- Показать поездку
- Добавить в корзинуУдалить из корзины
- Поделиться
- День 103–104
- 7 октября 2024 г., 10:13 - 8 октября 2024 г.
- 1 ночь
- ☁️ 13 °C
- Высота: 64 м
ГерманияRothemühle52°20’0” N 10°25’31” E
Zwischendurch Spielen

3.024 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 160 km/ Gesamt 366.906 km /Ø121,33 km)
06.10.2024
Parkplatz
38106 Braunschweig
Deutschland
In den letzten Tagen träume ich lebhaft. Bis ins Aufwachen hinein beschäftigen mich die Gedanken der Nacht, bei denen ich merke, dass sich Ereignisse des Tages hineinmischen.
Wir sind in den Taschen meiner Vergangenheit unterwegs, parallel unterhalte ich mich mit den Menschen meiner Gegenwart. Eine Mischung, die eigentlich nur um Braunschweig herum passieren kann.
Meide die Stadt, hat mein Sohn gemeint. Heute wäre ein Fußballspiel gegen Hannover, das gäbe immer Randale, auch in den Randbezirken zu den Autobahnen hin. Also fahre ich Richtung Wolfsburg und ins Wolfenbütteler Land, wo wir gewohnt haben, wo einige nette Menschen von früher leben, die Kinder zur Schule gegangen sind, ich sämtliche ihrer Sportveranstaltungen besucht habe.
Ich begegne niemanden, den ich kenne. Manchmal guckt mich jemand ernst an, aber Jahrzehnte lassen die Erinnerungen verblassen. Ich weiß, wer da und dort gewohnt hat. Und vermutlich immer noch in dem oder jenem Haus leben wird, weil die Treue ja gerne mit Besitz verwechselt werden kann.
She doesn't life here anymore, haben schon die Roxettes 1995 gesungen. Und manchmal bedeutet das viel mehr, als nur eine Tatsache. Und auf solchen Fahrten springen sie mir nochmal auf den Beifahrersitz, die alten Erinnerungen. Die Menschen dazu bleiben fern, und so warte ich auch nicht mehr vor dem Haus ihres Lebens.
Wir durchstreifen Orte, gehen auf Feldwegen spazieren im kalten Sonnenscheinwind, der über die Felder streift. Heute bin ich offen für Bilder, vielleicht auch wegen dem Vergangenem, weil ich in der Gegenwart mit Hilde und dem blauen Bus alleine bin.
Der alte Mann in dem dunklen Fahrzeug auf dem Rastplatz springt mir ins Gesicht, als er sich waschen geht. Ausgebeulte Jogginghose, Sweatshirt, schwerfälliger Gang, er hat auf dem Platz die Nacht geschlafen. Nachmittags ist er nochmal dort, starrt durch die verschmierte Windschutzscheibe, als sei dort der Fernseher. Die Seitentür geöffnet, wartet er für Stunden.
Ich bezweifle, dass er viel wahrnimmt, vielleicht wartet er einfach darauf, dass das Unmögliche ihm wieder die Tür öffnet, das Gestern ihn im Heute abholt. Lost Generation. Mal in ganz anderem Gewand. Es ist schwer, nicht mehr weitergehen zu können, wenn der Rückweg versperrt ist.
An einem Waldparkplatz haben wir Schatten gefunden für ein Schläfchen, bis uns eine Frau in Schwarz weckt, die neben uns parkt und alleine spazieren geht. Ist das so, weil es früher den gemeinsamen Weg gab, der Tod die Ketten sprengt, aber wir nicht aus den Bindungen weichen können, weil sie Halt geben.
Der Hund sei gestorben, aber er gehe weiterhin jeden Tag die gleichen Wege, sagte vor kurzem ein trauriger Mann, der in seinem Camper lebt. Er habe ja niemanden mehr. Jeder Mensch geht mit Trauer anders um. Das kannst du nicht lernen, das ist da, und du musst damit fertig werden.
In jedem Beruf lernst du dein Geschäft in allen Facetten. Als Mensch sind alle Ereignisse immer neu und unbekannt. Ob du heiratest, Kinder bekommst, einer stirbt. Alles ungelernt. Plötzlich bist du konfrontiert. Und ich frage mich immer, wie Menschen so naiv sein können, zu glauben, sie würden das Richtige tun.
Intuition. Das hat doch schon immer irgendwie geklappt. Ja, ja, auch ich habe das Ammenmärchen geglaubt. Weil ich selber Kind war, kann ich Kinder erziehen. Weil ich Eltern hatte, weiß ich wie Ehe geht. Nur das mit dem Tod und dem endgültigen Getrenntsein, das kann ich jetzt perfekt.
Aber ich bin gut mit Sonnenschein und den Bildern des Lebens. Mit dem Leben im blauen Bus und dem Reisen durch die Tage meines, unseres Seins. Wir lachen viel in der letzten Zeit und toben herum, die Hilde und ich. Jeder Tag ist ein Geschenk und das ist gut so.
Natürlich geben wir in Allem unser Bestes, um die Gegenwart zu einem wunderschönen Ort zu machen. Der Schlüssel ist die Liebe. Zu unseren Tieren, Kindern, Ehepartnern. Und wenn es uns gelingt, sie frei zu halten von Eigennutz und Selbstsucht, dann kann da perspektivisch auch was Gutes entstehen.
Und so rücken sich die Dinge bei so einer Fahrt über Land wieder zurecht.Читать далее
Jan CuxMoin, mit zunehmenden Alter, nimmt die Zahl der Menschen ab, mit denen man einen Teil des eigenen Lebens gelebt hat. Das wird einem immer an ehemaligen Wirkungsstätten bewusst. Aber so ist das Leben, wenn man zurückgezogen lebt. Im Fall der Globetropper ist es ganz besonders hart. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, hat man so viel gesehen und erlebt, viele neue Freundschaften geschlossen und sich weiter entwickelt. Reisende lernen viele Perpektiven im Umgang mit dem Leben kennen und erweitern so ihren Horizont, fortwährend ihrer Reise. Das ist auch der Grund, warum die Reise nie zu Ende geht. Im gebrechlichen Alter geht die Reise auf einer geistigen Ebene weiter, bis zum Tode. Erst das loslösen des Bewußtseins vom Körper beendet die irdische Reise und wird anschließend spirituell fortgeführt. Bewusstsein ist Energie und kann sich nicht in Luft auflösen. Wir können gespannt sein, auf die Reise danach.