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  • Day 94

    Hi Norway! & Rückblick Schweden

    July 17, 2021 in Norway ⋅ 🌧 13 °C

    91 Tage in Schweden (heute sogar ilegal), 3500 Kilometer durch atemberaubende Landschaften geradelt, 56 Nächte im Zelt geschlafen, 3 Elche, 3 Hirsche, unzählige Hasen, Rehe, Renntiere, Füchse, Gänse und sogar einen Luchs entdeckt. Dabei gefühlt 100 Känelbullar gegessen sowie viele Kilos Reis und Pasta vernichtet. 3 Pannen überstanden, Regen und Kälte getrotzt, in vielen Seen und im Meer gebadet und ganz ganz viele andere schöne, interessante Dinge gesehen.

    Doch das mit Abstand Beste und inspirierendste der letzten drei Monaten waren all die Begnegungen mit den Leuten, welche ich auf meinem Weg traf. Ola der Rennradler, der mich in Helsingborg spontan zu sich einlud. Korbi, der deutsche Langstreckenwanderer, den ich in Göteborg traf und mit ihm auf die Schäreninseln reiste. Axel und Joachim, die zwei Bikepacker die auch ans Nordkap radeln, mit dehnen ich einige Tage durch das Wolfsgebiet von Värmland fuhr. Sencer der mich in Umeå hostete und all die anderen Couchsurfing Hosts die mich bei ihnen aufnahmen. William, der mich auf der Strasse anquatschte und mich schlussentlich zu sich nach Hause einlud. Ich könnte hier noch viele weitere Begegnungen nennen😁😊.

    Heute habe ich Schweden verlassen. An der Grenze zu Norwegen musste jeder, der nicht vollständig geimpft ist, einen Coronatest machen. Meiner war negativ und so konnte ich ohne Probleme einreisen. Ich folgte der E12 oder auch Blå Vägen genannt, welche langsam aber stetig hinauf bis zu den Gipfeln (700m.ü.m.) der Bergkette, welche Schweden und Norwegen trennt, führt und anschliessend steil hinunter bis nach Mo I Rana reicht. Ein sehr schöner und abwechslungsreicher Weg, vorallem der Downhill Part macht Spass🥳😊.

    Da ich bereits über drei Monate unterwegs bin und nun die Grenze zu Norwegen überquert habe, wird es Zeit für ein kleines Zwischenfazit.

    KÖRPER & GEIST 😅🧘‍♂️
    Meine Waden sind so gross wie noch nie, das tägliche Training macht sich bemerkbar🦵. Jedoch sind meine Beine sehr einseitig, auf Fahrrad fahren trainiert. Grundsätzlich fühle ich mich fit. Die Knie machen sich nur dann bemerkbar, wenn ich mehrere Tage überdurchschnittlich viel Fahre, auch sonst habe ich kaum Beschwerden. Ich gönne mir ab und zu eine Magnesiumtablette, um krämpfe zu vermeiden. Meine Haare haben viele "Gäbeli" und könnten mal einen Coiffeurbesuch gebrauchen. Ansonsten alles 🔝. Mental bin ich gut beeinander. Ein kleiens Motivationstief, nach den drei Wochen wieder aufs Fahrrad, aber die Motivation kommt schon wieder. Das ständige Alleinesein gibt mir sehr viel Zeit um Nachzudenken und irgendwie herum zu träumen. Irgendwelche Zukunftspläne zu schmieden oder andere Gedankenschlösser zu bauen, dass ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen und wenn mich ein spannender Gedanke packt, danm radle ich Kilometer für Kilometer ohne auf den Zähler oder die Uhr zu schauen und träume durch die Gegend 🦄. Jedoch gibt es auch Tage, an denen ich nie so richtig auf Touren komme und ich am liebsten einfach in einem warmen Bett wäre. Wichtig ist, dass ich mir an diesen Tagen bewusst mache, dass es wieder besser wird und das wurde es bis jetzt immer.😊

    FAHRRAD 🚲
    Eigentlich erstaundlich wie gut das Fahrrad durchhält. Nachdem ich nun einige andere Radler getroffen habe und ihre Fahrräder sah, muss ich sagen, dass es fast ein bisschen naiv war, ohne grosse Vorbereitungen loszuradeln. Das Fahrrad ist eigentlich für solche Touren keine schlechte Wahl, es hat einen robusten Stahlrahmen der mir von der Grösse gut passt. Jedoch hätten die Bremsen, Schaltung, der Gepäckaufbau sowie das Setup des Lenkers noch viel Optimierungspotenzial. Mit der Bereifung (37-622) bin ich gut zufrieden, genügend breit für Kiesel und genug schmal um schönen Speed auf Asphalt aufzubauen. Ich pumpe übrigens immer 5.5 bar, anstatt wie empfohlen 3,5. Platte hatte ich zum Glück erst einmal 🤞 und der Antrieb wurde nun auch komplett ersetzt. Sehr froh bin ich um die "Hörnli", welche ich noch kurz vor Abfahrt an Papis Bike klaute. Damit habe ich mehrere Griffpositionen und kann meine Handballen ein wenig entlasten.

    AUSRÜSTUNG 🍽⛺
    Grundsätzlich bin ich immernoch gut mit meinen Gegenständen zufrieden. Inzwischen haben sich jedoch einige Schwachpunkte herauskristalisiert. Das Kissen von N46 habe ich entsorgt, es hatte ein Loch und verlor Luft. Der 35L "wasserdichte" Packsack von Sea to Summit, in welchem ich mein Zelt, Schlafsack und Matte verstaute, verlor seine wasserdichte und mein Dauenschlafsack wurde leicht nass. Ich habe nun einen extra Bag für den Schlafsack gekauft. Die Luftmatrazze von Therm A Rest leckt auch irgendwo und ich muss mindestens einmal pro Nacht ein bisschen nachpumpen. Halb so wild. Der Schlafsack von Marmot wurde ein bisschen nass (wegen dem Packsack) und musste auch sonst viel Feuchtigkeit durchhalten. Die Daunen sind nicht mehr überall top flauschig verteilt und der Schlafsack verlor ein wenig an seiner Wärmeleistung, bis 5° gibt er aber noch gut warm (Ist Dauenen doch nicht die beste Wahl für Skandinavien?). Das Solarpennel funktioniert nur halbwegs und bei meiner Regenjacke von The Nordface hat die Naht am linken Ärmel, welche die Innen und Aussenstoffe verbindet, gerissen. (Mami, ich bräuchte jetzt deine Nähskills😁😅).

    Immernoch top und noch nie im Stich gelassen haben mich meine Regenhosen von Decathlon, die Ortlieb Seitentaschen, die Petzel Stirnlampe, mein Kochsystem (X-Pot von Sea to Summit und der Gasbrenner von MSR) und was mich am positivsten überrascht, das Zelt von Jack Wolfskin, welches bis jetzt jedem Wetter standhielt.

    SCHWEDEN 🇸🇪
    Ja was soll ich sagen, das Land bietet sehr vieles. Ich probier es mit einem Punktesystem ein wenig zu kategorisieren
    ●ESSEN 3/5
    Restaurants mit schwedischem Essen findet man selten und wenn es etwas anderes als Kötbullar sein soll, dann wird es schwierig. Die traditionellen Fischgerichte welche Elias und Esther zu Midsommar kochten waren gut, aber sehr Fischlastig. Die Qualität und Auswahl des Gemüse und der Früchte in den Supermärkten ist nicht so wie in Mittel/Südeuropa und dass vieles importiert wird, liegt auf der Hand. Die Preise für Restis sind billiger als in der Schweiz (Pizza Salami etwa 13.-), in den Supermärkten bekommt man jedoch gleich viel (oder wenig🙄) fürs Geld.
    ●NATUR & KLIMA 5/5
    Da gibt es nicht viel zu ergänzen. Von Wald, Seen, Flüsse, Meer, Felder bis zu Berge und Tundra biete Schweden alles was man als Outdoor Tourist braucht. Mit genügend Moskitospray im Gepäck steht dem Genuss der schwedischen Natur nichts mehr im Wege😅😁. Das Wetter war während meiner Zeit meistens gut genug um im Zelt zu schlafen. In Südschweden ist es im Sommer ähnlich wie in Norddeutschland und kann auch mal um die 30° Celsius werden im Norden sollte man sich auch im Sommer auf Nächte um die 5° Celsius vorbereiten. Die Mitternachtssonne versorgt einem 24h mit Licht und lässt einem die Zeit leicht vergessen.
    ●FAHRRADTAUGLICHKEIT 3/5
    Im Süden, Mittel bis Gut. Im Norden gibt es meistens nur eine Strasse weit und breit, ohne Fahrradstreifen. Solange man nicht auf der E4 (Küstenautobahn) unterwegs ist, sollte das jedoch kein Problem sein, den der Verkehr hält sich in Grenzen.
    ●FINANZIERBARKEIT 3/5
    Ohne Zelt wäre Schweden für mich zu teuer. Eine Hostelnacht kostet meistens um die 50CHF und im Hotel kann man mit 100CHF/ Nacht rechnen. Da man jedoch überall wild campieren kann, liegt man mit dem Zelt definitiv nicht falsch. Essen hab ich ja bereits angesprochen. Transportkosten sind, wenn man CHF/km rechnen würde, sehr günstig. Eine Zugfahrt von Stockholm nach Abisko (etwa 1400km) im Schlafwagon 2. Kl. kostete mich etwa 80CHF. Damit kömnte man in der Schweiz grad mal von Zürich nach Genf..😅. Auch Buskosten sind tief. 300km im Bus von Umeå nach Hemavan kosteten 30CHF. Was jedoch teuer ist, ist der Nahverkehr in den Städten, eine Einzelfahrkarte kostet für Studenten meist um die 3CHF, ansonsten 5CHF. Was den Wassertransport angeht, so sind die kleinen Fähren an der Ostküste, welche meistens nur 2-3 km von Insel zu Insel fahren, immer gratis. An der Westküste bezahlt man für Fähren meistens Nahverkehrtarife, dafür mit Fahrgastkabine. Die Fähren nach Gotland muss online gebucht werden und hat flexible Preise, ich bezahlte um die 30CHF pro Fahrt, war jedoch nicht in der Hauptsaison da (April/Mai). Was gibt es noch? Datenvolumen bekommt man für 15CHF/6GB, der Empfang ist dabei immer gut, ausser in den Bergregionen. Sport und Outdoorartikel sind tendenziel auch günstiger in Schweden, als in der Schweiz. Der Marmot Daunenschlafsack kriegte ich für 330CHF, in der Schweiz wäre er knapp 500CHF. Big Mac Menü ist so um die 8 CHF, um auch noch dem MC Donalds Index gerecht zu werden 😅😉. Für die Automiete, 5 Tage, 1.4L Benziner, Scoda Scala, bezahlten wir um die 440CHF.
    ●FREIHEITSGEFÜHL 5/5
    Viel Natur, wenig Menschen, überall wild campen erlaubt. Was gibt es da noch zu ergänzen? Ach ja, die milden Coronaregeln. Die Maske kenne ich nurnoch aus den Fernsehbilder😷😅.
    ●DIE SCHWEDEN
    Nun, da wage ich mich nicht eine Bewertung zu geben😁🤭. Ein sehr diverses Land mit einer progressiven offener Gesellschaft in den Städten, welche die Mehrheit der Bevölkerung ausmacht und vom Rest der Welt auch oft so wahrgenommen wird. Geht man jedoch aufs Land, so ändert sich dieser Eindruck. Man kann sich manchmal ein bisschen wie in den Staaten 🇺🇲 fühlen, Teenager fahren mit Pickups durch die gegend und an jeder Ecke kann man alte Ami-Cars (oder alte Volvos) sehen. Die Leute machten auf mich hier oft einen eher kalten, verschlossenen Eindruck. Natürlich ist es nur meine subjektive Wahrnehmung und dass soll auch nichts schlechtes bedeuten, lernt man die Leute hier erstmal besser kennen, verschwindet die Zurückhaltung oft schnell. Ich denke es handelt sich hier um den klassischen Stadt-Landgraben wie es ihn auch in der Schweiz gibt, die Leute auf dem Land lassen sich durch einen komischen Fahrradtourist halt nicht so schnell aus der Ruhe bringen.😁

    HIGHLIGHTS🔥
    ● Die Begegnungen mit all den Leuten
    ● Die Region Skåne
    ● Der Kungsleden mit Ana, Esther und Eva
    ● Die Höga Kusten Region

    FAZIT
    Wer Outdoor Abenteuer mag, gerne wandert, radelt, fischt, was weiss ich?! Dem kann ich Schweden absolut empfehlen. Auch zum Beispiel mit einem Campervan, die perfekte Wal. Wenn man jedoch von Hotel zu Hotel reist und in den Städten die klasischen Touriattraktionen besucht und sich gerne kulinarisch verwöhnen lässt und dabei ein Glas Wein oder ein Bier trinken möchte, dem empfehle ich eine gut geladene Kreditkarte 💳💰🤣. La dolce vita lässt sich in Italien, Frankreich Spanien und co devinitiv besser zelebrieren.

    Ja ich glaub das war es so ungefähr. Mal schauen was mich in Norwegen erwartet. Mein nächstes fixe Datum ist der 30. August in Odense, dann beginnt das Herbstsemester. Die Wohnung habe ich bereits ab den 1. August, dann kann ich jederzeit nach Dänemark.
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