• Hofgeismar

    19.–20. syysk. 2024, Saksa ⋅ ☀️ 18 °C

    3.006 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 237 km/ Gesamt 364.447 km /Ø121,23 km)

    18.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    Sälber Tor
    34369 Hofgeismar
    Deutschland

    Morgens in Hofgeismar sind schon früh um kurz nach 6 Uhr nicht nur die Hundebesitzer unterwegs. Wir nähern uns der Winterjackenzeit, obwohl 12 Grad und angekündigter Sonnenschein eher dagegen sprechen. Aber vermutlich ist mein Wärmeempfinden nicht einfach übertragbar.

    Ein paar Tage in Braunschweig, ein halber in Bad Lauterberg, um den Kardiologentermin wahrzunehmen. Der ist ganz freundlich und meint fröhlich, dass ich auf jeden Fall weiter im Bus leben kann und reisen darf. Das Herz ist gut im Rhythmus, es braucht einige Medikamente zur weiteren Stabilisierung, damit auch das Vorhofflimmern, dessen Auslöser wohl mein Stress sei, unterdrückt werden könnte.

    Gemäß dem alten Folksong wandele ich mich zu "A man of constant sorrow". Ein ängstlicher Mensch, was die Sorge um meine persönliche Umgebung und um mich angeht.

    Bis zur lebensbedrohlichen Situation 2019 in Schottland hätte ich so gelebt, als könnte mir nichts geschehen, hat letztens jemand gesagt. Was vermutlich auch stimmt, obwohl ich vorher schon Unfälle hatte, die tödlich hätten enden können. Und so cool wie ich vielleicht nach außen wirke, bin ich nach innen nicht. Da geht mir vieles sehr nah.

    Daran muss ich jetzt arbeiten, um sozusagen den Ball flach zu halten, nicht in Stresssituationen zu kommen. Im Moment sehe ich da noch kein Land, arbeite mich erst einmal wieder dahin, eine Wohlfühlatmosphäre um uns zu schaffen. In den letzten Wochen, vielleicht Monaten, habe ich meine äußeren Ordnungen vernachlässigt, sodass die inneren Abläufe irgendwie hinterhergehinkt sind, mein ganzes Lebenssystem zu schwanken drohte.

    In den letzten Tagen lichtet sich das Chaos, und dabei sind auch die schönen Bilder von Hilde entstanden. Die Atmosphäre im Bus entspannt sich, das Leben tut uns gut. Ich sehe wieder Licht am Horizont. Und mein inneres Wohlbefinden überträgt sich auf Hilde.

    Gott beschenkt uns mit lieben Menschen und wunderschönen Tagen voller Licht und Strahlkraft. Das Grün der Natur ist heilsam für die Seele, die Träume finden einen Widerhall.

    Am Morgen begegnen wir einem Ehepaar mit einem jungen Hund. Sie haben uns von Visselhövede erkannt, ich freue mich sehr, dass Hilde das erste Mal seit einer Woche einen Hund freundlich begrüßt, die beiden spielen sogar ein bisschen. Kurz vorher begegnet mir ein Camper, der vom Tod seines Hundes immer wieder überwältigt wird. Er sei jetzt ganz alleine, versucht aber, die alten Wege für sich aufrecht zu erhalten.

    Ich kann das gut verstehen. Man will niemanden auf den Geist gehen, muss aber darüber reden, damit man nicht verrückt wird. Fast wird man süchtig auf Hundebegegnungen, weil man glaubt, die Besitzer würden einem besser verstehen, die Begegnung mit den fremden Hund könnte das Verlorene ein wenig zurückbringen.

    Schon gestern abend sind wir eine große Runde gelaufen, bei der wir heute morgen 45 Minuten unterwegs waren, ohne dass ich nach Luft schnappen musste. Nur die Hüfte hat ein bisschen gezwickt, ist ja vielleicht ein gutes Zeichen von Lebendigkeit.

    Neben uns hat Jupp übernachtet. Er fährt manchmal ein paar Tage los, um mit dem Rad unterwegs zu sein. Dann würde die Frau die Schafe versorgen. Auch er ist in Rente, im Gegensatz zu seinem Nebenerwerbshof, den er schon dreißig Jahre betreibt, und ihm auch heute noch Freude bereitet.

    Er hat ein sehr ruhiges, bedächtiges Wesen. Westfälische Entspannung vielleicht, die das Schäferleben noch unterstützt. Hilde jedenfalls meint, das er gut genug riecht, um mit ihrem Papa reden zu können, ohne dass sie das genau beobachten muss.

    Die Sonne scheint, aber die Luft wirkt schon seit gestern merkwürdig durchsichtig, wie feiner Nebel, der aus dem Tal hochzieht. Das macht den Schein der Sonne etwas milchig, während der Mond sich aus seiner leidenschaftlichen Fülle langsam verabschiedet.

    Heute geht die Zeit langsam mit uns um, das tut uns gut.
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