• Mildstedt

    29.–30. okt. 2024, Tyskland ⋅ ☁️ 13 °C

    3.046 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 109 km/ Gesamt 369.137 km / Ø121,18 km)

    Wohnmobilstellplatz
    25866 Mildstedt
    Deutschland

    Die Zeitumstellung wirkt schneller als gedacht. Es ist halb sechs und ich bin wach. Leider habe ich die Nacht vorher auch nicht gut geschlafen, sodass es nicht verwunderlich ist, dem jetzt ein Ende zu bereiten. Da mich Hilde grundsätzlich für normal hält, stört es sie auch nicht, dass ich jetzt schon den Bus umbaue, weil ich früh von hier aufbrechen will.

    Hauptsächlich, weil wir hier nicht spazieren gehen können, und nebensächlich, da es jetzt durch den Verkehr schon ziemlich laut ist. Das liegt sicher an der Nähe von Husum und der umgebenden Landstrasse 5, die die Stadt mit der Nordseeküste vertikal verbindet.

    Die Nordsee hat in der Zwischenzeit ihre Tore für uns weit geöffnet, um uns ihre negativen Seiten schmackhaft zu machen. Meer weg, Schlick da, ist ein schon bekanntes Phänomen, das uns zeitlich den hellen Tag über immer wieder betrifft. Sturm, Regen, Pfützen haben wir gestern voll erwischt, sodass Spaziergänge zu einer ziemlich nassen Angelegenheit mutiert sind. Nicht das platschende Nass, sondern die stetige Berieselung entsprechend der Windrichtung gerne horizontal und durchaus penetrant, sodass wir eigentlich nur auf Asphalt einigermaßen fusstrocken gehen können.

    Aber das riecht nicht gut, und so habe ich die Pfützen auf den Wiesenplätzen kennengelernt, bzw mit meinen Sandalen betreten. Für Hilde ist Eile ein Fremdwort, obwohl sie schon die entsprechenden Aufmunterungen kennt, sodass wir immer glücklich im Bus zurück sind.

    Man muss nur die Definition von Glück variabel halten, dann wird es der gute Schluss von jedem Lied. Ein drittes Phänomen - und dabei ist mir die Ursache nicht schlüssig - ist die Unzuverlässigkeit von Google. Wie oft bin ich auf dem Weg zum Deich an Privatstrassen geendet, von denen mir eine Durchfahrt signalisiert wurde.

    Die Krönung ist der Westerhever Leuchtturm, dabei endet die Straße an einem kostenpflichtigen Parkplatz drei Kilometer vorm Ziel. Da wäre ich erst gar nicht hingefahren, weil ich soweit nicht laufen kann, und bei so einem Wetter auch nicht laufen würde, wenn ich könnte.

    In St. Peter Ording bringt mich das bei der Dünen Therme ebenso in Nöte, weil die Straße an einer Schranke im dichten Menschengewusel endet. Zum Glück bin ich schmerzfrei und kann den Bus auch auf einem Teller wendet, aber das mir folgende Wohnmobil fand das sicherlich nicht so lustig.

    Aber das Fahren in unbekannte Gegenden bringt so manches schöne Bild mit sich und zugleich solche Erinnerungen, die eher persönlich sind, dafür aber intensiver. Der Schwan im Abflug, oder die Baumaschinen am Deich. Der vom Wind gebeutelte Unterstand und die Schafe im Deichvorland. Die Bank an der Hütte oberhalb des verschlickten bootsfreien Hafens.

    Oder der vom Wind gebeugte Baum am Wegesrand und das Schöpfwerk hinter dem noch nicht geernteten Kohlfeld. Das Haus mit den Köpfen am Eingang in St. Peter und das verwaschene Bild vom nächtlichen Schlafplatz.

    Wir passieren das Eidersperrwerk, nachdem wir vorher in Hilgroven fast von einem Milchtransporter gestreift wurden. Und danach im Ehstensiel gewahrwurden, dass Schiffe keine Voraussetzung für Häfen sind. Aber ich beim Bauern nebenan das beste Rindfleisch kaufen könnte.

    So plätschert auch ein solcher Tag fröhlich vor sich hin. Bald ist Weihnachten, fällt mir in diesem Zusammenhang ein, da ist Mensch ja auch vor Überraschungen nicht sicher. In diesem Zusammenhang freue ich mich auf den neuen Tag und würde dir auch Ähnliches gönnen.
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