• Warum ist die Herreninsel denn so groß?

    21. Juli in Deutschland ⋅ 🌧 17 °C

    Regentage gehören zum Urlaub dazu und man kann das Beste daraus machen, oder?

    Zum Beispiel kann man sich viel weniger über Stau ärgern, während es in Strömen regnet. Oder man freut sich über jedes trockene Paar Schuhe viel viel mehr als an warmen Sommertagen. Vielleicht wird man auch hart für die hässliche Regenjacke (neongelb) abgestraft, die man sich eingepackt hat. In jedem Fall kann man davon ausgehen, dass der Regen irgendwann (und manchmal sogar früher) endet.

    So packen wir unsere Regensachen ein und stapfen gen Chiemsee. Chiemsee. Trübe Erinnerungen aus meiner Kindkeit blubbern aus dem Morrast meines mageren Gedächnisses empor: Da war ich schonmal. Sogar mit dem Schiff sind wir damals gefahren. Durch das ebenso trübe Wetter fühlen sich viele Tagesausflügler in ihrer touristischen Aktivität gehemmt und wir entscheiden uns für die Inselrunde, bei der man sowohl an Herren- als auch Fraueninsel aus- und absteigen darf. Erik als großer Verfechter der Gerechtigkeit im Allgemeinen und Aufdecker von Ungerechtigkeiten im Speziellen entdeckt sofort den Missstand bei der Benennung der Inseln. Die Herreninsel ist riesig und beherbergt ein obszös prunkvolles Schloss. Die Fraueninsel ist winzig und ein lahmes Kloster steht darauf. Was für eine bodenlose Frechheit. Da eine Auflösung nur durch den Erwerb beider Inseln vom Freistaat Bayern in Aussicht kommt, müssen wir diese Tatsache für den Moment in Kauf nehmen.

    Stattdessen konzentriert sich Erik auf seine tiefe Abneigung gegenüber der Schiffahrt. Am Schalter für die Fahrkarten erkundigen wir uns, ob denn überhaupt schonmal ein Schiff auf dem Chiemsee untergegangen sei. Nach zu langer Denkpause antwortet die freundliche Verkäuferin mit einem nicht ganz überzeugenden "Nein". Erik ist nicht richtig zufrieden, Gruppenzwang drängt ihn aber auf die Barbara. Flott geht es los, Nieselregen sprüht uns in die Gesichter, Zoey darf auf meinen Schoß und findet es ganz großartig. Erik nicht so. Jedes merkwürdige Geräusch seitens des Bootes quittiert er mit einem Hervorquellen seiner Augen. Wir sind uns weiterhin nicht ganz sicher, ob er uns einfach den Ausflug verderben will oder seine eingehebende Beschäftigung mit der Geschichte der Titanic im Alter von zarten vier Jahren nicht doch bleibende Schäden hinterlassen hat.

    Ganz ohne Schiffstragödie schaffen wir es auf die Insel mit dem protzigen Schloss und kratzen unser beim Besuch von Schloss Hohenschwangau erworbenes Wissen zu Ludwig dem II. zusammen. Allerdings kommen wir nicht viel weiter als "Ist mysteriös im See ertrunken und war auch sonst ein bisschen daneben". Beim Rundegang um das Schloss erfahren wir zumindest, dass er die Fertigstellung seines Prunkschlosses, welches als als Fanboy Louis des XIV. erbauen lies, nicht mehr erleben konnte. Schade aber auch, denn das war schon ordentlich Arbeit.

    Irgendwann endet der Regen und wir genießen die fast touristenfreien Inseln und die besten Plätze auf den Booten. Regentage sind super.

    Wir gönnen uns für das Abendessen ein typisch bayrisches indisches Restaurant und schlemmen bis unsere Bäuche weh tun. Regentage sind unschlagbar.
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