• Cabo de los locos - Kap der Verrückten

    June 2 in Mexico ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir nehmen vorweg, dass der Titel dieses Post aus dramaturgisch Gründen ein wenig aufgebläht ist. Die Mexikaner sind ein ungemein freundliches Volk. Aus unserer Sicht oft ein wenig schrullig und verrückt, zugleich aber warmherzig und ultra-sympathisch. Zwei in diesem Zusammenhang besonders auffällige Exemplare, haben wir in Cabo San Lucas kennengelernt. Doch beginnen wir von vorne:

    Schon bevor wir in Richtung Süden aufbrechen, teilt uns der Tourguide Karen mit, dass aufgrund eines nahenden Tropensturms unsere Mobula-Tour ins Wasser fällt. Wir nehmen es sportlich und machen uns trotzdem auf den Weg an die Südspitze von Baja. Hier befindet sich die Stadt Cabo San Luca. Die Marina ist riesig und es dümpeln hunderte grosse Sportfischer Boote im Hafen. Die Preise für eine Angeltour beginnen bei 10‘000US$ pro Tag, sprich weit weg von unserem Budget. Ansonsten versprüht der Ort elitären Luxus, quasi das kleine mexikanische Pendant zu Monaco.

    Am ersten Tag stehen wir früh auf, um auf den den Cerro del Vigía zu wandern. Da sich der Weg auf einem Privatgrundstück befindet, ist lediglich eine geführte Tour möglich und diese beginnt jeweils täglich um 8 Uhr. Nichtsahnend begeben wir uns also zum Treffpunkt. Vor dem eingezäunten Grundstück hat sich bereits eine lange Schlange von Teilnehmer gebildet. Und dann betritt Ricky der Landbesitzer die Bühne. Typ: Drill Sergeant mit der Körpersprache eines tasmanischen Teufels auf Koks. Nachdem er uns und die anderen circa 40 Teilnehmer zuerst einmal 10 min angeschrien hat (einige potenzielle Teilnehmer ändern kurzerhand ihre Wanderpläne), gehts mit ihm und seinen Hunden auf den Weg Richtung Gipfel. Auf halber Höhe wird ein Stopp eingelegt, bei welchem Ricky seine Lebensweisheiten und Trainingstipps mit uns teilt bzw. diese in unsere Gehörgänge bellt (siehe Video). Wir finden die Show skurril aber urkomisch (aus Selbstschutz lachen wir natürlich nicht zu überschwänglich;). Die Aussicht vom Gipfel auf das Kap und die Strände ist das unfreiwillige Bootcamp dann auch allemal wert.

    Durch die aufgewühlte See ist es leider zu gefährlich im Pazifik baden zu gehen, zudem ist es wegen dem Sturm nicht erlaubt zu den Stränden am Fuss des Kaps zu wandern. So schlendern wir an der Promenade entlang, als wir von weitem einen Fischer mit seinem imposanten Fang erspähen. Natürlich müssen wir ihn ansprechen und fragen, wo er den tollen Flossenträger überlistet hat. Er erzählt uns, dass er den stattlichen Trevally draussen am Kap von den Klippen aus gefangen hat. Gerne würde er uns den Weg zeigen. Wir stimmen unwissend zu und so startet das Abenteuer mit Braulio (wie der Kräuterbitter). Was als Wanderung über ein paar harmlose Felsstufen beginnt, entpuppt sich im Handumdrehen zur schwindelerregenden Kraxelei über grosse Felsblöcke und entlang ausgesetzter Passagen. Dabei müssen wir uns immer wieder durch enge Höhlen und Spalten zwängen. Gleichzeitig branden monströse Wellen gegen die Klippen und die salzige Gischt spritzt uns in die Augen. Einige kurze Strandabschnitte überwinden wir im Sprint, um nicht von den anlandenden Brechern erwischt zu werden. Was für uns eine Adrenalin geladene Grenzerfahrung ist, quittierte Braulio lediglich mit seinem exzentrischen Lachen. Mit aufgerissenen Klamotten und lädierten Knien, Ellbogen und Füssen (zum Glück hatten wir am Vortag noch eine Pediküre;) kommen wir dann am ersehnten Playa del Divorcio an. Der Strand ist menschenleer, was angesichts der behördlichen Sperrung und der Plackerei auch nicht verwundert. Vor uns eröffnet sich einer der schönsten Strände, die wir je gesehen haben. Überglücklich rennen wir über den Strand und weichen den brandenden Wellen aus. Als dann Braulio voller Enthusiasmus mit uns noch eine fast senkrechte 30 m hohe Felswand erklimmen möchte, winken wir aus Sicherheitsbedenken ab. Wegen der steigenden Flut ist der Rückweg dann sogar noch nervenaufreibender. Am Schluss kommen wir erleichtert und gleichzeitig überwältigt am Ausgangspunkt der ungeplanten Tour an. Nach einer kurzen Fotosession mit Braulio und seinem mittlerweile nicht mehr ganz so frischen Tagesfang, verabschieden wir uns von unserem unlizenzierten Guide.
    Den Abend lassen wir dann bei kühlem Bier & Fish Tacos ausklingen und geniessen den wunderschönen Blick auf das Kap mit seinem bezwungenen Felsen und Stränden. Was für ein Tag!
    Read more