• Tag 95: Transanatolia

    6 de septiembre de 2024, Turquía ⋅ ☀️ 16 °C

    Heute gefahren: 127km
    Bisher gefahren gesamt: 5.409km
    Heute Höhenmeter im Anstieg: 1.672hm
    Höhenmeter im Anstieg bisher: 53.768hm
    Platte Reifen: 4
    Pausentage gesamt: 23
    Fahrtage gesamt: 72

    Wir haben in Tunceli einen guten Start. Erholt geht es auf einen 60km langen und entlegenen Abschnitt. Keine Orte, keine Menschen, lediglich viele Kasernen sowie Polizei-Checkpoints liegen auf dem Weg. Uns ist nicht klar was hier gesichert werden muss.

    Die Straße führt durch eine Schlucht. Es ist heiß und trocken. Die Sonne brennt. Links und rechts ziehen sich rotbraune, sandige Berge und Felshänge hoch. So sieht es in Andalusien oder in Südamerika auch aus. Der Verkehr ist erträglich. Ab und an Autos und LKWs. Irgendwann tauchen immer wieder SUVs sowie Motorcross-Bikes auf. Teilweise mit Begleitfahrzeug. Französische, niederländische und britische Kennzeichen sind dabei. Wir rätseln wo die herkommen und was die hier machen. Sie gehören irgendwie zusammen. Später erfahren wir: Ein Teilabschnitt der Transantolia führt durch diese Schlucht. Ein Rennen, bei dem Checkpoints passiert werden müssen. Was der Reiz daran ist, ist und unklar. Im Auto abfahren ist ja langweilig.

    Die Strecke ist wundervoll und doch auch anstrengend. Es geht stetig auf und ab. Nicht steil, aber immer so ein bisschen. Der Schwung beim runter rollen reicht nicht für die nächste kleine Rampe. Die Vielfalt der Sicherheitskräfte im Straßenverkehr nimmt zu. Verkehrspolizei, Kriminalpolizei , Verkehrskriminalpolizei, Militär, Militärpolizei. Eine bunte Mischung und die Fahrzeuge meist voll besetzt. Hier muss offenbar wieder viel beschützt und gesichert werden. Mehr Sicherheit als Unsicherheit an diesem abgeschiedenen Ort.

    Auf uns wartet noch der Anstieg auf den Pülümür-Pass. Die Wettervorhersage ist sich uneinig und sagt Regenschauer voraus. Der einzige Ort am Ende der Schlucht ist etwas größer und liegt noch vor dem Pass. Wir machen Pause. Während wir da sitzen und Bananen essen kommt ein Soldat (Anfang 50, trainiert) auf mich zu und spricht mich an. Die bunten Schulterklappen und Abzeichen, die er trägt fallen mir gleich auf. Der Mann wird von einem Personenschützer (zivil gekleidet) mit gleich zwei Handfeuerwaffen am Gürtel bewacht, ein weiterer Mitarbeiter (nur eine Waffe aber dafür schicker Strampler in camouflage) steht devot etwas abseits.

    Zurück zum Chef: Ich habe seinen Namen vergessen. Er spricht sehr gut Englisch, eine Seltenheit in der Türkei. Sein Blick ist durchdringend, seine Aura unangenehm einnehmend. Eine Person mit vermeintlicher Autorität. Dem Mann möchte man nicht widersprechen. Also Smalltalk-Modus an und erstmal ein wenig plaudern. Er hat uns gestern schon in Tunceli gesehen. Dann hat er uns heute in der Schlucht gesehen und jetzt in der Ortschaft wieder. Er wollte mal "Hallo" sagen. Wir ratschen nett und berichten was wir machen und wo wir hin wollen. Er bittet uns: wenn wir uns unsicher fühlen, sein Mitarbeiter ist für dieses Gebiet hier verantwortlich, wir können uns an ihn wenden. Er deutet auf den devoten Strampler. Der Strampler versteht kein Englisch und guckt angestrengt. Notiz am Rande: Der Personenschützer und der Strampler standen während dieser bizarren 5 Minuten in der prallen Sonne, der Chef hatte uns und sich selbst in den Schatten eines Gebäudes gelotst. Also unsicher fühlen wir uns nicht haben aber noch eine Frage! Da wir während unserer Pause nach möglichen Schlafplätzen geguckt haben und dort aktuelle Hinweise auf Bären gesehen haben, haben wir den Chef gleich mal danach gefragt. Ja, Bären gibt es hier. Wir müssen vorsichtig sein. OK, danke und tschüß.

    Die Truppe verschwindet und wir nehmen den Anstieg in Angriff. Der Regenschauer kommt und wir werden ein bisschen nass. Ein Transporter hält und bietet uns eine Mitfahrt an. Schon sitzen wir mit unseren Rädern auf der offenen Ladefläche eines offenen Transporters und heizen mit 70km/h die Serpentinen bergauf. Wir und die Räder sind komplett ungesichert und in jeder Kurve stemmen wir uns entgegen der Fliehkräfte und halten uns und unsere Räder fest.

    Nach 10 Minuten ist der Ritt vorbei und wir sind oben am Pass. Kurz abladen und durchatmen. Wir haben uns mal kurz 7km und 350hm Anstieg gespart. Jetzt erstmal lange Abfahrt und komplett anderes Klima: kühl, bewölkt, bewaldet. Kilometerlang nichts.
    Am Wegesrand tauchen Warnschilder für Bären auf. Wir müssen noch lange fahren bis wir einen sicheren Schlafplatz finden. Wir werden noch zwei Mal auf der Straße angehalten. Zum einen werden uns Trauben geschenkt und wir werden für unsere Leistung bewundert, zum anderen werden wir angehalten und für unsere Leistungen bewundert und erneut auf Bären hingewiesen. Alles nett und herzlich.

    Wir finden Schutz auf der Terrasse eines verlassenen Restaurants, auf einer Tankstelle. Die Nacht wird laut und unruhig, aber dafür genießen wir Schutz vor Bären.
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