• Burgen und Könige

    23. juni 2022, Portugal ⋅ 🌧 16 °C

    Der späte Wechsel auf passende Schuhe rächt sich jetzt, denn ich wache mit allerlei Blasen an den Füßen auf. Mittlerweile habe ich immer eine handvoll Blasenpflaster im Gepäck, deswegen ist es nicht ganz so schlimm.
    Viel unangenehmer ist der Blick aus dem Fenster; es regnet stur vor sich hin und so wird es den restlichen Tag auch bleiben. Niesel wechselt sich ab mit Strippen und mal hängen die Wolken tiefer oder höher, aber Sonne gibt es erst wieder Samstag.

    Also hadere ich während des Frühstücks mit meiner Entscheidung, nach Guimarães zu fahren, der ältesten Stadt Portugals.
    Nachdem der erste anhaltende Schauer vorüber ist schwinge ich mich auf den blauen Blitz und mache mich auf den Weg. Mit ABS und Traktionskontrolle, einem guten Stück Vorsicht und reichlich Rücksicht der anderen Verkehrsteilnehmer ist das auch kein Problem.

    Ich komme am Castelo Guimarães an, dem Geburts- und Taufort Afonso Henriques des Ersten, erster König von Portugal. Die Festung und der angrenzende Grafenpalast sind sehr geschichtsträchtig und daher Nationaldenkmäler.
    Ich beginne im Palast - dort gibt es die Eintrittskarten zu beiden Kulturstätten und es beginnt gerade wieder richtig zu regnen.

    Der Palast stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist eine echte Empfehlung, denn er ist restauriert und mit Museumsstücken eingerichtet worden, als wären wir im 17. Jahrhundert. Es gibt tolle Holzgewölbe und riesige Wandteppiche und wahnsinnig aufwendig geschnitzte Holzmöbel. Die Kapelle ist eigentlich eine richtige Kirche. Alles strahlt hier die Macht und den Reichtum der vergangenen Weltmacht aus.

    Guimarães ist übrigens die älteste Stadt Portugals - was daran liegt, dass die Grafschaft Portucale im 11. Jahrhundert hier gegründet wurde und etwa 100 Jahre später per Päpstlicher Bulle als Königreich anerkannt wurde (natürlich gegen viel Geld und Treueschwur).
    Aus dieser Zeit stammt noch die Festung, die ursprünglich zum Schutz des Klosters diente, aus welchem sich die Stadt nach und nach entwickelte. Eine spannende Epoche sowohl spanischer, portugiesischer als auch maurischer Herrschaft mit vielen Irrungen und Wirrungen. Ich habe nicht alles lesen können.

    Der ganze Burghof und ein Teil der Altstadt sind mittelalterlich geschmückt. Auf Nachfrage beim Pförtner erfahre ich, dass dieses Wochenende eine Feier zur Gründung des Königreichs stattfindet. Es wird ein Volksfest mit der Darstellung von frühmittelalterlichem Leben und Handwerk, aber es gibt auch Vorträge und die Nachstellung wichtiger historischer Ereignisse. Heute Abend geht es los, aber so lange will ich nicht bleiben.

    Ich entscheide spontan, an einem Tag mit besserem Wetter wiederzukommen und mir die Darbietungen und die Altstadt dann anzusehen.
    Es hat sich mittlerweile richtig eingeregnet. Weil ich auch nass werde, wenn ich in die Pension zurückfahre, mache ich lieber einen Abstecher nach Braga, das ist nicht weit weg.
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