• Day 5

    EI-GATE IN ANDUZE

    July 18, 2023 in France ⋅ ☀️ 28 °C

    Nur schwer können Erik und Lous sich trennen, denn auf das gemeinsame Angeln wollen die beiden nur ungern verzichten. Mit dem festen Vorsatz, zu Hause einen Angelschein zu erwerben und ausgetauschten Handynummern können wir unseren Weg aber fortsetzen. Heute soll es straight in die Provence gehe, genauer gesagt bis knapp ganz knapp vor die Tür der Provence. Die nächstgrößere Stadt Anduze gehört zur Region Okzitanien.

    Für uns jedenfalls sieht die Gegend verdächtig nach Provence aus: Die Landschaft ist deutlich trockener und steiniger, definitiv weniger lieblich. Allerdings hat sie einen rauen Charme, felsige Hügel und aufregende Vegetation: Orleander! Lavendel! Kakteen! Granatapfelbäume! Bambus! Bambus? Hätten wir jetzt zwar nicht erwartet, aber finden wir auch schön.
    Unser nächster Campingplatz ist ein bisschen wie Disneyland für Draußenurlauber. Es gibt nicht nur wunderbar viele große Bäume, die Schatten spenden, nicht-eklige Sanitäranlagen, einen Pool, die Möglichkeit Pommes Frites zu erwerben, Müllcontainer außerhalb der Anlage und ein Bastelprogramm für Erik. Nein, es gibt sogar drei Zugänge zum Fluss, an dem der Platz liegt, die anscheinend nur für Bewohner des Campingplatzes zugänglich sind. Also ein Privatstrand. Und was für einer. Der Fluss zieht sich in einer kleinen Schlucht dahin, gesäumt von großen, von der Zeit und den Elementen abgeschmirgelten Felsblöcken. Schon wieder alles so entsetzlich hübsch!

    Den Fluss suchen wir später für ein romantisches Brot-und-Käse-Picknick mitsamt gemusterter Picknick-Decke auf, vorher gibt es allerdings eine Neuauflage von Ei-Gate! Vermutlich war unser Karma-Konto einfach zu sehr im Plus. Als große Ei-Esser dürfen die ovalen Kugeln der Glückseligkeit bei uns auch im Urlaub nicht fehlen. Leider habe ich mich erneut (es gab bereits vor zwei Jahren ein Ei-Gate) derart beschränkt beim Verstauen dieses wertvollen Lebensmittels angestellt, dass in einer Schublade so einiges bei den Eiern durcheinandergeraten ist, mindestens zwei Eier eine Etage abgestürzt und zerdeppert sind und sich irgendwo zwischen der (sehr leistungsstarken) Batterie und deren Verkabelung schon teilweise den Weg aus dem Wohnwagen herausgesucht haben. Bei gefühlten 42 Grad im Wohnwagen eine ziemlich widerwärtige Angelegenheit. Das ist Ei-Gate. Natürlich haben die Eier auch alle Lebensmittelnachbarn so richtig eingeeit. Die Schublade durchtränkt und überhaupt alles mit einem glibberigen Film überzogen. Das fordert eine Putzaktion, die der Fürst der Hölle direkt in die ewigen Qualen der Befragungen aufnehmen würde. Mich bringt derartige Dämlichkeit meinerseits in Kombination mit Hitze und Ei-Mief an den Rande und vielleicht auch etwas über die Klippe eines emotionalen Meltdowns.

    David nimmt es zum Glück wie die meisten meiner Ausbrüche gelassen und ersinnt den famosen Picknick-Plan. Der glättet alle Wogen und ich schließe Frieden mit dem Tag.

    Ei gut, alles gut. Obwohl wir ab jetzt Eier einzig und ausschließlich im Kühlschrank verwahren. Sicher ist sicher.
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