• Waldbröl

    26–27 Sep 2024, Jerman ⋅ ☁️ 16 °C

    3.013 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 148 km/ Gesamt 365.460 km /Ø121,29 km)

    25.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    51545 Waldbröl
    Deutschland

    Im Regen gibt es nicht viel zu fotografieren. Vor dem Fenster laufen schemenhaft kleine Menschen mit großem Gepäck beschirmt und bejackt an den wartenden Fahrzeugen vorbei, die an der Ampel der Baustelle halten müssen. Ab sieben Uhr wird es lichter, meine kleine Kerze ist gelöscht, nur das Weihnachtsgeschenk vom Enkelzwerg leuchtet.

    Heute habe ich mir zum ersten Mal seit der Wende eine Kanne Chai Latte gemacht. Das hat so ein Ankommensgefühl in meinem neuen Leben ohne Kaffee, Wein und Cola. Bisher waren die Morgende zerrissen von Frage, was trinke ich jetzt, und Tee mag ich morgens nicht.

    Aber heute war es selbstverständlich. Darüber bin ich froh. Die Thermoskanne ist ein Geschenk meines Sohnes, und ich brauche solche Rituale. Auf Reisen sprengt sich der Rahmen Leben leicht durch äußere Umstände, die uns verunsichern. Nicht nur im Traum, sondern gerade auch durch meine Gedanken, durch innere Missstände, die, wie ein Steinwurf im Wasser, immer größere Kreise ziehen.

    Vier Camper auf dem Platz. Einer will nach Norwegen, der andere hat eine Freundin im Ort, der neben mir wohnt sogar hier. Nur in der Mitte steht eine nette Frau aus Köln, sagt Jens im Regen, und erzählt von seinen Träumen und der Realität. Das ist immer ein Mix auf Reisen. Wie viele Geschichten habe ich schon gehört.

    Früher waren wir unterwegs, weil das Leben im eigenen Land nicht mehr gut gegangen ist. Heute sind viele auf Reisen, weil sie es mit sich nicht mehr gut aushalten können, weil sie eine Sehnsucht von Ferne in sich tragen. Aber jeder hat Träume, Wünsche, Vorstellungen in sich von dem, was auf ihn wartet. Und von der Heimat. Was werden könnte wenn. Oder so.

    In Deutschland im Herbst zu reisen, das ist nicht so einfach. Auch wenn ich froh bin, dass es überhaupt geht. Die Nacht ist ruhig, ich wache drei, viermal auf. Immer regnet es. Stetig. Beständig. Dauerhaft.

    Der Morgen ist grau verhangen, im blauen Bus ist es licht. Laub auf den Steinen, einige parkende Autos. Aber wenn wir rausgehen, werden wir den rauschenden Bach hören. Sein Lauf ist angeschwollen, hoch am Uferrand reißt er die Erde, Wurzeln, Gras mit sich. Lebensgefahr heute, und später wieder fast ein Rinnsal, aus dem die Tiere Wasser trinken.

    Landschaftlich ein Traum, eine Berg- und Talbahn, kurvenreich, Wald und Wiesen verliebt. Unna, Finnentrop, Waldbröl. Zwischen Westerwald, dem Bergischen Land, und der siegerländischen Seenplatte. Unsere Eckpunkte bilden Sorpesee und Biggetalsperre, weiter westlich der Rhein. Südlich von hier bin ich zur Schule gegangen. Und in Lüdenscheid habe ich gewohnt.

    Und obwohl ich ungern hier bin, führt mich mein Weg immer mal wieder hier vorbei. Wie die alte Leier, die der Bettler spielt, bis die Sehnsucht ihn vertreibt. Ach ja, das Leben ist ein seltsames Spiel. Ein Gedanke, der mich zu Connie Francis treiben lässt, und mich erfreut zu sehen, dass sie noch lebt.

    Wer wohl von den Freunden von früher sonst noch leben mag. Das frage ich mich manchmal. Und ob sie ihre Träume verwirklichen konnten. Manchmal ist es schon gut, wenn man gegen die täglichen Anforderungen bestehen kann, seinen Geist frei hält von den Verwirrungen und Irrwegen.

    This is my daily job. Und mit Hilde spazieren zu gehen, deren Wunde Fortschritte macht. Wünsche Dir einen guten Tag!
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