• Neukirchen

    31 okt.–1 nov. 2024, Duitsland ⋅ 🌬 13 °C

    3.048 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 82 km/ Gesamt 369.340 km / Ø121,17 km)

    Landvergnügenhof
    Neukirchen/
    Nordfriesland
    Deutschland

    Obwohl wir noch einige Kilometer bis zur dänischen Grenze haben, ist dieser Teil der Reise entlang der Nordseeküste mit einem farbigen Bonbon an wunderschönen Bildern zuende gegangen. Wenn ich es denn gegeneinander aufwiegen würde, was die trüben Tagen mit dem sonnigen Schlussaccord mir gebracht hat, dann weiß ich mit großer Dankbarkeit zu schätzen, wie gut es Gott mit uns meint.

    Denn ohne das grautrübneblige Wetter kommen den überschwänglich schönen Farben und Stimmungen nicht so eine Bedeutung zu, hätte ich vielleicht mit weniger Ehrfurcht diese Momente genießen können. Wobei das selbstverständlich eine unbegründete Hypothese ist, denn wäre ich drei Wochen auf Sonnentellern unterwegs gewesen, wer weiß, welche Geschichten und Bilder dann entstanden wären.

    Nein, es ist gut so, wie jeder Tag ist. Und auch die fast schwarzweißen Bilder habe ihre besondere Schönheit. Und was in meinem Kopf abgeht, das ist sowieso oft nicht übertragbar. Da sind die trüben Tage vielleicht voller guter Gedanken und Erinnerungen, voll mit Gebeten und menschlicher Nähe. Während ich an solch farbigem Erleben nicht viel übrig habe für meine Umgebung, da meine Sinne aufs Äußerste angespannt sind.

    Tatsächlich bin ich sehr dankbar für das auf und ab in meinem Leben, weil es sich lebendig anfühlt, immer in einer leichten oder stärkeren Anspannung unterwegs zu sein. Nichts ist selbstverständlich und nach 50 Tagen ist die Wunde in Hilde's Gesicht immer noch nicht ganz geschlossen. Trotzdem ist sie guter Dinge. Mein dicker Zeh muckt in diesen nasskalten Tagen wieder, eine kleine Entzündung lässt mich mit Dankbarkeit zurückblicken auf jene Tage in Portugal vor drei Jahren als die Wunde sich überhaupt nicht schließen ließ.

    Wie gut ist es mir in der Zwischenzeit gegangen. Und heute ist einer der beiden wöchentlichen Kontrolltermine meines Blutdrucks. Wie froh bin ich, wenn das Herz regelmäßig schlägt, und die Werte unproblematisch sind. Mir ist jetzt vieles bewusster, was ich früher als selbstverständlich genommen habe. Das ist ebenfalls nicht vergleichbar, das Leben ist halt nicht vorhersehbar.

    Und so geht mir das mit dem Wetter und dem Land auch. Selbst wenn ich schon mal da war, ist das kein Indiz dafür, dass sich die gute Stimmung wiederholt oder sich das Trübe erneut einstellt. Schon der morgendliche Spaziergang ist unberechenbar, und auch diesen Hasen sehen wir erst, als er unmittelbar vor uns aufspringt, nachdem wir auf dem Hinweg unbemerkt an ihm vorbeigegangen sind. Nichtsdestotrotz ist von diesem Moment an die Entspannung weg, und wir kämpfen uns zum Bus zurück.

    Mittags kommt die Sonne raus, gerade rechtzeitig für die bevorstehende Küstentour, die hier oben besonders meernah ist, weil in den Häfen die Fähren zu den Halligen und den Inseln ablegen. Dank weniger Tourismus, so vermute ich, sind die Einheimischen entspannter. Und Vogelkundler sind bekanntermaßen mit Ruhe gesegnet.

    Wir befinden uns so dazwischen, genießen die kleinen Orte wie die Häfen, die bevögelten Seen wie die verschaften Deiche, das Land dazwischen mit den Bildern eines Himmels, dem nie die Farben ausgehen, selbst wenn sie noch so kitschig und bonbonig aussehen.

    Ein Sonnenuntergang auf dem Meer. Häuser wie Geschenke auf dem Land. Wasser mit Spiegelungen und Flüssen, die in die Ferne schauen. Boote, Kirchen und Jahrhunderte in der Vergangenheit zurück. 1862. Da konnte man schon große Häuser bauen, die heute noch bewohnbar sind.

    Ein Farbenspiel der Superlative, die unseren Weg in Bildern zeigen. Wenn das jemand in Worten tun kann, dann bekomme ich feuchte Augen. Diane Ackerman ist das gelungen, als sie in ihrem Buch 'Der letzte Albatros' eine Amazonasreise beschreibt. Sie zieht Vergleiche, die mich spüren lassen, was sie meint, vermischt die verschiedenen Genres, um den besonderen Wert eines Moments herauszufiltern. Ihre Sätze sind ein Potpourri an kommagefüllten Nebenschauplätzen, die weder langweilig noch atemlos wirken.

    Ein Buch, gut recherchiert, hautnah berührt, federleicht bis taunassschwer, voller Bewegung und atemloser Stille. Eine deutsche Erstausgabe von 2003, acht Jahre nach dem Original, ein Text komplex wie Counting Crows Songs, bei dem alleine die Bilder schon so vielschichtig sind, dass es deutschen Worten an Phantasie zu mangeln droht.

    Wir sind beide heute morgen sehr langsam zu Fuß unterwegs, wobei Hilde liegt und ich sitze. Vielleicht liegt die Stimmung mit an dem Garten, in dem wir aufgewacht sind.

    "Herzlich Willkommen auf Bynebüll, unserer Warft unter dem großen Noldehimmel an der Nordseeküste in Neukirchen/ Nordfriesland, im Werkhaus für kreative Kommunikation. 

    Hier befinden sich Musikschule und Musikstudio, hier ist der Stammsitz des mahamudra- Figurentheaters mit Werkstatt, Atelier und Probebühne, hier wird kreativ gearbeitet, hier ist der 'Kunstraum' für musikalische Projekte, Ausstellungen, Begegnungen, ausgewählte Workshops u.v.m., hier holen sich gemeinnützig Engagierte kompetente und kreative Fundraising-Beratung.

    Hier heißt das für uns: Leben, arbeiten und öffentlich wirken unter einem Dach.

    Aber hier kann man auch wunderbar Urlaub machen. Unsere Gäste erwartet eine geräumige und hochwertig eingerichtete Ferienwohnung, in der sie auch musizieren dürfen und vielleicht sogar Lust bekommen, Angebote der Musikschule oder des Musikstudios im Hause zu nutzen."

    http://www.bynebuell.de/

    Hier gibt es den nördlichsten Landvergnügenhof, hier ist schon Peter Gebhard @bulliabenteuer
    www.peter-gebhard.de/
    auf seiner 360°Deutschlandtour angekommen.

    Nach soviel sprühender Aktualität wenden wir uns jetzt den profanen Dingen zu, und suchen den Hasen von Neukirchen auf unserem Morgenspaziergang.
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