• Schweiburg

    Oct 19–20, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 16 °C

    3.036 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 83 km/ Gesamt 368.268 km / Ø121,30 km)

    Wohnmobilstellplatz
    26349 Schweiburg
    Deutschland

    Es regnet. Und dabei hatte ich gestern so einen großartigen Tag. Mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen bis 21°C. Aber dann hat sich abends eine Mücke mit eingeschleust, die allen Angriffen widerstand, mich dafür aber die ganze Nacht gepeinigt hat, sodass ich zeitweise mit Hilde komplett unterm Bettzeug verschwunden bin.

    Zusammengekrümmt bedankt sich der Rücken mit einem freundlichen Ziehen, das auf die Brust drückt und mir den Atem erschwert. Keine gute Stimmung für jemand, dessen Herz manchmal Probleme macht, und gerade mit wenig Schlaf und denkbar schlechter Laune, wird aus der Mücke schnell ein Elefant, den ich noch gerade so aus der Türe rausschieben konnte.

    Hilde wollte dann auch gleich mit, weil ich abends zu träge war für einen notwendigen, kleinen Abendspaziergang. Fünfundsiebzig Minuten nach Mitternacht hätte mich ein unschuldiger Schlafwandler für ein Gespenst halten können, wie ich so in Unterwäsche über die Wiese stapfe. Kaum sind wir im Bus zurück, weint der Himmel.

    Na dann, gute Nacht. Wenn die Mücke nicht gewesen wäre, die seit heute Morgen verschwunden ist. Vermutlich im Tiefblutschlaf, erholt sie sich für die nächste Attacke. Wir schlafen auch lang in den Tag hinein. Immer noch regnet es, was man angesichts des Vortages kaum glauben mag.

    Wilhelmshaven hat eine vorgelagerte Halbinsel, auf der man vom Marinestützpunkt bis zum Freibad Klein Wangerooge fahren kann. Dabei sind diese schönen Bilder am blauen Wasser entstanden. Über Cäciliengroden fahren wir parallel zum Deich bis Petersgroden, und finden nach einem Spaziergang am Windrad den kleinen, schwarzen Adalia bipunctata am blauen Bus.

    Nach Dangast hinein zieht sich eine Verkehrslawine, jeder Parkplatz wird zu einem Geldsäckl, die Münzen und Scheine sammeln sich im Minutentakt. Ob das jetzt nur der Wochenendbär ist oder sich dahinter eine besondere Veranstaltung verbirgt, kann ich nicht rausfinden, sodass ich lediglich ein paar schöne Häuser mitbringe.

    Also weiter am Deich entlang zum Vareler Hafen, der sich ebenfalls fürs Wochenende rüstet. Vorbei an Pferden, Kühen und Raubvögeln, riesigen Schwärmen an Seeschwalben, und einsamen Bauern auf Treckern im Feld, kommen wir zum Hafen.

    Varel zieht sich ewig lang. Vom Ort, der sich aufs Land zurückgezogen hat, fährst du zum Liegehafen, an dem sich Generationen von Häusern, Kränen, Kunstwerken, Booten und Lokalen niedergelassen haben, bei denen es nicht sicher ist, ob der Zahn der Zeit schon ganze Arbeit geleistet hat.

    Du kannst bis zum Bistro kurz vor der Schleuse fahren, dann ist der Jadebusen aber immer noch 500 Meter weit entfernt. Macht jetzt auch nichts, ich habe ihn ja schon aus der Ferne betrachtet. Und im Verhältnis zu manchen anderen Busen wirkt er mit seiner Tiefe von 18 Metern ja ziemlich flach auf seine Gesamtfläche von 190 km².

    Ich lese von einem kostenlosen Stellplatz und stelle fest, dass wir hier zu einem früheren Zeitpunkt schon mal auf einem Weg den Deich hinauf, den Busen sehen konnten, da war ich aber gangtechnisch noch besser unterwegs. Und auch an dem Stellplatz bin ich schon gewesen, der in Front einer Siedlung mit Einfamilienhäusern liegt. Nur damals waren hier Baufahrzeuge abgestellt, sodass ich es seltsam fand, uns dazwischen zu platzieren.

    Heute ist der Zweck eindeutig, die Katze gegenüber ist entsprechend neugierig, was Hilde überhaupt nicht leiden kann. Aber mit der verschlossenen Windschutzscheibe ist das Thema auch durch. Die Frage nach so einem "nahen" Stellplatz lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass zumindest der Bäcker vor Ort von den wechselnden Kunden profitiert. Es gäbe sonst noch eine Schneiderei, zwei Landmaschinenverkäufer, einen Edeka, sowie eine Info-Beihilfe mit einer Rezension, die allerdings schon zwei Jahre alt ist, und von Nutzlosigkeit spricht. Dem gegenüber sagt ein Localer Guide ihr Professionalität und Wert nach.

    Wir brauchen weder Informationen noch Beihilfe, der blaue Bus fährt grade gut, und irgendwas nähen lassen, ist auch nicht sinnvoll. Ich trage meine Bekleidung, solange es geht, aber wenn kaputt, dann weg. Und Gelenke kann man halt nicht so einfach nähen.

    Gegen Mittag, gerade als die Geschichte fertig ist, hört es auf zu regnen. Windstill und Grau bleibt der Tag erstmal, zum Reisen genauso gut geeignet wie Sonnenschein.
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