• Regen und was man damit anfängt

    24. Juli in Österreich ⋅ ☁️ 19 °C

    Schon kurz nach Eriks Geburt haben wir festgestellt: Regen und Kind ist nur mittelmäßig gut. Kinder sollen und wollen meistens an die frische Luft, das Ganze wird im Regen zumeist eine nasse, dreckige und umständliche Angelegenheit. Die Misere lässt sich mit Regen x Kind x Urlaub potenzieren. Als kaum aufzuhaltende Bewegungsfanatiker jagen wir auch im Urlaub immer einer sportlichen Herausforderung hinterher. Kein Wunder also, dass wir da lieber als draußen als drinnen unterwegs sind und, obwohl durchaus an vielem interessiert, eher widerwillig in ein Museum wechseln. Schwimmbad ist gerade noch so okay. Für die Jungs. Jetzt haben wir es aber geschafft, den Regen zu einem wahren Schreckgespenst fröhlicher Ferien zu machen. Wir haben das Hundi in die Familie aufgenommen. Das Hundi muss immer raus. Das Hundi hasst Regen und das Hundi darf weder ins Museum, noch ins Schwimmbad.

    Was? das Hundi hasst Regen? Ist das Hundi nicht ein rumänischer Straßenhund, der einfach bei jedem Wetter draußen sein kann und überhaupt nichts zu schlimm findet? Nein, denn Zoey hat schon längst entdeckt, dass sie eine Prinzessin ist.

    Und seit wir mit Zoey verreisen, ereilen uns stetig Regentage auf allen Wegen: Drei Tage Dauerregen in Belgien, sturzflutartige Regenschauer in der Eifel. Unser Regenglück bleibt uns treu und auch heute startet der Tag, wie er gestern endete. Nass.

    Glücklicherweise haben wir uns recht gut vorbereitet, mit kleinen Lücken. Am Ende des Tages soll sich herausstellen, dass Erik und auch Zoey die beste Regenkluft haben. Regenhose, Gummi-Jacke (weicht nie durch), wasserdichte Trekkingschuhe und natürlich den extrem entzückenden Hunde-Regenmantel. Bei David sind es die luftigen Wandersandalen, die bei Regen in Richtung Lowperformer abrutschen, bei mir rein optisch die schreiend neon-gelbe Regenjacke (ja, die war auch für's Radeln gedacht) und später auch die Gummischuhe, die eigentlich super für kleine Hunderunden sind, sich am Ende des Ausflugs aber anschicken, meine Füße zu essen.

    Als wir via Bus nach Salzburg aufbrechen, ist mir das aber lange noch nicht klar. Zumindest das mit den Schuhen, denn für die Regenjacke werde ich erneut von den Mitreisenden gedisst. Verloren gehen kann ich damit immerhin nicht. In Salzburg herrscht, die Straßen vollgestopft mit Tagesausflüglern mit ähnlicher Idee wie wir, absolutes Verkehrschaos. Unser Bus schleppt sich im Schleichtempo durch die engen Straßen zu unserem ersten hunde- und wetterkompatiblen Ziel: Hangar 7 bietet blank polierte Fahrzeuge für Luft und Land, heißt Hunde willkommen und lockt mit freiem Eintritt. Brav bestaunen wir die ausgestellten PS-Maschinen. So langsam merke ich, dass die grünen Gummitreter (5€ auf dem Flohmarkt, ich war so stolz), sich schon gar nicht mehr so gut an meinen Füßen anfühlen. Als wir den Hangar verlassen und es bereits aufhört zu regnen, glimmt die Befürchtung auf, dass die Laufschuhe sicher eine bequemere Wahl gewesen wären. Egal, David bestimmt ein Outlet mit großem Sportgeschäft zum nächsten Ziel, denn seinen luftigen Wandersandalen mit Profilschwund traut er nicht bis für den Rest des Urlaubs. Ich ergebe mich und erstehe eine schicke neue Gummijacke in Khakigrau (diese Farbe gibt es anscheinend wirklich) und eine Regenhülle für meinen Rucksack. Krasses Regenupgrade, aber die Gummischuhe reiben unerbittlich an meinen Füßen.

    Wir fahren in die Salzburger Altstadt, dort Pflichtbesuch an Mozarts Geburtshaus, reinzugehen sparen wir uns aber, denn dort drängelt es sich und irgendwie ist dort im Untergeschoss ein Spar. Ja, ein Lebensmittelladen, total verrückt. Wir schlagen uns in Richtung Domquartier durch und ich denke ernsthaft darüber nach, ob es okay wäre, die Schuhe einfach auszuziehen. Es lässt sich nicht genau sagen, ob schon Blasen gerieben oder meine Zehen bereits bis auf den Knochen abgeschmirgelt wurden. Ich tippe auf letzteres, auch wenn das etwas unwahrscheinlich scheint.

    David beglückt uns zur Ablenkung mit "der besten Nusschnecke der Welt", die wirklich unfassbar lecker und noch ofenwarm in unsere verzückten Münder wandert. Erik probiert seine erste Mozartkugel, die Verzückung dauert an. Wir bestaunen Pferdegespanne, Zoey will alle Stadttauben jagen und wir sind ganz fasziniert von riesigen, verformten Büsten, die unser Gehirn aus dem richtigem Winkel zu einen ganz normalen Gesicht zusammensetzt. Toll! Aber jetzt reicht es auch und ich schleppe die blutigen Stumpen, die meine Füße inwzischen sein müssen, zur nächsten Bushaltestelle, der Sinn für die bezaubernde Altstadt ist mir vollständig abhanden gekommen.

    Auf der Rückfahrt schläft das Hundi den Schlaf der gerechten Städteausflügler und ich halte mich mit so wenig Bewegung wie möglich auf den Beinen. Als ich schließlich die elenden Gummischuhe ausziehen darf, ist das die größtmögliche Erleichterung. Puh, da sind ja noch Füße übrig. Sogar ohne Blasen, nur einen blauen Fleck habe ich, krasse Leistung.

    Wir machen uns - denn es regnet auch schon wieder - einen ganz gemütlichen Abend. Kochen, hören zwei Folgen ApoFika und im Camper wird es dank warmen Abendessens auch ein bisschen muckelig. Wir weinen vor Rührung beim Buchspazierer und gehen mal wieder sehr früh ins Bett.
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