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- День 15
- пятница, 1 августа 2025 г.
- ⛅ 23 °C
- Высота: 319 м
ИталияGrignaghe45°47’50” N 10°7’6” E
Wandern nervt!

Wenn man Erik fragt, ist Wandern komplett sinnbefreit. Kompletter Mist und unnütz obendrein. Langes Wandern ist nur von nervtötenden Eltern erfunden, damit man geruhsame Tage im und um den Camper verderben kann. So unendlich sind die Möglichkeiten: Lesen, Spiele spielen, Französisch mit Duolingo lernen, Bananen essen, den Hund kuscheln, jederzeit aufs Klo gehen können, Papierflieger bauen, Rennstrecken für die Lego-Autos ersinnen und mit den Plüschtieren dann den Grand Prix d’Iseo veranstalten. Doch statt sich all diesen tagesfüllenden Urlaubsbeschäftigungen hinzugeben wird man erbarmungslos aus den heimischen Gefährt geworfen, um elf (ELF!!!!) Kilometer am Ufer entlang zu latschen, dabei den armen Hund mit sich zu schleifen (bestimmt hat der auch keinen Bock), der sengenden Sonne ausgesetzt zu sein, sich die Füße blutig zu laufen und sich eine endlose und ermüdende Aneinanderreihung von Wasser, Dreck und Steinen anzuschauen. Welch Verschwendung wertvoller Lebenszeit. Welch Sakrileg, die Urlaubsentspannung dann zu stören, wenn sie am schönsten ist. Heute Vormittag, als es so herrlich regnete, war die Welt auf Stellplatz 68 noch in Ordnung. Jetzt, wo sich die Wolken verziehen kriechen die beiden Nervsäcke aus ihren Löchern und zerren den bemitleidenswerten Sohn mit sich. Gegen seinen ausdrücklichen Willen.
Das Einzige, was dann angemessen scheint ist, das Hadern mit der eigenen Situation, die Qual im Inneren nah außen zu kehren und die Verursacher des Martyriums möglich eindrücklich daran teilhaben zu lassen. Jede unannehmliche Empfindung muss nicht nur geteilt werden, es ist auch von Nöten, die Folterknechte daran zu erinnern, was sie ihrem Delinquenten und seinem ihm zustehenden Urlaubsfreuden da zumuten. Schafft man locker vier Kilometer, mit ein bisschen Anstrengung auch fünf. Irgendwann wird das Jammern dann aber doch ein wenig eintönig und all diese lustigen Eidechsen, die da auf den Mauern herumhuschen, geben eine willkommene Ablenkung ab. Was, wenn man eine davon erwischen könnte, um sie sich ganz genau anzuschauen? Naja, in der Hand halten möchte man sie nicht, vielleicht beißen die. Aber das Nachjagen macht leider höllischen Spaß, dem Hund übrigens auch.
Nach 5 Kilometern dürfen also auch wir die Wanderung ein wenig genießen. Zoey beeindruckt uns. So sehr sie Regen verabscheut, umso zäher ist sie, was Sonnenschein betrifft. Wir bieten ihr bestimmt an 6 Zwischenstopps Wasser an, braucht sie aber nicht. Munter zockelt sie auf ihren kurzen Beinchen den Weg entlang, jagt ebenso erfolglos wie Erik Eidechsen und scheint Solarenergie zu tanken.
Am Ende der Wanderung wollen wir in den Zug steigen, finden aber gerade noch rechtzeitig herum, dass es nur Schienenersatzverkehr gibt. Die Busfahrt ist dafür ein eigener Programmpunkt unserer Unterhaltung. Der Busfahrer ist die perfekte Karikatur eines italienischen Busfahrers. Hagerer Typ mit grau melierten Haaren, Sonnenbrille. Breitbeinig sitzt er auf dem Fahrerthron, immer nur eine Hand am Lenkrad, denn die andere braucht er zum Sprechen. Zoey wird mit einem volltönenden „Ciao Grigio“ begrüßt, es wird nach ihrem Namen gefragt. Wenn er könnte, würde unser Fahrer mit ihr abklatschen, so belässt er es bei einer ausladend einladenden Geste. Die Tickets, die David tapfer online erworben hat, will er nicht sehen, so sehr freut er sich schon auf die Fahrt. Und dann geht es auch schon los. Schaukelnd setzt sich der Reisebus in Bewegung, unser Mann am Steuer schafft es, mindestens den halben Bus (wird sitzen in der Mitte), wahrscheinlich auch den ganzen Bus zu unterhalten. Er trällert, pfeift, klatscht (sic!) und lacht so herrlich dreckig, als wäre er ein ausgebuffter Pizzabäcker, der dir gerade erzählt, womit er den Teig gestreckt hat. Nachdem du deine Pizza verdrückt hast. Erik bekommt es ein wenig mit der Angst zu tun, als er in einem der engen Tunnel einen Fahrgast bittet, sein Handy zum Laden anzuschließen. Der Aufgeforderte stellt sich lässig vor die große Frontscheibe und fummelt mit Kabel und Gerät. Erik atmet auf, als er wieder sitzt. Ich kralle mich ein wenig in den Sitz vor mir, aber alles geht gut. Alle in Pisogne aussteigenden Fahrgäste werden herzlich verabschiedet und schon braust er weiter.Читать далее