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  • Day 84

    Bali - Paradies (für Touris)

    September 6, 2023 in Indonesia ⋅ ☀️ 28 °C

    Ich habe ein Buch über das Glücklichsein gekauft. Noch war ich nicht in der Stimmung viel darin zu lesen - ich brauche keine Hilfe damit, dachte ich. Um das Buch mit Inhalt zu füllen hat der Autor Howard C. Cutler viele Male mit dem Dalai Lama gesprochen. Einen Blick habe ich schon reingeworfen - die Jungs haben bestimmt was zu sagen. Gleich zu Beginn geht es um ein Phänomen, das Cutler “Der vergleichende Verstand” nennt. Cutler: “Unsere Zufriedenheit mit dem Leben hängt oft damit zusammen, mit wem wir uns vergleichen. Natürlich vergleichen wir nicht nur unser Einkommen. Andauernder Vergleich mit denen, die schlauer, schöner oder erfolgreicher sind, kann Neid, Frustration und Unglücklichsein hervorrufen. Das gleiche Prinzip lässt sich aber auch auf positive Weise anwenden: Die Zufriedenheit mit dem Leben kann sich erhöhen, wenn wir uns mit denen Vergleichen, die weniger Glück hatten als wir, und indem wir darüber reflektieren, was wir haben.”

    Daran muss ich denken, während ich die Straßen von Kuta entlanglaufe. Angesprochen werde ich von Fahrern, Masseurinnen und Surflehrern. Gemeinsam haben sie, dass sie den Großteil des Geldes an ihr Unternehmen oder den Besitzer des Ladens abdrücken müssen. Einige haben mehr oder weniger kaputte Zähne - ich nehme an, dass viele sich die Zahnarztkosten nicht leisten können. Trotzdem sehe ich unumstößliches Lächeln in den Gesichtern der Bewohner. Die Touristen, sagen die, mit denen ich spreche, stören sie nicht, solange sie nett sind. Und doch habe ich ein schlechtes Gefühl wenn ich sehe, wie die Indonesier Dienstleistungen für die zahllosen Touris erbringen. Im Gegensatz zu Java sind hier nicht nur Backpacker, sondern auch Familien, Pärchen und Sauftouristen am Start.

    Auf Bali angekommen, bin ich als erstes bin ich nach Ubud gefahren. Dort war ich mit Jan, den ich noch aus Jakarta kannte, im berühmten Monkey Forrest. Beeindruckend wie die klettern können, und wie sehr manche Bewegungen denen der Menschen ähneln. Man sollte nur den Augenkontakt zu den Affen vermeiden, um sie nicht zu provozieren, und auf die Wertsachen aufpassen. Es soll vorkommen, dass sich Affen Sonnenbrillen oder Portemonnaies klauen. Davon abgesehen war es in Ubud Zeit für Yoga, Massagen, ein Kochkurs und gesundes Essen, um gesund zu werden.

    Als ich wieder fit war, bin ich nach Kuta gefahren, weil die Wellen dort angenehm für Surf-Anfänger sind. Vier Stunden habe ich innerhalb der Woche im Meer verbracht, und mein Lehrer Rio musste mir immer weniger helfen, beim Paddeln und beim Aufstehen. Rio hat mich gleich nach unserer ersten Stunde eingeladen, mit ihm bei einem Bierpong-Turnier teilzunehmen. So leicht gewinnt man mich als Freund. In meinem Hostel gab es außerdem an einem Abend ein Konzert. Am Anfang saßen alle noch ruhig am Tisch und hörten zu, doch schließlich wurden alle mitgerissen und das Konzert endete erst nach dreieinhalb Stunden. Herrlich. Außerdem habe ich mir neben einem großen Club über drei Etagen auch einen lokalen Fischmarkt in Jimbaran zeigen lassen. Die Auswahl aus Muscheln, Garnelen, Fischen und allen anderen denkbaren Meeresbewohnern war unglaublich, und die Fische ragten mitunter weit in die schmalen Gänge hinein. Die frisch gefischten und gekauften Meeresfrüchte haben wir mit in ein nahegelegenes Restaurant genommen, wo sie gewürzt und gegrillt oder gekocht wurden. Anschließend konnten wir uns wie jeden Abend einen perfekten Sonnenuntergang ansehen. Herrlich.

    Jetzt bin ich wieder nach Thailand geflogen, und werde nach einem Wochenende mit Freunden in Bangkok den Nachtzug nach Chiang Mai nehmen. Im Norden Thailands will ich mir die Berge und Wälder ansehen, und herausfinden, wie die Einwohner und Reisenden so drauf sind. Die pralle Sonne in Indonesien hat mir erstmal gereicht, und ich freue mich sogar, mal wieder Wolken und Regen zu erleben. 30 Tage darf ich höchstens in Thailand bleiben. Anschließend wird es wahrscheinlich nach Vietnam gehen.

    Ich genieße die Reise mehr als ich sagen kann. Wahrscheinlich ist es die beste Zeit die ich jemals hatte. Meine Dankbarkeit für diese Gelegenheit wächst sogar noch, wenn ich mit Rio darüber spreche, dass er gerne in Europa leben würde, es aber nicht kann. Wenn ich höre, wie viel er verdient oder wenn ich das kleine Zimmer sehe in dem ein anderer Freund aus Kuta seit fünf Jahren lebt. Ich habe mir vorgenommen, das meiste daraus zu machen und will mich noch mehr auf mein eigenes Wohlbefinden konzentrieren. Vielleicht ist das Buch dafür doch nicht schlecht. Ich fange jetzt an zu lesen.
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