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- Day 4
- Saturday, June 21, 2025
- ☀️ 17 °C
- Altitude: 2,402 m
AustriaGschnitz47°2’23” N 11°18’22” E
Alfaier See 2393m

Irgendwie war ich in Bergsee-Laune - einer stand noch auf der Liste, der in meinem Machbarkeitsbereich liegt. Und die Tour stellte zugleich eine neue Herausforderung dar - diesmal nicht in Sachen Wegbeschaffenheit, sondern Höhenmeter und Zeit. Für einen weiteren Gipfel der Seven Summits im Stubai - den Elfer hatte ich ja schon und dann bleibt nach meinen Fähigkeiten nur der Hohe Burgstall (den hebe ich mir nun für nächstes Jahr auf, denn Stefan sagt, ich muss wiederkommen - natürlich nur wegen Lebkuchen und Wein ;-)) - fehlte mir irgendwie die Konzentration - und ich wollte mir echt noch Ziele aufheben (wie die Serles, Stefan meint, muss ich machen). Daher also Alfaier See - auf der einfacheren Route: Die sah eine Bergfahrt vor zur Elferbergstation und dann erst rund 200hm bergab ins Pinnistal und dann knapp 850 hm bergauf über die Kara-Alm und die Innsbrucker Hütte zum Alfaier See auf 2393m sowie einen Abstieg von insgesamt 1654hm durchs ganze malerische Pinnistal (einen Teil kenne ich von vor zwei Jahren schon) nach Neder. Letzteres erschien mir irgendwie keine Option, lieber an der Pinnisalm wieder die knapp 200hm hoch und mit der Bahn runter. Das Problem: Letzte Bergfahrt um 16.30 Uhr und für den Aufstieg waren 4 Stunden veranschlagt (erste Bahn fährt um 9 Uhr hoch). Irgendwie weckte das meinen Ehrgeiz und zugleich wusste ich, dass je nach Zeit alle Optionen hatte. Daher also Berg- und Talfahrt gekauft und wenn es zeitlich nicht klappen sollte, dann waren ja noch die Füße da. Und nach diversen Rechenexempeln rechnete ich auch eher mit Letzterem... Punkt 9.11 Uhr startete ich oben los. Rasch mündete der Forstweg in einen Pfad, der sich an den Hängen der Elfermassivs im Pinnistal entlang und erst stetig, dann geschwinder bergab schlängelte. Oben sagte eine Tafel tatsächlich 3,5 Stunden bis zur Innsbrucker Hütte. Klingt lang, sehr lang... Nachdem der Pfad durch Wald, Almwiese, über ein paar Felsen und einmal Treppen gut zu gehen war, kam ich zügig (9.50 Uhr) zur Pinnisalm. Das Schöne - ich war allein unterwegs; und auf dieser Route waren es insgesamt längst nicht so viele Menschen wie die Tage zuvor. Dafür war das Weg-Erlebnis eher überschaubar im Vergleich zu den letzten drei Touren, doch heute zählte, ob ich echt mal wieder 1000hm in Auf- und Abstieg schaffen würde nach der Herzmuskelentzündung im Herbst 2024. Von dort führte mich eine Schotterstraße zur Kara-Alm; die sah urig und einladend für den Rückweg aus - sollte die Zeit reichen. Hinter ihr eröffnete sich erneut ein beeindruckender Talboden - mit Kühen, Wasserfall und dem in Wolken gehüllten Habicht. Es ist 10.15 Uhr - ich schwitze und schnaufe, bin erstaunt über mich (und mein Tempo, obwohl ich mich nicht extra beeilt habe!) und genieße es, dass hier keine Sonne runterbrennt, sondern mächtige Berghänge und Wolken Schatten spenden. In der Beschreibung hieß es, dass es nun auf bequemen Weg in Serpentinen zur Innsbrucker Hütte geht. Beim Runtergehen zähle ich mal mit - es sind knapp über 40 Kehren, die sich am linken Rand des Talkessels hochwinden. Nach der ersten Kuppe sieht man Gegenüber wie einen kleinen Riss oben in der Kesselwand - und etwas, was wie ein Fahne aussieht. Da muss die Hütte sein. Oh mein Gott! Über den mal mehr, mal weniger steilen Pfad (für mich insgesamt gut zu gehen und recht unschwierig) geht es vorbei an verschiedensten bunten Blumen und ein paar Kühen. Beim Blick zurück thronen Elfer und Zwölfer links - wie geil, auf einem der Zacken war ich oben! Irgendwie verrückt und majestätisch. Ich laufe einfach weiter - atmen, ruhig gehen, in meinem Tempo bleiben, regelmäßig trinken. Und so nähere ich mich Kehre für Kehre dem Übergang - der Grenze zwischen zwei Tälern, wie ein Bankerl oben ausweist: Stubai- und Gschnitztal. Schon mega, dieser Ausblick! Es ist 11.32 Uhr und eine meiner geliebten gelben Wegweiser-Tafeln sagen: Zum See 1/4h. Eine kurz dahinter macht 20 Minuten draus. Weiter geht's. Der Pfad wandelt sich in ein Meer aus Felsen und Platten (und ein winziges Schneefeldchen). Aufmerksamkeit ist angesagt, die roten Markierungen zu finden. Und dann steh ich am Alfaier See - allein! Über ihm wacht der Klotz des Habicht, auf Sonne warte ich vergebens, aber eine Rast so kurz vor 12 Uhr Mittag ist jetzt perfekt. Nun werde ich optimistisch, dass mein Plan mit der Bahn aufgeht. Als ich mich auf den Rückweg mache, habe ich meine Gedanken von vorhin im Kopf: Wegfindung im Steinmeer = Andreas Spezialgebiet *Achtung Ironie*. Meine Vorahnung sollte sich behaupten. Plötzlich bin ich irgendwie ein Stück zu weit unten; wie gut, dass ich dank eines gelben Schildes, das den Abzweig zum Habicht beschreibt, sehe, dass da oben der Weg ist. Also kraxel ich über die Felsen, vorbei an ein paar Schafen (ich möchte nicht wissen, das die sich gedacht haben - dummer Touri wahrscheinlich) auf den Pfad (peinlich peinlich). Flugs bin ich wieder an Hütte und Talübergang. Stecken raus und rein ins Kehrenparadies - mit grandiosen Ausblick auf Elfermassiv und Co. Je näher die urige Kara-Alm rückt, desto mehr keimt der Gedanke, dort nochmal Rast zu machen; man muss die Almen ja unterstützen. Und dann gibt es da noch frische Milch von den Kühen, die dort grasen! Also Milch und hausgemachter Zirbenschnaps - lecker! Derart gestärkt marschiere ich beschwingt weiter und biege dann wieder hoch Richtung Elfer-Bergstation. Auf rund nochmal 600hm in der prallen Sonne des Tals bergab hätte ich etz echt keinen Bock. Dazu wäre dort die Gefahr groß, von E-Bikern niedergerast zu werden. Es ist nochmal bisserl anstrengend, aber Beine und Herz machen bestens mit. Um 14.38 Uhr stehe ich an der großen Sonnenuhr. Darunter machen sich einige Gleitschirmflieger startklar, andere schweben über mir. Gern würde ich mal jemand Bestimmten bei dieser, seiner Leidenschaft sehen ... Aber ich weiß nicht, was ich da tun soll...ein Mensch, mir so viel wert und doch ohne Zukunft... Ich werde es auf mich zukommen lassen müssen - so wie in der Arbeit. Entscheidungen werden fallen, wenn ich genau das Gefühl habe, dass es jetzt sein muss. Mehr trübe Gedanken gibt es an diesem Tag nicht.Read more