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- День 14
- четверг, 31 июля 2025 г.
- 🌩️ 25 °C
- Высота: 319 м
ИталияGrignaghe45°47’50” N 10°7’6” E
Hund muss man sein oder haben?

Wir sind die reinen Urlaubsstreber. Der größte Urlaubsstreber ist aber der Hund, kann man nicht anders sagen. Letztes Jahr an Heiligabend liefen bei schönstem Winterwetter David und ich um den Forggensee und überlegten uns, dass alles in unserem Leben ideal sei, um ein weiteres, haariges Familienmitglied aufzunehmen. Allerdings eins, das nicht immer zu Hause abhängen möchte, wenn uns die Abenteuerlust packt. Eriks fruchtlose Versuche, mit den Katzen spazieren zu gehen verdeutlichen hinreichend, dass unsere beiden Fusselköpfe keine Ausflugsambitionen hegen und jämmerliches Maunzen bei Autofahrten zeugen von wenig Reiselust. Ein Hund – und wir träumen schon seit über einer Dekade von einem – wäre sicher immer dabei. Ein Hund hat bestimmt Lust, die Welt zu entdecken, oder zumindest erstmal ausgewählte Teile Europas.
Als Rheinländer und Wahlrheinländer schaffen wir es, uns den Traum vom Hund an Weiberfastnacht zu erfüllen. Unser kleiner rumänischer Rattenjäger zieht ein, der Kater ist schockverliebt und auch Emmi freundet sich schnell mit Zoey an. Zoey hat ein so freundliches Wesen, dass man sie einfach sofort liebhaben muss. Obwohl es viele Dinge gibt, die sie noch nicht kennt, lernt sie schnell, uns zu vertrauen und lernt alle Begleithund-Kniffe. Denn sie hat zum Glück nur diesen Job: Uns zu begleiten. Wir überzeugen sie mit Hilfe unserer strengen, aber erfahrenen Hundetrainerin, dass sie kein Wachhund ist (Bellen ist ja eher anstrengend und unser Nachbar soll durchaus über sein eigenes Grundstück laufen dürfen) und auch davon, dass sie sich ganz auf uns verlassen kann. Postbote? Klar darf der Pakete ins Gartenhäuschen werfen, während sie weiter auf der Couch pennt. Andere Hunde? Wir bringen ihr bei, dass sie Snacks bekommt, wenn die sie anbellen und sie ruhig bleibt. Irgendwo warten? Wir behalten die Umgebung im Blick, während sie sich ein Nickerchen gönnt. Pferde? Erstmal ähnlich gruselig wie Schafe, Kühe und Bronzeskulpturen. Menschen auf Pferden??? Heilige Scheiße, das ist aber harter Shit! Aber auch das lässt sie inzwischen kalt. Klingt jetzt alles, als wären wir geniale Hunde-Ausbilder, in Wahrheit haben wir aber einfach totales Glück, dass sie ein kleiner Streber ist.
Und so ist Urlauben mit dem Hundi ziemlich harmonisch: Wandern, Eis essen, Bummeln, Boot fahren, die Aussicht genießen, Radeln (aber nicht so lange bitte), alles macht sie im universellen Finde-ich-gut-Modus mit. Zoey diskutiert nicht, ob wir 5 oder 10 Kilometer absolvieren oder ob es womöglich zu viele Höhenmeter werden könnten. Beim Tagebuchschreiben liegt sie neben mir oder unter dem Dach meiner angewinkelten Beine und wir wärmen uns gegenseitig, wenn der Regen auf die Markise prasselt. Denn bei Regen gibt es dann doch milden Protest. Ihr eingebautes und einwandfrei funktionierendes Regenradar ist für uns das beste Indiz, wenn unklar ist, ob man sich auf einen Ausflug wagen darf. Dann verkrümelt sie sich in ihr Bett im Camper oder steht noch später als Erik auf. Dann schaut sie einen mit tellergroßen Dackelaugen an, als wäre es ein Verbrechen an ihr und all ihren bekannten und unbekannten Ahnen, sie jetzt ins Freie zu schleifen.
Allen Hundegöttern zum Dank bietet sich uns heute vorzügliches Ausflugswetter. David nutzt die Gelegenheit, sich einen richtig fiesen Anstieg zu geben, der ihn zur Statue Marco Pantanis bringen soll. Erik und ich einigen uns erstaunlich unkompliziert auf eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall. Über die Mittagshitze gönnen wir uns Würfelspiele, Bildbearbeitung, Bücherlesen, Hundi-Kuscheln und als es wieder abkühlt, breche ich für eine Laufrunde auf dem makellos ausgebauten Rad- und Wanderweg um den See auf. Die Aussicht wird vermutlich dafür sorgen, mein Läuferleben zu Hause zu torpedieren. Wie soll ich mich nur ohne diese spektakuläre Kulisse für irgendwas motivieren? Schnell schiebe ich diese Gedanken bei Seite und laufe, laufe, laufe.
Als wir schließlich bei Sonnenuntergang Pizza essend am Ufer sitzen und Zoey genüsslich ein für uns undefinierbares, aber für sie unglaublich geiles Kauobjekt bearbeitet, denke ich an eine Kollegin, die mir am letzten Arbeitstag noch sagte, dass sie gerne unser Hund wäre. Nichts vorbereiten, abends in den Camper springen und in Richtung Süden fahren. Hund müsse man sein. Ich denke, Hund muss man haben.Читать далее