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- Dzień 42–43
- 7 sierpnia 2024 11:24 - 8 sierpnia 2024
- 1 noc
- ☁️ 19 °C
- Wysokość: 29 m
NorwegiaKjerkemyr58°9’17” N 8°11’1” E
Lena

DAY 41 A JOURNEY ALONG
THE COASTLINE OF EUROPE
(Fahrtstrecke 158 km)
Såmun - Mandal - Tregde - Ålo - Ausvika - Lunde - Tangvall - Langenes - Vågsbygd - Kristiansand - Ålefjær - Vennesla - Ålefjær - Kjevik - Hånes - Kristiansand
Für Hilde sind Begegnungen oft unerträglich, weil sie diesen kurzlebigen Charakter des Kommen und Gehens haben, sodass ich gestern schon überlegt habe, einfach die Tour abzubrechen und mich ins Hinterland abzusetzen.
Denn wenn du dich von Westen her der Fährstadt Kristiansand näherst, gibt es zwei Arten von Reisenden, die kommen oder die gehen. Die einen voller Neugier auf ein unbekanntes Land, das es ihnen gestattet, es sich anzuschauen. Die anderen mit dieser - woher auch immer - mitteleuropäischen Arroganz, des Besitzergreifens anstelle eines Gastverständnisses.
Und es gibt die Rückkehrer voller Dankbarkeit und Demut, aber auch die, die das Land Norwegen nicht verstanden haben, die einsam geblieben sind, voller Heimweh stecken, obwohl sie doch erst vor einer Woche weggefahren sind. Es gibt natürlich eine Bandbreite mehr an Empfindungen zum Land, und besonders erschrecken mich neben den Arroganten die Versteckten.
Wir mögen keine Menschen, wir lieben die Einsamkeit, den Abstand zu anderen, die Nähe zur Natur. Die fahren alle eines Tages zurück und dann...Verstecken sie sich den Winter über in der Grausamkeit mitmenschlicher Nähe.
Ich sollte aufhören, mit den Menschen zu reden, das wäre besser für Hilde, die das Abschiednehmen nicht gut ertragen kann. Wobei das an einem Abendspaziergang auf dem Schlafplatz wohl keine Rolle spielt, da spazieren wir einfach weiter. Aber selbst wenn ich die Kontakte meiden würde, dann kommen die Menschen auf uns zu.
Sie habe das Auto anhalten müssen, weil es komische Geräusche macht, da habe sie uns gesehen, als wir auf der anderen Straßenseite spazieren gegangen sind. Erzählt Lena aus Norwegen, Mutter, Hunde- und Pferdebesitzerin, verheiratet, auf dem Weg die Mitte der Vierziger zu überschreiten.
Sie habe uns zuschauen müssen, und wollte uns unbedingt kennenlernen. Warum. Ein alter Mann, beleibt, mit Bandagen um die Knie, Stützstrümpfen, ein ausgewaschenes T-Shirt, Wanderschuhen, weiße, zottelige Haare, fern einer Frisur. Und ein Hund, der aus irgendeinem Grund seit einigen Monaten haart, nach Mäusen buddelt, ziellos herumstrolcht.
Sie weiß es nicht, aber es hat ihr gut getan, sie war niedergeschlagen, hört Johnny Cash, der singt, man müsse hart bleiben. Aber sie ist weich, in ihrer Seele, ihrem Herzen, ihrem Gesicht. Es hat ihr gut getan, uns zu sehen, mit uns (das ist keine Floskel) zu sprechen. Wir nehmen Abschied voneinander und sind traurig, woher kommen solche Gefühle.
Lena lächelt und ist froh, sie will ein Bild von mir machen, es ihrer Freundin zeigen, die sie gleich treffen wird. Hilde hat sie ja schon auf dem Sticker als Erinnerung. Wir sind an der Küste entlang gefahren, dort wo der Radweg Nummer 1 seinen Weg nimmt, und wir ein niederländischer Ehepaar Mitte Sechzig getroffen haben, die fast 10 Wochen in Norwegen gereist sind.
Später begegnen uns noch zwei junge Berliner Schüler aus der Gegenrichtung, 16,17 Jahre alt, die Freundin hängt weit zurück, seine Haare sind lang, verwirrt und verschwitzt. Stavanger sehen und nicht sterben, einfach nur zurückfahren. Neugierig sein. Sie wollen weiter als Mandal, wo es ein Guesthouse mit Wasser und Waschmaschine gibt.
Da kommen wir her, dort ist das Foto entstanden, das alte weiße Haus mit dem grauen Sockel und dem Bild von einem Abend am Meer. Die erste größere Stadt von Kristiansand entfernt, wohin es die geschafft haben, die weggehen wollten, und die geblieben sind, die nicht weggehen konnten. Ein Mix aus arm und reich, der sich nicht unbedingt in der Hautfarbe zeigt, aber dennoch offensichtlich ist, mich erschreckt.
Dann sind wir auf der Küstenstrasse. Rechts Wasser und Boote, links Häuser und Felsen. Dazwischen Mülleimer und Briefkästen, entgegengekommende Radfahrer, ein Tanklastzug, die Müllabfuhr. Die Boote im Wasser mit den Masten hoch aufragend, den schicken Motorbooten, dazwischen, oder ist es die Mehrzahl, die einfachen Boote, offenes Deck, hochgeklappter Motor, zwei Ruder, eine Sitzbank, der obligatorische Eimer zum Wasser schöpfen.
Die Häuser spiegeln die Boote wieder. Oder ist es umgekehrt. Lehmweg dort wo es zum Lands End geht. Heute bin ich nicht mutig genug, drehe vorzeitig in Einfahrten, auf schmalen Straßen. Dann die große Stadt, das riesige Schiff de4 Color - Line unterhalb der Straße, eine Phalanx aus Eisenbahnschienen eingerahmt von Glasfassadenhäusern, die es fast zur Hochstrasse geschafft haben.
Einmal den Fjord umkreist und in Vennesla gegenüber vom Bahnhof bei YX Wasser getankt, um die Wäsche zu reinigen, damit sie trocknen kann, obwohl es in der Stadt grau und regnerisch ist, der Dieselpreis bis auf 17,19 Nok gesunken ist. Aber ich will heute nicht für 1,45 Euro tanken, manchmal bin ich einfach nur blöd.
Parkplatz am Wald, zum ersten Mal seit langem Lichter einer Stadt in der Nacht. Wir gehen spät schlafen, noch um ein Uhr morgens bellt Hilde das Fahrzeug an, das wohl von der Mitternachtsfähre gekommen ist. Um halb fünf fährt der Nachbar los, zwei Stunden später legt endlich das Schiff ab, das ihn nachhause bringt, zu seiner Familie, auf die er sich sehr freut. Nach einer einsamen Woche in Norwegen.
Wir fahren weiter. Zurück zur Küste. Nach Osten, wo wohl Oslo herkommt, und wohin weniger Reisende unterwegs sein dürften. An einem grauen Morgen, kurz vor meinem damaligen Hochzeitstag, der nicht erst mit der Scheidung ein Ende gefunden hat, aber mit dem Einzug der Tochter uns abhanden kam, die just dann Geburtstag hat. Ein Achterkind sozusagen, die jetzt schon 36 wird. Wie die Zeit vergeht.
Nicht wahr, Hilde, ich weiß noch genau, wie du in unser Leben getreten, just an jenem Tag, an dem wir früher einen Kindergeburtstag gefeiert haben. Aber das findet alles erst Morgen statt. Czytaj więcej