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  • Day 8

    Längste Etappe - Teil 2

    March 12 in Chile ⋅ 🌬 13 °C

    Weiter gehts es mit Seen und Vögeln. Von Paine Grande am Lago Pehoe ging es über eine hügelige, weite Heidelandschaft zum Lago Skottsberg.
    Es war sonnig, aber auch recht windig. Leider kam der Wind jetzt aus der anderen Ecke von schräg vorn. Ich hab eine Weile mit mir gerungen, ob ich etwas ausziehen soll. Die Outdoor-Jacke eher nicht, wegen des Windes. Also mein T-Shirt. Und meine Mütze ging ständig auf und ab.
    Der Lago Skottsberg ergiesst sich übrigens in einem breiten Wasserfall in den Lago Pehoe, was wir auf der Bootsfahrt vor drei Tagen gesehen haben (da war ich aber leider zu spät für ein Foto). Mir fällt erst jetzt beim Schreiben auf, dass mit Skottsberg ja "Schottischer Berg" gemeint sein könnte. Total witzig, denn ich habe beim Wandern zu Norbert gesagt, dass mich der Berg gegenüber sehr an Schottland erinnert. Und noch eine Besondererheit gab es am Lago Skottsberg: auf dem See bildeten sich durch die starken Winde Gischt. Ich kannte die Bedeutung dieses Wortes gar nicht. Für mich sah es so aus wie Wasserwände, die über den See rasten. Hab's noch einigen Versuchen geschafft, dass auf einem Video zu bannen.
    Danach kam noch ein kleiner (relativ) See, der auf der Karte leider gar keinen Namen hat. Vom Refugio Grey bis hierher sind wir quasi vom Westen über Süden nach Osten um die Felsen des Punta Bariloche (2600m) herum gelaufen. Das sind die weissen Zacken auf dem letzten Bild von gestern Abend ("Hängebrücke 3"). Seit Paine Grande lag vor uns das schwarz-weiß-schwarz gestreifte Massiv des Cerro Pricipal (rechts, 2600 m) und des Cerro Norte (links, 2400 m). Ich habe herausgefunden, dass zumindest die helle Mittelschicht Granit ist.
    Und endlich ist mir ein gut erkennbares Foto von diesen kleinen Vögeln mit Haube, weißem Lätzchen und rot-braunem Schal gelungen. Inzwischen weiss ich auch, dass es sich dabei um den Chilenischen Spatzen handelt - so einfach ist das.
    Nach dem letzten Heide-Hügel gings in einen Wald. Es gab noch eine Hängebrücke - nicht so spektakulär wie gestern, aber immerhin und endlich auch mal einen Wegweiser: 6,5 km bis Mirador Britanico und 2 km bis zu unserem Ziel, dem Camping Frances. Das nächste Schild am (geschlossenen) Camping Itallano lauteten: 5,5 km bis Mirador Britanico und 2 km bis Camping Frances. Sauerei!
    Aber wir haben auch das geschafft (geschätzte 1,5 km). Im letzten Waldstück haben wir beide ein richtig lautes Klopfen gehört. Und ich hab den Verursacher auch kurz gesehen: ein Specht ganz in schwarz mit schwarzer, hochstehender Feder auf dem Kopf und viel grösser als unsere Spechte. Unsere Bunt- und Grünspechte würde ich mal schätzen sind 30 cm. Der hier war locker 40-50 cm. Und - wow - hier stehen große Sträucher Fuchsien einfach so im Wald. Ich muss daran denken, dass wir bei der BUGA in Erfurt waren und dort einen ganzen Fuchsien-Garten genossen haben. Dass wir sie hier in der freien Natur wieder treffen, ist etwas ganz besonderes!
    Geschafft!
    Camping Frances liegt mitten im Wald. Begrüßt wurden wir von einem weiblichen Caracara, der weniger farbenprächtig ist, als das Männchen von heute Vormittag. Aber trotzdem sehr besonders einen solchen Greifvogel so nah durch das Unterholz huschen zu sehen.
    Wir übernachten in einem Zelt, das auf einem hohen Gerüst steht und per Leiter erklommen wird. Wird nicht leicht, wenn man Nachts mal raus muss. Es erinnert an die Zelte auf Dachgepäckträgern von Autos, nur dass sie ca. 2x2 m gross sind - eine sehr angenehme Liegefläche plus Stauraum für die Rucksäcke. Die Zelte sind ausgestattet mit einer 10 cm dicken Matratze, wie man sie vom Sport kennt, einem sehr weichen Kopfkissen und einem sehr guten Schlafsack.
    Aber erstmal gings zur Cafeteria für den Willkommensdrink: 2 Bier. Dort haben wir das belgische Pärchen wieder getroffen, mit dem wir uns am ersten Abend im Refugio Grey das Zimmer geteilt haben. Sie haben uns einen guten Tipp gegeben: die grösseren Schuhe in die griffbereite Tasche am Zelteingang zu stecken, so dass wir beide da rein schlüpfen können. Wir sind dann gleich in der Cafeteria zum Abendessen geblieben. Zurück im Zelt bemerkte ich, dass mir die Thermoskanne für meinen Abendtee fehlt. Also nochmal zurück. Aber leider war sie in der Cafeteria nicht auffindbar. An der Rezeption hat mir aber ein freundlicher Mitarbeiter eine andere Thermoskanne geborgt. Gleich mal hier: zum Frühstück am nächsten Morgen war meine an der Bar angekommen. Es war ein langer Tag! Wir waren stolz, dass wir das alles so gut geschafft haben. Die Bäume rauschen uns in den Schlaf.
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