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  • Day 8

    Tongariro Crossing

    March 9, 2023 in New Zealand ⋅ ☁️ 12 °C

    Einen 20km langen Hike auf einen 2000m hohen Vulkan und runter in übergroßen Air Force 1s und einem Turban - stand zwar nicht auf meiner Bucket List, könnte ich jedoch jetzt abhaken!

    Heute ging es für uns in den Tongariro National Park wo wir den Mount Tongariro, einen AKTIVEN Vulkan, erklimmen wollten. Ausrüstung für den 20km langen Hike, welcher mein erster Hike war: 3 Jahre alte übergroße Airforce 1s, ein Pullover, eine Regenjacke, eine nicht wasserfeste Hose, ein Liter Wasser, abgefüllt in einer Rumflasche, Proviant (am wichtigsten die Schokolade für den Teamgeist). Bereits früh um 7 Uhr hieß es für uns raus aus den Federn, denn wir mussten noch 20 Minuten von unserem Campingplatz zum Parkplatz fahren, wo uns ein Shuttle abholte. Etwas spät dran und mit Ach und Krach (und einer extrem beschlagenen Frontscheibe) kamen wir gerade noch rechtzeitig am Parkplatz an. Von dort ging es in einem Shuttle mit anderen wagemutigen Wanderern auf den ca. 15min entfernten Startpunkt des Hikes, welcher auf 1100m Höhe liegt. Das Wetter heute - eher schlecht, um es nett auszudrücken. Unten am Gipfel lag dichter Nebel. Die Temperatur lag bei geschätzten 15°C. Zunächst ging es in Pullover und Turban los. Da wir anfangs jedoch einen Affenzahn drauf hatten, wurde uns schnell warm und es ging im T-Shirt weiter. Allmählich ging es weiter bergauf und es begonn sich ein Sprühregen über uns zu ergießen, Zeit für die Regenjacke. Es folgten die ersten Treppen und steile Hänge. Zu dem Sprühregen kamen Winde hinzu, es war anstrengend aber noch okay, die Flasche war jedoch bereits halbleer. Etwas angestrengt kamen wir am ersten Schild an: "This was the easy part. Turn around if you are feeling cold or exhausted" Ein wenig erschöpft hieß es für uns eindeutig: weiter. Die ersten Wanderer drehten jedoch bereits um. Der darauffolgende Abschnitt des Hikes war schwierig. Es ging steil hinauf und die Winde und der Regen wurde immer stärker. Der Nebel war auch die ganze Zeit präsent. Ein Vorteil hatte er jedoch: man konnte sich die ganze Zeit einreden, dass man bald da ist, da man kaum weiter als 50m gucken konnte. Es ging also weiter für uns, allmählich kamen wir ins Hecheln. Auf dem weiteren Weg kamen uns weitere Wanderer entgegen, die den Hike aufgrund der extremem Wetterbedingungen abbrachen, Wanderer mit vollem Equipment, von Trekking Stöcken zu wasserdichten Sachen - etwas besorgniserregend aber wir fühlten uns noch gut. Es ging immer weiter und weiter bergauf und es wurde sehr anstrengend. Nach ca. 1.5 Stunden haben wir eine Art Checkpoint erreicht. Eigentlich dauert es ungefähr 2.5h diesen Punkt zu erreichen. Es gab zwei Toiletten und eine wichtige Entscheidung zu Treffen: weitergehen oder zurücklaufen. Wir gingen alle nochmal auf Toilette und sammelten uns, nicht weil wir mussten, sondern weil die Winde und der Regen so extrem waren, dass wir kurz einen Unterschlupf brauchten. In der Toilette war ausgeschildert, dass es wöchentlich zwei Rettungsaktionen mit Helikopter gibt - cool! Wir sammelten uns draußen und haben uns beraten, ob wir weitergehen sollten. Einige Wanderer haben uns abgeraten, denn die Winde werden je weiter wir von diesem Punkt aus gehen immer extremer, und sie waren jetzt schon extrem. Hinter einem großen Fels, der uns vor den Windböhen kurz etwas schützte, fiel dann die Entscheidung, dass wir die Zähne zusammenbeißen und das Ding durchziehen. Wir rüsteten ein letztes Mal auf. Ich trug mein Shirt, darüber einen Pullover und darüber eine Regenjacke. Zudem saß ich meinen Turban auf, den ich ursprünglich eher als Accessoir gekauft habe. Dieser hat mir letztendlich über den Hike meinen Arsch gerettet, denn er hat meinen Kopf schön warm gehalten und vor Wind geschützt. Wir liefen weiter, mehr Leute in voller Hikingausrüstung kamen uns entgegen. Die folgende Landschaft die wir beschritten sah aus wie eine fremde Welt. Ich liebte die Atmosphäre. Bis dahin hat meine Flasche schon für viel Schmunzeln gesorgt. Ich habe viele Fragen gestellt bekommen, ob ich denn wirklich Rum trinke oder ob sich Tequila in meiner Flasche befinden würde. Kurz vor dem erklimmen des höchsten Punktes kamen uns ein paar deutsche entgegen, die uns ebenfalls rieten umzudrehen, also gingen wir weiter lol :^) Jetzt kam der wohl steilste und schwierigste Part. Meter für Meter ging es für uns weiter hinauf. Es war so anstrengend. Ich konnte stets nur 5 Meter fortschreiten bevor ich kurz verschnaufen musste. Die Winde erreichten geschätzte Geschwindigkeiten von 40-50 kmh, Nebel und Sprühregen waren immer noch präsent, wobei der Regen doller wurde. Meine Regenjacke hat mich jedoch sehr gut trocken gehalten. Unglaublich erschöpft kamen wir nach ca. 3 Stunden auf dem Gipfel des Vulkans an. Leider konnte man aufgrund des Wetters nichts sehen. Die Winde waren so extrem, dass sie einen wegdrückten. Es wurden Bilder geschossen und kurz verschnauft. Danach ging es für uns runter. Wer jetzt denkt, dass das ein Zuckerschlecken war, weil es bergab ging, der liegt leider falsch. Auf dem Gipfel war die letzte Möglichkeit umzukehren jedoch haben wir uns dazu entschlossen das Ganze durchzuziehen. Als erstes erwartete uns eine Sandpiste nach unten. Wir mussten sehr, sehr langsam runtergehen, da es extrem rutschig war und wir keine Lust hatten in den Krater zu fallen. Es ging stark bergab. Das ging sehr auf die Knie und ja ich bin auch ausgerutscht, konnte mich jedoch jedes Mal bis auf ein Mal fangen, bei dem ich nach hinten ausrutsche und auf mein Steißbein fiel. Glücklicherweise tat es nicht so weh, da wir langsam und vorsichtig runtergingen. Mit den Schuhen voller Schotter gingen es immer weiter runter bis wir einen wunderschönen türkisblauen See erblickten. Dort machten wir ein paar Fotos und eine kurze Pause. Der restliche Weg nach unten war sehr lang jedoch machbar. Allmählich wurde es dann auch immer wärmer, der Regen und der Wind ließen auch nach. Nach 6 Stunden kamen wir heil, mit allen Gliedmaßen und neuer Lebenserfahrung auf der anderen Seite an. 6 Stunden waren in Anbetracht der Wetterbedingungen, unserer Ausrüstung und des Fakts, dass wir keine professionellen Wanderer sind, eine absolut betrachtliche Zeit, zumal die geschätzte Dauer des Hikes auf 6 bis 8 Stunden eingestuft ist.

    Insgesamt kann ich sagen, dass der heutige Hike bisher das absolut verrückteste war, was ich in meinem Leben bisher gemacht habe. Ich kam körperlich an meine Grenzen und war derjenige, der am Checkpoint vorschlug umzudrehen. Ich bin jedoch froh, dass wir als Gruppe zusammenhielten, uns motivierten und das Ganze durchgezogen haben, auch wenn vieles dagegen sprach, auch wenn viele uns dabon abgeraten haben. Ich bin stolz, dass ich mich überwunden habe und es geschafft habe. Es hat sich letzten Endes sehr gut angefühlt und es ist definitiv eine Geschichte die ich meinen Kindern, Enkelkindern erzählen werden kann. Die Moral von dem Ganzen: auch wenn alles dagegen spricht etwas zu erreichen und alle sagen, dass es nicht möglich ist, kann man es mit genügend Willenskraft schaffen. Bis zum nächsten Abenteuer!
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