• Kletterkünstler

    5 août, Suisse ⋅ ☀️ 20 °C

    Heute geht es für Erik an den Berg. Die Bergsteiger-Schule in Pontresina bietet einen Kletterkurs für Kinder ab 8 und Erik ist einer der sieben Teilnehmer. Früh geht es los, früh müssen wir raus. Da es morgens knackig kalt ist und wir keine Handschuhe, Mützen oder andere winterliche Ausrüstung mitführen, brechen wir die Zelte am Stellplatz kurzzeitig ab und fahren mit dem Camper. 4 Grad über Null bietet Einiges an Fröstelpotential. Aufgeregt ist der Sohnemann, als der Kletterlehrer im Bergsteiger-Büro eintrifft. Es kommt sogar eine kleine zusätzliche Herausforderung dazu: Der Schweizer spricht auch gar schweizerisch und man muss sich arg konzentrieren alles zu verstehen. David und ich werden derweil einen Intensivkurs in Schweizer-Deutsch belegen, allerdings nur eine Vokabel lernen: Auf unserer kleinen Wanderung grüßen alle Passierenden mit einem „Grüzi-wohl!“ Wir bewältigen schwitzend (schönes Gefühl!) einige Höhenmeter, während Erik am Berg lernt, wie man die doppelte Acht knotet, hochklettert, sich wieder fachgerecht abseilt und vor allem auch die Kletterpartner absichtert (na, zum Glück wusste ich das nicht vorher).

    Am Anfang unseres Weges hoffen wir, auf der Steinbock-Promenade noch ein paar weitere Kletterkünstler zu Gesicht zu bekommen. Allerdings sehen wir von denen genauso wenig wie von Eriks neuen Fähigkeiten an der Wand. Dabei sind diese Tiere wirklich faszinierende Bewohner dieser Bergwelt. Waren die Steinböcke um 1700 hier einmal komplett ausgerottet, wurden kurzerhand Tiere aus Italien entwendet und man startete in Graubünden ein ehrgeiziges Zuchtprogramm. Heute lebt in Pontresina die größte Steinbock-Kolonie der Alpen. Die Hörner wachsen ein Leben lang und die Viecher werden bis zu 90 kg schwer. Wie sie da so elegant klettern und springen können, ist äußerst rätselhaft. Doch wir müssen uns mit dem reichhaltigen Steinbock-Dekor in Pontresina begnügen, da wir ungewollt alle Regeln der Steinbock-Sichtungen brechen. Wir sind zu früh hier, mitten im Sommer, wir haben den Hund dabei. Naja, beim nächsten Mal vielleicht.

    Zoey ist heute ein bisschen weniger wild, hüpft aber sicher den Berg hinauf und genießt mit uns oben die Aussicht. Wir sind auf 2.230 Metern Höhe und haben das Gefühl, dass der tiefblaue Himmel sich über uns wölbt, ein schönes Gefühl. Jetzt aber schnell wieder runter, immerhin tickt das Parkticket und hier versteht man keinen Spaß beim rechtswidrigen Parken. Und Erik will uns von seinem Abenteuer erzählen. Großen Spaß hatte er, ist jetzt aber auch echt kaputt. Was? Kaputt? Dann müssen David, Zoey und ich wohl alleine zur Schaukäserei, die hier in der Nähe lockt. Die catcht uns nicht so richtig, aber wir sind immerhin bestrebt, einen anderen Rückweg als den Hinweg zu finden. Aha, irgendwo da vorne über die Gleise der Bahn und dann weiter hinten gibt es eine Brücke über den Gletscherfluss. Apropos Gletscherfluss, uns fällt noch ein, dass der nette Gletscher-Mann uns erzählt hat, dass der Rhein immer auch ein bisschen Gletscherwasser enthält, vor allem, wenn er niedrig steht, ist der Anteil höher. Aufregend! Der Rückweg zieht sich dann doch etwas, am Ende haben wir 8 Kilomater auf der Uhr, der arme Hund musste heute also 15 davon gehen. Ohje, morgen dann besser ein bisschen Radelprogramm.

    Abends nutzen wir eine der Gemeinschafts-Feuerstellen und bereiten uns Kartoffeln, „komische“ Würstchen und Gemüse zu. Noch eine Annehmlichkeit dieses so herrlich gelegenen Campingplatzes, bei dem alles zu stimmen scheint: Atemberaubende Aussichten, große Plätze, alles nicht zu eng gedrängt, sondern schön in der Natur eingebettet, super Sanitär, heißes Wasser in den Duschen (außer bei David, was ein Karma), es gibt immer Hilfe, wenn man sie braucht und im kleinen Supermarkt könnte man sich bei Notfällen auch behelfen. Hier ist das Camper-Disneyland.
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