• Die Mördertour zum Zipfelberg

    November 19, 2024 in Namibia ⋅ ☀️ 21 °C

    Der Tag beginnt mit eigentlich!🥶
    Eigentlich bin ich ja fast fit, obwohl Julias Wecker weit vor Sonnenaufgang klingelt. Bei einem starker Cappuccino mit Mangosaft richte ich die Räder her, während dem Julia unsere Brotzeit macht. Dann habe ich gleich schon mal den Sonnenaufgang verkackt! Und das im wahrsten Sinne des Wortes: ich saß am Klo. Kurz nach Sonnenaufgang gehts dann los. Zunächst 5 km auf den Rädern bis zum 4x4 Parkplatz an der Wassertränke, wo uns schon Zebras, Orax und eine Giraffe über den Weg laufen. Dann zu Fuß der roten Msrkierungen folgend 330 hm hinauf zum Gipfel des Zipfelberg. Wir gehen im Schatten, so schaffen wir den dochvteilweise steilen Anstieg in weniger als 1,5h. Oben besteige ich den Gipfel, wohingegen Julia lieber unter den wie ein Deckel auf einer zu großen Pfanne anmutenden Gipfel entlang wandert. Der Brotzeit Platz am anderen Ende bietet in allen Richtungen einen grandiosen Ausblick. Nur die weiße Markierung des Abstieges, lässt sich an der Stelle nicht mehr finden. Eigentlich ja kein Problem, man geht zurück zur letzten Markierung und ist somit wieder auf dem Weg- eigentlich. Und eigentlich trennt man sich ja nie - zumindest bei Berg Touren.
    Ich steige also den steilen Abhang hinab um zu sehen ob der Pfad hier irgendwo kreuzt. Laut Plan führt er ja nur auf der hinteren Seite des Gipfels herum. " Ich gehe zur weißen Markierung zurück" höre ich Julia noch sagen. Aus meinem Sichtfeld ist sie der Steilheit des Geländes wegen schnell verschwunden. Ich hangle mich an einem schmalen Steig 15m unter der Plateauebene entlang. Irgenwo muss sich dieser weiße Pfad kreuzen! Der Steig wird schmäler bis er gar nicht mehr da, aber es sind noch vereinzelte Spuren der Mountain Zebras zu sehen. Wo die mit ihren harten Hufen Halt finden, geht das mit den bayrischen Bergschuhen und Pranken schon zweimal. - Eigentlich! 😤
    Ich bin schon eine geraume Zeit unterwegs, als mir klar wird, ich bin auf einem typisch afrikanischen Tafelberg. Oben ebenenes Plateau von unten leicht ansteigend und ab der Mitte bis oben senkrecht. Und da bin ich gerade. Wieder eine halbe Stunde zurück hangeln werde ich Julia nie mehr einholen, überlege ich zwischen Selbstvorwürfen sie alleine gelassen zu haben. Also weiter nach vorne und einen Aufstieg zum Plateau finden- es sind ja nur 15- 20 m senkrecht nach oben! Oder irgendwie doch runter? Mein Blick schweift immer wieder in die tiefere Ebene, ob ich dort Julia schon sehe. Leider sind die lächerlichen 200 m nach unten senkrechter Fels. Ich bin schon fast am Ende des Plateaus und immer weiter weg vom Gipfel als ich 100 m vorne eine Möglichkeit sehe den Abstieg doch noch zu schaffen. "Wie blöd kann man nur sein und so ein Risiko zu gehen " und "hoffentlich passierte Julia nichts" kreisen die Gedanken in meinem Hirn, um mich gleichzeitig auf die Kletterei zu konzentrieren. Der fast 80 ° Felswand entlang zu einem kleinen Kamin und dann ein Stück zurück zu einem weiteren Kamin, dann bin ich raus aus der Wand und zu mindestens schon im abschüssigem Geröll. Hier überrasche ich eine Herde der Berg Zebras, die vor mir das Geröllfeld talwärts in die Ebene fliehen. Erst runter und dann in der Ebene den halben Berg herum zum Ausgangspunkt wo die Fahrräder stehen dauert zu lange. Julia wird sicher schon auf
    mich warten. Also schräg das Geröll nach unten in die Richtung aus der ich oben gekommen bin. Ständig schweift mein Blick in die Ebene. Irgendwo da sollte Julia doch auftauchen. Ich beeilen mich, damit sie nicht lange bei den Rädern auf mich warten muss. Der Ärger über mich selbst, das schlechte Gewissen Julia alleine gelassen zu haben treiben mich vorwärts. Endlich nach über 2 h bin ich in der Ebene und bei den Rädern. Von Julia keine Spur. Welchen Weg hat sie genommen? Den steilen roten, den wir gemeinsam hinauf sind? Oder den längeren hoffentlich flacheren Weißen?
    Ich lasse meinen Rucksack stehen und mache eine Markierung in Richtung des weißen Weges, sollte Julia doch von oben die rote Aufstiegsroute als Abstieg gewählt haben. Ich hetze 20 min in Richtung weißer Weg, bis ich weit genug sehen kann- doch von meiner Frau keine Spur. Zurück zu den Fahrräder, immer noch nichts! Es ist Mittag, die Sonne brennt unerbärmlich herab und mir fällt ein, dass ich seit der Brotzeit nichts getrunken habe. Schnell zwei große Schlucke, damit Julia noch genügend hat. Ich zwicke das Schloss durch mit dem wir die Fahrräder gesichert haben. Gleich Hilfe holen oder noch ein Stück den roten Weg hoch? Was ist wenn sie sich den Fuß verstaucht hat, oder ihre Knie wieder versagen?
    Ich entschließe mich ein Stück den roten Pfad hoch zu radeln und dann noch biss zu dem großen Stein zu laufen, von wo man die gesamte Aufstiegsroute fast vollständig einsehen kann.
    Keine Spur!
    Ok dann jetzt Hilfe holen. Der Pfad bergab mit dem Mountainbike macht unter den Umständen auch keinen Spaß. Unten bemerke ich einen Susuki Jimmy, verschlossen und kein Mensch da. Ich drehe mich noch einmal um und sehe zwei Gestalten am Fuß des Berges aus der Richtung des,weißen Weges kommen. Meine Hoffnung, dass eine davon meine Frau sein würde, entschwindet als ich durch den tiefen Sand entgegen radle. Das junge Päckchen aus München hat Julia auch nicht gesehen, wohl aber unsere Räder, als sie aufgebrochen sind. Sie fahren mich auf der Piste die parallel zum Abstiegsweg verläuft und schon nach wenigen 100 m sehen wir Julia. Ich laufe ihr freudig entgegen. "Mörder, du bist ein Mörder, ich hatte nur eine halbe Flasche Wasser" kommt es,mir entgegen.
    Ich ja auch nur denke ich kurz....
    ...und den Rest der Konservatiion, bleibt unter uns.

    Nur soviel: Wir haben es beide überlebt und verstehen uns wieder 👍💕🦊
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