist BiBi’s 32. Geburtstag und ich versuche sie tel Zuhause zu erreichen. Mehrere Versuche scheitern – ich bespreche ihr die Box und verspreche es später wieder zu probieren. Von Biene erfahre ich, dass BiBi bis nachmittags arbeitet und nicht erreichbar ist. Ich SMS’e ihr. Abends nach 20:xx h erwische ich sie dann doch noch, um zu gratulieren. Sie liegt bereits mit Paul im Bett – der hat auch in 6 Wochen seinen 2. Geburtstag.
    Wie immer stehen wir früh auf, frühstücken aus dem cooler im Haus und sind früh unterwegs. Und schnell. Ein PKW vor uns wird von der Polizei rausgewunken – wir waren mindestens genauso schnell und Olaf meint, welches Glück, dass wir dicht hinter ihm waren, sonst hätte es uns wahrscheinlich auch erwischt. So fahren wir erst Mal unbehelligt weiter. Das GPS zeigt an, dass wir eine Spitzengeschwindigkeit von 167,x kmh hatten und durchschnittlich mit 98,x kmh voran kommen. Das bedeutet km-schrubben. Wir müssen ja noch viel aufholen und heutiges Ziel ist es, die Grenze von Namibia deutlich hinter uns zu lassen. Dorthin sind es knapp 400 km. Es läuft gut. Olaf – 2.-bester Fahrer südlich der Sahara – läßt es laufen. Bis zur Tanke und Supermarkt, wo wir uns in der Mall die Beine vertreten und einkaufen. Lebensmittel, Bier usw. Für Fritz eine Sonnenbrille, die ihn 10 Jahre jünger macht (d.h. von 76 nach 66 Jahre ;-))) Das war der Hauptgrund, warum Fritz die Brille dann genommen hat. Ansonsten ist Fritz nicht gerade der große Geldausgeber – er hält lieber alles zusammen. Ihm hätten noch die auf seine Brille aufsteckbaren Gläser gereicht. Aber unser Hinweis auf die Verjüngung durch die Sonnenbrille, macht ihm die Entscheidung leichter die Kosten von 6,45 Euro in kauf zu nehmen. ;-))) Ich kaufe mir ein Paar Schuhe. Mit denen, die ich überwiegend anhabe habe ich noch 3 weitere Paare mitgenommen. Alles neue, die ich für den Urlaub gekauft hatte – allerdings stelle ich fest, dass sie mir ‚nicht so ganz richtig‘ passen und ich verschenke sie an Fritz. Jetzt die neuen passen jetzt besser/richtig. Beim Einkauf versorgen wir uns auch noch mit einem lunch für unterwegs, den wir an einem kleinen Rastplatz, die rechts und links der Strecke liegen einnehmen wollen.
    Ich bekomme eine SMS. Eigentlich ungewöhnlich hier. Schaue drauf und lache. ‚Olaf Du hast ein speedy-Knöllchen bekommen‘ – Olaf: ‚das glaube ich Dir nicht!‘. Ich zeige ihm die SMS – und tatsächlich: Europcar hat ge-sms’t, dass wir um 10:15 h zu schnell gefahren sind… So weit sind wir in Deutschland wohl noch nicht… Wir amüsieren uns darüber und degradieren Olaf von seinem Dienstgrad ‚2.bester ….‘.
    Und übergeben das Lenkrad an Jürgen und er verkündet großmaulig, wie er fährt. Ohne speedy. Und 1 h später macht es ‚ping‘ – wieder eine SMS. Europcar teilt uns mit, dass unser Auto über ein on-board Telematics System verfügt und dieses gemeldet hat, dass auch Jürgen zu schnell gefahren ist. Verbunden mit dem Hinweis, wenn das noch mal passiert, werden wir wahrscheinlich aufgefordert, dass Auto an der nächstgelegenen Europcarstelle wieder abzugeben! Cool was hier alles geht und wie man zu vernünftigem fahren gebracht wird. Seitdem halten wir uns an die Geschwindigkeitsgrenzen!!!
    Unterwegs haben wir gerastet und die gute Internetleitung genutzt. Dieses Mal dauerte es recht lange, bis wir Quartier buchen konnten. Die Gegend ist arg dünn besiedelt und recht untouristisch. Da ist es nichts mit großer Auswahl. Weder bei Airbnb noch bei den Hotel-Portalen. Auch die Tatsache, dass wir 4 Einzelbetten brauchen und mit Doppelbetten nichts anfangen können, macht die Suche anspruchsvoll. 2 und 3 Betten gibt es noch ein paar wenige – 4 nicht mehr. So landen wir bei der Buchung bei Zeltunterkünften: Orange River Rafting Lodge. Hört sich nicht schlecht an und sieht auf den Bildern auch nicht so ganz schlecht aus. Der Preis irritiert aber: für alle: 48 Euro. Wir handeln nach Beckenbauer’s Motto: schau’n mer moal. Wir diskutieren über den richtigen Weg. Olaf zeigt mir auf seinem handy, dass die Lodge auf der anderen Seite des Flusses – heißt bereits in Namibia – liegt; mein google maps zeigt es mir diesseits des Flusses auf der südafrikanischen Seite an. Auf ausdrücklichen Wunsch von mir fahren wir erst Mal nach meinem Navi. Dann wird die Straße zur ‚dirty road‘ – Staub und Dreck, große und spitze Steine. Und wird im Laufe der nächsten 5 km immer schlimmer. Olaf und Jürgen fallen über mich her und wollen wenden, um zu Olafs Anzeige zu fahren. Geschätzte 500 m vor ‚meinem‘ Punkt wendet Jürgen – hat die Nase voll hoppeln, springen und Slalom. Wir selber produzieren eine Riesestaubwolke und wenn uns einer entgegenkommt, schlucken wir den Staub seiner Wolke . Das Auto rappelt und wackelt, schwammig und gewalkt. Gewalkt ??? Oje – das fühlt sich nicht gut an. Es klappert und schlägt bis das Auto steht. Jetzt schlägt Olafs Herz höher. Noch bevor das Auto steht, springt er raus und macht seinen Rundgangs-check. Wir haben keinen einfachen Platten – wir haben einen 265er Großreifen vollkommen zerfetzt in restlichenStücken von der Felge baumeln. Jürgen – der selbsternannte ‚beste Fahrer südlich der Sahara‘ quittiert das mit dem urdeutschesten aller Worte: Scheiße!!! Keiner ist aufgeregt oder ungehalten – die 3 Handwerker gehen schneller zur Sache als man gucken kann. Olaf liegt schon unter dem Auto – geschützt vor spitzen Steinen durch die große hintere Fußmatte. Bei jedem Auto ist das Reserverad anders zu lösen – hier müssen wir erst Mal die Bedienungsanleitung checken, denn Fritz hat schon begonnen die komplette Ladefläche von unseren vielen Koffern zu befreien. Ich bin zwar kein Handwerker, sehe aber, dass der Laderaum in einem Stück vergossen ist und entladen nichts bringt. Muß also irgenwie anders gehen. Während ich noch die englische B-anleitung lese, schaut Olaf mir über die Schulter auf das Bild und sagt: ok – verstanden. Weiß Bescheid, Du brauchst nicht weiter zu lesen. Das ist der Vorteil, wenn man einen professionellen Pannenhelfer dabei hat. Schneller als ich gucken kann war das große Auto aufgebockt und der Reifen runter. Der Reservereifen ist neu (wir haben das Auto mit nur 3.700 km übernommen) und hat Luft. Im Notfall hätte ich auch einen Kompressor für den Zigarettenanzünder dabei gehabt. Den hatte ich kurz vor Reisebeginn noch gekauft. Im nu ist der große Neureifen drauf und festgeschraubt. Gefühlt hat das ganze noch keine Std gedauert und wir fahren weiter. Zum Zoll – Ziel ist ja die Lodge auf Olafs handy.
    Und hier ist Olaf wieder im Vorteil. Während er nur umständliche und langwierige Zollübertritte kennt, gehen wir anderen 3 von im-Auto-sitzen-bleiben-und-durchgewunken-werden aus. Weit gefehlt. Es gibt eine Ausreiseprozedur, bei der jeder von erst zu Schalter 1 muß = Immigration. Hier muß jeder ein umständliches Ausreiseformular ausfüllen, das kein Mensch braucht und hinterher wahrscheinlich weggeworfen wird. Jeder Pass wird auf Echtheit geprüft dann geht es zum nächsten Schalter – der Polizei. Wieder geht jeder Pass durch den scanner, ob jemand von uns gesucht wird oder auf der Flucht ist. Keiner der Beamten ist richtig unfreundlich – aber freundlich ist anders. Fertig? Nein gefehlt – am Schalter 3 müssen wir die Ausfuhr für’s Auto genehmigen lassen. Alles müssen wir in eine lange Liste eintragen und der Fahrer muß unterschreiben, dass alle Angaben stimmen. Jetzt fertig? Nein – wir bekommen einen Ausreiseschein fürs Auto, der am Schlagbaum von einem ernsten Zollbeamten mit den Daten verglichen wird. Und noch mal müssen wir die Pässe zeigen. Endlich können wir weiterfahren…aber nicht wirklich. Das war ja nur die Ausreise aus Südafrika – jetzt kommt dasselbe Prozedere für die Einreise nach Namibia. Kein Scherz! ;-((( ein Scherz! ;-((( Einziger Unterschied: in Südafrika haben wir nichts bezahlt. Hier müssen wir fürs Auto zahlen: 295 Namibia Dollar – Das sind knapp 20,00 €. Der Aufwand dafür ist ein mehrfaches. Mit dem Ausfahrzettel in der Hand fahren wir zum Schlagbaum. Zu einer grimmig dreinschauenden Amtsperson, die sich ihrer Macht uns durchfahren zu lassen oder zeitlich zu ärgern voll bewußt ist. Und uns dies spüren läßt. Ich war für die 50 m durchs Niemandsland noch nicht angeschnallt weil ich wußte, dass ich wieder raus muß, ihm den Blick in den Kofferraum zu ermöglichen. Das würde eine ‚fine‘ von 1.000 Dollar kosten – man muß jeden m angeschnallt sein. Das kann ja noch heiter werden, denke ich und daran, dass wir Bier; Whisky und Lebensmittel hinten drin haben. In Reisemengen f.d. Selbstverzehr. Aber weiß ich denn ob die Einfuhr von Alkohol oder Lebensmitteln erlaubt ist… Er hält unsere Pässe in der Hand und behauptet die beiden hinten wären auch nicht angeschnallt gewesen – und erhöht die ‚fine‘ auf 3.000 $. Mit der Bemerkung, dass die Deutschen den Namibiern das zurückgeben sollten, was sie ihnen die letzten 150 Jahre genommen hätten. Oje – so einer, denke ich. Ja so einer – denn mit einem Obulus von 200 $, die Olaf ihm gibt, geht die Schranke auf.
    400 m weiter ist die Orange River Lodge und daneben eine Tankstelle. Hier versuchen wir zu klären, wo wir einen Reifen bekommen können. Nun ja – Namibia ist ein dünn besiedeltes Wüstenland und die nächste Stadt in der das evtl möglich seinkönnte ist Keetmanshoop ca 350 km weiter – nicht wirklich in unserer Tourrichtung. Nachtrag: … aber sicher ist das nicht, dass wir den Reifen dort bekommen. Na toll! DerTankstellenkunde, der un s das mit dem Tankwart helfenwollend erzählt fährt das gleiche Auto wie wir. Und hat einen Reifen auf der Ladefläche. Dieselbe Größe. Aber Olaf als erfahrener Pannenhelfer winkt ab. Anderes Fabrikat; ohne Felge (es gibt nichts in der Nähe, die das machen könnten und ausserdem ist der Reifen gebraucht und bereits abgefahren.
    Hinzu kommt ein weiteres Problem. Wir sind in Namibia und unsere südafrikanische Datenkarte geht hier erwartungsgemäß nicht mehr. In der Tanke können wir eine neue Karte kaufen – aber nicht ausprobieren, da der Sendemast seit 2 Tagen defekt ist… Kein Telefon, kein Internet – da fühlt man sich schon fast tot.
    Heute können wir sowieso nichts mehr machen – also gehen wir in die Lodge und beziehen die Zimmer. Recht urig hier. Ländlich, mit grob bearbeitetem Holz, Strohdächern, einfachen Tischen. Aber sauber und geräumig. Und zu essen gibt es auch was. 2 Gerichte zur Auswahl ;-))) Aber das Bier ist herrlich kalt und zischt. 1 x, 2 x, mehrmals… Ich sag‘ den Jungs, dass mir irgendwie komisch ist und ich das Gefühl habe nicht richtig zu sein… Der Abend bleibt nett –wir sitzen auf der Terasse unseres Chalets und trinken noch eigenes Bier, Wein und Whisky – der, der’s mag.
    Damit geht dieser Murphy-Tag zu Ende.
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