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  • Day 50

    Am Klarälven entlang

    June 3, 2021 in Sweden ⋅ ☀️ 22 °C

    Als ich vorgestern, etwas ausserhalb von Karlstad, meinen Spot für die Nacht gefunden hatte und hungrig das Brot anschneiden wollte, suchte ich vergebens nach meinem geliebtem Viktorinox Sackmesser; Es war weg. Wie ein Blitz schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich es am Ort, wo ich die Hinterrad-Platte reparierte, noch benützte. Entweder habe ich es nicht eingepackt, es ist mir herausgefallen oder es wurde mir gestohlen. Was soll ich nun tun? Der Platz liegt circa 30km zurück, zwei Stunden hin, zwei zurück, ist es mir das Wert? Was wenn es nicht da liegt? Jedoch ist das Messer für mich sehr wichtig. Ich brauche es jeden Tag und es gibt mir auch ein Gefühl von Sicherheit.

    Es gibt wahrscheindlich nicht viel, was so demotivierend ist, wie die Kilometer die man (in diesem Fall hart umkämpf, Bergauf mit Gegenwind) zurückgelegt hat, wieder zurückzufahren. Aber ich tat es. Am Mittwochnachmittag, nach kurzem "Organisationshalt" in Karlstad, fuhr ich zweifelnd und semimotiviert los und 32 Kilometer später, voller Erwartung und Hoffnung, kam ich an diesem Ort an. Zuerst fand ich das Messer nicht und ich wurde bereits ein wenig nervös, doch dann fand ich es, es lag im tieferen Gras wo ich es zuletzt gebraucht habe. Eine riesige Portion Dopamin schoss mir durch die Synapsen, ich freute mich wie ein kleines Kind🙏🙌🥳🥳.
    #leavenoonebehind 😄😅
    Danach gönnte ich mir ein Eis😋😄.

    Dafür habe ich mir Karlstad nicht so richtig anschauen können. Was solls, ich bin ja nicht für die Städte hier und um ehrlich zu sein, die Städte scheinen mir alle ziemlich ähnlich. Ich fand dann auch einen anderen Weg in Richtung Norden, so dass ich den Weg zwischem Vålberg (Ort wo das Messer lag) und Karlstad nicht noch ein drittes mal machen musste.

    Auf dem Weg kam ich an einem Loppis (Flohmarkt) vorbei. Ein älterer Herr mistete sein Haus aus und verkaufte seine Bilder, Möbel und sehr viel Ramsch. Ich schaute mir die Dinge an und wir kamen ins Gespräch. Kurze Zeit später standen drei weitere Pansionäre um mich herum, alle mit super gutem English und sie fragten mich über meine Reise und die Schweiz aus. Irgendwie sind die Schweden immer so begeistert von der Schweiz 😁. Es war eine schöne Begegnung und der Mann schenkte mir sogar noch eine gelbe Leuchtweste, welche ich mir sowieso kaufen wollte.

    Um 19.00 Uhr fand ich, kurz vor Deje, am Fluss Klarälven einen wunderbaren Platz für mein Zelt und ich gönnte mir den 13 grädigen Kälteschock um mich vom Staub und Schweiss zu befreien😍🧊👌. Was für ein Tag 🙌.

    Heute fuhr ich weiter in den Norden. Alles entlang des Klarälven auf einer ehemamigen Eisenbahnlinie, die zur Fahrradlinie umgebaut wurde. Das wird hier häufig so gemacht. Den Fluss sah ich dabei nur etwa alle 20km, da er Schlangenförmig durch die wilde Landschaft verläuft und nicht wie z.b der Rhein begradigt wurde. Es ist der längste schwedische Fluss der nicht in ein Meer mündet, hat seine Quelle jedoch in den Bergen von Norwegen. Während der Mittagspause, nach einem Sprung ins kühle Nass, rechechierte ich ein wenig und las, dass die Region um den Fluss ein Wolf und Bärengebiet ist🐺🐻😅. Vor allem im Bereich der norwegischen Gränze gibt es einige Wolfsrudel.

    "Da will ich hin", dachte ich mir und voller Energie strampelte ich weiter Flussaufwärts, insgesamt ganze 100 Kilometer. Dabei passierte ich den 60 Breitengrad und ein Schild wies mich darauf hin, dass ich mich nun auf der Höhe von Alaska, St. Petersburg und der südlichen Spitze von Grönland befinde...cool und bei 24° mit praller Sonne kaum glaubwürdig - Danke Golfstrom 😁😄.

    Am Abend traff ich per Zufall auf andere Fahrradreisende. Ann-Sophie und Konstantin aus Köln, Erik aus Nordschweden sowei Axel und Joachim aus Ulm. Alle drei Grüppchen haben sich zufällig getroffen und wir hatten einen sehr spannenden und lustigen Abend zusammen.

    Gute Nacht 😊
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