• Zenokopf (1756) und Zwiesel (1782)

    March 20 in Germany ⋅ ☀️ 9 °C

    Nachdem ich mit meinem liebevoll betitelten Wander-Senior Hans schon seit Monaten nicht mehr zusammen unterwegs war und ich nach meiner Februar-Tour allein wieder Selbstvertrauen getankt hatte, dass ich wieder fitter bin und mit dem raschen Hans mithalten kann, und außerdem die Wettervorhersage bestens war, fragte ich ihn einfach mal zwecks gemeinsamer Wanderung an. Er hatte nämlich eine ziemlich coole Runde im Auge, die auch auf meiner Liste stand - die Gratüberschreitung zwischen Zwiesel und Gamsknogel in den Chiemgauer Alpen. Je nach Schneelage könnte es eine echte Herausforderung für mich werden, aber auf die hatte ich richtig Bock - ohne Angst. Los ging es früh morgens bei strahlendem Sonnenschein - ich musste mich zeitig von Jacke und dann auch Langarmshirt befreien, sonst wäre ich zerflossen; die Füße in den dicken Winterwandersocken kochten am Ende des Tages - trotz einiges Schneegestapfes. Hans hatte noch eine Überraschung parat: Sein Namensvetter war auch dabei - wie damals vor ziemlich genau drei Jahren am Geigelstein, als wir uns kennenlernten! So nahmen wir Etappe eins bis zur Zwieselalm in Angriff - über Forstweg und abwechslungsreichem Mulisteig über Steine und Wurzeln. Ein Pfad nach meinem Geschmack, der sich so bis zu den Gipfeln zog. Irgendwann öffnete sich der Blick von Watzmann bis Wilder Kaiser - was für ein Vorgeschmack auf das Panorama, das uns oben erwartete! Ich wollte unbedingt ein Bild mit rosa Erika vor schneebedeckten Bergen (welche schönen Farben da zusammenkamen!) und verrenkte mich bei einigen Pflanzenansammlungen - teilweise gemeinsam mit meinem Hans, während der andere Hans langsam weiterstiefelte. Als wir ihn wieder einholen mussten, stapfte ich beherzt hinterher und mein Hans meinte dann, ich hätte da ein rasches Tempo angeschlagen, da wäre er kaum hinterhergekommen. Wie gut diese Worte taten nach den letzten Monaten! Weiter oben - wir hatten eine kurze Trinkpause an der Alm gemacht und der Pfad schlängelte sich über Wurzeln, Steine, durch Latschen und über zwei, drei Leitern mit Blick auf den auf den ersten Blick schneelosen Grat zwischen Zwiesel und Gamsknogel hinauf - kamen wir nun in ein größeres Schneefeld, das etliche eisige Stellen hatte und da war Hans' Motor richtig warm gelaufen (ich hatte nichts anderes erwartet, war aber trotz Geschnaufe mit mir zufrieden) und ich kämpfte mich ein, zwei Meter hinter ihm durch die weiße Masse hinauf zum Zenokopf. Ein kleiner Zwischengipfel mit Wahnsinns-Blick auf den Hochstaufen samt Gratverlauf ganz für uns! Nur wenige Minuten später waren wir dann oben und genossen Sonne, eine wunderbare Aussicht und einige Gleitschirmflieger am Himmel. Eine andere Wandererin, die Hans und mich lustigerweise bereits vergangenes Jahr am Hochgern fotografiert hatte und dies wieder tat, war beim Versuch, den Grat zu machen, nur ein paar Meter weit gekommen. Denn in den Latschen und Felsspalten hatte sich noch eine Menge Schnee versteckt. Der Weg sah aber dennoch ziemlich gut aus, reizte mich sehr - wie auch Hans. Also war klar: Wir versuchen es und schauen, wie weit wir kommen. Auf mehr oder weniger schmalem Weglein am Grat - wie geil muss das ohne Schnee sein! - gingen wir bis zu einer seilversicherten, eingescheiten Senkrechten. Man sah nicht, wo man hintrat. Die Spuren waren da schon längst zu Ende, wir waren Pioniere bis dahin! Nachdem Hans wusste, dass kurz vor dem Gamsknogel die Seile unter Altschnee liegen und eine weitere Stelle wie die, an der wir standen, folgte, drehten wir um. Es passiert einfach zu schnell etwas. Aber eines ist klar: Ohne Schnee greifen wir das an und es wird sicher mega! Nachdem der andere Hans vom Zwiesel währenddessen zur Alm zurückgegangen war, machten auch wir uns an den Abstieg - nicht ohne den ein oder anderen Fotostopp mit Details und spannenden Durch- und Aussichten. Nach unserer absolut gelungenen Tour kehrten wir im Tal noch ein - der perfekte Abschluss eines tollen Tages!
    Zeit zum Nachdenken hatte ich diesmal nicht; entweder gingen wir angestrengt vor uns hin oder hatten schöne Gespräche, Anekdoten und Gelächter. Aber das war auch gut so und Gedanken-Sortieren nicht nötig. Die Ablenkung war super und der Tag mit 950hm und knapp zehn Kilometern in sehr gutem Tempo eine erste gemeisterte Challenge - und tags drauf ging es weiter.
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