• Nebel

    23.–24. heinäk. 2024, Norja ⋅ 🌫 15 °C

    DAY 26 TOUR DE EUROPE (Fahrtstrecke 114 km)

    Tjøtta - Sandnessjoen - Leland - Levang - Fähre - Nesna - Rasteplass Storskogen

    Wir haben Maude kennengelernt und Josef aus Tschechien, der mit Freunden per Rad Skandinavien bereist, und in Deutschland die EM-Spiele seines Landes besucht hat. Hierher kommt er kurz vom Berg runter gefahren, um sich im blauen See zu baden. Erfrischt kommen wir ins Gespräch übers Leben und Reisen, bevor er wieder zurückfährt.

    Maude parkt neben uns mit ihrem Camper. Sie kommt aus Belgien, eine junge Frau, die genug gespart hat, um sich eine lange Reise zu gönnen. Wir erzählen miteinander über unsere Träume, während das alte, aufdringliche Mutterschaf mit ihren fast erwachsenen Zwillingen auch unseren Platz erobert.

    Weiter oben war ich schon auf einem Parkplatz mit Deutschen ins Gespräch gekommen, als die Drei ganz dreist um die Fahrzeuge streifen. Während alle anderen Schafe hier oben sich fern vom Menschen halten, sind diese richtig aufdringlich. Was ist passiert? Es muss doch einen Grund geben, dass sie sich an den Tischen vor den Campern bedienen, in einer solchen Weise aggressiv wirken, dass ich mich lieber zurückziehe. Zumal Hilde in völliger Aufregung ist.

    Seit den Tagen auf der 17 ist sie richtig gestresst. Diese ständige Nähe von Menschen, Fahrzeugen, und anderen Hunde, das lange Warten in der heißen Sonne an Fährhäfen, vielleicht auch meine Unruhe nimmt sie extrem nah auf. Ich denke und plane viel an unserer Route, um rüber nach Schweden zu kommen und gleichzeitig die langen Tunnel zu vermeiden. Denn immer noch müssen Gebirge überwunden werden, und nicht jede alte Passstraße ist noch offen.

    Gleichzeitig ist der freie Zugang zu Spazierwegen so eingeschränkt, dass Hilde nicht den nötigen Auslauf mit mir hat. Das habe ich wirklich falsch eingeschätzt. Wir stehen noch lange in Tjøtta, gehen runter zum Wasser, das aber mittlerweile den kleinen Strand verschluckt hat, sodass nur noch eine Steinlandschaft bleibt.

    Wasser und Müll, zurück am Fährhafen können wir alles erledigen, schauen uns die alte Kirche auf dem Berg an. Sandnessjoen liegt auf Inseln, die von einer großen Brücke überspannt ist. Geringe (4m/sec) Windgeschwindigkeit ermöglicht eine ruhige Überquerung. Das war 2017 im Oktober ganz anders. Die 17 ist stark befahren. Zwischen den Fährorten liegen fast 70 km. Da gibt es genug ortsansässigen Verkehr, nicht nur dem Schwung Reisender, der von A nach B fährt.

    Ich bin lustlos. Ein paar hohe, schöne Berggipfel. Hellblaue, weite Wasserflächen. Wenig klare Bilder wie in den letzten Tagen. Vielleicht liegt es an mir, das die Landschaft verschwimmt. An der Fähre müssen wir eine Stunde in der brütenden Hitze von 26 Grad im Schatten warten, das wenige Grün wird von allen Hunden belaufen, zum Wasser kommt aufgrund der Felsen keiner.

    Erst als wir uns dem Schlafplatz nähern, nimmt die grüne Bergwelt mich wieder gefangen. Wasserfälle, Wälder, tief in den Fjorden das Meer, in dem sich die Sonne vervielfältigt. In der Nacht beginnt es zu regnen, dunkle Wolken ziehen übers Land von Osten her, während sich helle Wolken niedrig am Berghang entlang schleichen wie Nebel. Die Luft ist kalt und feucht, riecht durchdrungen von Abgasen und Windböen. Noch ein Fetzen Blau hoch über mir. Glockengeläut vom Hang gegenüber, die aufdringliche Familie hat sich getrollt. Mitten in der Nacht hat Hilde gebellt, zwei Schaffamilien passieren den Raum zwischen den Campern von Maud und uns, es ist zwei Uhr morgens, nicht fern vom Sonnenaufgang.

    Wir machen einen langen Spaziergang an der wenig befahrenen Straße entlang, erkunden beide Seiten vom Parkplatz ausgiebig. Dann gibt es Frühstück um neun Uhr, während die Fenster bei Maud noch lange verhängt sind. Als beim Frühstück rausschaue, sind die Berge verschwunden, und eine kalte, neblige Wolkenmasse legt sich übers Land. Radfahrer werden zu schemenhaften Wesen, die den Verkehr lahmlegen.

    Zwischen den Krüppelkiefern, deren Äste wie wild sich bewegen, wächst das Gras hoch, wo die Trittspuren der Schafe es nicht geknickt haben. Vielleicht wäre es jetzt Zeit für einen Elch, den Troll, oder eine Fee, ich könnte mir das gut vorstellen.
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