• Homberg/Ohm

    27.–28. sep. 2024, Tyskland ⋅ ☁️ 14 °C

    3.014 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 154 km/ Gesamt 365.614 km /Ø121,30 km)

    26.09.2024
    Wohnmobilstellplatz
    35315 Homberg/Ohm
    Deutschland

    Da mein aktuelles Leben sehr unruhig geworden ist mit all dem, was ich gerade behalten und aushalten muss, und sich wie eine Überforderung anfühlt, zumal ich auch noch einen Altersschub bekommen habe, wache ich mehrfach in der Nacht auf, und fühle mich morgens ziemlich erschöpft.

    Deshalb habe ich mir den Wecker um fünf Uhr mit dem Gedanken "Freu dich auf den neuen Tag!" belegt. Das macht jetzt mein Leben nicht bunter und strahlender, es ist eher die stille Erleichterung, oh wie schön, dass ich aufgewacht bin und lebe.

    Als ich fünfzig Jahre alt wurde, hatte ich die ersten Ausfallerscheinungen. Wortfindungsstörungen im Gespräch oder wenn ich in Gedanken war, dieses Gefühl irgendwas vergessen zu haben, beim Einkaufen mir eine Liste machen zu müssen.

    Da das mehrere Tage angedauert hat, und ich natürlich als Sozialarbeiter über die Folgen langjährigen, regelmäßigen Konsums von alkoholischen Getränken besser Bescheid wusste, war ich entsprechend erschreckt.

    Aber nach einigen Tagen lief mein Leben wieder in den alten Bahnen, und ich habe gelernt zu verstehen, dass solche Phasen unversehens kommen, sich manchmal monatelange Pausen gönnen, und dann plötzlich wieder im Raum stehen. Und mit der Zeit habe ich den Schrecken verloren, weiß es aber trotzdem sehr zu schätzen, weitestgehend körperlich und geistig gesund zu sein.

    Natürlich habe ich ein halbes Dutzend chronischer Erkrankungen, die mich mehr oder weniger einschränken. Aber selbst wenn dies ziemlich belastend ist, führen sie nicht zwangsläufig zum Ende meines Lebens.

    Und so komme ich zurück zur Freude und der Dankbarkeit über den neuen Tag, denn gerade heute darf ich besonders staunen. In der Nacht der stürmische Regen, am Morgen der unglaubliche Sonnenaufgang, die Elemente des Himmels meinen es wieder besonders gut mit uns.

    Unterwegs hat sich Hilde die Wunde aufgekratzt und muss seitdem ihre Pantoffel tragen. Der Heilungsprozess scheint ziemlich zu jucken, und so ist sie mit mir ärgerlich, wenn ich sie behandele. Und mich ärgert es natürlich auch, wenn sie so doof ist. Aber ja, sie ist ein Hund, und ich darf dankbar sein, dass Hilde bei dem Kampf keine schlimmeren Verletzungen erlitten hat.

    Das wird schon heilen. Und dann zähle ich mir an den inneren Fingern ab, ob ich auch an alles gedacht habe. Da ich keinen tatsächlichen Reiseplan habe, justiere ich meinen Weg an jedem Morgen neu. Und so komme ich auch dort zu neuen Ecken, wo ich dachte, schon alles zu kennen.

    Wer war schon in Holpe und im Biebertal, bei der Amöneburg oder in Bellnhausen. Ja, ich weiß, dass kennt so mancher, und jemand hat sogar einen Blutegelanlegelehrgang dort gemacht.

    Aber wer hat schon mal beim Metzger Kutsch in Ebsdorf Leberwurst gekauft, die dort in der Kugel hergestellt wird, und so ganz anders ist, wie ich das kenne. Nebenan beim Bäcker gibt es auch Käse zum Puddingteilchen, das ist jetzt fast so wie in Frankreich oder Spanien. Nur der September ist schon ein bisschen kühl geworden.

    Über Nacht stehen wir in Homberg/Ohm, fahren zum Sonnenaufgangsspazieren nach Appenrod, und zum Frühstück in den Wald an der L3343 bei Maulbach, wo auch die Geschichte entsteht.
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