• 29.612 Schritte kannst du gehen

    23. heinäkuuta, Saksa ⋅ ⛅ 23 °C

    Oder: Der erste Tag auf der Reise zurück zu meinem Läufer-Ich. Es juckt mir in den Fingern, diesen Satz mit einem Fragezeichen zu beenden, aber damit würde ich das Ganze schon im Vorraus ein wenig torpedieren.

    Unser neues Leben mit Hund bringt uns (und hoffentlich auch Zoey) viele wundervolle Momente und ich möchte den inneren Frieden, den ein morgentlicher Spaziergang mit dem braven kleinen rumänischen Rattenfänger bringt, für nichts auf der Welt missen. Das einzige, was arg unter dem Hunde-Elterntum leidet, ist meine Laufbilanz. Sicher mache ich inzwischen mehr Strecke als Fußgänger als zuvor als Läufer. Aber Laufen ist nicht Gehen und Gehen ist nicht Laufen. Beim Gehen kann man sich nicht so herrlich abreagieren und schonmal gar nicht komplett das Hirn abschalten.

    Also habe ich mir für den Urlaub vorgenommen, das Laufrad wieder in Schwung zu bringen. Trotz sicher miserabler Form. Aber erst nach ein paar Nächten satt von Tiefschlaf. Heute war es dann soweit, Wetter, Motivation und restlicher Tagesplan stimmte. Also in Laufdress gehüpft und rauf auf den Berg. Zum warm werden nochmal den Anstieg hinauf zum Stollenweg strammes Schrittes überwinden, dann aber rechts statt links abbiegen, lostraben. So joggt es sich staunend durch diesen Märchenwald, der pitoreske Mooslichtungen, kleine Wasserrinsale am Wegesrand und einige berglastige Aussichten bietet. Der Waldweg mündet schließlich in Richtung Berchdesgaden, wohin wir gestern mit dem Rad unterwegs waren. Steil bergab bemerke ich, dass auch Bergablaufen nicht meine Königsdisziplin ist, so richtig schnell geht das nicht. Verwegen versuche ich mich an einer Bergab-Lauftechnik, bei der man kaum die Knie beugt und eher so die Füße nach vorne wirft, in der Hoffnung, nicht hängen zu ... naja. Deutlich verlangsamt komme ich im Städchen an, da beginnt auch schon der Sightseeing-Teil der Lauftour.

    Das ist übrigens die meiner Meinung nach beste Art, Sport und einen touristischen Ausflug (aka Stadterkundung) zu verbinden. Ein bisschen laufen, stehen bleiben, Foto machen, weiter laufen, Hinweisschilder lesen, hoch zum Schloss, in eine Kirche abbiegen, nicht vergessen, das Käppi abzusetzen, weiterlaufen, achso: Käppi wieder aufsetzen. Überhaupt ist es das Größte, sich unterwegs in Kirchen zu schleichen und den gesammelten Krempel zu bestaunen. Selten sind Kirchen hässlich und das Konzept Glauben gefällt mir, unabhängig von daraus erwachsenden Verfehlungen, doch noch sehr.

    Als ich mich so langsam auf den Rückweg begebe, pfeift mir irgendsoein Arschloch hinterher - aha, doch das Herzblatt, der mich auf dem Rennrad einholt. Der wird natürlich nicht abgestraft und startet auf zwei Rädern zu einer Bergtour. Ab Kilometer 10 bemerke ich: Jetzt habe ich keine Lust mehr. Aha, das ist der Moment, bei dem man nicht aufhören darf. Alles, was ich jetzt meinem Körper abverlannge, baut er in Ausdauer nach oder so ähnlich. Tapfer halte ich noch bis zum letzten (derben, 17%) Anstieg zum Campingplatz durch, immerhin zwei Kilometer. Der Anstieg teilt sich in zwei Teile. Nach dem ersten gibt es ein kurzes, flaches Stück. Ich will meinen Körper überreden, dieses noch zu traben aber meine kreischenden Beine verweigern sich, dieser Aufforderung meines kranken Geistes nachzukommen. Waren auch schonmal folgsamer. Ich bestrafe sie mit dem zweiten Anstieg. Und mit einer 8km Wanderung am Nachmittag. Und einer Hunderunde am Abend. Ha!
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