Sonnenaufgang am Berg

Es war schon lange mein Traum, einmal einen Sonnenaufgang am Berg zu erleben. Nachdem ich es mir allein nicht zutraute, habe ich ein paar Mal eine geführte Sonnenaufgangstour am Wilden Kaiser gebuchtRead more
Es war schon lange mein Traum, einmal einen Sonnenaufgang am Berg zu erleben. Nachdem ich es mir allein nicht zutraute, habe ich ein paar Mal eine geführte Sonnenaufgangstour am Wilden Kaiser gebucht - stets erfolglos wegen Ausfalls wegen schlechten Wetters. Bei diesem Kurztrip im Herbst am Wilden Kaiser hatte ich das unendliche Glück, eine besondere Person dabei zu haben, zudem eine mit unglaublicher Bergerfahrung. Spontan entstand am Abend die Idee, es am nächsten Morgen mit dem Sonnenaufgang am Astberg zu versuchen. In der Dunkelheit sind wir aufgestanden und was ich sah, war nicht gut: eine Nebeldecke. Doch Jörg war optimistisch. Also stapften wir los mit unseren Stirnlampen und ich hetzte förmlich den steilen, aber kurzen Anstieg durch den Wald nach oben - in der Angst, den Sonnenaufgang zu verpassen. Während des Wegs flimmern plötzlich erste Sterne am Himmel. Meine Laune bessert sich schlagartig. Wie schön das aussieht - glitzernde Sterne über einem Nebelmeer. Rasch sind wir oben am Astbergsee - über den Wolken. Der Koasa ragt auf der anderen Seite empor. Doch wo kommt nun die Sonne? Da spitzt sie plötzlich hervor - direkt am Kitzbühler Horn. Das Bild, das sich vor uns auftut, ist magisch: ein sich langsam verfärbender Himmel, die am Horn emporkletternde Sonne, das weiß wabernde Nebelmeer, das das Tal verhüllt. Und das in den Armen dieses einen Menschen ... Ich schließe diese Momente in mein Herz und mein inneres Auge ein. Nie im Traum hätte ich mir das so schön vorgestellt. Worte reichen für das Erlebte nicht aus. Es ist ein frischer Morgen, im Spinnennetz glitzert der Tau. Der Koasa beginnt sich im Astbergsee zu spiegeln. Die Natur, ein einziges Wunder, das uns so klein erscheinen lässt.Read more
Eigentlich mag ich es nicht, mir Dinge für ein neues Jahr vorzunehmen, hab es auch noch nie gemacht. Doch für dieses Jahr habe ich mir ein Ziel gesetzt - im Schnitt einmal im Monat eine Bergtour zu machen. Weil ich mich dort wohlfühle, weil alles so klar und einfach erscheint im Angesicht der mächtigen Natur, weil ich dort loslassen kann, die Gedanken sortieren. Nachdem der Januar wettertechnisch schon so schön und ohne den üblich vielen Schnee war, dachte ich mir, ich könnte mit dem Vorsatz gleich mal anfangen. Um zu erkunden, wie hoch es denn gehen könnte, hab ich meinem liebevoll genannten "Wander-Senior" Hans geschrieben. Ihn hab ich vor zwei Jahren bei meiner ersten Grödeltour am Geigelstein kennengelernt. Seitdem haben wir den Kontakt nicht verloren und genießen bei (seltenen gemeinsamen) Wanderungen den Austausch zwischen Alt und etwas Jünger. Hans schlug den Hochgern vor - aber auf den nicht üblichen Wegen. Wie gut, denn am Hochgern war ich schon mal und irgendwie hatte er mich nicht so begeistert. Der Berg strafte mich an diesem Tag lügen. Und so trafen wir uns morgens am Parkplatz und ich stapfte, eher schnaufte, ihm hinterher. Zügig strebte Hans auf seinen Pfaden und über eine wahnsinnig steile Wiese mit den mahnenden Resten alter Bäume und wunderschönem Ausblick dem Hochgernhaus entgegen. Während ihm der Hang nichts auszumachen schien, schwitzte ich aus jedem Loch (und jetzt bin ich meist schon schneller als die angegebene Zeit) und hing immer ein paar Meter hinterher. Zu meiner Verteidigung: ich musste immer wieder schauen und fotografieren, die Momente aufsaugen. Und dennoch: Ich habe so einen Respekt vor Hans! Er ist da ein echtes Vorbild. Das Hochgernhaus steht schon im Sonnenschein, umgeben von ersten Schneeresten. Ein paar kehren am Hochweg schon ein, wir schauen, dass wir den Gipfel noch vor den Massen erreichen. Was uns gelingt. Nur eine Dame ist oben am Vormittag. Ich kann mich gar nicht sattsehen an glitzerndem Schnee, tiefblauem Himmel, unwahrscheinlicher Fernsicht, Sonnenstrahlen. Es ist erhaben. Immer wieder muss sich Hans mein begeistertes "Ist das schön!" anhören. Aber mein Herzs sprudelt über vor Freude. Ein gemeinsames Gipfelbild darf als Erinnerung nicht fehlen. Das übernimmt die freundliche Dame. Auf dem Rückweg begegnen uns immer wieder Bekannte von Hans, allen stellt er mich vor, alle plaudern nett. Man kommt mit den Leuten so leicht ins Gespräch. Am Hochgernhaus machen wir Station und ergattern einen Platz mit Aussicht in der Sonne. Wir essen, trinken und plaudern. Ewig hätte ich so sitzen können, doch irgendwann müssen wir beide heim. Zeit und Länge waren heute irgendwie egal, es war die Gemeinschaft zweier Bergverrückter, die gezählt hat.Read more
Der Winter ist irgendwie kein gewohnter Winter, also könnte ich ja wieder die Wanderschuhe schnüren - mit Grödeln natürlich. Nachdem ich die Schneelage von Franken aus schwer einschätzen kann, wähle ich eine einfache Tour - den Breitenstein. Unten im Tal ist alles grün, die Sonne scheint. Als der Weg zum Pfad wird und man zum Wendelstein abzweigen kann, kommt auch der Schnee. Doch vorher nehme ich noch den Abzweig zu einer kleinen Kapelle, die ganz vorne auf einer Felsspitze steht. Zurück auf dem richtigen Weg schnalle ich dann doch lieber die Grödel an - es ist nämlich verdammt glatt da oben im Schatten morgens zwischen 9 und zehn Uhr. Der Weg im Schnee ist gut erkennbar, es geht über Felsen und hoch zu einer kleinen Hochebene, auf der eine Hütte steht - mit einem fantastischen Panorama im prallen Sonnenschein. Hinsetzen ist aber nicht, Tische und Bänke tragen eine Schneehaube. Ein weiterer Wanderer begegnet mir zu diesem Zeitpunkt, ansonsten bin ich einfach nur herrlich allein. Ab der Hütte wird es zugiger, der Wind eisiger. Schon aus der Entfernung sehe ich, welche fantastischen Formen die Natur am Gipfelkreuz geformt hat; ein Mensch könnte das nicht. Die feinen Eiszapfen glitzern in der Sonne, der Rundumblick ist wunderschön. Die Sonne taucht die anderen weißen Gipfel ins Licht wie als würden Scheinwerfer sie anstrahlen. Für die Vesper zieht es mir zu arg am Gipfel, ich gehe ein Stückchen herunter und mache auf einem Felsen in der Sonne Rast, sauge den Ausblick in mir auf. Noch immer bin ich alleine. Erst als ich schon wieder auf dem Abstieg bin, begegnen mir immer wieder Menschen. Manche fragen, wie die Verhältnisse sind wegen der Grödeln, andere sind verwundert, weil ich allein unterwegs bin. Vor lauter Begeisterung für diese schöne Tour hätte ich fast vergessen, den Wanderstein einer lieben Kollegin zu platzieren. Doch auch für ihn finde ich auf den zehn Kilometern mit 770hm in knapp vier Stunden noch ein Plätzchen.Read more
Eigentlich sollte die Tour zum Auerspitz auf 1811m führen; auf dem Nachbargipfel Miesing war ich im vergangenen Jahr und absolut angetan von der Gegend. Nachdem es die Tage vorher frisch und regnerisch war, passte die Wegstrecke perfekt, denn bis zum malerisch gelegenen Soinsee geht es einen Fahrweg durch Wald, Schlucht mit tief unten gluckerndem Wasser und über idyllische Almwiesen hinauf. Auch wenn der Weg an sich nicht anspruchsvoll ist, hat er eine gute Steigung. Trotzdem habe ich den Blick für kleine Wasserfälle, grün bewachsende Felsen wie in einem Märchenwald und den langsam aufreißenden Himmel. Eine Kehre über mir draußen auf der freien Fläche stürmt plötzlich eine Horde Gamsen quer über die Wiese. Was für ein Schauspiel! Als sie weg sind, gehe ich weiter bis plötzlich der Fahrweg mit einer Schneeschicht bedeckt ist. Die wird mal mehr, mal weniger und wächst bis kurz vor dem See auf eine stattliche Dicke von bestimmt 30 bis Zentimetern an. Noch ist sie relativ fest, es scheint noch keine Sonne darauf. Auf der kleinen, engen Hochfläche angekommen, liegt der Soinsee noch im Schatten. Nach einigem Suchen am Ufer finde ich den Weiterweg. Der Schnee ist hoch und wird immer weicher, ich sinke oft unerwartet und teilweise fast bis zu den Kien ein. Ich beschließe, umzudrehen. Ich kneife, weil ich nicht weiß, was unter dem Schnee ist. Was ist, wenn ich mich verletzte, abrutsche? Ich bin alleine unterwegs und eine Rettung durch die Bergwacht muss ich nicht herausfordern. Ich mache länger Pause mit Vesper am Soinsee; finde einen Stein in der Sonne und genieße die Einsamkeit. Als ich wieder auf dem Fahrweg nach unten bin, radelt mir ein Einheimischer entgegen; er hat Skier auf den Rücken geschnallt. Tja, der kennt sich halt aus und mir wird klar, warum ich nicht mehr weitergekommen bin ;-)Read more
Mal wieder ein Tag off - raus aus dem Alltag und rein in die Berge. Es ist Christi Himmelfahrt, ein Feiertag. Ob das die beste Idee ist? Das Wetter soll schön werden, sicher werden die Berge voll, aber ich muss raus und Kraft tanken, abschalten, für mich sein. Also düse ich morgens um 5 Uhr in Franken los, rutsche durch bis zum Sylvensteinstausee. Kurz vor Bad Tölz regnet es, der Himmel ist wolkenverhangen. Vielleicht doch nicht die beste
Idee? Doch. Die Stimmung morgens in aller Einsamkeit am Sylvensteinstausee ist besonders: Weiße Schwaden ziehen über die Seeoberfläche, plötzlich taucht ein bisschen blauer Himmel auf. Na, das wird schon. Ich muss nur über die Wolken kommen. Und so geht es kurz drauf los Richtung Schafreuther, denn der Grasköpfl ist nirgends ausgeschrieben. Das verspricht wenig Menschen - genau mein Geschmack. Ich wandere zuerst lange auf einem Forstweg durch den Wald; Wolken und Neben wollen nicht weichen. Ich habe das Gefühl, es ist nicht Frühling, sondern Herbst. An organge-braunen Blättern hängen Wassertropfen, bemooste alte und einzigartig geformte Bäume sorgen für eine mystische Athmosphäre. Auch wenn der Weg nicht sonderlich herausfordernd ist, mir wird zu keiner Sekunde langweilig. Das Flair ist einmalig. Wie aus dem Nichts taucht die Almwiese der Grammersalm auf, der Fahrweg endet. Da möchte man Kuh sein, das Plateau sieht auch im grauen Dunst und ohne muhende Bewohner einladend aus, auch dank der beiden urigen Almgebäude. Vielleicht mache ich hier später Rast. Der Weg wird schmal, zieht sich nun an Bergrücken und Kamm nur leicht ansteigend aufwärts - links geht es nach unten, rechts sind Felsen, Latschenhänge, Wald. Dass ich nicht sehe, wo und wie es nach unten geht, verunsichert mich mehr, als später bei freier Sicht. Komisch. Plötzlich springt eine Gams kurz vor mir über den Weg. Ich warte kurz, aber mehr kommen nicht. Der Gipfel kann nun nicht mehr weit sein; ohne Sicht auf mein Ziel renne ich erstmal am unscheinbaren Abzweig vorbei. Wie gut, denn rund 20 Minuten später reißt genau da die Wolkendecke auf. Ich stürme und kraxel die letzten Höhenmeter nach oben - immer auf das blaue Loch über dem Gipfelkreuz zu. Was für ein Schauspiel bietet sich mir oben: Ich habe zwar keine Aussicht übers Karwendel, aber auf einmal öffnen sich an einer Stelle die Wolken bis runter zur Isar; dann tut sich auf der anderen Seite wieder ein Loch auf, dessen Grün sonnenbeschienen ist. Dass mir die Fernsicht fehlt, merke ich gar nicht. Ich bin da oben allein, schaue, genieße und schreibe ins Gipfelbuch. Als es zuzieht, marschiere ich beschwingt nach unten. Jetzt ist auch das Tal frei, ganz neue Ausblicke ergeben sich. Auf dem Weg treffe ich ein älteres Pärchen, sie machen Vesper. Wir kommen kurz ins Gespräch. Die Frau gibt zu, dass ihre Beine etwas zittrig waren und sie deshalb eine Pause brauchte. Wie offen, Schwäche zu zeigen. Ich gebe ihnen den Tipp, auf den Abzweig zu achten. Vor lauter Fotos und Blicken zurück dauert es etwas bis ich wieder an der Alm bin. So ein Kulturgut darf nicht verloren gehen. Ich stapfe weiter abwärts, jetzt oft im Sonnenschein. Nach rund 5 Stunden reiner Gehzeit und 11 Kilometern und 1000 Höhenmetern ist die Auszeit vorbei. Gerne öfter, gerne mehr.Read more
TravelerEin kleiner Bergroman, in den man eintauchen kann und sich über jeden Blickwinkel mitfreuen!
Das sollte eine ungewöhnliche Tour für mich werden; ich mag es ja gerne hoch, richtiges Bergsteigen geht nur mit hohen Bergen. Und trotzdem war es ein megaschöner und anstrengender Tag - immerhin haben wir fast 17 Kilometer und knapp 1100 Höhenmeter mit 5 Gipfeln absolviert. Es ging vom Brandstein (1138m) über Kemeikopf (1222m), Nesslauer Schneid (1437m) und Gröhrkopf (1560m) zur Haaralmschneid (1594m). "Wir" - das war diesmal mal lieber Wandersenioren Hans mit Kumpel Ralf. Ich scherzte im vorhinein schon, dass sie mich dann wohl im Duo in Grund und Boden rennen würden, und mache mir Gedanken, ob ich in Sachen Tempo und Schwierigkeit mithalten würde können. Wohl deswegen stürmte ich anfangs los, bis mir die Herren sagten, ich dürfe auch einen Gang langsamer schalten. Nach meinem Gefühl waren wir ein gut harmonierendes Trio, mal lief der eine vorn, mal der andere. Spontan taufte ich uns daher "Trio infernale" und auch weil wir für den ein oder anderen schon bisserl verrückt unterwegs waren auf schmalen Steigen und unmarkierten Wegen. So trug sich das "Trio infernale" voller Begeisterung - nämlich meiner - in jedes Gipfelbuch ein. Wie sagte Hans so schön: "Das macht die Redakteurin, die kann das." Auch wenn es nur Datum und Name (n) waren, irgendwie trotzdem ein schönes Gefühl, vielleicht weil man irgendwie Teil der Berg-Gemeinschaft ist, also derer, die Berge wirklich verstehen und fühlen ... Auch wenn Hans nach der Arbeit gefragt hat und ich erzählt habe, sie war dennoch weit weg, hat mich am Weg nicht beschäftigt. Kein Wunder, denn vor allem am Abschnitt zwischen Gipfel 2 und 3 war Konzentration gefragt: Es ging über sehr schmale Pfade und Steige, teilweise echt steil, ausgesetzt - manchmal auf beiden Seiten. Auch Kraxeln war an den Felsen gefragt. Da musste ich an zwei, drei Stellen echt kurz durchschnaufen, aber am Ende war alles kein Problem (an der kleinen Herausforderung gewachsen). Im Gegenteil! Der Weg über Steine, Wurzeln, mit Blumen (die Hoch-Blühphase war leider schon vorbei) und alleinstehenden Zacken, Wolkenstimmungen und Sonnenschein war genau mein Geschmack. Echt fantastisch! Das Schöne war, dass die Jungs mich nicht betüttelt haben, sondern einfach haben laufen lassen; sie hatten das Vertrauen in mich, dass ich das schaffe. Danke! Nach dem letzten Gipfel ging es noch zur Alm. Ein kurzes Gespräch mit den Pächtern macht mir weiter Lust darauf, das mal zu probieren. Man sei so weg von der Welt und der Hektik. Hans erzählte von Bekannten, die im Sommer immer Südtiroler Bauern helfen. Da sagte ich, das wäre was, vielleicht wäre da ja einer für mich dabei. Hans: Die sind B-Ware! Ich: Das bin ich auch. Und noch ne ganz Gute ;-)Read more
Ich glaube fast, wir haben Dich zu wenig gefordert, da Du nach dieser Tour und 3 Stunden Heimfahrt noch so fitt warst für diesen Blog? [Dein Guide Hans]
TravelerB-Ware… super! Und wieder ein spannender Bericht mit so schöner Bebilderung!
Ich liebe Käse und scherze daher öfter mit der Vorstellung eines Lebens als Sennerin auf einer Alm. Da wäre es doch gut, das mit dem Käsemachen mal selbst auszuprobieren. Nachdem ich einen Nachmittagskurs auf der Schönegger Käse-Alm in der Nähe von Oberammergau gefunden hatte, bot sich gleich noch eine Wandertour in den Ammergauer Alpen an - eine kleine Tour vorab auf die Scheinbergspitze. Nach meiner Rechnung sollte sich die Wanderung - im Buch mit knapp 4 Stunden angegeben - vorher gut ausgehen. Als ich dann an der wunderschönen Furt mit kleinem Teich ankam, stand da zum Gipfel 2,5 Stunden. Das stresste mich gedanklich, was ich auf den erstem Höhenmetern auch merkte. Dann kamen mit mir auch noch zwei weitere Wanderer an. Irgendwie kein guter Start, mag ich es doch lieber einsam. Also ließ ich mir beim Anziehen Zeit und die beiden ziehen - nur um später auf sie aufzulaufen. Innerlich mit dem Gedanken beschäftigt, ob ich schnell genug sein werde, lief ich durch den Wald - erst auf Forstweg. dann auf schönem Wanderpfad mit Wurzeln und Steinen - aufwärts. Viel war da an Aussicht nicht zu genießen. Auf einem Buckel angekommen, wechselte der Wald in Latschenbestand. Erste Panoramablicke sind möglich, sogar die Zugspitze spitzt zwischen zwei Bergen auf der anderen Talseite noch glitzernd von Schnee hindurch. Meine Begeisterung steigt, ebenso die innerliche Entspannung. Immer wieder bauen sich felsige Mini-Kraxelstellen vor mir auf - so mag ich das! Regelmäßig muss ich stehenbleiben, um Weg, Ausblick oder Details einzufangen. Der Pfad windet sich hoch auf eine Kuppe - da ist direkt gegenüber der Gipfel schon in Sicht. Kurz runter in die Senke und dann die letzten Meter schnaufend und schwitzend bergauf. Unterm Gipfelkreuz sitzen eine Frau und die beiden Männer vom Start. Ich schieße nur kurz Fotos in alle Richtungen, sauge den Moment in mir auf. Dann brauche ich das Alleinsein. Hinter den grandiosen Gipfeln der Ammergauer taucht ein See auf - nach meinen geografischen Kenntnissen müsste das der Forggensee sein. Und damit rauschen besondere Erinnerungen in Herz und Kopf ... Ich gehe vor zu der Kuppe, auf der sich wunderbar mit ebenso fantastischem Blick Rast machen lässt. Wie eindrücklich, wild, grün und zugleich felsig dieser Teil der Alpen doch ist! Da gibt es noch viel zu erkunden. Vor lauter Schauen, Fotografieren und Vespern vergesse ich fast die Zeit; doch die Sonne wird von Wolken verschluckt, der Wind frischt auf. Ich mache mich auf den Herunterweg und merke, dass ich da in knapp 1:45 Stunden ganz schön hochgetuckert bin (knapp 900 Höhenmeter)! Fix bin ich wieder am Parkplatz, der idyllisch an einer Furt mit kleinem Teich und Wasserfall liegt. Perfekt, um nicht nur die matschigen Wanderschuhe sauber zu machen, sondern auf der Bank noch die Sonne zu genießen, bevor ich mich zum Käsekurs aufmache. Ich komme mit der Frau vom Gipfel ins Gespräch, die sich ebenfalls noch etwas dort aufhält. Eine nette kleine Begegnung. Gleiches erlebe ich an der Käse-Alm mit einem Münchner Paar, das sich den Tisch mit mir teilt. Während der Brotzeit nach getaner Arbeit - spannender Kurs, super gemacht und kleine Glücksmomente, wenn die Schritte gelingen und der Käse echt fest wird! - plaudern wir über Beruf, Tanzen und Neues kennenzulernen. Ich bin stolz, was Neues gelernt zu haben und auf meine richtig tolle Tour! Ein schöner, fast perfekter Tag.Read more
Nach einer Nacht regnerischen Nacht in Oberammergau und grauem Morgenhimmel frage ich mich, welche Tour ich nun am besten starte. Die Hochplatte macht bei nassen Verhältnissen und angekündigtem weiteren Regen keinen Sinn. Also nehme ich mir die Route vor, die ich ursprünglich mal angedacht hatte - eine schwarze Route über drei Gipfel, nämlich Hennenkopf, Laubeneck und Teufelstättkopf. Aufgrund der Nässe wird die sicher nicht ganz gehen, aber zumindest der erste Gipfel könnte klappen. Am in morgendlicher Ruhe versteckt liegendem Schloss führt mich ein Forst- und dann ein breiterer Wanderweg im Wald bergan. Perfekt für das Wetter. Als ich starte, regnet es nicht. Ich komme an einem idyllischen Wasserlauf mit kleinen Fällen vorbei, muss einmal sogar durch den hindurch waten. Graue Wolken ziehen ins Tal, wie eine Nebelsuppe. Es fängt zu nieseln an. Eigentlich will ich bis zum Abzweig auf 1530m; von dort geht der Pfad die letzten rund 200 Höhenmeter zum Gipfel. Doch nach rund einer Stunde (bis zu der Stelle hätte ich nicht mehr weit gehabt), regnet es nun richtig. Die Vorhersage spricht von Regen den ganzen Vormittag. So macht das keine Sinn; ich drehe um. Je weiter ich im Nass nach unten stürme, desto weniger wird der Regen, es reißt sogar etwas auf. Na toll. Irgendwie ärgere ich mich über mich, dass ich abgebrochen habe, spätestens als ich dann vor Schloss Linderhof stehe (wenn ich schon mal da bin und damit ich noch was Schönes erlebe) und die Berge wieder sichtbar sind, sogar kleine blaue Himmelflecken. Aber der Ärger ist verflogen, als ich nach der Führung im Schloss wieder im Park bin: die Gipfel im Grau versunken, es muss kurz geschüttet haben und es regnet wenig später wieder. War doch gut, es so zu machen. Und Schloss und Park waren auch schön anzusehen.Read more
Ich habe die ganze Woche frei, das Wetter soll bestens werden, also raus in die Berge, damit es auch im August eine Wanderung gibt; mein erklärtes Ziel ist ja eine Tour im Monat - wenn möglich. Doch wohin? Selten fiel es mir so schwer, mich zu entscheiden. Eine 2 sollte bei der Höhe vorne stehen, weil das jetzt noch gut geht. Also schaute ich bei den schweren, langen Touren und war mir oft nicht sicher, was ich kann und schaffe bzgl. Wegbeschaffenheit. Länge und Kondition sind kein Problem. In Sachen Ausblick war dann immerhin klar: Karwendel-Gebirge. Als ich morgens um halb fünf ins Auto steige, habe ich drei Touren zur Auswahl: Demeljoch (genial und einsam, aber genau das Gleiche wie letztes Jahr, da es keine Alternativroute gibt), Schafreuter mit neuem Aufstieg (letztes Jahr gemacht, kann ich also) und Gamsjoch in der Eng (unbekannt, sehr viele Leute). Nachdem ich bei meinem Stubai-Urlaub die Elferspitze nur angefangen, aber nicht beendet hatte (Ziel 2025), brauchte ich ein Erfolgserlebnis - am Schafreuter. Erstes Highlight war dann schon die einmalige Morgenstimmung am Sylvensteinstausee! Was für Farben, was für eine Einsamkeit! Kurz darauf stapfe ich los. Die ersten 700/800 Höhenmeter lege ich auf einem Forstweg zurück - für mein immer noch nicht ganz verschwundenen Schmerzen im unteren Rücken gut. Im Schatten des Waldes mach ich schnell Meter, die Zeit vergeht flugs. Auf der Almhochfläche und am Abzweig zu meinem neuen, unbekannten Weg zur Tölzer Hütte angekommen, startet langsam das Karwendel-Kino: ein geniales Gebirge, wild, massiv, stark, unberührt irgendwie. Neben dem Ausblick genieße ich auch meinen Höhenweg, der den Schafreuter auf rund 1600m quert: ein Pfad mit Steinen, Wurzeln, Latschen auf einer Weidefläche. Einfach schön! An der Tölzer Hütte bin ich kurz verwirrt: Ein Schild sagt roter Weg zum Gipfel, ein anderes schwarz. Einig sind sich beide bei Trittsicherheit. Und schon am Einstieg in die wilde Seite des Schafreuters wird klar: Andrea ist im kleinen Kraxlparadies. Es geht über Felsbrocken, Gesteinsplatten, schmalere Steige vorbei an einer Steinmännchen-Armada durch eine Rinne mit Seilversicherung. Hoch super, runter muss ich das nicht haben. Ich schnaufe, schwitze und denke mir, es kann doch nicht mehr weit sein. Da taucht der Gipfel plötzlich auf und schwups bin ich oben - war nicht allein (am Weg traf ich eine Handvoll Leute), aber es ist Ok. Besonderer Besuch: Vier Schafe nähern sich neugierig, ziehen aber rasch wieder von dannen. Fürs Foto hat`s gereicht. Blauer Himmel, Sonnenschein, ein paar Wölkchen, absolute Ruhe (vor allem, als ich wenig später den Gipfel für ein paar Minuten für mich habe) und was für ein Panorama! In solchen Momenten würde ich gerne einfach sitzen bleiben, allein, Ruhe haben, auf diese immer seltsamer werdende Welt blicken. Mir wird klar, dass ich auf alle Fälle 2025 noch einmal für etwas längere Zeit auf die Alm möchte; das werde ich im Herbst klären. Wenn das gut läuft, dann das vielleicht ausbauen oder ganz in die Richtung umschwenken - jetzt wäre ich noch fit genug dazu. Wirklich eine Auszeit von einem halben Jahr oder Jahr bei der HZ zu nehmen, das wird kaum leistbar sein; ich würde meine Kollegen zudem im Stich lassen. Und immer wieder positive Rückmeldungen zu Artikeln zeigen mir, dass da noch nicht ganz falsch bin. Dennoch kann ich mich mit Vielem, seitdem wir zur NN gehören, nicht mehr so identifizieren. Bilder von einer halben Seite, nur Online-Denken, Störche als das Update ... Ich werde das also weiter beobachten, im Gespräch mit möglichen anderen Optionen bleiben und diverse Projekte vorantreiben - bis es bei der HZ wirklich nicht mehr geht oder sich das Leben sortiert hat, zumindest beruflich. Privat bin ich nicht wirklich weitergekommen. Ich habe den einen Menschen für mich gefunden, aber irgendwie soll es wohl nicht sein. Auch wenn ich gerne allein bin, merke ich manchmal, dass ich wirklich irgendwann allein sein werde. Mit Partner wäre man vielleicht auch beruflich wagemutiger ... Als eine junge Frau den Gipfel erreicht, mache ich mich auf nach unten. Auf dem Weg, den ich letztes Jahr gegangen bin, auf der sanfteren Seite des Schafreuter hinunter bis zu Abzweig und Almwiese, wo ich Brotzeit mache und den Tag Revue passieren lasse: Alles richtig gemacht! Eine super Runde von rund 12 Kilometern, etwa 1300 Höhenmetern in 5 Stunden. Traumtagerl!Read more
Seit drei Jahren sind ein paar Herbsttage am Wildern Kaiser in der kleinen, gemütlichen Holzseele mit Bettblick auf den Koasa bei meiner lieben Christine ein Muss. Auch in diesem Jahr hatte ich mich wahnsinnig auf die Auszeit gefreut, auf gutes Wetter, herbstliche Farben, Ruhe und vielleicht den Besuch eines besonderen Menschen. Und dann: Kurz vorher die Diagnose Entzündung am Herz und daher Herzstolpern. Die Folge: Verbot von körperlicher Belastung. Meine Gipfel- und Tourenpläne - dahin. Daheimbleiben war aber keine Option, ich musste raus und ich weiß, die Berge tun meiner Seele gut. Also entwarf ich einen Plan B mit Panoramawegen und Spaziergängen. Letztlich wanderte ich bei Sonnenschein und einmal bei Nieselregen um den und im weiteren Umkreis des Schwarzsees, erklomm den Rauhen Kopf (mit Seilbahnhilfe bis zum Astberg) und genoss eine wunderbare Tour am Kreuzjöchlsee. Immer war die Angst dabei, dass es mit dem Herz nicht mehr weggeht, dass ich nie wieder hoch hinaus kann beim Bergsteigen, dass ich mich überlaste, dass ich meine Kondition einbüße. Doch obwohl ich langsam ging, war ich nie langsamer als die angebenen Zeiten, ich hab alles geschafft und vielleicht sogar ein bisschen mehr genossen. Immer hörte ich genau in mich hinein, wie und ob das Herz rumpelte. Dennoch taten das Wandern, die Ausblicke, die Natur gut, lenkten den Kopf oftmals ab. Der macht sich weiterhin Gedanken um die berufliche Zukunft und fragt sich, ob nicht ein Job in den Bergen für eine längere Zeit eine Option wären... Doch nun gilt es erst einmal, das Herz wieder in den Griff zu bekommen, damit es spätestens im Frühjahr wieder richtig auf den Berg geht und auch die Fitness für eine Zeit auf der Alm wieder da ist. Parallel heißt es fürs Herz loslassen von einem Menschen, der vielleicht immer meine Schwäche sein wird. Auch wenn die Tage am Koasa anders waren als geplant, sie waren dennoch Balsam für die Seele. Denn der Kaiser ist einfach ein erhabenes Gebirge und die Farben des Herbstes leuchteten schon schön. Meistens war ich allein unterwegs und genoss die Ruhe und Einsamkeit. Dabei erfreute ich mich an coolen, abwechslungsreichen Wegen, den Blicken in die Ferne, einer überraschend gefundenen Schaukel, den Details der Natur und den fantastischen Bildern, die sie malt - selbst im Regen.
PS: Und ganz nebenbei habe ich es mit Wandertagen, Urlaube im Stubai und am Koasa sowie auf der Alm es geschafft, im Schnitt einmal im Monat wandern zu gehen. Vorsatz für 2025 steht damit schon ;-)Read more
TravelerUnvergessliche Augenblicke.