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  • Day 4

    Die Wende

    September 4, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 25 °C

    Nach einer sehr langen Nacht sind wir um die Mittagszeit aufgewacht und hatten nur eins im Sinn: Essen!!!! Nina hatte uns ein hippes, alternatives Viertel herausgesucht. Nach einer kurzen Busfahrt erkundeten wir die Gassen und blieben bei einem Italiener kleben. Die Pizza war der Hammer. Wir konnten uns auf nichts anderes mehr konzentrieren. Wie wir es immer nannten: Standby-Modus. Das ist der Moment, in dem man so hungrig ist, dass man selbst zu Gesprächen nicht mehr in der Lage ist. Glücklicherweise trat das bei uns fast immer zeitgleich auf.
    Als unsere Akkus wieder aufgeladen waren, vermisste Nina ihre Tasche. Wir suchten überall: unter dem Tisch, an Nachbartischen, hinter der Hecke. Sie war nicht mehr auffindbar. Wir versuchten den Panikschwall zu unterdrücken und saßen wie gelähmt auf unseren Plätzen. Der Kellner zeigte uns die Bilder der Überwachungskamera und unsere schlimmste Befürchtung wurde wahr: sie wurde gestohlen. Inklusive Personalausweis, EC-Karte, Krankenkassenkarte, jeder Menge Bargeld und Kosmetik. Ich half Nina bei der Sperrung aller Karten, bestellte uns auf den Schock einen Ramazzotti und gab ihr etwas Bargeld. Und jetzt nahm die Trauer und Wut ihren Lauf. Es geht dabei nicht um die materiellen Dinge, eher um das Gefühl der Hilflosigkeit und den Eingriff in das eigene Leben. Seit diesem Moment litten wir unter einer latenten Paranoia und sahen in jedem Passanten einen potentiellen Dieb. Wie schnell diese Reise eine Wende nehmen konnte 🙈 Nachdem wir Anzeige bei der Polizei erstatteten, mussten wir uns fast ein bisschen beeilen, um unsere bereits gebuchte Bootstour mit Jazzmusik zum Sonnenuntergang zu schaffen. Zum Glück hatten wir uns doch nicht für das Partyboot entschieden. Das wäre echt zu viel für uns gewesen.
    Wieder am Hafen angekommen, versuchten wir die notwendigsten Dinge zu beschaffen. Um ehrlich zu sein, war es auch ein wenig Frust-Shopping.
    Da auch Ninas Metro Karte verloren gegangen ist, entschieden wir uns zeitig den langen Fußmarsch ins Hotel anzutreten. Währenddessen bekamen wir die nächste Hiobsbotschaft: unser Zug am Montag von Berlin nach Erfurt fällt wegen des Streiks der Lokführer aus. Es wurde uns eine Regionalverbindung mit 4 Umstiegen und insgesamt 5 Stunden Reisezeit vorgeschlagen, die aber kurze Zeit später auch ausfiel. Kann ein Tag noch schlimmer werden? 🙈
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