• Der 90.ste Geburtstag

    14 июля 2024 г., Норвегия ⋅ ⛅ 18 °C

    DAY 17 TOUR DE EUROPE
    (Fahrtstrecke 49 km)

    Steine - Abelvaer - Steine - Varøyvegen 721, 7944 Nærøysund - Kühlwasser läuft aus - Transport mit dem Abschleppfahrzeug - Rørvik

    Es ist Samstag. Ferienzeit in Norwegen. Die Hälfte der Mechaniker in den Werkstätten sind im Urlaub. Gerade die heißesten Tagen hier auf den Inseln. Sonntag sollen 25°C im Schatten werden. Zum Glück weht ein kühler Wind. Aber die Schattenplätze bei einer Rundum-Beleuchtung sind rar.

    Das Schwierigste für mich ist, die Spannung zu halten. Routine. Die tägliche Gestaltung unseres Lebens. Versuchen die Gedanken auszuschalten. Zumindest das Gefühl des "Ausgeliefert sein" zu unterdrücken. Mich nicht mit eigenen Mitteln fortbewegen können, von der Hilfe anderer Menschen abhängig zu sein. Und dies auch nicht selbst beeinflussen können.

    Ein altes Trauma, dem ich schon sehr nahe komme, wobei ich eher denke, es in der Vergangenheit zu lassen. Mich lieber der Gegenwart zu stellen. Am Abend will ich nur schlafen, der Morgen weckt mich mit Rücken. Zu lange gelegen. Wir gehen spazieren. Am blauen Meer entlang. Hilde will mehr. Noch ne Runde. Und dank bringen wir den Müll zusammen weg.

    Denn nebenan ist ein großes, modernes Haus mit einer offenen Müllanlage. Hinten raus blicken die Menschen über den Fjord, nach vorne auf die gegenüberliegende, zum Teil bebaumte Felswand, auf der kleine Häuser stehen. Ob die Menschen dort noch ihre frühere Fernsicht haben.

    Wir stehen vor Containern. Oder daneben. Wie grade der Sonnenstand ist. Kurz fahren geht noch. Trotz des bisschen Schatten läuft der kleine Ventilator viel, das Solar auf dem Dach arbeitet gut. Und am Montag arbeiten sie wieder in der Werkstatt. Ein Wochenende in Rørvik, das die durchschnittlichen Tageskilometer deutlich niedriger macht.

    Vielleicht war es ein Nagetier, vielleicht die ziemlich hohen und schlecht gebauten Schwellen in Abelvaer, wo wir eigentlich zum Leuchtturm fahren wollten, und am Privatweg umdrehen mussten.

    Privat. Meins, meins, meins. Nein, nein, nein. Das ist mir früher nicht so aufgefallen. Aber es wird mehr. Verständlich angesichts der Touristenströme, die viele Länder überschwemmen. Wobei es vielleicht eher am gegenseitigen Respekt liegt. Oder negativ gesehen, an der wachsenden Übergriffigkeit.

    An diesem eigentlich schönen, aber zusammenbrechenden Haus, neben dem ein Weg zu einer Sehenswürdigkeit führt, bleibe ich stehen. Zuerst fällt mir die Schönheit der Blumen auf, dann das eingefallen Dach. Ein Stück die Straße hinauf der Friedhof, ein Vielzahl von Gräbern. Ganz anders als in Skage, wo eine große Wiesenfläche eigentlich zum Spielen eingeladen hat. Dachte zumindest Hilde.

    Dann parken wir im Schatten von Bäumen, ich schreibe meine Geschichte, die Sonne wandern vor uns, die passierenden Radfahrer höre ich lange vorher, auch den, der alleine fährt. Wir fahren weiter. An der Ecke ist Coop, wir biegen links ab.

    Kurz danach klappert es im Motorraum, das Kühlwasser läuft aus, eine norwegische Familie hält an, sehr hilfsbereit kümmern sie sich um uns, machen uns Mut, fahren weg. Ich kann an die Seite fahren unter den schattigen Schutz hoher Tannen im Eingang zu einem roten Haus, dessen Bewohner grade nicht da sind.

    Langes, freundliches Telefonat mit dem Callcenter des Adac. Die junge Frau arbeitet im Homeoffice, blickt übers adriatische Meer vor der Küste von Kroatien, wo sie lebt. Vielleicht kommen wir eines Tages mal dort auf unserer Route vorbei. Es soll sehr schön sein.

    Der Fahrer des Abschleppfahrzeugs fährt amerikanische Chevrolets. Das sei sein Hobby. Er nimmt uns quasi Huckepack, fährt die Kurven vorsichtig. Dann geht es über die Bogenbrücke auf die Insel, die nicht mehr zum Festland gehört, also gar nicht auf unserer Route gelegen hätte.

    Wir sind angekommen. Nahe dem blauen Fjord. Haben eine ruhige Nacht gehabt. Und jetzt einen neuen Tag. Waren schön spazieren, haben gut gefrühstückt, sind beide ein bisschen müde.
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