• Tunnel

    7–8 lip 2024, Norwegia ⋅ ☁️ 10 °C

    DAY10 TOUR DE EUROPE
    (Fahrtstrecke 115 km)

    Åndalnes - Ijsfjorden - Klungnes - Åfarnes - Mittet - Myklebostad - Vistdalsheia - Eresfjord

    Ernüchterung. Kurz hinter Åndalnes kommt ein Tunnelschild, 6,6 km durch eine dunkle Röhre, einspurig mit Gegenverkehr. Das schaff ich nicht. Aber der Trollstigen ist gesperrt, ich müsste einen riesigen Umweg fahren. Du kannst das. Jetzt mit dem Motorradfahrer, häng dich dran. Kurz vor dem dunklen Loch im Fels kann ich auf einen kleinen Notparkplatz abbiegen. Schnappatmung, mir ist schwindelig, mein Blutdruck ist in die Höhe geschnellt.

    Keine Chance. Noch bevor die Tour richtig angefangen hat, ist sie schon zuende. Wie immer bin ich nicht vorbereitet, sonst hätte ich das natürlich wissen können. Aber so reise ich halt nicht. Wenn es also nicht in den Süden gehen kann, bleibt nur der Norden. Auch ein Umweg über Mølde würde am kilometerlangen Unterwassertunnel scheitern.

    Als einziger Ausweg bleibt der Weg nach Trondheim/Bodø, den ich aufgrund der weiten Strecke nicht in Erwägung gezogen hatte. Und als ich mich entschlossen habe, klart der Himmel auf und beschenkt mich rund um den Romsdalfjord mit tollen Anblicken. Ein Friedhof im weißen Holzgewand über dem Wasser. Der Ort Klungnes, schräg links von der L64, fast drei Kilometer zum Wasser hin, von dem die Hauptstraße gerade weggefahren ist.

    Am Fährhafen von Åfarnes kommt gerade ein Schiff an, wir fahren weiter am Langfjorden entlang auf schmaler Straße bis Myklebostad, wo der steile Aufstieg zur Höhe auf einem halben Tausender beginnt.

    Bergab finden sich bunte Fahrräder in einem lockeren Anklang zur großen Tour, die gerade in Frankreich unterwegs ist. Dann der Ort Eresfjord am gleichnamigen Wasser, wo an einem kleinen Parkplatz ein deutscher Camper steht. Nein, sie haben nichts dagegen, wenn wir uns dazugesellen.

    Sie haben erfolgreich geangelt, wir gönnen uns ein gutes Gespräch, der Sonnenschein gibt sein Bestes. Der Platz nahe der Straße trägt in seinen stillen Phasen ein ständiges Plätschern vom Wasser, das die vielleicht zehn Meter hohe zerklüftete Felswand hinunterläuft.

    Ein Sonnenuntergang vom Feinsten, genau in meinem Blick, die farbigen Wolkenformationen spielen in ihrer Unterschiedlichkeit ebenso mit, wie das gekräuselte Wasser des Fjords, das vom leichten Wind bewegt wird. Die Wälder um die Wasserfälle am gegenüberliegenden Berg leuchten hellgrün gestreift, auf den Bildern wie unscharf, gemalt.

    Goldgelb der Fjord zur Sonne hin, dunkelgrün von ihr weg. Wolken senken sich in farbigen Abstufungen über den Ort mit dem gleichen Namen. Fetzen von Blau. Und die Welt hält den Atem an.
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