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- Day 47
- Sunday, March 9, 2025 at 3:41 PM
- ☀️ 28 °C
- Altitude: 6 m
Sri LankaRandombe Lake6°15’15” N 80°2’25” E
Ayurveda in Sri Lanka
March 9 in Sri Lanka ⋅ ☀️ 28 °C
Wir kommen am Sonntag in einem schönen, kleinen Ayurveda-Hotel direkt an einem breiten Strand an. Das Hotel wurde auf dem Gelände eines Friedhofs errichtet. Vom Pool aus kann man auf die Gräber blicken. Hoffentlich kein schlechtes Omen.
Ich hatte von Beginn an Vorbehalte gegen die Kur, sah mich 12 Tage gefangen in einem Sanatorium, umgeben von an körperlichen und psychischen Leiden siechenden Menschen bei entbehrungsreicher Kost und einem engen Anwendungsplan, der früh am Morgen beginnt und mich nicht ausschlafen lässt. So hatte ich mir unsere Traumreise nicht vorgestellt.
Nachdem die Entscheidung für die Kur gefallen ist, benenne ich sie für mich positiv um in Ayurveda-"Wellness" und nehme mir vor, der Sache eine Chance zu geben.
Ich bespreche mit einer jungen Ärztin alle meine Krankheiten, gehe um 7 Uhr und um 17 Uhr zum Yoga und zur Meditation, wir trinken literweise warmes Wasser, werden nach Dosha Pita ernährt, machen Dampfbäder in einer Art Holzsarg (Kopf guckt raus), eine Darmreinigung, Stirngüsse mit warmem Öl, müssen danach 3 Tage lang mit juckendem Kopf einen Turban tragen und schlucken beim Frühstück und Abendessen übel schmeckende Pillen und Shots. Wunderbar sind die täglichen, meisterhaft ausgeführten Massagen, die allerdings zumeist in stark nach Schimmel riechenden Behandlungsräumen stattfinden.
Mein Körper wehrt sich. Drüsen schwellen an und schmerzen. Eine schon verschwundene Brandnarbe auf dem Handrücken taucht wieder auf. Mein linkes Auge tränt, mein rechtes schwillt an. Ich bin den ganzen Tag müde und habe Kopfschmerzen, wohl vom Kaffeeentzug. Nachts liege ich stundenlang wach und leide unter Herzrhythmusstörungen. Isabell und ich haben beide eine Zeit lang Rückenschmerzen, vielleicht von der harten Matratze in unserem neuen Zimmer, nachdem wir das erste wegen Schimmelgeruchs verlassen haben, vielleicht von mangelnder Bewegung oder überforderndem Yoga. Physischer Hospitalismus?
Die schöne Umgebung (nein, nicht der Friedhof) können wir wenig genießen. An den 4 Tagen der Darmreinigung und der Stirngüsse dürfen wir nicht in die Sonne und in den Pool. Am vor der Haustür gelegenen Meer sind die Brandung zum Baden zu stark und die Strömung zu gefährlich. Spaziergänge allein am feinsandigen Strand sind heikel, weil man in unangenehmer Weise von einheimischen Männern angesprochen wird. Das Hotelgelände wird nachts in Flutlicht getaucht, um Bösewichte abzuschrecken. Die Auffahrt zum Resort ist mit einem schweren Rolltor versperrt, das von Securitymännern bewacht wird. Bei einem Ausflug notiert sich die Security die Personaldaten und das Kennzeichen des Taxifahrers. Sicherheit scheint hier ein Thema zu sein.
Konträr zu diesen negativen Aspekten stellt sich alles andere unseres Aufenthalts dar. Das Essen im Hotel ist phantastisch. Noch nie habe ich so guten Fisch gegessen. Alles ist liebevoll angerichtet, schmeckt großartig und wird individuell serviert. Essenszeiten finden nicht statt, jeder isst, wann er mag. Das Personal ist unfassbar aufmerksam und freundlich. Ein Blick in die liebevollen und strahlenden Augen der Mitarbeitenden und ihr herzliches Lächeln erfüllen uns mit einer tiefen Wärme. Alle Wünsche werden umgehend erfüllt, ein "Geht nicht" gibt es nicht. Wir kommen uns wirklich vor wie prominente Politiker oder Fußballstars, so werden wir hier behandelt.
Die Anlage ist klein, max. 24 Gäste, wir sind momentan 12. Angenehme, überwiegend Damen mittleren Alters, die sich verwöhnen lassen und gesund erholen wollen. Fast alle aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz, so dass täglich gepflegte Konversation auf deutsch betrieben wird. Eine 70jährige Inderin namens Ina, die als Journalistin und Ärztin zur Weltbürgerin wurde, fasziniert uns mit ihren - auf Nachfrage - erzählten Geschichten, alternativ-medizinischen Ratschlägen und Beschreibungen von Indien/Sri Lanka und dem Leben hier. Wir bekommen ein völlig neues Bild von diesen Ländern. Indien ist reich, Weltmacht und unterschätztes Weltzentrum digitaler Technik. In den Familien der Mittelschicht, zu der Inas Angaben nach die Mehrheit der indischen Bevölkerung zählt, ist es üblich, neben einem Gärtner, einer Nanny, einem Fahrer und einer Haushälterin auch einen Koch zu haben. Ina hat sogar zwei. Wer hätte das gedacht..... Die Angestellten können nach dieser Rechnung wohl keine Inder sein.
Unser Zimmer ist groß, mit offenem Bad und riesiger Dusche, außerdem einem zum Meer gewandten Balkon. Tag und Nacht werden wir begleitet vom Rauschen und Donnern der meist tosenden Brandung. Besonders große Brecher lassen das Gebäude leicht vibrieren. Wir blicken nach den Anwendungen von der Gartenliege am Pool auf den türkisblauen Ozean und genießen die ruhige Atmosphäre der kleinen Unterkunft und die plätschernde Klaviermusik im Hintergrund. Zum Abend hin werden Räucherstäbchen angezündet Beruhigende Meditationsklänge verlangsamen Puls und Gedanken.
Zwei Mal in der Woche erscheint der Abt eines nahegelegenen Klosters und gibt Meditationsunterricht. Wir sind gefesselt von diesem freundlichen, friedvollen Menschen mit seinen humorvollen, weisen Anleitungen zu einem glücklichen Leben.
In den 12 Tagen hier machen wir eine Bootstour mit unseren 3 fröhlichen Tischnachbarinnen sowie auf eigene Faust Fahrten ins nahegelegene Ambalangoda und nach Galle, einem hübschen, sehr touristischen Städtchen, das ca. eine Autostunde entfernt ist. Für die Fahrt buchen wir ein Uber. Nach etwa 3 Kilometern hält der Fahrer mitten in der Wallachei an und erklärt uns, wir müssten jetzt aussteigen, wenn wir ihn nicht auch für die Rückfahrt buchen. Das haben wir noch nie erlebt. Das Problem haben wir dann auf unsere Weise gelöst.
Für eine Elefantensafari, die wir zu gerne gemacht hätten, sind wir zu weit westlich. Die vielen Stunden Fahrt zu den Nationalparks Yala, Udawalawe oder nach Sigiriya zum Lion Rock schrecken uns ab. Stattdessen besuchen wir mit unserer spirituellen Ina den Tempel "unseres" Mönches und bekommen eine schöne Führung.
Langsam wird das Wetter schlechter, die Regenzeit, die ab Mitte April einsetzt, kündigt sich an. Zeit für uns weiterzuziehen. Wir haben uns entschlossen, den Kontinent zu wechseln und Asien hinter uns zu lassen. Heute fliegen wir über Indien nach Mauritius.Read more






















