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  • Day 28–31

    Defekter Anlasser

    April 3 in France ⋅ ⛅ 12 °C

    Mittlerweile sind wir seit drei Tagen in Le Grau du Roi am Mittelmeer und können uns nach wie vor nicht ohne Hilfe fortbewegen. Das ist seit Freiburg so, wie der Techniker vom Adac meint, der den Bus einige Meter anschleppte, weil der Anlasser defekt ist.

    Auf der Fahrt hierher hat sich der Vorgang wiederholt, sodass wir in drei Tagen am Mittelmeer ankommen. Und ausgiebig die Ruhe genießen auf dem Parkplatz an der Durchgangsstrasse. Und das Meer, den schmalen Strand, die blauen Wellen, die auch silbergrau in der untergehenden Sonne wirken können, die großen Wintermöwen, die mit den wärmsten Momenten am Nachmittag unter der Sonne weit fliegen.

    Hilde ist wieder glücklich. Aufgeregt als würde sie das Wasser riechen, zieht sie uns an den Strand, tobt sich müde, bis ihr einfällt, das Meer salzig ist. Sie hat sich schnell umgestellt, obwohl das Leben im Bus nicht nur enger geworden ist, sondern es auch zwei Hände mehr zum Streicheln gibt.

    Allerdings reden diese Menschen für ihren Geschmack viel zu viel, da verdrückt sie sich lieber auf den verwaisten Fahrersitz. Wie bei der Reise mit der Enkeltochter im letzten Jahr gibt es allerdings Bewegung im Rudelgerangel, denn Hilde lässt es wieder auf einen kleinen Machtkampf mit mir ankommen, der sich kurz und knapp regelt. Danach zieht sich die kleine Kämpferin in ihre Ecke zurück, um ihre Federn zu glätten.

    Zwei unruhige Tage, dann haben sich die Wogen entspannt zwischen Hund und Mensch, die Harmonie im blauen Bus wieder hergestellt, wobei wir Menschen natürlich wissen, dass Wünschen nicht immer sich ohne Probleme in Haben und Machen umstellen lässt. Denn immerhin hat jeder von uns lange alleine gelebt. Und was sich dort als persönliche Stärke manifestiert hat, kommt beim Zusammenleben im blauen Bus erstmal unter die Räder.

    Die sich allerdings nicht einfach so bewegen lassen, dass wir weiterfahren können. So müssen wir es lernen auszuhalten.

    Bevor wir nach Freiburg gefahren sind, kamen wir von Donaueschingen über Rottweil nach Waldkirch. Haben nette Menschen unterwegs getroffen, ruhige Spaziergänge genießen können, viel Regen, der den Sonnenschein zu besonderen Einsätzen treibt, wilde Farben an den Himmel zu werfen.

    In Gray treffen wir Astrid und Norbert, die auf dem Rückweg von Sizilien unsere Wege kreuzen. Am nächsten Morgen in Eyzin-Pinet schleppen uns zwei Belgier an, die auf Korsika wandern wollen.

    Die Landschaft verändert sich, die Farben intensivieren sich, die Luft wird weicher, die Häuser südländischer. Die Rhone arbeitet wie ein Meer, die Kraftwerke an ihren Ufern erschrecken mich jedes Mal. Erste Flamingos im Sonnenuntergang auf glitzernden Seen.

    Abendspaziergang im strömenden Regen, der uns bis zur Haut aufweicht, dass der Bus tagelang zur Bodenkammer wird, bis alles wieder trocken ist. Die Bilder ziehen einen Bogen über tausend Kilometer und neun Tage. Und kaum sind die Worte geschrieben, beginnt es wieder zu regnen.
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