• Schafreuter 2101m

    August 29, 2024 in Germany ⋅ ⛅ 19 °C

    Ich habe die ganze Woche frei, das Wetter soll bestens werden, also raus in die Berge, damit es auch im August eine Wanderung gibt; mein erklärtes Ziel ist ja eine Tour im Monat - wenn möglich. Doch wohin? Selten fiel es mir so schwer, mich zu entscheiden. Eine 2 sollte bei der Höhe vorne stehen, weil das jetzt noch gut geht. Also schaute ich bei den schweren, langen Touren und war mir oft nicht sicher, was ich kann und schaffe bzgl. Wegbeschaffenheit. Länge und Kondition sind kein Problem. In Sachen Ausblick war dann immerhin klar: Karwendel-Gebirge. Als ich morgens um halb fünf ins Auto steige, habe ich drei Touren zur Auswahl: Demeljoch (genial und einsam, aber genau das Gleiche wie letztes Jahr, da es keine Alternativroute gibt), Schafreuter mit neuem Aufstieg (letztes Jahr gemacht, kann ich also) und Gamsjoch in der Eng (unbekannt, sehr viele Leute). Nachdem ich bei meinem Stubai-Urlaub die Elferspitze nur angefangen, aber nicht beendet hatte (Ziel 2025), brauchte ich ein Erfolgserlebnis - am Schafreuter. Erstes Highlight war dann schon die einmalige Morgenstimmung am Sylvensteinstausee! Was für Farben, was für eine Einsamkeit! Kurz darauf stapfe ich los. Die ersten 700/800 Höhenmeter lege ich auf einem Forstweg zurück - für mein immer noch nicht ganz verschwundenen Schmerzen im unteren Rücken gut. Im Schatten des Waldes mach ich schnell Meter, die Zeit vergeht flugs. Auf der Almhochfläche und am Abzweig zu meinem neuen, unbekannten Weg zur Tölzer Hütte angekommen, startet langsam das Karwendel-Kino: ein geniales Gebirge, wild, massiv, stark, unberührt irgendwie. Neben dem Ausblick genieße ich auch meinen Höhenweg, der den Schafreuter auf rund 1600m quert: ein Pfad mit Steinen, Wurzeln, Latschen auf einer Weidefläche. Einfach schön! An der Tölzer Hütte bin ich kurz verwirrt: Ein Schild sagt roter Weg zum Gipfel, ein anderes schwarz. Einig sind sich beide bei Trittsicherheit. Und schon am Einstieg in die wilde Seite des Schafreuters wird klar: Andrea ist im kleinen Kraxlparadies. Es geht über Felsbrocken, Gesteinsplatten, schmalere Steige vorbei an einer Steinmännchen-Armada durch eine Rinne mit Seilversicherung. Hoch super, runter muss ich das nicht haben. Ich schnaufe, schwitze und denke mir, es kann doch nicht mehr weit sein. Da taucht der Gipfel plötzlich auf und schwups bin ich oben - war nicht allein (am Weg traf ich eine Handvoll Leute), aber es ist Ok. Besonderer Besuch: Vier Schafe nähern sich neugierig, ziehen aber rasch wieder von dannen. Fürs Foto hat`s gereicht. Blauer Himmel, Sonnenschein, ein paar Wölkchen, absolute Ruhe (vor allem, als ich wenig später den Gipfel für ein paar Minuten für mich habe) und was für ein Panorama! In solchen Momenten würde ich gerne einfach sitzen bleiben, allein, Ruhe haben, auf diese immer seltsamer werdende Welt blicken. Mir wird klar, dass ich auf alle Fälle 2025 noch einmal für etwas längere Zeit auf die Alm möchte; das werde ich im Herbst klären. Wenn das gut läuft, dann das vielleicht ausbauen oder ganz in die Richtung umschwenken - jetzt wäre ich noch fit genug dazu. Wirklich eine Auszeit von einem halben Jahr oder Jahr bei der HZ zu nehmen, das wird kaum leistbar sein; ich würde meine Kollegen zudem im Stich lassen. Und immer wieder positive Rückmeldungen zu Artikeln zeigen mir, dass da noch nicht ganz falsch bin. Dennoch kann ich mich mit Vielem, seitdem wir zur NN gehören, nicht mehr so identifizieren. Bilder von einer halben Seite, nur Online-Denken, Störche als das Update ... Ich werde das also weiter beobachten, im Gespräch mit möglichen anderen Optionen bleiben und diverse Projekte vorantreiben - bis es bei der HZ wirklich nicht mehr geht oder sich das Leben sortiert hat, zumindest beruflich. Privat bin ich nicht wirklich weitergekommen. Ich habe den einen Menschen für mich gefunden, aber irgendwie soll es wohl nicht sein. Auch wenn ich gerne allein bin, merke ich manchmal, dass ich wirklich irgendwann allein sein werde. Mit Partner wäre man vielleicht auch beruflich wagemutiger ... Als eine junge Frau den Gipfel erreicht, mache ich mich auf nach unten. Auf dem Weg, den ich letztes Jahr gegangen bin, auf der sanfteren Seite des Schafreuter hinunter bis zu Abzweig und Almwiese, wo ich Brotzeit mache und den Tag Revue passieren lasse: Alles richtig gemacht! Eine super Runde von rund 12 Kilometern, etwa 1300 Höhenmetern in 5 Stunden. Traumtagerl!Read more